
(Rom) Obwohl die Dauer und die tatsächlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie noch nicht absehbar sind und die verantwortlichen Politiker mangels Erfahrungswerten zwar vor den Kameras Selbstsicherheit mimen, in Wirklichkeit aber im Dunkeln tappen, hat bereits der Kampf um die Nach-Pandemie-Ordnung begonnen. Dazu gehören auch die Angebote von Hilfsleistungen und deren Annahme oder Ablehnung.
Die Volksrepublik China ist Herd und Ausgangsort des Coronavirus. Durch die anfänglichen Vertuschungsversuche trägt das kommunistische Regime maßgebliche Schuld an der Ausbreitung des Virus. Eine Tatsache, die man sich für die Nach-Pandemie-Zeit wird merken müssen. Auch die aktuellen Zahlenangaben, die Peking liefert, werden angezweifelt. Es empfiehlt sich daher mit dem teils überschwenglichen und unkritischen Lob für Chinas Machthaber, das von Politikern und Medien angestimmt wird, zurückhaltender zu sein.
Der Vergleich mit anderen ost- und südostasiatischen Ländern, besonders den beiden chinesischen Staaten Taiwan und Singapur, bietet sich als Alternative deutlich mehr an. Gerade auch deshalb, weil man dort den Verlautbarungen des festlandchinesischen Regimes nicht traute und vorsichtshalber frühzeitig auf eigene Maßnahmen setzte – bisher mit großem Erfolg, wie die Zahlen zeigen.
Die Volksrepublik China als Helfer in der Not?
Unterdessen tritt die Volksrepublik China als „Helfer“ in der Not auf und bietet anderen Staaten Hilfestellung. Das ist zunächst einfach, da fast alles, auch im medizinischen Sektor, nicht nur Schutzanzüge und Schutzmasken, sondern auch Medikamente, in Rotchina produziert werden.
Hat Peking ein schlechten Gewissen?
Beobachter sehen darin vielmehr gezielte Imagepflege und noch mehr den Versuch, sich für die Nach-Pandemie-Zeit einen Vorteil zu sichern.
Gleiches wird derzeit von Rußland gemacht, während Polen und Tschechien die Überflugerlaubnis für russische Hilfsgüter für Italien verweigerten. Italien fühlt sich von den EU-Partnern im Stich gelassen, während die Volksrepublik China, Rußland und Kuba helfen. Da werden Koordinaten für die Nach-Pandemie-Zeit verschoben. Die Länder und Völker werden nicht so schnell vergessen, wer ihnen geholfen hat und wer nicht.
Auch die Bundesrepublik Deutschland versuchte sich zuletzt als Helfer in Szene zu setzen, doch wurden nur Hilfsgüter freigegeben, die man zuvor beschlagnahmt hatte. Sowohl Österreich als auch die Schweiz und Italien hatten solche bestellt und auch schon bezahlt, doch die Bundesregierung in Berlin verweigerte die Lieferung. Man nennt das „unfreundlicher“ Akt. Historisch eng befreundete, da auch sprachlich und kulturell verbundene Staaten, wie es im deutschen Sprachraum der Fall ist, werden das aushalten. Das Verhältnis zwischen Rom und Berlin ist hingegen so tief im Keller, daß es einiger Anstrengungen bedürfen wird, „normale“ Beziehungen wiederherzustellen. Das Coronavirus versetzte der schon einst ziemlich einseitigen „Achse Berlin–Rom“ nur einen zusätzlichen Schlag.
Frankreichs Hilfegesuch
Frankreichs Staatspräsident richtete einen ungewöhnlichen Hilferuf an die Bundesregierung in Berlin. Das französische Gesundheitssystem stoße an seine Grenzen, weshalb er Unterstützung durch die Bundeswehr wünsche.
Kann Deutschland aber einem Land helfen, das im Verhältnis um ein Fünftel weniger Coronavirus-Infizierte zu versorgen hat als Deutschland selbst? Wo zudem die Zahl der Infizierten zu Hause in rasantem Tempo nach oben schnellt?
Was wäre dann mit Spanien und Italien? Spanien hat doppelt so viele Infizierte wie die Bundesrepublik, Italien noch mehr.
Oder sucht Frankreichs entzauberter Wunderwuzzi Macron einen Schuldigen, wenn das französische Gesundheits- und das Wirtschaftssystem nach Jahren der Linksregierung kollabieren? Dann wären einmal mehr die Deutschen schuld, die keine Hilfe geleistet hätten?
Fest steht bereits jetzt, daß die EU nach der Pandemie nicht mehr dieselbe sein wird wie vorher. Sie hat enorm an Bedeutung verloren. Um genau zu sein, führt sie derzeit nur mehr ein Schattendasein. Das kann auch eine Chance sein, wenn sie genützt wird, um die europäische Zusammenarbeit zu jenem attraktiven Projekt zurückzubauen, die sie bis zur sogenannten Lissabon-Strategie war.
