Als Benedikt XVI. 2005 die Hermeneutik der Kontinuität verkündete

Ist die Lesart gescheitert?


Benedikt XVI. gab in seiner Weihnachtsansprache 2005 bekannt, einer anderen Lesart des Zweiten Vatikanischen Konzils den Vorzug zu geben.
Benedikt XVI. gab in seiner Weihnachtsansprache 2005 bekannt, einer anderen Lesart des Zweiten Vatikanischen Konzils den Vorzug zu geben.

Da jüngst eine Dis­kus­si­on um den Ver­such von Papst Bene­dikt XVI. ent­stan­den ist, mit einer Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil eine neue Les­art zu geben und die in der Nach­kon­zils­zeit domi­nan­te Inter­pre­ta­ti­on durch die pro­gres­si­ve Her­me­neu­tik des Bruchs zu über­win­den, deren Wäch­ter die „Schu­le von Bolo­gna“ ist, ver­öf­fent­li­chen wir erneut die Rede von Bene­dikt XVI., mit der er im ersten Jahr sei­nes Pon­ti­fi­kats die­se Kurs­kor­rek­tur bekannt­gab. In die­sen Tagen traf der ehe­ma­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us Car­lo Maria Viganò die Fest­stel­lung, daß die­ser Ver­such Bene­dikts XVI, zu zag­haft gewe­sen sei und grund­sätz­lich auf eini­ge Stel­len in Kon­zils­do­ku­men­ten, beson­ders Dignita­tis hum­a­nae, nicht anwend­bar sei. Der Ver­such müs­se daher als geschei­tert ange­se­hen werden.

Ansprache von Benedikt XVI.
an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der Römischen Kurie beim Weihnachtsempfang

Donnerstag, 22. Dezember 2005
Meine Herren Kardinäle,
hochwürdige Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!
Anzei­ge

»Exper­gis­ce­re, homo: quia pro te Deus fac­tus est homo – Erwa­che, o Mensch; denn für dich ist Gott Mensch gewor­den« (Augu­sti­nus, Reden, 185). Mit die­ser Auf­for­de­rung des hl. Augu­sti­nus, den wah­ren Sinn des Geburts­fe­stes Chri­sti zu erfas­sen, begin­ne ich jetzt vor dem nahen Weih­nachts­fest mei­ne Begeg­nung mit euch, lie­be Mit­ar­bei­ter der Römi­schen Kurie. An jeden von euch rich­te ich mei­nen herz­li­chen Gruß und dan­ke euch für eure Treue und Zunei­gung, die der Dekan des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums in sehr ein­drück­li­che Wor­te gefaßt hat, wofür ich ihm dan­ke. Gott ist für uns Mensch gewor­den: Das ist die Bot­schaft, die in jedem Jahr von der stil­len Grot­te in Bet­le­hem aus­geht und jeden noch so abge­le­ge­nen Teil der Erde erreicht. Weih­nach­ten ist das Fest des Lich­tes und des Frie­dens, es ist ein Tag inne­rer Ergrif­fen­heit und Freu­de, die das Uni­ver­sum erfüllt, denn »Gott ist Mensch gewor­den«. Von der arm­se­li­gen Grot­te in Bet­le­hem aus wen­det sich der ewi­ge Sohn Got­tes, der zu einem klei­nen Kind gewor­den ist, an jeden von uns: Er spricht uns an, er lädt uns ein, in ihm neu gebo­ren zu wer­den, damit wir zusam­men mit ihm für alle Ewig­keit in der Gemein­schaft der Hei­li­gen Drei­fal­tig­keit leben können.

Das Herz erfüllt von der Freu­de, die die­sem Bewußt­sein ent­springt, gehen wir in Gedan­ken zurück zu den Gescheh­nis­sen des Jah­res, das nun zu Ende geht. Hin­ter uns lie­gen gro­ße Ereig­nis­se, die im Leben der Kir­che tie­fe Spu­ren hin­ter­las­sen haben. Ich den­ke dabei vor allem an den Tod unse­res gelieb­ten Hei­li­gen Vaters Johan­nes Paul II., dem ein lan­ger Lei­dens­weg und der schritt­wei­se Ver­lust der Sprach­fä­hig­keit vor­aus­ge­gan­gen ist. Kein Papst hat so vie­le Tex­te hin­ter­las­sen wie er; kein Papst vor ihm hat wie er die gan­ze Welt besu­chen und unmit­tel­bar zu den Men­schen aller Erd­tei­le spre­chen kön­nen. Aber am Ende wur­de ihm ein Weg des Lei­dens und des Schwei­gens zuteil. Uns blei­ben die Bil­der vom Palm­sonn­tag unver­geß­lich, als er mit dem Ölzweig in der Hand und vom Schmerz gezeich­net am Fen­ster stand und uns den Segen des Herrn erteil­te, im Begriff, den Weg zum Kreuz anzu­tre­ten. Dann sah man ihn in sei­ner Pri­vat­ka­pel­le, wo er mit dem Kru­zi­fix in der Hand am Kreuz­weg im Kolos­se­um teil­nahm, wo er vie­le Male an der Spit­ze der Pro­zes­si­on gestan­den und selbst das Kreuz getra­gen hat­te. Schließ­lich folg­te der stum­me Segen am Oster­sonn­tag, in dem wir durch allen Schmerz hin­durch die Ver­hei­ßung der Auf­er­ste­hung, des ewi­gen Lebens leuch­ten sahen. Der Hei­li­ge Vater hat uns in sei­nen Wor­ten und Wer­ken gro­ße Din­ge geschenkt; aber nicht weni­ger wich­tig ist die Lek­ti­on, die er uns vom Lehr­stuhl des Lei­dens und des Schwei­gens aus erteilt hat. In sei­nem letz­ten Buch »Erin­ne­rung und Iden­ti­tät« (Welt­bild Buch­ver­lag 2005) hat er uns eine Deu­tung des Lei­dens hin­ter­las­sen, die kei­ne theo­lo­gi­sche oder phi­lo­so­phi­sche Theo­rie ist, son­dern eine Frucht, die auf sei­nem per­sön­li­chen Lei­dens­weg her­an­ge­reift ist, den er mit dem Halt, den ihm der Glau­ben an den gekreu­zig­ten Herrn geschenkt hat, gegan­gen ist. Die­se im Glau­ben erar­bei­te­te Deu­tung, die sei­nem Lei­den, das er in Gemein­schaft mit dem Lei­den des Herrn durch­leb­te, einen Sinn ver­lieh, sprach durch sei­nen stum­men Schmerz und ver­wan­del­te die­sen in eine groß­ar­ti­ge Bot­schaft. Sowohl am Anfang als auch noch ein­mal am Ende des erwähn­ten Buches zeigt der Papst sich tief beein­druckt von der Macht des Bösen, die wir im soeben zu Ende gegan­ge­nen Jahr­hun­dert auf dra­ma­ti­sche Wei­se erfah­ren muß­ten. Er sagt wört­lich: »Das Böse des 20. Jahr­hun­derts war nicht ein Übel in Klein­for­mat… Es war ein Übel von gigan­ti­schen Aus­ma­ßen, ein Übel, das sich der staat­li­chen Struk­tu­ren bedient hat, um sein unheil­vol­les Werk zu voll­enden, ein Übel, das zum System erho­ben wur­de« (S. 207f.) Ist das Böse denn unüber­wind­lich? Ist es wirk­lich die letz­te Macht der Geschich­te? Auf­grund sei­ner Erfah­rung mit dem Bösen war die Fra­ge nach der Erlö­sung für Papst Woj­ty­la zur eigent­li­chen und zen­tra­len Fra­ge sei­nes Lebens und Den­kens als Christ gewor­den. Gibt es eine Gren­ze, an der die Macht des Bösen zunich­te wird? Ja, es gibt sie, ant­wor­tet der Papst in die­sem Buch und auch in sei­ner Enzy­kli­ka über die Erlö­sung. Die Macht, die dem Bösen eine Gren­ze setzt, ist die gött­li­che Barm­her­zig­keit. Der Gewalt, der Über­heb­lich­keit des Bösen stellt sich in der Geschich­te – als »das ganz ande­re« Got­tes, als Got­tes eige­ne Macht – die gött­li­che Barm­her­zig­keit ent­ge­gen. Das Lamm ist stär­ker als der Dra­che, könn­ten wir mit dem Buch der Offen­ba­rung sagen.

