(Hongkong) Der gestern verhaftete Kardinal Joseph Zen wurde gegen Kaution wieder freigelassen. Die Schockstarre unter den Christen und der Demokratiebewegung Hongkongs ist groß. Die Verhaftung des 90jährigen emeritierten Bischofs von Hongkong, der seit vielen Jahren die graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche ist, und anderer Aktivisten hat Entsetzen ausgelöst. Im Hintergrund wird die Hand des künftigen Regierungschefs John Lee vermutet, der im Auftrag Pekings die verbliebene Freiheit Hongkongs beseitigen soll.
Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte auf Nachfrage, daß der Heilige Stuhl „sehr besorgt“ sei, wegen der Nachricht von der Verhaftung des Kardinals, und die Entwicklung mit „größter Aufmerksamkeit beobachte“.
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) verurteilte die Festnahme umgehend und forderte die Freilassung des Kardinals. In einer Graphik zeigt sie den Kardinal symbolträchtig vor der Fahne der kommunistischen Volksrepublik China und Stacheldraht. In der IGFM-Erklärung heißt es auch:
„Der Vatikan schweigt zu Verletzungen von Religionsfreiheit und Menschenrechten durch die chinesische Regierung.“
Insgesamt findet die Verhaftung des Kardinals in den westlichen Mainstream-Medien nur ein verhaltenes Echo. Jene, die sich gerne lautstark als „Verteidiger der Menschenrechte“ ausgeben, auch solcher „Rechte“, die es gar nicht gibt, schauen unwillig weg. Es ist diese Heuchelei der linksgrünen „Bessermenschen“, unter der der Westen stöhnt und leidet.
Die Diözese Hongkong sagt in ihrer Erklärung:
„Die katholische Diözese Hongkong ist äußerst besorgt über den Zustand und die Sicherheit von Kardinal Joseph Zen und betet für ihn. Wir vertrauen darauf, daß wir in Hongkong auch in Zukunft die Religionsfreiheit gemäß dem Grundgesetz genießen werden. Wir fordern die Polizei- und Justizbehörden in Hongkong auf, den Fall von Kardinal Zen im Einklang mit der Gerechtigkeit zu behandeln und dabei unsere konkrete menschliche Situation zu berücksichtigen. Als Christen glauben wir fest daran: Der Herr ist mein Hirte, mir fehlt nichts. (Ps. 23:1)‘ “.
Und weiter:
„Wir sind um seine Sicherheit besorgt. Wir vertrauen darauf, daß wir auf der Grundlage des Grundgesetzes weiterhin Religionsfreiheit genießen werden“.
Der PIME-Missionar (Päpstliches Institut für die auswärtigen Missionen) Gianni Griviller, der viele Jahre mit Kardinal Zen in Hongkong zusammengearbeitet hat, nennt das Vorgehen des Regimes ein „einschüchterndes und unmenschliches Verhalten“.
Die Festnahmen seien „die Visitenkarte des neuen Regierungschefs John Lee. Nachdem das Regime die „Feinde“ aus Politik, Wirtschaft und Kultur bekämpft hat, seien nun „die Religionen im Fadenkreuz“, so P. Criviller.
Kardinal Zen wurde zwar gegen Kaution freigelassen, doch wird er sich einem Prozeß nach dem berüchtigten neuen Gesetz zur nationalen Sicherheit stellen müssen.
Pater Criviller nennt Kardinal Zen das „Gewissen von Hongkong“. Dessen Festnahme am 11. Mai werde als „ein Tag unvergeßlicher Traurigkeit“ in die Geschichte eingehen.
Peking etabliert in Hongkong ein Polizeiregime
Wer die Ereignisse im Fernen Osten kennt, weiß, daß Kardinal Zen, der im 91. Lebensjahr steht, ein Streiter Gottes im besten Sinn des Wortes ist, der zum Löwen wird, wenn er für die gerechte Sache kämpft, aber ansonsten ein wehrloser Mann ist, der sein ganzes Leben in größter Demut und Bescheidenheit lebte. So verbringt er auch sein Alter in der Niederlassung der Salesianer, denen er angehört, „ohne einen Schatten von Luxus und Privilegien“, so P. Criviller, der in einem Kommentar schreibt:
Er ist ein mutiger Mann, der edle Vater der demokratischen Bewegung, der Führer der ganzen zivilisierten Gemeinschaft. Die Verhaftung von Kardinal Zen ist ein durch und durch politischer, demonstrativer, einschüchternder und, ich wage es zu sagen, auch ziemlich unmenschlicher Akt. Kann man einen 90-jährigen Mann verhaften, zu dem Millionen von Menschen auf der ganzen Welt mit Bewunderung und Respekt aufschauen?
Zen wurde gegen Kaution freigelassen, was menschlich gesehen eine Erleichterung ist, weil wir ihn uns nicht in einer Gefängniszelle vorstellen müssen. Aber die unerträgliche Schwere der Verhaftung bleibt: Es wird einen Prozeß geben, haßerfüllte Anschuldigungen, die darauf abzielen, eine edle und großherzige Person zu diskreditieren. Und wir dürfen nicht vergessen, daß viele unserer demokratischen Freunde für ihre Ideale der Freiheit im Gefängnis sitzen. Er wurde zusammen mit anderen prominenten Mitgliedern der Demokratiebewegung verhaftet, darunter drei prominente Frauen: Margaret Ng, Cyd Ho und Denise Ho.