Wer hat in der Pandemie am Ende die Nase vorne?
US-Präsident Donald Trump weiß, daß der Ausgang der Pandemie entscheidend sein wird, wer sich einen vielleicht maßgeblichen wirtschaftlichen, damit aber auch politischen Vorteil sichern kann. Für die anderen kann es der Weg in den Abstieg oder in ungewollte neue Abhängigkeiten sein. Durch die massiven Einschränkungen in den meisten Staaten wird das Wirtschaftssystem der Länder angegriffen. Das hat jeden Tag schwerwiegende Folgen. Deshalb sagte er am Montag:
„Wir können die Gesundung nicht schlimmer werden lassen als die Krankheit selbst.“
Eine solche Aussage vermißt man von Politikern in Europa. Die EU-Kommission versprach eine Billion Euro. Die Summe ist so gigantisch, daß die meisten Menschen, die sie hören, abschalten. Sie können sich schlichtweg nicht vorstellen, wieviel Geld das ist. Können es sich die Politiker überhaupt vorstellen? Daher ein Vergleich: Die EU wirbt auf ihrer Internetseite für den EU-Haushalt mit einer eigenen Rubrik „Fakten und Mythen“. Dort steht, daß jeder EU-Bürger, vom Kleinkind bis zum Greis, mit 240 Euro den Haushalt finanzieren muß. Das ergibt bei 447 Millionen EU-Bürgern rund 107 Milliarden Euro. Eine gewaltige Summe. Nun aber wird klar, daß eine Billion Euro, die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen locker versprach, fast zehn Jahresbudgets der EU ausmachen. Woher soll das viele Geld kommen? Diese Fragen stellen sich immer mehr Bürger. Hinzu kommen erst noch die Hilfspakete der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, die auch bereits beschlossen wurden. Die Geldverteilung durch den Staat hat bereits begonnen. Doch jeder Euro, den der Staat oder die EU verteilen kann, muß zuerst von den Bürgern erwirtschaftet und an den Staat abgeführt werden.
Die Politiker sind drauf und dran ein Problem zu erzeugen, das die Coronavirus-Pandemie noch in den Schatten stellen könnte. Damit soll keine Panik zur Panik erzeugt, aber zum Nachdenken angeregt werden. Das gilt insbesondere in Zeiten, in denen sich die regierenden Politiker selbst loben.
Coronavirus-Kuriositäten: Kubanische Hilfe
Zu den Kuriositäten der Pandemie gehört, daß der kommunistische Inselstaat Kuba Ärzte und Hilfspersonal nach Italien schickt. Die Sache ist gleich mehrfach kurios.
Erstens ist Kuba selbst vom Coronavirus betroffen und hätte ausreichend zu tun, das eigene Land und die eigene Bevölkerung zu schützen. Einfach nicht testen hilft nicht. Das zeigt schon Schweden, das nur sogenannte Risikogruppen testet und jeden Zahlenvergleich damit wertlos macht. Zweitens sind die entsandten kubanischen Hilfskräfte im Gegensatz zu den chinesischen auf die Pandemie nicht vorbereitet. Drittens sucht die Lombardei, wo die Kubaner zum Einsatz kommen, nun händeringend Übersetzer, damit vor Ort die Kommunikation mit den spanischsprechenden Helfern überhaupt möglich ist. Das bedeutet Zusatzkosten.
Abgesehen davon läßt sich sowohl das chinesische als auch das kubanische Regime den Hilfseinsatz teuer bezahlen. Anders ausgedrückt: Die Hilfeleistung dient den Kubanern zur Finanzierung der Staatskassen und der Entlohnung der Ärzte. So wie manche Bananenrepubliken bereitwillig Soldaten für Blauhelm-Einsätze der UNO zur Verfügung stellen, weil das Geld in die maroden Kassen spült und den Sold der Soldaten sichert, die sonst gefährlich werden könnten.
Auch die italienische Linksregierung hätte sich an der Nase zu nehmen. Sie nahm enthusiastisch das „Hilfsangebot“ von Kubas kommunistischen Diktatoren an, weigert sich aber das Hilfsangebot von gut 200 Exil-Venezolanern, Ärzten und Gesundheitspersonal, anzunehmen, die sich bereits in Italien befinden und über Italienischkenntnisse verfügen. Dergleichen geschieht, wenn die (linke) Ideologie den Blick vernebelt.
Kurzum: Derzeit tut sich viel, was an Hilfeleistung richtig und wichtig ist. Es tut sich aber auch viel, was bereits auf die Nach-Pandemie-Ordnung abzielt. Die einzelnen Staaten – Regierungen, Opposition und Volk – tun gut daran, alles genau und nüchtern zu prüfen und abzuwägen.
Text: Andreas Becker
Bild: MiL