Am Ende des Buches hat Johan­nes Paul II. im Rück­blick auf das Atten­tat vom 13. Mai 1981 und auch auf der Grund­la­ge der Erfah­run­gen, die er auf sei­nem Weg mit Gott und der Welt gemacht hat, die­se Ant­wort noch wei­ter ver­tieft. Die Gren­ze, die der Gewalt des Bösen gesetzt ist, die Macht, die es end­gül­tig besiegt, ist – so sagt er – das Lei­den Got­tes, das Lei­den des Got­tes­soh­nes am Kreuz: »Das Lei­den des gekreu­zig­ten Got­tes ist nicht nur eine Form des Lei­dens neben den ande­ren… Chri­stus hat, indem er für uns alle litt, dem Lei­den einen neu­en Sinn ver­lie­hen, er hat es in eine neue Dimen­si­on erho­ben, in eine neue Ord­nung ein­ge­führt: in die Ord­nung der Lie­be… Die Pas­si­on Chri­sti am Kreuz hat dem Lei­den einen radi­kal neu­en Sinn ver­lie­hen, es von innen her ver­wan­delt… Es ist das Lei­den, wel­ches das Böse mit der Flam­me der Lie­be ver­brennt und auf­zehrt… Jedes mensch­li­che Lei­den, jeder Schmerz, jede Gebrech­lich­keit birgt eine Ver­hei­ßung des Hei­les… in sich… All die­ses Böse exi­stiert in der Welt auch, um in uns die Lie­be zu erwecken, die eine Selbst­hin­ga­be ist… im… Dienst an denen, die vom Lei­den heim­ge­sucht sind… Chri­stus ist der Erlö­ser der Welt: ›Durch sei­ne Wun­den sind wir geheilt‹ (Jes 53,5)« (S. 208f.). All dies ist nicht nur gelehr­te Theo­lo­gie, son­dern Aus­druck eines im Lei­den geleb­ten und zur Rei­fe gekom­me­nen Glau­bens. Sicher, wir müs­sen alles tun, um Leid zu mil­dern und Unge­rech­tig­keit, durch die Unschul­di­ge lei­den müs­sen, zu ver­hin­dern. Wir müs­sen jedoch auch alles tun, damit die Men­schen den Sinn des Lei­dens erken­nen kön­nen und so in die Lage sind, das eige­ne Lei­den anzu­neh­men und es mit dem Lei­den Chri­sti zu ver­ei­nen. Auf die­se Wei­se wird ihr Lei­den eins mit der erlö­sen­den Lie­be und folg­lich zu einer Kraft gegen das Böse in der Welt. Die Reak­ti­on, die die gan­ze Welt auf den Tod des Pap­stes zeig­te, war eine ergrei­fen­de Dan­kes­be­zeu­gung dafür, daß er sich in sei­nem Dienst ganz Gott über­ge­ben hat­te für die Welt. Es war der Dank dafür, daß er uns in einer von Haß und Gewalt erfüll­ten Welt wie­der gelehrt hat, zu lie­ben und für ande­re Men­schen zu lei­den; er hat uns sozu­sa­gen in sei­ner Per­son den Erlö­ser, die Erlö­sung gezeigt, und er hat uns die Gewiß­heit gege­ben, daß das Böse wirk­lich nicht das letz­te Wort in der Welt hat.

Zwei wei­te­re Ereig­nis­se, die noch von Papst Johan­nes Paul II. in die Wege gelei­tet wur­den, möch­te ich jetzt, wenn auch nur kurz, erwäh­nen: Es han­delt sich um den Welt­ju­gend­tag in Köln und die Bischofs­syn­ode zur Eucha­ri­stie, die zugleich das von Johan­nes Paul II. eröff­ne­te Jahr der Eucha­ri­stie abge­schlos­sen hat. Welt­ju­gend­tag in Köln

Der Welt­ju­gend­tag ist allen, die dabei­ge­we­sen sind, als gro­ßes Geschenk in Erin­ne­rung geblie­ben. Über eine Mil­li­on Jugend­li­cher haben sich in der Stadt Köln, die am Rhein liegt, und in den umlie­gen­den Städ­ten ver­sam­melt, um gemein­sam das Wort Got­tes zu hören, um gemein­sam zu beten, um die Sakra­men­te der Ver­söh­nung und der Eucha­ri­stie zu emp­fan­gen, um gemein­sam zu sin­gen und zu fei­ern, um sich des Lebens zu freu­en und um den Herrn in der Eucha­ri­stie in den gro­ßen Begeg­nun­gen am Sams­tag­abend und am Sonn­tag anzu­be­ten und zu emp­fan­gen. In die­sen Tagen herrsch­te ein­fach Freu­de. Außer Ord­nungs­dien­sten hat­te die Poli­zei nichts zu tun – der Herr hat­te sei­ne Fami­lie ver­sam­melt, wobei alle Gren­zen und Schran­ken spür­bar über­wun­den wur­den, und er hat uns sei­ne Gegen­wart in der gro­ßen Gemein­schaft unter­ein­an­der erfah­ren las­sen. Das Mot­to, das für jene Tage gewählt wor­den war – »Wir sind gekom­men, um ihn anzu­be­ten « –, ent­hielt zwei gro­ße Bil­der, die von Anfang an die Vor­aus­set­zun­gen schu­fen, den rich­ti­gen Zugang zu fin­den. Da war vor allem das Bild der Pil­ger­rei­se, das Bild des Men­schen, der über sei­ne Geschäf­te und sei­nen All­tag hin­aus­blickt und sich auf die Suche macht nach sei­ner wah­ren Bestim­mung, nach der Wahr­heit, nach dem rech­ten Leben, nach Gott. Die­ses Bild des Men­schen, der sich auf dem Weg zum Ziel des Lebens befin­det, ent­hielt noch zwei wei­te­re deut­li­che Anspie­lun­gen. Da war vor allem die Auf­for­de­rung, die Welt, die uns umgibt, nicht nur als Roh­ma­te­ri­al, mit dem wir etwas machen kön­nen, zu betrach­ten, son­dern zu ver­su­chen, in ihr die »Hand­schrift des Schöp­fers« zu ent­decken, die schöp­fe­ri­sche Ver­nunft und die Lie­be, aus der die Welt ent­stan­den ist und von der das Uni­ver­sum zu uns spricht, wenn wir auf­merk­sam sind, wenn unse­re inne­ren Sin­ne erwa­chen und Wahr­neh­mungs­kraft für die tie­fe­ren Dimen­sio­nen der Wirk­lich­keit gewin­nen. Als zwei­tes Ele­ment kam dann die Auf­for­de­rung hin­zu, der geschicht­li­chen Offen­ba­rung Gehör zu schen­ken, die allein für uns der Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis des stil­len Geheim­nis­ses der Schöp­fung ist, indem sie uns kon­kret den Weg zum wah­ren Herrn der Welt und der Geschich­te zeigt, der sich in der Armut des Stalls von Bet­le­hem ver­birgt. Das ande­re im Mot­to des Welt­ju­gend­tags ent­hal­te­ne Bild war der anbe­ten­de Mensch: »Wir sind gekom­men, um ihn anzu­be­ten«. Vor jedem Han­deln und jeder Ver­än­de­rung der Welt muß die Anbe­tung ste­hen. Nur sie macht uns wirk­lich frei; nur sie gibt uns die Kri­te­ri­en für unser Han­deln. Gera­de in einer Welt, in der die Kri­te­ri­en, die Ori­en­tie­rung bie­ten, immer weni­ger wer­den und die Gefahr besteht, daß jeder nur sich selbst zum Kri­te­ri­um nimmt, ist es sehr wich­tig, die Anbe­tung her­vor­zu­he­ben. Allen, die dabei­ge­we­sen sind, bleibt das tie­fer­leb­te Schwei­gen jener Mil­li­on Jugend­li­cher unver­geß­lich, ein Schwei­gen, das uns alle ver­ein­te und unse­re Her­zen erhob, als der Herr im Sakra­ment auf dem Altar aus­ge­setzt wur­de. Wir bewah­ren die Bil­der von Köln in unse­ren Her­zen: Sie sind ein Fin­ger­zeig, der wei­ter­wirkt. Ohne ein­zel­ne Namen zu nen­nen, möch­te ich bei die­ser Gele­gen­heit allen dan­ken, die den Welt­ju­gend­tag ermög­licht haben; vor allem aber dan­ken wir gemein­sam dem Herrn, denn nur er konn­te uns jene Tage so schen­ken, wie wir sie erlebt haben.

