Coronavirus: Zwei Kardinäle positiv getestet – Panik ein schlechter Ratgeber

Zahlen zur Coronavirus-Pandemie wider die Panikmache


Die Kardinäle De Donatis und Ouedraogo wurden positiv getestet. Insgesamt wegt sich das Pandemie-Problem jedoch im Bereich zwischen Hundertstel und Tausendstel.
Die Kardinäle De Donatis und Ouedraogo wurden positiv getestet. Insgesamt bewegt sich das Pandemie-Problem im Bereich zwischen Hundertstel und Tausendstel.

(Rom) Zwei Kar­di­nä­le wur­den posi­tiv auf das Coro­na­vi­rus gete­stet. Am Mon­tag wur­de Kar­di­nal­vi­kar Ange­lo De Dona­tis in die Päpst­li­che Gemel­li-Kli­nik über­stellt. Gestern wur­de bekannt, daß auch Kar­di­nal Phil­ip­pe Oued­rao­go posi­tiv gete­stet wurde.

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Ange­lo De Dona­tis (66) ist der erste Kar­di­nal, der posi­tiv auf Covid-19 gete­stet wur­de. Er übt seit Mai 2017 das Amt des Kar­di­nal­vi­kars aus. Er lei­tet im Auf­trag von Papst Fran­zis­kus die Diö­ze­se Rom. Zuletzt wur­de er wegen des umstrit­te­nen Dekrets bekannt, alle Kir­chen und Kapel­len des Bis­tums zu schlie­ßen. Die Maß­nah­me vom 12. März ging über den Beschluß der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz zur Aus­set­zung aller öffent­li­chen Mes­sen und reli­giö­sen Zere­mo­nien hin­aus und war noch deut­lich restriktiver.

Inner­halb von 24 Stun­den wur­de das Dekret kor­ri­giert und zumin­dest die Pfarr­kir­che wie­der geöff­net. Sogar Papst Fran­zis­kus übte am 13. März Kri­tik an zu „dra­sti­schen Maß­nah­men“. In sei­nem weni­ge Stun­den spä­ter fol­gen­den Begleit­schrei­ben zum kor­ri­gier­ten Dekret ließ der Kar­di­nal­vi­kar die Kri­tik nicht auf sich sit­zen. Er gab zu ver­ste­hen, mit sei­nem restrik­ti­ven Dekret Nr. 468/​20, mit dem er die Schlie­ßung aller Kir­chen und Kapel­len ver­ord­ne­te, nur umge­setzt zu haben, was Papst Fran­zis­kus ihm ange­ord­net hatte.

Der Gesund­heits­zu­stand des Kar­di­nal­vi­kars wird als „gut“ beschrieben.

Kardinal Ouedraogo

Gestern wur­de bekannt, daß ein zwei­ter Kar­di­nal posi­tiv gete­stet wur­de. Es han­delt sich um Kar­di­nal Phil­ip­pe Nakel­len­tu­ba Oued­rao­go (75), den Erz­bi­schof von Ouag­adou­gou in Bur­ki­na Faso (ehe­mals Ober­vol­ta). Die Nach­richt wur­de vom Gene­ral­vi­kar des Erz­bis­tums bestätigt:

„Wir kom­men, um Ihnen mit­zu­tei­len, daß wir heu­te mor­gen die Test­ergeb­nis­se von unse­rem Erz­bi­schof erhal­ten haben. Der Test war posi­tiv, und er wur­de in die alte Genêts-Kli­nik gebracht.“

Les Genêts ist eine 2003 gegrün­de­te Pri­vat­kli­nik in Ouag­adou­gou, der Haupt­stadt von Bur­ki­na Faso. Der Kar­di­nal wur­de bereits am Wochen­en­de dort auf­ge­nom­men, wie der Pres­se­spre­cher der Bischofs­kon­fe­renz bekanntgab.

Auch Kar­di­nal Oued­rao­go befin­det sich in einem „guten Gesamtzustand“.

Bei­de Kar­di­nä­le wur­den von Papst Fran­zis­kus kre­iert: Kar­di­nal Oued­rao­go 2014, Kar­di­nal De Dona­tis 2018.

Panik ein schlechter Ratgeber – Panikmache unverantwortlich

Um der der­zeit von Poli­tik und Medi­en erzeug­ten Panik ent­ge­gen­zu­wir­ken, sol­len in die­sem Zusam­men­hang an eini­ge Aspek­te erin­nert und eini­ge Zah­len ver­öf­fent­licht werden: 

Posi­tiv auf Coro­na­vi­rus gete­stet zu wer­den, bedeu­tet weder eine Infek­ti­on und schon gar nicht einen schwe­ren Ver­lauf einer sol­chen. Bei den aller­mei­sten tre­ten kei­ne oder nur gerin­ge Sym­pto­me auf.

Laut aktu­el­lem Stand ist die Zahl der Coro­na­vi­rus-Posi­ti­ven gemes­sen an der Gesamt­be­völ­ke­rung sehr klein. Er erreicht in kei­nem Land ein Pro­zent der Bevöl­ke­rung, nicht ein­mal in den am mei­sten betrof­fe­nen Staa­ten und Regio­nen. Hier die Zahlen:

San Marino

Der Klein­staat San Mari­no ist welt­weit der am mei­sten betrof­fe­ne Staat, wird aber wegen der gerin­gen abso­lu­ten Zah­len so gut wie nicht berück­sich­tigt.
In San Mari­no wur­den 0,7 Pro­zent der Bevöl­ke­rung posi­tiv gete­stet. Die Zahl der Todes­fäl­le beträgt 0,07 Prozent.

