Gipfeltreffen von Joe Biden und Papst Franziskus Ende Oktober bestätigt

Die Schatten der Abtreibungsfrage


Zwei Wochen vor der Herbstvollversammlung der US-Bischöfe werden US-Präsident Joe Biden und Papst Franziskus zusammentreffen.
Zwei Wochen vor der Herbstvollversammlung der US-Bischöfe werden US-Präsident Joe Biden und Papst Franziskus zusammentreffen.

(Rom) US-Prä­si­dent Joe Biden wird Ende Okto­ber von Papst Fran­zis­kus im Vati­kan emp­fan­gen wer­den. Dies bestä­tig­te der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA, Msgr. Chri­sto­phe Pierre, gegen­über CNS, dem Nach­rich­ten­dienst der US-Bischö­fe. Kommt es zum Hand­streich in der Kom­mu­ni­on­fra­ge, bevor die US-Bischö­fe dar­über entscheiden?

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Bereits im Sep­tem­ber waren erste kon­kre­te Hin­wei­se bekannt gewor­den, daß Papst Fran­zis­kus den amtie­ren­den US-Prä­si­den­ten in Audi­enz emp­fan­gen könn­te. Bis­her gab es aller­dings nur Andeu­tun­gen, aber kei­ne offi­zi­el­le Bestä­ti­gung. Die­se kam nun indi­rekt vom Bot­schaf­ter des Hei­li­gen Stuhls in den USA, Erz­bi­schof Chri­sto­phe Pierre. Msgr. Pierre wur­de 2016 von Papst Fran­zis­kus zum Nach­fol­ger von Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò ernannt, der einer der füh­ren­den Kri­ti­ker des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats ist.

Fran­zis­kus wird Biden, so Msgr. Pierre, in der Zeit emp­fan­gen, in der sich der US-Prä­si­dent zum G20-Gip­fel in Ita­li­en auf­hal­ten wird. Das Gip­fel­tref­fen ist für den 30. und 31. Okto­ber in Rom geplant. Auch der 29. Okto­ber wur­de bereits als mög­li­cher Audi­enz­tag genannt, also unmit­tel­bar vor dem Gip­fel der Staats- und Regie­rungs­chefs, der Finanz­mi­ni­ster und der Zen­tral­bank­chefs der 19 wich­tig­sten Indu­strie- und Schwel­len­län­der sowie der EU. 

Der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA sag­te CNS, daß er am 6. Sep­tem­ber Fran­zis­kus im Vati­kan getrof­fen habe. Ganz oben auf sei­ner Auf­ga­ben­li­ste, so Msgr. Pierre, ste­he die Unter­stüt­zung des Hei­li­gen Stuhls bei den Vor­be­rei­tun­gen für den ersten Besuch von US-Prä­si­dent Biden im Vatikan.

„Es wäre eine Anoma­lie, wenn er in Rom nicht mit dem Papst zusam­men­tref­fen wür­de“, zumal Biden der erste katho­li­sche Prä­si­dent der Ver­ei­nig­ten Staa­ten seit 58 Jah­ren ist, so der Nun­ti­us.

Trotz einer „ange­spann­ten Situa­ti­on wegen der Agen­da der Demo­kra­ti­schen Par­tei zum The­ma Abtrei­bung“ zeig­te sich der Erz­bi­schof über­zeugt, daß es ein „gutes Tref­fen“ wer­den würde.

Kommunionempfang im Handstreich?

Wegen Bidens Abtrei­bungs-Agen­da for­dern Bischö­fe in den USA sei­nen Aus­schluß von der Kom­mu­ni­on. Wer die Abtrei­bung unter­stützt, habe sich selbst aus der Gemein­schaft der Kir­che aus­ge­schlos­sen, so ihr Stand­punkt. Dem wider­spricht die pro­gres­si­ve Min­der­heit im US-Epi­sko­pat, die der Demo­kra­ti­schen Par­tei nahe­steht. Auch San­ta Mar­ta kommt der Kom­mu­ni­onstreit unge­le­gen. Nach vier Jah­ren, in denen Papst Fran­zis­kus US-Prä­si­dent Donald Trump die kal­te Schul­ter gezeigt hat­te, wünscht man sich ein ent­spann­tes Ver­hält­nis zum Wei­ßen Haus. Mehr noch, der „magi­sche Moment“ soll genützt wer­den, den Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do im Juli 2017 mit den Wor­ten fest­stell­te: „Die Mensch­heit erlebt einen magi­schen Moment: Erst­mals stim­men das Lehr­amt des Pap­stes und das Lehr­amt der UNO überein“.

Papst Fran­zis­kus erklär­te im Sep­tem­ber 2013, in sei­nem ersten Inter­view, daß er dafür bereit ist, die „nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te“, wie sie sein Vor­gän­ger Bene­dikt XVI. nann­te, zurück­zu­stel­len. Ganz anders sieht das die Mehr­heit der US-Bischö­fe, die gera­de den Okto­ber als Respect Life Month bege­hen und den ersten Sonn­tag im Okto­ber zum Respect Life Sun­day erklärt haben, um für die Unan­tast­bar­keit eines unschul­di­gen Men­schen­le­bens und gegen die Abtrei­bung zu sensibilisieren.

Die Begeg­nung zwi­schen Fran­zis­kus und Biden wird vor der Herbst­voll­ver­samm­lung der US-Bischofs­kon­fe­renz statt­fin­den, die für den 15.–18. Novem­ber geplant ist. Auf der Tages­ord­nung steht die Abstim­mung über ein Doku­ment zum Kom­mu­nion­emp­fang, mit dem Abtrei­bungs­po­li­ti­ker wie Biden und Nan­cy Pelo­si, die Vor­sit­zen­de des US-Reprä­sen­tan­ten­hau­ses, (bei­de Demo­kra­ti­sche Par­tei) von der hei­li­gen Kom­mu­ni­on aus­ge­schlos­sen wer­den sollen.

Die Audi­enz für Biden vor die­sem Ter­min kann als „gro­ße Ver­su­chung“ gele­sen wer­den, daß Fran­zis­kus mit einem Hand­streich die US-Bischö­fe vor voll­ende­te Tat­sa­chen stel­len könn­te. Es scheint aus­ge­schlos­sen, daß Fran­zis­kus selbst bei die­ser Gele­gen­heit Biden die Kom­mu­ni­on spen­den könn­te. Es wür­de aber genü­gen, daß dies irgend­ein Prie­ster tut, denn es scheint undenk­bar, daß Biden bei sei­nem Besuch im Vati­kan nicht auch einer Mes­se bei­woh­nen wird. Für einen Hand­streich spricht die jüng­ste Wort­mel­dung des Papst­ver­trau­ten Kar­di­nal Peter Turk­son, der erklär­te, daß Joe Biden die Kom­mu­ni­on „nur“ wegen sei­ner Abtrei­bungs-Agen­da nicht ver­wei­gert wer­den dürfe.

Die Absicht dahin­ter: Die Tat­sa­che, soll­te Biden im Vati­kan „vom Papst“ die Kom­mu­ni­on gespen­det wer­den, wür­de es der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz fak­tisch unmög­lich machen, sie Biden zu ver­wei­gern. Selbst auf die unwahr­schein­li­che Gefahr hin, daß die Mehr­heit der US-Bischö­fe sich gegen Fran­zis­kus stel­len wür­de, wäre die ange­streb­te ein­heit­li­che Rege­lung für die USA unter kei­nen Umstän­den mehr zu erreichen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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