Das Wort »Anbe­tung« lei­tet über zum zwei­ten gro­ßen Ereig­nis, über das ich spre­chen möch­te: die Bischofs­syn­ode und das Jahr der Eucha­ri­stie. Papst Johan­nes Paul II. hat­te uns in der Enzy­kli­ka Eccle­sia de Eucha­ri­stia und im Apo­sto­li­schen Schrei­ben Mane nobis­cum Domi­ne bereits die grund­le­gen­den Anlei­tun­gen dafür gege­ben und hat­te gleich­zei­tig mit sei­ner per­sön­li­chen Erfah­rung des eucha­ri­sti­schen Glau­bens die Leh­re der Kir­che kon­kret umge­setzt. Dar­über hin­aus hat­te die Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst die eng mit der Enzy­kli­ka ver­bun­de­ne Instruk­ti­on Redemp­tio­nis Sacra­men­tum ver­öf­fent­licht, die als prak­ti­sche Hil­fe bei der rich­ti­gen Umset­zung der Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on über die Lit­ur­gie und der Lit­ur­gie­re­form die­nen soll. War es dar­über hin­aus wirk­lich mög­lich, noch etwas Neu­es zu sagen, das Lehr­ge­bäu­de noch wei­ter­zu­ent­wickeln? Gera­de das war die gro­ße Erfah­rung, die die Syn­ode mach­te, als sie sah, daß sich in den Bei­trä­gen der Syn­oden­vä­ter der Reich­tum des eucha­ri­sti­schen Lebens der Kir­che von heu­te abzeich­ne­te und deut­lich wur­de, wie uner­schöpf­lich ihr eucha­ri­sti­scher Glau­be ist. Das, was die Syn­oden­vä­ter gedacht und zum Aus­druck gebracht haben, muß in enger Ver­bin­dung mit den »Pro­po­si­tio­nes« der Syn­ode in einem nach­syn­oda­len Schrei­ben ver­öf­fent­licht wer­den. Ich möch­te hier nur noch ein­mal den Punkt unter­strei­chen, den wir eben bereits im Zusam­men­hang mit dem Welt­ju­gend­tag erwähnt haben: die Anbe­tung des auf­er­stan­de­nen Herrn, der in der Eucha­ri­stie in Fleisch und Blut, mit Leib und See­le, als Gott und Mensch gegen­wär­tig ist. Es berührt mich tief, zu sehen, wie über­all in der Kir­che die Freu­de der eucha­ri­sti­schen Anbe­tung neu erwacht und ihre Früch­te zeigt. Zur Zeit der Lit­ur­gie­re­form wur­den oft die Mes­se und die Anbe­tung außer­halb der Mes­se als Gegen­sät­ze betrach­tet: einer damals weit ver­brei­te­ten Auf­fas­sung zufol­ge sei uns das eucha­ri­sti­sche Brot nicht gege­ben wor­den, um betrach­tet, son­dern um ver­zehrt zu wer­den. In der Gebets­er­fah­rung der Kir­che hat sich inzwi­schen gezeigt, daß es nicht sinn­voll ist, eine sol­che Unter­schei­dung vor­zu­neh­men. Schon Augu­sti­nus hat gesagt: »… nemo autem illam car­nem man­du­cat, nisi pri­us ado­ra­ve­rit; … pec­ce­mus non ado­ran­do – Nie­mand ißt die­ses Fleisch, ohne es vor­her anzu­be­ten; … wir wür­den sün­di­gen, wenn wir es nicht anbe­te­ten« (vgl. Enarr. in Ps 98,9; CCL XXXIX, 1385). In der Tat emp­fan­gen wir in der Eucha­ri­stie nicht ein­fach irgend etwas. Die Eucha­ri­stie ist die Begeg­nung und Ver­ei­ni­gung von Per­so­nen; die Per­son jedoch, die uns ent­ge­gen­kommt und mit uns eins zu wer­den wünscht, ist der Sohn Got­tes. Eine sol­che Ver­ei­ni­gung kann nur in der Anbe­tung statt­fin­den. Die Eucha­ri­stie zu emp­fan­gen bedeu­tet, den anzu­be­ten, den wir emp­fan­gen. Genau so und nur so wer­den wir eins mit ihm. Daher ist die Ent­wick­lung der eucha­ri­sti­schen Anbe­tung in der Form, wie sie sich im Ver­lauf des Mit­tel­al­ters her­aus­ge­bil­det hat, eine Kon­se­quenz des eucha­ri­sti­schen Geheim­nis­ses selbst und besitzt einen star­ken inne­ren Zusam­men­hang mit die­sem: Nur in der Anbe­tung kann eine tie­fe und ech­te Auf­nah­me der Eucha­ri­stie her­an­rei­fen. Und eben in die­ser per­sön­li­chen Begeg­nung mit dem Herrn reift dann auch die Sen­dung im zwi­schen­mensch­li­chen Bereich her­an, die in der Eucha­ri­stie ent­hal­ten ist und die nicht nur die Bar­rie­ren zwi­schen dem Herrn und uns besei­ti­gen will, son­dern auch und vor allem die Bar­rie­ren, die uns Men­schen von­ein­an­der trennen. 