Italien

In Ita­li­en, das Land, das im all­ge­mei­nen Bewußt­sein am schlimm­sten betrof­fen ist, wur­den 0,17 Pro­zent der Bevöl­ke­rung posi­tiv gete­stet. Aktu­ell sind 0,12 Pro­zent noch posi­tiv. Die Höhe der Todes­fäl­le „mit und an“ Coro­na­vi­rus beträgt 0,02 Pro­zent.
Die fei­ne Anmer­kung bei den Toten, „mit und an“ Coro­na­vi­rus ver­stor­ben, die in der ita­lie­ni­schen Zäh­lung ange­wandt wird, scheint in den inter­na­tio­nal ver­brei­te­ten Sta­ti­sti­ken und in der Medi­en­be­richt­erstat­tung nicht auf.
Da die Lom­bar­dei inner­halb Ita­li­ens die am stärk­sten betrof­fe­ne Regi­on ist, sol­len auch deren Zah­len betrach­tet wer­den.
In der Lom­bar­dei wur­den 0,42 Pro­zent der Bevöl­ke­rung posi­tiv gete­stet. Der­zeit sind dort noch 0,24 Pro­zent posi­tiv. Der­zeit gibt es in der Lom­bar­dei 1.324 Inten­siv­pa­ti­en­ten, das sind 0,01 Pro­zent der lom­bar­di­schen Bevöl­ke­rung. „Mit oder an“ Coro­na­vi­rus sind in der Lom­bar­dei, seit Aus­bruch der Epi­de­mie am 25. Janu­ar, 0,06 Pro­zent der Bevöl­ke­rung gestor­ben. Die Zah­len lie­gen im Hundertstelbereich.

Luxemburg

Das klei­ne Luxem­burg ist im Ver­hält­nis zu sei­ner Bevöl­ke­rung auch beson­ders stark betrof­fen.
In Luxem­burg wur­den 0,35 Pro­zent der Bevöl­ke­rung posi­tiv gete­stet. Eine Zahl, wie­viel Per­so­nen davon aktu­ell noch posi­tiv sind, liegt nicht vor. In Luxem­burg sind 0,0037 Pro­zent der Bevöl­ke­rung mit oder an Coro­na­vi­rus ver­stor­ben. Wir bewe­gen uns also im Promillebereich.

Im übri­gen deut­schen Sprach­raum sind die Zah­len deut­lich niederer.

Die Zah­len zei­gen, daß die Akut­pa­ti­en­ten unter den aktu­ell posi­ti­ven Per­so­nen etwa 10 Pro­zent aus­ma­chen. Der Ver­lauf einer Infek­ti­on hängt vom Alter und von Vor­er­kran­kun­gen ab. Laut der­zei­ti­gem Erkennt­nis­stand liegt in der Alters­grup­pe über 80 die Wahr­schein­lich­keit eines schwe­ren Ver­laufs einer Infek­ti­on bei 50 Pro­zent. Auch das bedeu­tet für die Betrof­fe­nen aber kei­nes­wegs den siche­ren Tod. Die hohe Sterb­lich­keit in Ita­li­en wird von Wis­sen­schaft­lern aktu­ell vor allem auf eine über­durch­schnitt­lich hohe Anti­bio­ti­ka­re­si­stenz zurück­ge­führt, die es bei­spiels­wei­se im deut­schen Sprach­raum in die­ser Höhe nicht annä­hernd gibt. 

In der Alters­grup­pe 70–80 liegt die Wahr­schein­lich­keit eines schwe­ren Ver­laufs bei 37 Pro­zent, in der Alters­grup­pe 50–60 schon nur mehr bei 10 Pro­zent. Je jün­ger, desto unwahr­schein­li­cher ist ein schwe­rer Verlauf. 

Dar­an ändert auch nichts, daß die Medi­en sich in ihrer Panik­ma­che der­zeit dar­in gefal­len, nach mög­lichst jun­gen Pati­en­ten zu suchen.

Die Sterb­lich­keits­ra­te wird in zahl­rei­chen euro­päi­schen Län­dern fort­lau­fend über­wacht. Die Ergeb­nis­se wer­den jede Woche ver­öf­fent­licht. Die ent­spre­chen­den Ergeb­nis­se und Gra­phi­ken kön­nen auf der Inter­net­sei­te Euro​mo​mo​.eu des Euro­pean Mor­ta­li­ty Moni­to­ring Pro­ject ein­ge­se­hen wer­den. Dar­an sind die amt­li­chen epi­de­mio­lo­gi­schen Insti­tu­te von 22 EU-Staa­ten sowie von Groß­bri­tan­ni­en und der Schweiz beteiligt.

Die Zah­len wei­sen nicht ein­mal für Ita­li­en einen außer­ge­wöhn­li­chen Wert aus. Im sel­ben Zeit­raum 2018 und 2016 sind mehr Men­schen gestor­ben. Obwohl seit 40 Tagen Todes­op­fer wegen des Coro­na­vi­rus berich­tet wer­den, lie­gen die Todes­fäl­le ins­ge­samt unter den Wer­ten des glei­chen Zeit­rau­mes von 2018 und noch mehr von 2016. Noch wei­te­re Jah­re wären zu nennen.

Für ande­re Län­der wie Öster­reich liegt die Sterb­lich­keits­ra­te sogar unter dem sai­so­na­len Durch­schnitt. Dort sind bis­her weni­ger Men­schen gestor­ben als bei­spiels­wei­se in den ver­gan­ge­nen sechs Jahren.

Text: Giu­sep­pe Nardi/​Andreas Becker
Bild: Wiki­com­mons (Mon­ta­ge)

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