(Rom) Der Vatikanverlag Libreria Editrice Vaticana (LEV) legte das Buch „Papst Franziskus und das ‚Missale Romanum‘ für die Diözesen von Zaire“ vor. Ein Schritt auf dem Weg zum Amazonasritus? Ja, sagt VaticanNews, das Nachrichtenportal des Vatikan.
Das Buch wurde genau ein Jahr nach einer „Heiligen Messe für die kongolesische Gemeinschaft“ publiziert, die Papst Franziskus am 1. Dezember 2019 im Petersdom zelebrierte. Damals wurde die Frage gestellt, warum der Papst in der Heiligen Messe für Bischöfe, Priester und Gläubige des Kongo, in dem Französisch und Bantusprachen gesprochen werden, sich der italienischen Sprache bediente, wo sich die allen gemeinsame Kirchensprache Latein anbieten würde.
Das Vorwort zum Buch stammt von Papst Franziskus. Dessen Untertitel deutet an, daß es dabei um mehr als nur den Kongo geht:
„Ein vielversprechender Ritus für andere Kulturen.“
VaticanNews, das Nachrichtenportal des Heiligen Stuhls, liefert die Lesart zum Buch: Das Missale Romanum für die Bistümer Zaires stehe in direktem Zusammenhang mit dem sogenannten „amazonischen Ritus“ oder Amazonasritus, der im vergangenen Jahr von der Amazonassynode angeregt wurde. Die Deutsche Sektion von VaticanNews wählte als Schlagzeile:
„Papst Franziskus: Für eine stärkere Inkulturation der Liturgie.“
Die Spanische Sektion titelte hingegen:
„Papst: Der zairische Ritus ein ‚vielversprechender Weg‘ für einen amazonischen Ritus.“
Der Heilige Stuhl bezeichnet das Land als Zaire, obwohl dieser Namen, der ohnehin nur kurzzeitig in Gebrauch war, bereits 1997 abgelegt wurde. Das Königreich Kongo geht bereits auf das späte 14. Jahrhundert zurück. Nzinga a Nkuwu, der fünfte Manikongo, wie der König genannt wurde, ließ sich 1491 von portugiesischen Missionaren taufen. Als João I. wurde er zum ersten christlichen König des Kongo und leitete die Christianisierung des Landes ein. Das Land wurde durch innere Machtkämpfe und den Sklavenhandel innerlich zerrüttet. Ab 1877 begann seine Aufteilung unter den europäischen Kolonialmächten. Den Löwenanteil sicherte sich der belgische König Leopold I., den kleineren Teil die französische Republik. Portugal, dem Entdecker des Landes, blieb nur mehr ein kleiner Küstenstreifen. Aus Belgisch-Kongo (ab 1908), das 87 Prozent des Kongos umfaßte und fast so groß ist wie West‑, Mittel- und Südeuropa zusammen, wurde im Zuge der Entkolonialisierung 1960 die Bundesrepublik Kongo und 1964 die Demokratische Republik Kongo. Diese wurde 1971 unter dem Diktator Mobutu in Republik Zaire „afrikanisiert“, aber 1997 wieder in Demokratische Republik Kongo rückbenannt.
Das Kongobecken war bereits im Zuge der Vorbereitungen zur Amazonassynode als mögliche Erweiterungszone für die Synodenergebnisse genannt worden. Papst Franziskus spricht sich in seinem Vorwort und der gestern verbreiteten Videobotschaft für eine „stärkere Inkulturation der Liturgie“ aus. Das Kirchenoberhaupt lobte dabei den kongolesischen Ritus und warb für einen eigenen „Amazonasritus“.
Die entsprechende Synodenforderung hatte Franziskus bereits in sein nachsynodales Schreiben Querida Amazonia aufgenommen.
In einer Analyse von Querida Amazonia schrieb der chilenische Jurist José Antonio Ureta, der Gründer der Lebensrechts- und Bürgerrechtsorganisation Fundación Rom und Mitglied der internationalen Bewegung Tradition, Familie und Privateigentum (TFP):
„Bei der Synode wurde ein eigener ‚amazonischer Ritus‘ vorgeschlagen. Das sei Grund genug, wachsam zu bleiben, zumal der Autor des Dokuments bekanntermaßen listig ist.“
Ureta meinte damit Papst Franziskus, der die Revolutionierung der kirchlichen Ehelehre in seinem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia in einer Fußnote verpackt hatte. Auch Querida Amazonia enthält eine solche Fußnote, die Nr. 120, wo Franziskus lapidar erwähnt:
„Bei der Synode wurde ein eigener ‚amazonischer Ritus‘ vorgeschlagen.“
Solche vagen Formulierungen bieten großen Spielraum, wie ihn Franziskus liebt.
VaticanNews, das mit seinen Artikeln die Aufmerksamkeit und das Denken zu lenken versucht, verwies im Zusammenhang mit dem neuen Buch, daß es vom Kongo handelt, aber den Amazonas meint, erwähnte aber nicht, daß der Amazonas in Wirklichkeit nur eine Chiffre für Deutschland ist.
Hinter der Amazonassynode standen von Anfang an ultraprogressive Kreise des deutschen Sprachraums von Erwin Kräutler über Fritz Lobinger bis Paul Suess. Der Umweg über den Amazonas wurde nur deshalb eingeschlagen, um einige weitere seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil angepeilte Punkte der progressiven Agenda zu verwirklichen. Am 4. Juli 2019, wenige Monate vor der Amazonassynode, erklärten Österreichs Bischöfe: Was im fernen Amazonien beschlossen werden wird, werde man auch in Österreich umsetzen. Das hört sich wie ein Hasardspiel an, bei dem ein Blankoscheck unterschrieben wird. In Wirklichkeit waren die tonangebenden Hierarchen des deutschen Sprachraums und der sie umgebende Kreis deshalb so gut informiert, was Tausende Kilometer entfernt am Amazonas und während der Synode in Rom geschehen würde, weil die Amazonas-Agenda in Wirklichkeit eine deutsche Agenda ist.
Der „kongolesische Ritus“ oder „Zaire-Ritus“ ist ein Baustein entlang der Wasserstraße, die den Kongo in den Amazonas und den Amazonas in den Rhein und die Donau fließen läßt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/LEV (Screenshots)