Das letz­te Ereig­nis die­ses Jah­res, bei dem ich bei die­ser Gele­gen­heit ver­wei­len möch­te, ist der Abschluß des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils vor 40 Jah­ren. Die­ser Anlaß läßt Fra­gen auf­kom­men: Wel­ches Ergeb­nis hat­te das Kon­zil? Ist es rich­tig rezi­piert wor­den? Was war an der Rezep­ti­on des Kon­zils gut, was unzu­läng­lich oder falsch? Was muß noch getan wer­den? Nie­mand kann leug­nen, daß in wei­ten Tei­len der Kir­che die Kon­zils­re­zep­ti­on eher schwie­rig gewe­sen ist, auch wenn man auf das, was in die­sen Jah­ren gesche­hen ist, nicht die Schil­de­rung der Situa­ti­on der Kir­che nach dem Kon­zil von Niz­äa, die der gro­ße Kir­chen­leh­rer Basi­li­us uns gege­ben hat, über­tra­gen will: Er ver­gleicht die Situa­ti­on mit einer Schiffs­schlacht in stür­mi­scher Nacht und sagt unter ande­rem: »Das hei­se­re Geschrei derer, die sich im Streit gegen­ein­an­der erhe­ben, das unver­ständ­li­che Geschwätz, die ver­wor­re­nen Geräu­sche des pau­sen­lo­sen Lärms, all das hat fast schon die gan­ze Kir­che erfüllt und so durch Hin­zu­fü­gun­gen oder Aus­las­sun­gen die rech­te Leh­re der Kir­che ver­fälscht …« (vgl. De Spi­ri­tu Sanc­to, XXX, 77; PG32, 213 A; SCh 17bis, S. 524). Wir wol­len die­ses dra­ma­ti­sche Bild nicht direkt auf die nach­kon­zi­lia­re Situa­ti­on über­tra­gen, aber etwas von dem, was gesche­hen ist, kommt dar­in zum Aus­druck. Die Fra­ge taucht auf, war­um die Rezep­ti­on des Kon­zils in einem gro­ßen Teil der Kir­che so schwie­rig gewe­sen ist. Nun ja, alles hängt ab von einer kor­rek­ten Aus­le­gung des Kon­zils oder – wie wir heu­te sagen wür­den – von einer kor­rek­ten Her­me­neu­tik, von sei­ner kor­rek­ten Deu­tung und Umset­zung. Die Pro­ble­me der Rezep­ti­on ent­spran­gen der Tat­sa­che, daß zwei gegen­sätz­li­che Her­me­neu­ti­ken mit­ein­an­der kon­fron­tiert wur­den und im Streit lagen. Die eine hat Ver­wir­rung gestif­tet, die ande­re hat Früch­te getra­gen, was in der Stil­le geschah, aber immer deut­li­cher sicht­bar wur­de, und sie trägt auch wei­ter­hin Früch­te. Auf der einen Sei­te gibt es eine Aus­le­gung, die ich »Her­me­neu­tik der Dis­kon­ti­nui­tät und des Bru­ches« nen­nen möch­te; sie hat sich nicht sel­ten das Wohl­wol­len der Mas­sen­me­di­en und auch eines Tei­les der moder­nen Theo­lo­gie zunut­ze machen kön­nen. Auf der ande­ren Sei­te gibt es die »Her­me­neu­tik der Reform«, der Erneue­rung des einen Sub­jekts Kir­che, die der Herr uns geschenkt hat, unter Wah­rung der Kon­ti­nui­tät; die Kir­che ist ein Sub­jekt, das mit der Zeit wächst und sich wei­ter­ent­wickelt, dabei aber immer sie selbst bleibt, das Got­tes­volk als das eine Sub­jekt auf sei­nem Weg. Die Her­me­neu­tik der Dis­kon­ti­nui­tät birgt das Risi­ko eines Bru­ches zwi­schen vor­kon­zi­lia­rer und nach­kon­zi­lia­rer Kir­che in sich. Ihre Ver­tre­ter behaup­ten, daß die Kon­zils­tex­te als sol­che noch nicht wirk­lich den Kon­zils­geist aus­drück­ten. Sie sei­en das Ergeb­nis von Kom­pro­mis­sen, die geschlos­sen wur­den, um Ein­mü­tig­keit her­zu­stel­len, wobei vie­le alte und inzwi­schen nutz­los gewor­de­ne Din­ge mit­ge­schleppt und wie­der bestä­tigt wer­den muß­ten. Nicht in die­sen Kom­pro­mis­sen kom­me jedoch der wah­re Geist des Kon­zils zum Vor­schein, son­dern im Elan auf das Neue hin, das den Tex­ten zugrun­de lie­ge: nur in die­sem Elan lie­ge der wah­re Kon­zils­geist, und hier müs­se man anset­zen und dem­entspre­chend fort­fah­ren. Eben weil die Tex­te den wah­ren Kon­zils­geist und sei­ne Neu­ar­tig­keit nur unvoll­kom­men zum Aus­druck bräch­ten, sei es not­wen­dig, mutig über die Tex­te hin­aus­zu­ge­hen und dem Neu­en Raum zu ver­schaf­fen, das die tie­fe­re, wenn auch noch nicht scharf umris­se­ne Absicht des Kon­zils zum Aus­druck brin­ge. Mit einem Wort, man sol­le nicht den Kon­zils­tex­ten, son­dern ihrem Geist fol­gen. Unter die­sen Umstän­den ent­steht natür­lich ein gro­ßer Spiel­raum für die Fra­ge, wie die­ser Geist denn zu umschrei­ben sei, und folg­lich schafft man Raum für Spe­ku­la­tio­nen. Damit miß­ver­steht man jedoch bereits im Ansatz die Natur eines Kon­zils als sol­chem. Es wird so als eine Art ver­fas­sung­ge­ben­de Ver­samm­lung betrach­tet, die eine alte Ver­fas­sung außer Kraft setzt und eine neue schafft. Eine ver­fas­sung­ge­ben­de Ver­samm­lung braucht jedoch einen Auf­trag­ge­ber und muß dann von die­sem Auf­trag­ge­ber, also vom Volk, dem die Ver­fas­sung die­nen soll, rati­fi­ziert wer­den. Die Kon­zils­vä­ter besa­ßen kei­nen der­ar­ti­gen Auf­trag, und nie­mand hat­te ihnen jemals einen sol­chen Auf­trag gege­ben; es konn­te ihn auch nie­mand geben, weil die eigent­li­che Kir­chen­ver­fas­sung vom Herrn kommt, und sie uns gege­ben wur­de, damit wir das ewi­ge Leben erlan­gen und aus die­ser Per­spek­ti­ve her­aus auch das Leben in der Zeit und die Zeit selbst erleuch­ten kön­nen. Die Bischö­fe sind durch das Sakra­ment, das sie erhal­ten haben, Treu­hän­der der Gabe des Herrn. Sie sind »Ver­wal­ter von Geheim­nis­sen Got­tes« (1 Kor 4,1); als sol­che müs­sen sie als »treu und klug« (vgl. Lk 12,41–48) befun­den wer­den. Das heißt, daß sie die Gabe des Herrn in rech­ter Wei­se ver­wal­ten müs­sen, damit sie nicht in irgend­ei­nem Ver­steck ver­bor­gen bleibt, son­dern Früch­te trägt, und der Herr am Ende zum Ver­wal­ter sagen kann: »Weil du im Klein­sten treu gewe­sen bist, will ich dir eine gro­ße Auf­ga­be über­tra­gen« (vgl. Mt 25,14–30; Lk 19,11–27). In die­sen bibli­schen Gleich­nis­sen wird die Dyna­mik der Treue beschrie­ben, die im Dienst des Herrn wich­tig ist, und in ihnen wird auch deut­lich, wie in einem Kon­zil Dyna­mik und Treue eins wer­den müssen.

