Päpstliches Veto gegen „bestimmte Fragen“

Die beschnittene Pressekonferenz auf dem Rückflug aus dem Irak


Die fliegende Pressekonferenz vom Montag brach Franziskus nach der achten Frage ab, obwohl zehn Fragen vorgesehen waren.
Die fliegende Pressekonferenz vom Montag brach Franziskus nach der achten Frage ab, obwohl zehn Fragen vorgesehen waren.

(Rom) Eini­ge Jour­na­li­sten zeig­ten sich nach dem am Mon­tag erfolg­ten Rück­flug aus dem Irak ent­täuscht, weil Papst Fran­zis­kus kei­ne „explo­si­ven“ Erklä­run­gen abge­ge­ben habe, wie man sie bei ande­ren flie­gen­den Pres­se­kon­fe­ren­zen erlebt hat­te. Den Grund dafür ver­riet Il Sis­mo­gra­fo, eine Art vom Berg­o­glia­ner Luis Badil­la Mora­les her­aus­ge­ge­be­ner inof­fi­zi­el­ler Pres­se­spie­gel des vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­ats. Doch so genau kennt den offi­zi­el­len Sta­tus die­ser Inter­net­sei­te offen­bar keiner.

Anzei­ge

Ganz ohne „Sen­sa­tio­nen“ ver­lief auch der Mon­tag nicht: Fran­zis­kus bekräf­tig­te die glo­ba­li­sti­sche Agen­da und gab wie­der ein­mal die Rich­tung vor: Die Migra­ti­on sei ein „Men­schen­recht“, die Welt habe das nur „noch nicht ver­stan­den“. Wider­sprüch­lich wirk­ten hin­ge­gen sei­ne Aus­sa­gen zum Coro­na­vi­rus. Im Irak, so der Papst zunächst, wer­de Gott, der ihn hin­ge­schickt habe, dafür sor­gen, daß die Men­schen, die zu ihm kamen, geschützt sind. In Rom und in Euro­pa wer­de er, so der Papst in einem zwei­ten Moment, sich aber wei­ter­hin an die Bestim­mun­gen der zustän­di­gen Gesund­heits­be­hör­den hal­ten, „ob genehm oder nicht“.

Schützt Gott nur im Irak vor Coro­na? Oder hat Fran­zis­kus in Euro­pa kein Ver­trau­en in den gött­li­chen Bei­stand? Oder ist alles nicht eine Fra­ge der Gesund­heit, son­dern der jewei­li­gen Regie­rung, also Poli­tik? Und ist im Vati­kan nicht Fran­zis­kus die Regie­rung? Fra­gen über Fragen.

75 Jour­na­li­sten beglei­te­ten den Papst direkt in den Irak und rei­sten mit ihm im sel­ben Flug­zeug. Alle muß­ten sich imp­fen las­sen, um an Bord zu dür­fen, so die Anwei­sung des Vati­kans. Damit wur­de die Grup­pe der Vati­ka­ni­sten gespal­ten. Die Jour­na­li­sten im Flug­zeug hat­ten den­noch wäh­rend des Flu­ges eine Mas­ke zu tra­gen. Offen­bar schützt Gott auch kei­ne Geimpften.

Wäh­rend der Pres­se­kon­fe­renz sag­te Vati­kan­spre­cher Matteo Bruni plötz­lich: „Die letz­te [Fra­ge] stammt von Cathe­ri­ne Lau­rence Mar­cia­no, AFP“. Nach­dem Fran­zis­kus auf die­ses ach­te Fra­ge geant­wor­tet hat­te, been­de­te er die Pres­se­kon­fe­renz. Il Sisom­gra­fo schreibt dazu:

„Die zahl­rei­chen Fra­gen, auf die der Papst kei­ne Ant­wort gab oder die er nicht reflek­tier­te, wie zum Bei­spiel die Fäl­le der Kar­di­nä­le Becciu und Coma­stri, von Fra Enzo Bian­chi, zur neu­en Apo­sto­li­schen Kon­sti­tu­ti­on, die seit mehr als fünf Jah­ren in Vor­be­rei­tung ist, zu den jüng­sten Refor­men, die mit Motu pro­prio ange­kün­digt wur­den usw., waren aber nicht, wie vie­le sagen, ein Man­gel an Fan­ta­sie, Neu­gier oder Des­in­ter­es­se der im Flug­zeug anwe­sen­den Journalisten.“

Wie gewohnt erfolg­te die Pres­se­kon­fe­renz nach Sprach­grup­pen. Jeder der fünf Sprach­grup­pen wur­den zwei Fra­gen zuer­kannt. Sie müs­sen vor­ab dem Vati­kan­spre­cher aus­ge­hän­digt wer­den. Als die Jour­na­li­sten die Fra­gen vor­be­rei­te­ten, wur­de ihnen gesagt:

„Die erste Run­de der Fra­gen soll­te sich nur auf die Rei­se bezie­hen, und in der zwei­ten Run­de kön­nen Sie die ande­ren Fra­gen stellen.“

Für die­se zwei­te Run­de wur­den Fra­gen zu The­men vor­be­rei­tet wie Biden und der Vati­kan, die Becciu-Affä­re, die Unord­nung in der Dom­bau­hüt­te von Sankt Peter und die Situa­ti­on von Kar­di­nal Coma­stri, die schon ein Jahr andau­ern­de „Beur­lau­bung“ von Erz­bi­schof Gäns­wein als Prä­fekt des Päpst­li­chen Hau­ses, die neue Apo­sto­li­sche Kon­sti­tu­ti­on und der Kar­di­nals­rat usw. Es hät­te noch ande­re Fra­gen gege­ben, die aber kein Jour­na­list zu stel­len wagte.

War­um aber been­de­te der Papst die Pres­se­kon­fe­renz nach der ach­ten Ant­wort, obwohl zehn vor­ge­se­hen waren, und ließ „vie­le wich­ti­ge Fra­gen unbe­rück­sich­tigt, auf die die katho­li­schen Hier­ar­chien und die Katho­li­ken Klar­heit und Trans­pa­renz wünschen?“

„Ein­fach des­halb, weil der Papst nur bestimm­te Fra­gen beant­wor­ten wollte.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Avve­ni­re (Screen­sot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!