
(Rom) Obwohl der Angelus mit dem Papst am Sonntag im Freien gebetet wird, wurden die auf dem Petersplatz anwesenden Gläubigen angewiesen, ständig den Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Zur Begründung wurde auf „steigende Corona-Fälle“ in Italien verwiesen. Der Platz blieb entsprechend schütter besetzt.
Die Schar der Gläubigen und Rom-Besucher, die sich gestern zu Mittag vor dem Petersdom einfand, um die Ansprache von Papst Franziskus zu hören und mit ihm den Engel des Herrn zu beten, blieb überschaubar. Obwohl sich über der Ewigen Stadt ein strahlend blauer Himmel erhob, herrschte auf dem Petersplatz mäßiger Andrang. Ein Vergleich mit dem Vierten Adventssonntag 2019, dem letzten Jahr ohne Corona-Restriktionen, zeigt, daß sich gestern kaum ein Viertel der damaligen Menschenschar eingefunden hatte.
Grund dafür war wieder einmal Corona. Die Sicherheitskontrollen waren verlegt worden, was für einiges Durcheinander sorgte. Es sind aber die verordneten Corona-Maßnahmen, die den Zufluß fast versiegen lassen. Italien hatte diese vergangene Woche verschärft und der Vatikanstaat zog wie gewohnt nach. Selbst für den Aufenthalt im Freien wurde für den Petersplatz eine Maskenpflicht verhängt. Anders als im deutschen Sprachraum gilt in Italien allerdings keine FFP2-Maskenpflicht. Man begnügt sich, wie bereits in den vergangenen 23 Monaten, mit einem einfachen Mund-Nasen-Schutz. Dieser mußte gestern allerdings auf dem Petersplatz getragen werden, während es bisher nur eine Empfehlung gab.
Die staatliche italienische Presseagentur ANSA berichtete die Angelegenheit so:
„Die Gläubigen, die heute beim Angelus auf dem Petersplatz anwesend waren, wurden aufgefordert, während der ganzen Feier, obwohl sie im Freien stattfand, ihre Masken zu tragen. Dies war eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme des Vatikans, da der Platz dank des guten Wetters und der Ankunft in Rom zu den Feiertagen besonders überfüllt war. Auch beim Heiligen Stuhl kündigt sich ein überwachtes Weihnachtsfest an. Auch wenn vorerst keine weiteren restriktiven Maßnahmen geplant sind.“
Diese wurden bereits mit Oktober eingeführt. Seither ist der Zutritt zum Kirchenstaat nur mehr mit dem sogenannten Green Pass möglich, die nördlich der Alpen einer restriktiven 3G-Regel entspricht. Gesunde gibt es nicht mehr. Jeder muß, um außerhalb seiner vier Wände irgendwo Zutritt zu erhalten, seinen Corona-Status vorweisen. Von den 3G sind gerade die Genesenen am schlechtesten gestellt. Sie werden nicht aufgrund ihres Antikörperstatus anerkannt, sondern nur aufgrund eines behördlichen Quarantänebescheids und selbst ab dann nur für sechs Monate.
Papst Franziskus hatte zu Adventsbeginn bekanntgeben lassen, er werde die Mitternachtsmette im zweiten Jahr hintereinander bereits um 19:30 Uhr zelebrieren. Damit, so die offizielle Verlautbarung, solle die Zahl der Gläubigen gering gehalten werden, um Corona-Ansteckungen zu vermeiden. Die Messe zur Matutin des Christtages bereits am Vorabend zu feiern, stößt nicht bei allen Liturgikern und Gläubigen auf Verständnis.
Die beiden heiligen Nächte im Kirchenjahr, die Heilige Nacht und die Osternacht, sind liturgisch, was ihre Zeiten betrifft, nicht deckungsgleich. Die Osternacht wird zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang zelebriert, weil Jesus Christus irgendwann im Laufe der Nacht von den Toten auferstanden ist. Die Liturgie der Heiligen Nacht bezieht sich auf den Christtag, dessen Matutin, das Morgengebet, sie ist. Deshalb wurde sie bis zur Liturgiereform frühestens um Mitternacht zelebriert, ohne geboten zu sein.
So feiern die altrituellen Benediktiner von Nursia die Christmette nach den Vorgaben des heiligen Gründervaters Benedikt um 2:30 Uhr morgens.
Wer hat Angst vor Weihnachten?
Je näher das Geburtsfest des Herrn rückt, desto mehr werden die Corona-Maßnahmen verschärft. Wer fürchtet sich vor Weihnachten. Österreichs Regierung hat den „Lockdown für Ungeimpfte“ während des Weihnachtsfestes für die Dauer von vier Tagen aufgehoben. Mainstreammedien berichten von einer „Weihnachtsamnestie“ und „Freigang“. Beide Begriffe betreffen den Strafvollzug. Regierung und Mainstream geben zu verstehen, wie sie denken – auch über Weihnachten.
Schon zuvor war für gestern das Sonntagsgebot gekippt worden. Erstmals durften Österreichs Geschäfte offenhalten. Begründung: um den Menschen nach dem „Lockdown der Geimpften“ eine Möglichkeit zu geben, ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Und natürlich sollte es ein „Zuckerle“ für den Handel sein. Nur: Die Regierung führt damit ihre eigene Corona-Politik ad absurdum. Es war die Regierung, die den Lockdown verhängt und aufhebt. Sie hatte es in der Hand, den Menschen Gelegenheit für die Weihnachtseinkäufe zu geben, und das Sonntagsgebot unangetastet zu lassen. Stattdessen wurde Corona zum Vorwand genommen eine uralte Regelung zu kippen, die kirchenferne Kreise schon längst kippen wollten. Die Kirche schwieg dazu. Corona macht vieles möglich.
Grotesk wird es, wenn die Regierung die „Gefährlichkeit“ des Coronavirus beschwört, neuerdings in der Omikron-Variante, aber dann ausgerechnet zu Weihnachten die Restriktionen aufhebt. Ist das Virus nun gefährlich oder nicht!?
In Rom wie nördlich der Alpen läßt sich wieder einmal schließen, daß Corona vor ein Vorwand ist und die Corona-Maßnahmen willkürlich sind.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Twitter/Ines San Martin (Screenshots)