Der Her­me­neu­tik der Dis­kon­ti­nui­tät steht die Her­me­neu­tik der Reform gegen­über, von der zuerst Papst Johan­nes XXIII. in sei­ner Eröff­nungs­an­spra­che zum Kon­zil am 11. Okto­ber 1962 gespro­chen hat und dann Papst Paul VI. in der Abschluß­an­spra­che am 7. Dezem­ber 1965. Ich möch­te hier nur die wohl­be­kann­ten Wor­te Johan­nes’ XXIII. zitie­ren, die die­se Her­me­neu­tik unmiß­ver­ständ­lich zum Aus­druck brin­gen, wenn er sagt, daß das Kon­zil »die Leh­re rein und voll­stän­dig über­mit­teln will, ohne Abschwä­chun­gen oder Ent­stel­lun­gen« und dann fort­fährt: »Unse­re Pflicht ist es nicht nur, die­ses kost­ba­re Gut zu hüten, so als inter­es­sier­te uns nur das Alt­ehr­wür­di­ge an ihm, son­dern auch, uns mit eif­ri­gem Wil­len und ohne Furcht dem Werk zu wid­men, das unse­re Zeit von uns ver­langt… Es ist not­wen­dig, die unum­stöß­li­che und unver­än­der­li­che Leh­re, die treu geach­tet wer­den muß, zu ver­tie­fen und sie so zu for­mu­lie­ren, daß sie den Erfor­der­nis­sen unse­rer Zeit ent­spricht. Eine Sache sind näm­lich die Glau­bens­in­hal­te, also die in unse­rer ehr­wür­di­gen Leh­re ent­hal­te­nen Wahr­hei­ten, eine ande­re Sache ist die Art, wie sie for­mu­liert wer­den, wobei ihr Sinn und ihre Trag­wei­te erhal­ten blei­ben müs­sen« (S. Oec. Conc. Vat. II Con­sti­tu­tio­nes Decre­ta Decla­ra­tio­nes, 1974, S. 863–65). Es ist klar, daß der Ver­such, eine bestimm­te Wahr­heit neu zu for­mu­lie­ren, es erfor­dert, neu über sie nach­zu­den­ken und in eine neue, leben­di­ge Bezie­hung zu ihr zu tre­ten; es ist eben­so klar, daß das neue Wort nur dann zur Rei­fe gelan­gen kann, wenn es aus einem bewuß­ten Ver­ständ­nis der dar­in zum Aus­druck gebrach­ten Wahr­heit ent­steht, und daß die Refle­xi­on über den Glau­ben ande­rer­seits auch erfor­dert, daß man die­sen Glau­ben lebt. In die­sem Sin­ne war das Pro­gramm, das Papst Johan­nes XXIII. vor­ge­ge­ben hat, äußerst anspruchs­voll, wie auch die Ver­bin­dung von Treue und Dyna­mik anspruchs­voll ist. Aber über­all dort, wo die Rezep­ti­on des Kon­zils sich an die­ser Aus­le­gung ori­en­tiert hat, ist neu­es Leben gewach­sen und sind neue Früch­te her­an­ge­reift. 40 Jah­re nach dem Kon­zil kön­nen wir die Tat­sa­che beto­nen, daß sei­ne posi­ti­ven Fol­gen grö­ßer und lebens­kräf­ti­ger sind, als es in der Unru­he der Jah­re um 1968 den Anschein haben konn­te. Heu­te sehen wir, daß der gute Same, auch wenn er sich lang­sam ent­wickelt, den­noch wächst, und so wächst auch unse­re tie­fe Dank­bar­keit für das Werk, das das Kon­zil voll­bracht hat.

Paul VI. hat dann in sei­ner Abschluß­re­de zum Kon­zil noch einen spe­zi­el­len Grund auf­ge­zeigt, war­um eine Her­me­neu­tik der Dis­kon­ti­nui­tät über­zeu­gend erschei­nen könn­te. In der gro­ßen Kon­tro­ver­se um den Men­schen, die bezeich­nend ist für die Moder­ne, muß­te das Kon­zil sich beson­ders dem The­ma der Anthro­po­lo­gie wid­men. Es muß­te über das Ver­hält­nis zwi­schen der Kir­che und ihrem Glau­ben auf der einen und dem Men­schen und der heu­ti­gen Welt auf der ande­ren Sei­te nach­den­ken (ebd., S. 1066f.). Das Pro­blem wird noch deut­li­cher, wenn wir anstatt des all­ge­mei­nen Ter­mi­nus »heu­ti­ge Welt« ein ande­res, tref­fen­de­res Wort wäh­len: Das Kon­zil muß­te das Ver­hält­nis von Kir­che und Moder­ne neu bestim­men. Die­ses Ver­hält­nis hat­te mit dem Pro­zeß gegen Gali­lei einen sehr pro­ble­ma­ti­schen Anfang genom­men. Es war im Fol­gen­den voll­kom­men zer­bro­chen, als Kant die »Reli­gi­on inner­halb der Gren­zen der blo­ßen Ver­nunft« beschrieb und als in der radi­ka­len Pha­se der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on ein Staats- und Men­schen­bild Ver­brei­tung fand, das der Kir­che und dem Glau­ben prak­tisch kei­nen Raum mehr zuge­ste­hen woll­te. Der Zusam­men­stoß des Glau­bens der Kir­che mit einem radi­ka­len Libe­ra­lis­mus und auch mit den Natur­wis­sen­schaf­ten, die sich anmaß­ten, mit ihren Kennt­nis­sen die gan­ze Wirk­lich­keit bis zu ihrem Ende zu erfas­sen, und sich fest vor­ge­nom­men hat­ten, die »Hypo­the­se Gott« über­flüs­sig zu machen, hat­te im 19. Jahr­hun­dert sei­tens der Kir­che unter Pius IX. zu har­ten und radi­ka­len Ver­ur­tei­lun­gen eines sol­chen Gei­stes der Moder­ne geführt. Es gab somit schein­bar kei­nen Bereich mehr, der offen gewe­sen wäre für eine posi­ti­ve und frucht­ba­re Ver­stän­di­gung, und die­se wur­de von den­je­ni­gen, die sich als Ver­tre­ter der Moder­ne fühl­ten, auch dra­stisch abge­lehnt. In der Zwi­schen­zeit hat­te jedoch auch die Moder­ne Ent­wick­lun­gen durch­ge­macht. Man merk­te, daß die ame­ri­ka­ni­sche Revo­lu­ti­on ein moder­nes Staats­mo­dell bot, das anders war als das, wel­ches die radi­ka­len Ten­den­zen, die aus der zwei­ten Pha­se der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on her­vor­ge­gan­gen waren, ent­wor­fen hat­ten. Die Natur­wis­sen­schaf­ten began­nen, immer kla­rer über die eige­nen Gren­zen nach­zu­den­ken, die ihnen von ihrer eige­nen Metho­de auf­er­legt wur­den, die, auch wenn sie gro­ße Din­ge voll­brach­te, den­noch nicht in der Lage war, die gesam­te Wirk­lich­keit zu erfas­sen. So began­nen bei­de Sei­ten, immer mehr Offen­heit für­ein­an­der zu zei­gen. In der Zeit zwi­schen den bei­den Welt­krie­gen und ver­stärkt nach dem Zwei­ten Welt­krieg hat­ten katho­li­sche Staats­män­ner bewie­sen, daß es einen säku­la­ren moder­nen Staat geben kann, der den­noch nicht wert­neu­tral ist, son­dern sein Leben aus den gro­ßen Quel­len christ­li­cher Ethik schöpft. Die katho­li­sche Sozi­al­leh­re, die sich nach und nach ent­wickelt hat­te, war zu einem wich­ti­gen Modell neben dem radi­ka­len Libe­ra­lis­mus und der mar­xi­sti­schen Staats­theo­rie gewor­den. Die Natur­wis­sen­schaf­ten, die sich rück­halt­los zu einer eige­nen Metho­de bekann­ten, in der Gott kei­nen Zugang hat­te, merk­ten immer deut­li­cher, daß die­se Metho­de nicht die vol­le Wirk­lich­keit umfaß­te, und öff­ne­ten daher Gott wie­der die Türen, da sie wuß­ten, daß die Wirk­lich­keit grö­ßer ist als die natur­wis­sen­schaft­li­che Metho­de und das, was mit die­ser erfaßt wer­den kann. Man könn­te sagen, daß sich drei Fra­gen­krei­se gebil­det hat­ten, die jetzt, zur Zeit des Zwei­ten Vati­can­ums, auf eine Ant­wort war­te­ten. Vor allem war es not­wen­dig, das Ver­hält­nis von Glau­ben und moder­nen Wis­sen­schaf­ten neu zu bestim­men; das galt übri­gens nicht nur für die Natur­wis­sen­schaf­ten, son­dern auch für die Geschichts­wis­sen­schaft, weil in einer gewis­sen Schu­le die Ver­tre­ter der histo­risch-kri­ti­schen Metho­de das letz­te Wort in der Bibel­aus­le­gung für sich in Anspruch nah­men und sich – da sie behaup­te­ten, das ein­zig mög­li­che Schrift­ver­ständ­nis zu besit­zen – in wich­ti­gen Punk­ten der Aus­le­gung, die dem Glau­ben der Kir­che erwach­sen war, wider­setz­ten. Zwei­tens muß­te das Ver­hält­nis von Kir­che und moder­nem Staat neu bestimmt wer­den, einem Staat, der Bür­gern ver­schie­de­ner Reli­gio­nen und Ideo­lo­gien Platz bot, sich gegen­über die­sen Reli­gio­nen unpar­tei­isch ver­hielt und ein­fach nur die Ver­ant­wor­tung über­nahm für ein geord­ne­tes und tole­ran­tes Zusam­men­le­ben der Bür­ger und für ihre Frei­heit, die eige­ne Reli­gi­on aus­zu­üben. Damit war drit­tens ganz all­ge­mein das Pro­blem der reli­giö­sen Tole­ranz ver­bun­den – und das ver­lang­te eine Neu­be­stim­mung des Ver­hält­nis­ses von christ­li­chem Glau­ben und Welt­re­li­gio­nen. Ange­sichts der jüng­sten Ver­bre­chen, die unter der natio­nal­so­zia­li­sti­schen Herr­schaft gesche­hen waren, und über­haupt im Rück­blick auf eine lan­ge und schwie­ri­ge Geschich­te muß­te beson­ders das Ver­hält­nis der Kir­che zum Glau­ben Isra­els neu bewer­tet und bestimmt werden.

