
(Rom) Nach fünf Monaten nimmt Papst Franziskus die Generalaudienzen mit Volksteilnahme wieder auf. Die Gläubigen bleiben aber weiterhin von der Zelebration der heiligen Messe ausgeschlossen.
Ab kommender Woche werden die Generalaudienzen wieder mit Volk stattfinden, wenn auch mit Neuerungen. Die letzte normale Generalaudienz fand am 26. Februar auf dem Petersplatz statt, dann kamen die Corona-Maßnahmen über die Welt und auch den Vatikan. Die Audienz vom 4. März entfiel wegen der Fastenexerzitien der Römischen Kurie, an denen Franziskus teilnahm. Ab dem 11. März fanden die Generalaudienzen nur mehr unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Apostolischen Palast statt und wurden von dort über die Massenkommunikationsmittel verbreitet.
Nach fünf Monaten werden sie kommende Woche wieder in der üblichen Form aufgenommen – oder fast.

Gestern kündigten gleich zwei vatikanische Medien mit der Wiederaufnahme auch eine Verlegung an. Radio Vatikan und VaticanNews (hispanoamerikanische Ausgabe) berichteten um 13:30 Uhr und um 18:30 Uhr, jeweils im Audioformat, daß die Generalaudienzen ab kommenden 5. August in der Aula Paolo VI stattfinden werden. Die Halle ist auch unter dem Namen ihres Architekten Pier Luigi Nervi als Sala Nervi bekannt. Offiziell wird sie als Päpstliche Audienzhalle bezeichnet.
Die Audienzhalle wird gewöhnlich nur in der kalten Jahreszeit genützt, die in Rom verhältnismäßig kurz ist. Solange es die Witterungsverhältnisse erlauben, finden die Generalaudienzen wegen des größeren Fassungsvermögens auf dem Petersplatz statt. Der römische Winter ist so mild, daß Papst Papst Benedikt XVI. seine letzte Generalaudienz Ende Februar 2013 bei strahlendem Sonnenschein auf dem Petersplatz abhalten konnte.
Warum also die Verlegung inmitten der römischen Sommerhitze, in der bis vor kurzem gar keine Generalaudienzen stattfanden? Erst Franziskus änderte das, weil er nie Urlaub macht und selbst die Monate Juli und August in Santa Marta verbringt. Lediglich im Juli verzichtet er auf die Audienzen.

Corona-Lücken: Heilige Messe weniger wichtig?
Die Verlegung wird im Zusammenhang mit dem Coronavirus gesehen, allerdings nicht dem Virus selbst, sondern wegen der geringen Zahl an Audienzteilnehmern. Auf dem riesigen Petersplatz würden sie verloren wirken, wie es derzeit beim sonntäglichen Angelus der Fall ist. Unter Verweis auf Anti-Corona-Abstandsregeln, die einzuhalten seien, läßt sich die Audienzhalle zumindest besser „füllen“ als der Petersplatz.
Die genauen Bedingungen wurden von den vatikanischen Medien nicht berichtet, jedoch der Wunsch, daß die Gläubigen Franziskus wieder persönlich hören können.
Was Franziskus bei den Generalaudienzen sagt, findet allerdings selten Eingang in die internationale Berichterstattung. Die Katechesen werden von ausgewiesenen Fachleuten verfaßt und heben sich theologisch von der Gesamtheit der päpstlichen Ansprachen wohltuend ab. Das Kirchenoberhaupt verlegte den Schwergewicht auf die Gesten: Selfies, Mate trinken, Clownnasen aufsetzen, Pileolus tauschen, Kinder streicheln und in den Arm nehmen, das Küssen der päpstlichen Hände … Manche sind davon begeistert, andere stört es. Das mag jeder für sich beurteilen.

Die Wiederaufnahme samt Verlegung der Generalaudienzen signalisiert noch etwas: Für Santa Marta scheint dieses Gestenbad wichtiger zu sein als die Wiederaufnahme öffentlich zelebrierter Papstmessen. Diese sind seit dem 6. März ausgesetzt.
Vom 10. März bis 18. Mai war der Zugang zur vatikanischen Patriarchalbasilika und zum Grab des Apostelfürsten Petrus für ganze 69 Tage gesperrt. Seither wurde er unter massiven Auflagen teilweise wieder erlaubt. Jeder Besucher muß eine Gesichtsmaske tragen und einen Mindestabstand von zwei Metern zu anderen Personen einhalten. Heilige Messen finden seither zwar in reduzierter Form statt, doch die Teilnahme ist nur einer sehr begrenzten Anzahl von Personen erlaubt.
Seit dem 6. März zelebrierte Papst Franziskus im Petersdom zwar Ostern, allerdings unter Ausschluß der Gläubigen. Eine Zelebration des Papstes mit Gläubigen fand seither nicht mehr statt, weder in Santa Marta noch im Petersdom oder sonstwo.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshots)
In der Kirche: Jeder Besucher muß eine Gesichtsmaske tragen und einen Mindestabstand von zwei Metern zu anderen Personen einhalten.
Also muss das in der Audienzhalle jeder auch, JEDER mit MASKE und zwei Meter Mindestabstand!