Zen wird beschuldigt, mit ausländischen Kräften zusammenzuarbeiten. Die Anklage stützt sich auf seine formale Verantwortung bei der Einrichtung des Fonds 612 (12. Juni), der geschaffen wurde, um – mit rechtlicher, finanzieller, moralischer und medizinischer Unterstützung – jenen zu helfen, die während der demokratischen Demonstrationen, die am 12. Juni 2019 begannen und am 1. Juli 2020 mit der Einführung des Gesetzes über die nationale Sicherheit endeten, verletzt, festgenommen, angegriffen oder mit Gewalt bedroht wurden. Der Fonds sammelte Spenden, auch aus dem Ausland, so ist zu vermuten. Nach der Einführung des Gesetzes über die nationale Sicherheit hatte er seine Tätigkeit jedoch eingestellt. Es handelt sich also um eine rückwirkende Anwendung eines Gesetzes, das in jedem Fall freiheitsfeindlich ist.
Die Verhaftung ist ein schlechtes Aushängeschild für den neuen Regierungschef John Lee – den Mann, der für die Einführung eines Polizeiregimes in Hongkong verantwortlich ist – der am 8. Mai mit 99 Prozent der Stimmen der Sonderwahlkommission gewählt wurde. Lee wird sein Amt erst am 1. Juli nächsten Jahres antreten, doch soll damit deutlich gemacht werden, daß er bzw. Peking bereits das Sagen hat. Diese unglaubliche Verhaftung (er ist immerhin Kardinal) hat meines Erachtens auch eine gewisse Boshaftigkeit gegenüber Carrie Lam, der scheidenden, katastrophalen Regierungschefin, die aber denselben katholischen Glauben wie Zen teilt.
Seit 2003 wird Zen als das „Gewissen Hongkongs“ bezeichnet: eine Führungspersönlichkeit in einer Stadt, die für sich einen Weg zu Freiheit und Demokratie gesucht hat, wie er im Grundgesetz für Hongkong festgelegt ist. Wir haben ihn mit den Menschen auf den Straßen, auf den Plätzen, in den Gefängnissen, im Victoria Park gesehen… ein Hirte an der Seite der Menschen. Millionen von Bürgern gingen in Hongkong auf die Straße, und Zen mit ihnen, unter ihnen, vor ihnen. Eine Bewegung von Menschen, von jungen Menschen, von Menschen, die frei sein wollen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen.
Südkorea hatte Kardinal Stephen Kim: der Vater des Vaterlandes, der das Land vor der Militärmacht rettete, indem er von der Polizei bedrohte Demonstranten in der Kathedrale aufnahm (1987). Auf den Philippinen rief Kardinal Jaime Sin das Volk dazu auf, Corazon Aquino gegen den Diktator Ferdinand Marcos zu verteidigen. Hongkong hat Kardinal Zen, das Gewissen Hongkongs.
Zens Verhaftung verdichtet die unheilvollen schwarzen Wolken über Hongkong. Es wird in den kommenden Monaten und Jahren nicht besser werden. Es wird noch viel schlimmer werden, bevor es besser wird. Das Muster der schrittweisen Kontrolle durch das Regime war in China bereits umgesetzt worden: erst politische Feinde beseitigen, dann wirtschaftliche Feinde, dann kulturelle Feinde und schließlich Religionen. Der katholischen Kirche in Hongkong stehen noch weitere schwierige Monate und Jahre bevor. Aufgrund einer blutigen historischen Entscheidung werden die wunderbaren Menschen in Hongkong nicht in Freiheit und Demokratie leben können.
Der von Pater Criviller genannte John Lee Ka-chiu war stellvertretender Polizeichef und Minister für öffentliche Sicherheit in Hongkong. Als solcher war er 2019 maßgeblich an der Niederschlagung der Demokratiebewegung beteiligt. Das kommunistische Regime in Peking belohnt ihn dafür. Seit Juni 2021 ist er der ranghöchste Beamte der Sonderverwaltungszone Hongkong. Am 1. Juli wird er sogar Regierungschef. Am 24. April ließ er mit der Aussage aufhorchen, es sei nicht nötig die Pressefreiheit in Hongkong zu verteidigen, da diese ohnehin bestehe. Nicht nur diese Aussage, sondern nun auch die repressiven und willkürlichen Verhaftungen werfen einen dunklen Schatten auf die Zeit nach seiner Amtseinführung als Regierungschef voraus.
Hongkong als ehemalige britische Kolonie besitzt innerhalb der Volksrepublik China den Status einer Sonderverwaltungszone mit einem formal hohen Grad an innerer Autonomie. Doch die Kommunistische Partei Chinas arbeitet seit Jahren auf die Ausweitung ihrer totalen Kontrolle auf Hongkong hin.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: IGFM (Screenshot)
Den Schauprozeß gegen einen 90jährigen können die Kommunisten nur verlieren. (Genauso wie ihren albernen Null-Covid-Krieg.)
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) verurteilte die Festnahme umgehend und forderte die Freilassung des Kardinals.
Und der „sehr besorgte“ Heilige Stuhl „sehr besorgt“ sei, beobachte die Entwicklung mit „größter Aufmerksamkeit“.
Welch eine Schande! und das getraut sich der „Heilige“ Stuhl noch zu veröffentlichen!
Wann fordern wir endlich katholische Glaubenslehre und Katechese, ehrfürchtige Feiern der Heiligen Messen, sofortigen Entzug aller Gelder für kirchenzerstörende Organisationen und deren Verbot wie ZdK, BDKJ, kfd, Synodaler Weg, Domradio und andere Medien, Absetzung der kirchenzerstörenden Bischöfe und Theologen usw. Vor allem Abschaffung der Kirchensteuer, freie Wahl der Gläubigen, welchen Bischof sie unterstützen möchten. – sonst sind wir auch nur „sehr besorgt“ und beobachten die „mit größter Aufmerksamkeit“ die zerstörerische „Entwicklung“, die keine Entwicklung ist, sondern ein bewusstes und gewolltes Zerstören gottesfeindlicher Kräfte innerhalb der Kirche.