All die­se The­men sind von gro­ßer Trag­wei­te – es waren die gro­ßen The­men der zwei­ten Kon­zils­hälf­te –, und es ist in die­sem Zusam­men­hang nicht mög­lich, sich ein­ge­hen­der mit ihnen zu befas­sen. Es ist klar, daß in all die­sen Berei­chen, die in ihrer Gesamt­heit ein und das­sel­be Pro­blem dar­stel­len, eine Art Dis­kon­ti­nui­tät ent­ste­hen konn­te und daß in gewis­sem Sin­ne tat­säch­lich eine Dis­kon­ti­nui­tät auf­ge­tre­ten war. Trotz­dem stell­te sich jedoch her­aus, daß, nach­dem man zwi­schen ver­schie­de­nen kon­kre­ten histo­ri­schen Situa­tio­nen und ihren Ansprü­chen unter­schie­den hat­te, in den Grund­sät­zen die Kon­ti­nui­tät nicht auf­ge­ge­ben wor­den war – eine Tat­sa­che, die auf den ersten Blick leicht über­se­hen wird. Genau in die­sem Zusam­men­spiel von Kon­ti­nui­tät und Dis­kon­ti­nui­tät auf ver­schie­de­nen Ebe­nen liegt die Natur der wah­ren Reform. Inner­halb die­ses Ent­wick­lungs­pro­zes­ses des Neu­en unter Bewah­rung der Kon­ti­nui­tät muß­ten wir ler­nen – bes­ser, als es bis dahin der Fall gewe­sen war – zu ver­ste­hen, daß die Ent­schei­dun­gen der Kir­che in bezug auf vor­über­ge­hen­de, nicht zum Wesen gehö­ren­de Fra­gen – zum Bei­spiel in Bezug auf bestimm­te kon­kre­te For­men des Libe­ra­lis­mus oder der libe­ra­len Schrift­aus­le­gung – not­wen­di­ger­wei­se auch selbst vor­über­ge­hen­de Ant­wor­ten sein muß­ten, eben weil sie Bezug nah­men auf eine bestimm­te in sich selbst ver­än­der­li­che Wirk­lich­keit. Man muß­te ler­nen, zu akzep­tie­ren, daß bei sol­chen Ent­schei­dun­gen nur die Grund­sät­ze den dau­er­haf­ten Aspekt dar­stel­len, wobei sie selbst im Hin­ter­grund blei­ben und die Ent­schei­dung von innen her­aus begrün­den. Die kon­kre­ten Umstän­de, die von der histo­ri­schen Situa­ti­on abhän­gen und daher Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen sein kön­nen, sind dage­gen nicht eben­so bestän­dig. So kön­nen die grund­sätz­li­chen Ent­schei­dun­gen ihre Gül­tig­keit behal­ten, wäh­rend die Art ihrer Anwen­dung auf neue Zusam­men­hän­ge sich ändern kann. So wird bei­spiels­wei­se die Reli­gi­ons­frei­heit dann, wenn sie eine Unfä­hig­keit des Men­schen, die Wahr­heit zu fin­den, zum Aus­druck brin­gen soll und infol­ge­des­sen dem Rela­ti­vis­mus den Rang eines Geset­zes ver­leiht, von der Ebe­ne einer gesell­schaft­li­chen und histo­ri­schen Not­wen­dig­keit auf die ihr nicht ange­mes­se­ne Ebe­ne der Meta­phy­sik erho­ben und so ihres wah­ren Sin­nes beraubt, was zur Fol­ge hat, daß sie von dem­je­ni­gen, der glaubt, daß der Mensch fähig sei, die Wahr­heit Got­tes zu erken­nen und der auf­grund der der Wahr­heit inne­woh­nen­den Wür­de an die­se Erkennt­nis gebun­den ist, nicht akzep­tiert wer­den kann. Etwas ganz ande­res ist es dage­gen, die Reli­gi­ons­frei­heit als Not­wen­dig­keit für das mensch­li­che Zusam­men­le­ben zu betrach­ten oder auch als eine Fol­ge der Tat­sa­che, daß die Wahr­heit nicht von außen auf­ge­zwun­gen wer­den kann, son­dern daß der Mensch sie sich nur durch einen Pro­zeß inne­rer Über­zeu­gung zu eigen machen kann. Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil hat mit dem Dekret über die Reli­gi­ons­frei­heit einen wesent­li­chen Grund­satz des moder­nen Staa­tes aner­kannt und über­nom­men und gleich­zei­tig ein tief ver­an­ker­tes Erbe der Kir­che wie­der auf­ge­grif­fen. Die­se darf wis­sen, daß sie sich damit in völ­li­gem Ein­ver­neh­men mit der Leh­re Jesu befin­det (vgl. Mt 22,21), eben­so wie mit der Kir­che der Mär­ty­rer, mit den Mär­ty­rern aller Zei­ten. Die frü­he Kir­che hat mit größ­ter Selbst­ver­ständ­lich­keit für die Kai­ser und die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen gebe­tet, da sie dies als ihre Pflicht betrach­te­te (vgl. 1 Tim 2,2); wäh­rend sie aber für den Kai­ser bete­te, hat sie sich den­noch gewei­gert, ihn anzu­be­ten und hat damit die Staats­re­li­gi­on ein­deu­tig abge­lehnt. Die Mär­ty­rer der frü­hen Kir­che sind für ihren Glau­ben an den Gott gestor­ben, der sich in Jesus Chri­stus offen­bart hat­te, und damit sind sie auch für die Gewis­sens­frei­heit und für die Frei­heit, den eige­nen Glau­ben zu beken­nen, gestor­ben – für ein Bekennt­nis, das von kei­nem Staat auf­ge­zwun­gen wer­den kann, son­dern das man sich nur durch die Gna­de Got­tes in der Frei­heit des eige­nen Gewis­sens zu eigen machen kann. Eine mis­sio­na­ri­sche Kir­che, die sich ver­pflich­tet weiß, ihre Bot­schaft allen Völ­kern zu ver­kün­di­gen, muß sich unbe­dingt für die Glau­bens­frei­heit ein­set­zen. Sie will die Gabe der Wahr­heit, die für alle Men­schen da ist, wei­ter­ge­ben und sichert gleich­zei­tig den Völ­kern und ihren Regie­run­gen zu, damit nicht ihre Iden­ti­tät und ihre Kul­tu­ren zer­stö­ren zu wol­len; sie gibt ihnen im Gegen­teil die Ant­wort, auf die sie im Inner­sten war­ten – eine Ant­wort, die die Viel­falt der Kul­tu­ren nicht zer­stört, son­dern die Ein­heit unter den Men­schen und damit auch den Frie­den unter den Völ­kern vermehrt.

Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil hat durch die Neu­be­stim­mung des Ver­hält­nis­ses zwi­schen dem Glau­ben der Kir­che und bestimm­ten Grund­ele­men­ten des moder­nen Den­kens eini­ge in der Ver­gan­gen­heit gefäll­te Ent­schei­dun­gen neu über­dacht oder auch kor­ri­giert, aber trotz die­ser schein­ba­ren Dis­kon­ti­nui­tät hat sie ihre wah­re Natur und ihre Iden­ti­tät bewahrt und ver­tieft. Die Kir­che war und ist vor und nach dem Kon­zil die­sel­be eine, hei­li­ge, katho­li­sche und apo­sto­li­sche Kir­che, die sich auf dem Weg durch die Zei­ten befin­det; sie »schrei­tet zwi­schen den Ver­fol­gun­gen der Welt und den Trö­stun­gen Got­tes auf ihrem Pil­ger­weg dahin« und ver­kün­det den Tod des Herrn, bis er wie­der­kommt (vgl. Lumen gen­ti­um, 8). Wenn jemand erwar­tet hat­te, daß das grund­sätz­li­che »Ja« zur Moder­ne alle Span­nun­gen lösen und die so erlang­te »Öff­nung gegen­über der Welt« alles in rei­ne Har­mo­nie ver­wan­deln wür­de, dann hat­te er die inne­ren Span­nun­gen und auch die Wider­sprü­che inner­halb der Moder­ne unter­schätzt; er hat­te die gefähr­li­che Schwä­che der mensch­li­chen Natur unter­schätzt, die in allen Geschichts­pe­ri­oden und in jedem histo­ri­schen Kon­text eine Bedro­hung für den Weg des Men­schen dar­stellt. Die­se Gefah­ren sind durch das Vor­han­den­sein neu­er Mög­lich­kei­ten und durch die neue Macht des Men­schen über die Mate­rie und über sich selbst nicht ver­schwun­den, son­dern sie neh­men im Gegen­teil neue Aus­ma­ße an: Dies zeigt ein Blick auf die gegen­wär­ti­ge Geschich­te sehr deut­lich. Auch in unse­rer Zeit bleibt die Kir­che ein »Zei­chen, dem wider­spro­chen wird« (Lk 2,34) – die­sen Titel hat­te Papst Johan­nes Paul II. nicht ohne Grund noch als Kar­di­nal den Exer­zi­ti­en gege­ben, die er 1976 für Papst Paul VI. und die Römi­sche Kurie hielt. Es konn­te nicht die Absicht des Kon­zils sein, die­sen Wider­spruch des Evan­ge­li­ums gegen die Gefah­ren und Irr­tü­mer des Men­schen auf­zu­he­ben. Zwei­fel­los woll­te es dage­gen Gegen­sät­ze besei­ti­gen, die auf Irr­tü­mern beruh­ten oder über­flüs­sig waren, um unse­rer Welt den Anspruch des Evan­ge­li­ums in sei­ner gan­zen Grö­ße und Klar­heit zu zei­gen. Der Schritt, den das Kon­zil getan hat, um auf die Moder­ne zuzu­ge­hen, und der sehr unzu­läng­lich als »Öff­nung gegen­über der Welt« bezeich­net wur­de, gehört letzt­end­lich zum nie enden­den Pro­blem des Ver­hält­nis­ses von Glau­ben und Ver­nunft, das immer wie­der neue For­men annimmt. Die Situa­ti­on, der das Kon­zil gegen­über­stand, kann man ohne Wei­te­res mit Vor­komm­nis­sen frü­he­rer Epo­chen ver­glei­chen. Der hl. Petrus hat­te in sei­nem ersten Brief die Chri­sten ermahnt, bereit zu sein, jedem eine Ant­wort (»apo-logia«) zu geben, der sie nach ihrem »logos«, nach dem Grund für ihren Glau­ben, fra­ge (vgl. 3,15). Das hieß, daß der bibli­sche Glau­be mit der grie­chi­schen Kul­tur ins Gespräch tre­ten, eine Bezie­hung zu ihr auf­bau­en und durch deren Deu­tung ler­nen muß­te, sowohl das Tren­nen­de als auch die Berüh­rungs­punk­te und Affi­ni­tä­ten unter ihnen in der einen gott­ge­ge­be­nen Ver­nunft zu erken­nen. Als im 13. Jahr­hun­dert durch jüdi­sche und ara­bi­sche Phi­lo­so­phen das ari­sto­te­li­sche Gedan­ken­gut mit dem mit­tel­al­ter­li­chen Chri­sten­tum, das in der pla­to­ni­schen Tra­di­ti­on stand, in Berüh­rung kam, und Glau­be und Ver­nunft Gefahr lie­fen, in unüber­wind­li­chen Wider­spruch zuein­an­der zu tre­ten, war es vor allem der hl. Tho­mas von Aquin, der im Auf­ein­an­der­tref­fen von Glau­ben und ari­sto­te­li­scher Phi­lo­so­phie eine Ver­mitt­ler­rol­le ein­nahm und so den Glau­ben in posi­ti­ve Bezie­hung stell­te zu der Form der ver­nunft­ge­mä­ßen Argu­men­ta­ti­on, die zu sei­ner Zeit herrsch­te. Das müh­sa­me Streit­ge­spräch zwi­schen moder­ner Ver­nunft und christ­li­chem Glau­ben, das mit dem Pro­zeß gegen Gali­lei zuerst unter nega­ti­vem Vor­zei­chen begon­nen hat­te, kann­te natür­lich vie­le Pha­sen, aber mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil kam die Stun­de, in der ein Über­den­ken auf brei­ter Basis erfor­der­lich gewor­den war. Sein Inhalt ist in den Kon­zils­tex­ten natür­lich nur in gro­ben Zügen dar­ge­legt, aber die Rich­tung ist damit im Wesent­li­chen fest­ge­legt, so daß der Dia­log zwi­schen Ver­nunft und Glau­ben, der heu­te beson­ders wich­tig ist, auf­grund des Zwei­ten Vati­can­ums sei­ne Ori­en­tie­rung gefun­den hat. Jetzt muß die­ser Dia­log wei­ter­ge­führt wer­den, und zwar mit gro­ßer Offen­heit des Gei­stes, aber auch mit der kla­ren Unter­schei­dung der Gei­ster, was die Welt aus gutem Grund gera­de in die­sem Augen­blick von uns erwar­tet. So kön­nen wir heu­te mit Dank­bar­keit auf das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil zurück­blicken: Wenn wir es mit Hil­fe der rich­ti­gen Her­me­neu­tik lesen und rezi­pie­ren, dann kann es eine gro­ße Kraft für die stets not­wen­di­ge Erneue­rung der Kir­che sein und immer mehr zu einer sol­chen Kraft werden.

