Von einer Katholikin
Das Internetportal der Deutschen Bischofskonferenz ist ja bekanntlich ein Gradmesser für das Fortschreiten nichtkatholischen Gedankenguts – um es vorsichtig auszudrücken. In einem Interview vom 8. März sprach dort der tschechische Priester, Soziologe und Theologe Tomáš Halík über sein Predigtbuch „Die Zeit der leeren Kirchen“. Corona als Gotteszeichen für Reformen? So sieht er es.
Das ist aber nicht das Einzige. Der coronabedingte Verzicht auf den Kommunionempfang sei ein Zeichen der Solidarität gewesen mit nicht-katholischen Christen und wiederverheirateten Geschiedenen. Denn die Kirche habe „Menschen in irregulären Situationen“ vom „göttlichen Tisch weggestoßen“ und wir sollen mit ihnen solidarisch sein.
Mich hatte schon zu Beginn der Kirchenschließungen im letzten Jahr Bischof Wilmers Breitseite gegen eine Kirche getroffen, die sich zu sehr auf Messe und Sakramente konzentriert habe. Kein Wort über unseren Schmerz, als in der Zeit der Kirchenschließungen der Eucharistieempfang unmöglich war und unsere Hirten mit den Meßverboten billigend in Kauf genommen haben, Menschen im Stand der Gnade den Leib des Herrn vorzuenthalten. Ganz zu schweigen von der späteren Verweigerung der Mundkommunion, die für viele weiterhin Verzicht bedeutete und immer noch bedeutet, weil Pfarrer die Handkommunion eigenmächtig zur „ordentlichen Form“ erklären und die bischöfliche Erlaubnis zur Mundkommunion nach der Messe nur nach Kämpfen oder auch gar nicht umsetzen.
Und jetzt das! Halik deklariert den erzwungenen Verzicht auf das Allerheiligste Sakrament des Altares allen Ernstes zur Solidaritätsübung mit wiederverheirateten Geschiedenen und Protestanten (zu den Menschen in „Grenzsituationen“ zählt er auch LGBT-Menschen), die auf der Suche sind und Sehnsucht nach der Kommunion als Stärkung haben. Amoris Laetitia läßt jedenfalls grüßen.1
Im gleichen Atemzug entwirft er ein Zerrbild gläubiger lehramtstreuer Katholiken und einer reformunfähigen Kirche. Wer Menschen in „Grenzsituationen“ nicht als „Bereicherung für den Glauben und die Praxis der Kirche“ sehe, habe „mentale Grenzen“. Da wird schnell klar, daß insbesondere Katholiken, die den Schmerz des Kommunionverzichts aufopfern zur Sühne für alle unwürdigen und lauen Kommunionen, auch die eigenen, bestenfalls als beschränkt gelten dürften.
Nicht die Welt müsse sich ändern, sondern die Kirche, die „kollektiv narzisstisch“ sei. Und überhaupt, verstünden wir doch „selbst das Credo heute anders als vor tausend Jahren“.
Wen wundert’s da noch, daß der Theologe auch klar die Stunde der Frauen gekommen sieht. Er entwirft die schrittweise Entwicklung von der Frauenpredigt zum Diakonat. Gegen das Frauenpriestertum gebe es nur die „Entscheidung“ Johannes Pauls II., aber keine theologische Argumentation.
Punkt. So einfach ist das für Modernisten. Es fehlt ein Machtwort, das ihnen Einhalt gebietet. Also schmähen Kleriker und Laien in einem fort immer dreister die Katholiken, die an der unveränderlichen und bis ans Ende aller Tage zu lehrenden geoffenbarten Wahrheit festhalten. Und das Schlimmste: Wer diese Wahrheit relativiert, macht eben auch vor dem Allerheiligsten nicht halt und instrumentalisiert den Kommunionempfang und letztlich Gott selbst für eigene Zwecke.
Bild: Katholisch.de (Screenshot)
1 Halik war mit dem Wiener Pastoraltheologen Prof. Paul Zulehner im Oktober 2017 Initiator der Aktion „Pro Pope Francis“, um Papst Franziskus gegen die Kritik am nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia zu stärken. In einer Correctio filialis hatten zuvor vier Kardinäle den Papst um Klärung gebeten. Eine Antwort gab es nie.