
Ein Gastkommentar von Hubert Hecker
Unmittelbar nach der Veröffentlichung der vatikanischen Erklärung, dass die Kirche keine Vollmacht hat für liturgische Segnungen von Homo-Partnerschaften, starteten drei Pfarrer eine ablehnende Unterschriftenaktion bei pastoral Tätigen. Die Initiatoren und weitere Pfarrer haben im April eine Seite eingerichtet unter dem bezeichnenden Motto: „mutwilligSegnen“, mit der sie zu Segnungsgottesdiensten für homosexuelle Paare am 10. Mai aufrufen. Diese „Segenszeichen“ sollen ausdrücklich als demonstrative Ungehorsamsakte gegen Lehre und päpstliches Lehramt praktiziert werden.
Bischof Bätzing zeigte sich in einem Radio-Interview vom 6. 4. aufgeschlossen gegenüber Wunsch und Wollen von homosexuellen Paaren an kirchlichen Segnungen. Die „pastorale Entwicklung“ in dieser Frage sei längst über den „Stand der kirchlichen Lehre hinausgegangen“ und deshalb sollte die katholische Lehre zu Homosexualität geändert bzw. „weiterentwickelt“ werden.
Nach dem Treffen des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz Ende April setzte der Vorsitzende in einer Pressemeldung einen anderen Akzent. Öffentliche Aktionen wie die für den 10. Mai geplanten halte er „nicht für ein hilfreiches Zeichen und weiterführenden Weg“. Denn Segnungsgottesdienste hätten ihre eigene theologische Würde und pastorale Bedeutung. Deshalb würden sie sich nicht „als Instrumente für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen eignen“.
Hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vorsichtig von den immer schon praktizierten und nunmehr offen angesagten Segnungsgottesdiensten distanziert, wie einige kirchliche Medien meinten? Keineswegs. Bätzing hat ausschließlich den kirchenpolitischen Protestcharakter der bundesweiten Segensaktion abgelehnt. Den Segnungen selbst spricht er theologische und pastorale Bedeutung zu. Denn es gehöre zum pastoralen Dienst der Kirche, homosexuelle Menschen in der Kirche willkommen zu heißen und sie auch in der konkreten Situation von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften seelsorglich zu begleiten. Aus der Stellungnahme von Bischof Helmut Dieser aus Aachen, ebenfalls Mitglied im Ständigen Rat der DBK, kann man noch deutlicher eine Zustimmung zu pastoral motivierten Segensfeiern lesen. Er stellt den Seelsorgern einen Freibrief aus: „Bei Segnungsanfragen gleichgeschlechtlicher Paare sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger (allein) ihrem Gewissen verpflichtet.“ Nach diesem augenzwinkernden Hinweis der DBK-Spitze nach dem Motto: ‚Pastoral statt Protest‘ fügen die „mutwilligen“ Segenspfarrer ihren Einladungen zu liturgischen Segnungsfeiern am 10. Mai die exkulpierende Formel an: „Es geht dabei ausdrücklich nicht um eine Protestaktion, sondern um ein Zeichen der Nähe zu den Menschen.“1 Eingerahmt von den Homo-Farben senden sie die Botschaft aus: „MutWilligSegnen? Klar geht das! Gott segne Euch!“ Basta!
Für die beiden DBK-Bischöfe stellen pastorale Motive offenbar die entscheidenden Kriterien für die kirchliche Praxis dar. Unter dem Primat der Pastoral können die Seelsorger nach ihrem mutwilligen Gewissen die kirchlichen Regeln und vatikanischen Instruktionen übergehen. Denn da die „pastorale Entwicklung“ in Deutschland über den „Stand der Lehre“ fortgeschritten sei (Bätzing), müsste Rom die kirchliche Lehre entsprechend ändern und anpassen. Dazu soll der deutsche Synodale Weg der Weltkirche den entscheidenden Schub für eine „weiterentwickelte“ Sexuallehre geben, insbesondere auch zu Homosexualität. Die deutschen Bischöfe wollen Rom auch die Bezugspunkte der theologischen Erörterung dazu vorgeben, nach denen die deutsche Synode schon seit zwei Jahren diskutiert: Bei Berücksichtigung der Lebenssituation der heutigen Menschen, in Offenheit für bestimmte Erkenntnisse der Humanwissenschaft und durch fortschreitende theologische Reflexion dürfte das Ergebnis präfiguriert sein, dass homosexuelle Partnerschaften den gleichen Paar-Segen bekommen sollten wie die Brautpaare.