Abschlie­ßend muß ich viel­leicht noch jenen 19. April die­ses Jah­res erwäh­nen, an dem das Kar­di­nals­kol­le­gi­um mich zu mei­nem nicht gerin­gen Schrecken zum Nach­fol­ger von Papst Johan­nes Paul II., zum Nach­fol­ger des hl. Petrus auf dem Bischofs­stuhl von Rom, gewählt hat. Eine sol­che Auf­ga­be lag jen­seits all des­sen, was ich mir jemals als mei­ne Beru­fung hät­te vor­stel­len kön­nen. So konn­te ich nur mit einem tie­fen Akt des Ver­trau­ens auf Gott im Gehor­sam mein »Ja« zu die­ser Wahl sagen. Wie damals, so bit­te ich auch heu­te euch alle um euer Gebet, auf des­sen Kraft und Hil­fe ich zäh­le. Gleich­zei­tig möch­te ich in die­ser Stun­de all jenen von Her­zen dan­ken, die mich mit soviel Ver­trau­en, Güte und Ver­ständ­nis auf­ge­nom­men haben und mich noch immer auf­neh­men und mich tag­täg­lich mit ihrem Gebet begleiten.

Das Weih­nachts­fest ist schon nahe. Gott, der Herr, ist den Gefah­ren, die in der Geschich­te droh­ten, nicht mit äuße­rer Gewalt ent­ge­gen­ge­tre­ten, wie wir Men­schen es aus unse­rer welt­li­chen Per­spek­ti­ve her­aus erwar­tet hät­ten. Sei­ne Waf­fe ist die Güte. Er hat sich als Kind offen­bart, das in einem Stall gebo­ren wur­de. Genau so tritt er mit sei­ner ganz anders gear­te­ten Macht der zer­stö­re­ri­schen Gewalt ent­ge­gen. Genau so ret­tet er uns. Genau so zeigt er uns das, was Ret­tung bringt. Wir wol­len ihm in die­sen Weih­nachts­ta­gen wie die Hir­ten und die Wei­sen aus dem Mor­gen­land ver­trau­ens­voll ent­ge­gen­ge­hen. Bit­ten wir Maria, uns zum Herrn zu füh­ren. Bit­ten wir ihn selbst, daß er sein Ange­sicht über uns leuch­ten las­se. Bit­ten wir ihn, daß er die Gewalt in der Welt über­win­den und uns die Macht sei­ner Güte erfah­ren las­sen möge. Mit die­sen Emp­fin­dun­gen ertei­le ich euch allen von Her­zen den Apo­sto­li­schen Segen.

Text: Vati​can​.va (Screen­shot)

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Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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3 Kommentare

  1. Rich­tig, der Ver­such der Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät ist, genau­so wie die „Reform der Reform“ in der Lit­ur­gie, mit dem Schei­tern des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. geschei­tert. Lei­der erlaubt die Situa­ti­on kei­ne freund­li­che­re Formulierung.

    Zudem sagt Dignita­tis hum­a­nae selbst, daß die Reli­gi­ons­frei­heit nicht in der Offen­ba­rung ent­hal­ten ist, hier der gan­ze Abschnitt 9 mit sei­nen krau­sen Gedanken:

    9. Was das Vati­ka­ni­sche Kon­zil über das Recht des Men­schen auf reli­giö­se Frei­heit erklärt, hat sei­ne Grund­la­ge in der Wür­de der Per­son, deren For­de­run­gen die mensch­li­che Ver­nunft durch die Erfah­rung der Jahr­hun­der­te voll­stän­di­ger erkannt hat. Jedoch hat die­se Leh­re von der Frei­heit ihre Wur­zeln in der gött­li­chen Offen­ba­rung, wes­halb sie von Chri­sten um so gewis­sen­haf­ter beob­ach­tet wer­den muß. Denn obgleich die Offen­ba­rung das Recht auf Frei­heit von äuße­rem Zwang in reli­giö­sen Din­gen nicht aus­drück­lich lehrt, läßt sie doch die Wür­de der mensch­li­chen Per­son in ihrem gan­zen Umfang ans Licht tre­ten; sie zeigt, wie Chri­stus die Frei­heit des Men­schen in Erfül­lung der Pflicht, dem Wort Got­tes zu glau­ben, beach­tet hat, und belehrt uns über den Geist, den die Jün­ger eines sol­chen Mei­sters aner­ken­nen und dem sie in allem Fol­ge lei­sten sol­len. All dies ver­deut­licht die all­ge­mei­nen Prin­zi­pi­en, auf wel­che die Leh­re die­ser Erklä­rung über die Reli­gi­ons­frei­heit gegrün­det ist. Beson­ders ist die reli­giö­se Frei­heit in der Gesell­schaft völ­lig im Ein­klang mit der Frei­heit des christ­li­chen Glaubensaktes. 

    Erz­bi­schof Viganò hat recht: DH muß voll­stän­dig retra­hiert wer­den. Weg damit. Die­ser Unfug hat schon so viel Unheil angerichtet.

  2. Auch die Tex­te des 2.Vaticanums sind Tex­te, die aus­ge­legt wer­den müs­sen, um ver­stan­den zu
    wer­den. Eine der wichig­sten katho­li­schen Aus­le­gungs­nor­men ist nun die, daß jeder Konzilstext
    als in Ein­klang mit der Tra­di­ti­on aus­zu­le­gen ist. Denn es kann nicht sein, da Luther Unrecht
    hat­te, als er behaup­te­te, Kon­zi­li­en könn­ten irren,daß auf einem Kon­zil etwas als wahr gelehrt
    wird, was der Leh­re der Kir­che wider­spricht. So ist Papst Bene­dikts „Her­me­neu­tik der Kontinuität“
    nichts ande­res als die For­de­rung, die Tex­te auch die­ses Kon­zi­les katho­lisch aus­zu­le­gen. Das ist
    eine nor­ma­ti­ve Vor­ga­be für das: Wie sind die­se Tex­te zu lesen? Nur wenn gegen die­se katholische
    Aus­le­gungs­norm ver­sto­ßen wird, kann ein Bruch mit der Lehr­tra­di­ti­on behaup­tet werden.
    Uwe C. Lay

  3. Tja, und lei­der war bei einem gro­ßen Teil schon die Inten­ti­on jene, die Tex­te nicht in Kon­ti­nui­tät mit den Leh­ren zuvor zu sehen. Das Pro­blem ist, dass Umkehr­ef­fek­te und Auf­brü­che in ande­re Rich­tun­gen in der Leh­re das Ele­ment der Selbst­zer­stö­rung bereits in sich tragen.

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