Aber Rom und die Weltkirche werden das angedachte Spiel nicht mitmachen, nach der Pfeife der DBK-Bischöfe zu tanzen. Es ist und bleibt die kirchliche Grundregel, dass die Pastoral sich nach der Lehre der Kirche richten muss und nicht umgekehrt. Es ist und bleibt die Aufgabe der Bischöfe, über die Einhaltung der kirchlichen Lehre zu wachen und die Pastoral daran auszurichten. Jedenfalls ist es eine schwerwiegende kirchliche Pflichtverletzung, wenn Bischof Dieser das (mutwillige) pastorale Gewissen der „Seelsorgenden“ über die Lehre der Kirche stellt. Weiterhin widerspricht es jeglicher Institutionenlogik, wenn Bischof Bätzing einerseits die Diskussion über neue Lehrpositionen fordert und fördert, andererseits schon im Vorgriff auf die erwarteten Ergebnisse eine entsprechende Praxis duldet. Es wäre die Pflicht des DBK-Vorsitzenden, Schritte gegen die derzeit kirchlich illegitimen liturgischen Segensfeiern für homosexuelle Partnerschaften einzuleiten, solange die legitime Diskussion darüber noch nicht kirchlich entschieden ist. Auch aus kirchenrechtlichen Gründen müsste jeder Bischof gegen die mutwilligen Homosexuellensegnungen einschreiten. Zum einen schreibt das Kirchenrecht vor, dass die Einführung neuer Segensrituale als Sakramentalien die Mitwirkung Rom einfordert, wie selbst der links-liberale Kirchenrechtler Prof. Schüller kürzlich darlegte. Zum andern weist das Vatikan-Dokument darauf hin, dass die Sakramentalien im Hinblick und als Nachahmung der Sakramente eingesetzt sind. Eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften würde somit eine Nachahmung oder Analogie zum Brautpaarsegen darstellen, bei dem mit Bezug auf die Schöpfungsordnung ausdrücklich Gottes Segen für die Lebensweitergabe herabgerufen wird. Die Bischöfe machen sich mit der Duldung von ehe-analogen Homopaarsegnungen in ihren Diözesen schuldig, dass die kirchliche Lehre zur unauflöslichen, fruchtbaren Ehe unterminiert und die Glaubensverwirrung der Gläubigen vergrößert wird, so dass die Propaganda für die christlich unmögliche Homo-Ehe in die Köpfe der Gläubigen einsickern kann.
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1 So auf der Internetseite des Dekanats Mainz
Die Segnungen von Homopaaren durch katholische Amtsträger dokumentiert nur, dass die Amtskirche auf einem weiteren Gebiet lehramtliche Essentials leugnet. Wie der „Synodale Weg“ zeigt, sieht der meinungsführende Teil der Amtskirche in der homosexuellen Praxis eine normale, mit dem katholischen Glauben zu vereinbarende Lebensform. Wenn Herr Hecker seine positive Erwartung, dass Rom und die Weltkirche das angedachte Spiel der DBK-Bischöfe – die vatikanische Erklärung, dass die Kirche keine Vollmacht hat für solche Segnungen, einfach zu ignorieren und Fakten zu schaffen – nicht mitspielen, u.a. auch mit einer fehlenden Institutionenlogik begründet, vertraut er zu blind auf die Institutionen und insbesondere auf die Institution Rom. Papst Franziskus macht doch das Spiel vor, dass die DBK – Bischöfe spielen, die hier unter dem Motto „Pastoral statt Protest“ ein Foulspiel vorführen. Die Politik von Papst Franziskus ist doch gerade durch die Doppelgleisigkeit gekennzeichnet– die sprichwörtliche Doppelstrategie -, inoffiziell seine Agenda durch Fakten zu implementieren, die Protestantisierung der Kirche als Zwischenschritt auf dem Wege zu dem Endpunkt die katholische Religion den anderen Religionen gleichzustellen, dann mit solchen offiziellen Verlautbarungen wie der kürzlichen über die Segnungen von Homopaaren das noch „gläubige Kirchenvolk“ zu beruhigen. Die Politik Roms lässt vielmehr daran zweifeln, dass diese Häresien ohne Rom verbreitet werden würden. Der Widerstand der DBK-Bischöfe gegen die vatikanische Erklärung scheint daher in Rom auch schon „eingepreist“ zu sein. Die gelegentlichen „korrigierenden“ Erklärungen Roms scheinen nur Scheingefechte zu sein. Unter dem derzeitigen Papst kann sicher keine „Heilung der Kirche“ erwartet werden.
„Es scheint nicht nur so“ (wie Sie schreiben), es ist so.
Es ist meiner Meinung nach schon längst von Rom so abgesegnet.
Die Unterminierung des Vatikans begann auch nicht mit dem 2. Vatikanum,
sie begann schon viel früher.
Vollkommene Unkenntnis: Was ist Segen?
„Wir fordern, dass der Segen Gottes in unserer Kirche keinem homosexuellen Paar verweigert wird. Denn ein Segen ist Ausdruck der unerschütterlichen Treue Gottes zum Menschen in der Schöpfung. Und diese Treue Gottes gilt uneingeschränkt jedem Menschen“, so die Bundesvorsitzende des BDKJ, Frau Ottersbach.
1. Es geht um die Segnung homosexueller Paare, nicht um Einzelmenschen und 2. ist die Segnung nicht ein Ausdruck von Gottes Treue zu den Menschen. Darin offenbart sich ein rein protestantisches Verständnis einer Segnungshandlung, denn die bewirkt nichts sondern zeigt nur an, was unabhängig von der rein symbolischen Handlung schon die Realität ist. Drückt sich in dieser BDKJ Stellungnahme nun das völlige Unverständnis, was eine Segnungshandlung ist, aus oder die einfache Verneinung des katholischen Verständnisses, was beim BDKJ gut vorstellbar ist.
Uwe Lay Pro Theol Blogspot
Franziskus sieht das doch alles mit Wohlwollen an. Die deutschen Bischöfe haben von seiner Art zu spielen gut gelernt.
Es geht nicht gegen Rom, sondern mit Rom gegen die Lehre der katholischen Kirche.
Die Dialektik des Spielens schreibt vor, den Angriffspunkt im Sinne der Antithese polemisch zu formulieren. Da aber kein medienwirksamer Opponent da ist, muss die Gegenthese selbst gesetzt werden. Dies hinterlistige Verfahren dient dem Einsturz der Lehre.
Neu dabei ist die Verkehrung der Seiten. Das von Rom formulierte dient nicht der Apologetik der Lehre, sondern dient als Angriffspunkt im Spiel gegen die Lehre.
Das eigentliche Problem Roms ist Rom selbst. Zu meinen Franziskus-Bergolio stelle sich hinter die Lehre, irrt gewaltig.