Peking-Vatikan – Der nächste Schritt

Das Szenario gezeichnet vom politischen Arm von Papst Franziskus


Die engischsprachige Tageszeitung des kommunistischen Regimes berichtet über die neuen Pläne des Vatikans.

Von Mar­co Tosatti

Die vati­ka­ni­sche Ost­po­li­tik gegen­über Chi­na geht wei­ter, trotz der alles ande­re als tröst­li­chen Nach­rich­ten aus vie­len Tei­len des Rei­ches der Mit­te und der Hal­tung von Per­sön­lich­kei­ten wie Kar­di­nal Joseph Zen, die war­nen: Es besteht die rea­le Gefahr, daß der Hei­li­ge Stuhl einer schis­ma­ti­schen Kir­che unter der Ägi­de der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei in Chi­na sei­nen Segen gibt. 

Es ist kein Zufall, daß in den ver­gan­ge­nen Tagen die Wor­te eines der neu­en Bischö­fe, die aus dem Geheim­ab­kom­men zwi­schen Chi­na und dem Vati­kan her­vor­ge­gan­gen sind, für Auf­se­hen sorg­ten, laut dem Chi­nas Gläu­bi­ge noch vor der Kir­che dem Vater­land die Treue schul­den wür­den. Wenn wir es so sagen wol­len, ist das genau das Gegen­teil von dem, was die Kir­che im Lau­fe der Jahr­hun­der­te gelehrt hat.

Aber alles scheint dar­auf abzu­zie­len, die Vor­aus­set­zun­gen für die Ver­wirk­li­chung des gro­ßen Trau­mes von Papst Berg­o­glio zu schaf­fen, nach Peking rei­sen zu kön­nen. Es wäre eine sehr gro­ße Befrie­di­gung für den amtie­ren­den Papst, ein Ziel zu errei­chen, das unmög­lich schien: Dort­hin zu kom­men, wo sei­ne Vor­gän­ger geschei­tert sind, und was für eine Rol­le spielt es dann schon, ob man dafür eine muti­ge und rom­treue Kir­che opfern muß… Wahr­schein­lich ist es sogar schon geschehen.

Kar­di­nal Joseph Zen erklär­te in sei­nem jüng­sten Inter­view mit einer tai­wa­ne­si­schen Inter­net­sei­te: Es sei nicht aus­ge­schlos­sen, daß das im Sep­tem­ber 2018 zwi­schen dem Vati­kan und Peking unter­zeich­ne­te Abkom­men im Wesent­li­chen dem ent­sprach, was Bene­dikt XVI. nicht rati­fi­zie­ren woll­te, weil er die chi­ne­si­sche Unter­grund­kir­che nicht opfern wollte.

An der Front der chi­ne­sisch-vati­ka­ni­schen Bezie­hun­gen müs­sen wir inzwi­schen einen neu­en Ein­trag machen. Der Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten, der Argen­ti­ni­er Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, nahm in den letz­ten Tagen an einer Kon­fe­renz über Organ­spen­de und Organ­trans­plan­ta­ti­on in Kun­ming im Süd­we­sten Chi­nas teil. Allein schon die­se Anwe­sen­heit und Betei­li­gung in einem Land, das seit Jah­ren des Organ­raubs beschul­digt wird, könn­te und soll­te die Nasen rümp­fen las­sen, wenn wir es so sagen wol­len. Aber so ist es. Msgr. Sor­on­do hat vor eini­ger Zeit die Auf­merk­sam­keit der Medi­en auf sich gezo­gen, weil er behaup­te­te, daß das heu­ti­ge Chi­na die kirch­li­che Sozi­al­leh­re prak­ti­zie­re. Auch dies­mal setz­te er sei­ne Lobes­ar­beit fort. Unmit­tel­bar nach der Kon­fe­renz sag­te der Kurienbischof:

„Papst Fran­zis­kus emp­fin­det Lie­be für Chi­na und hat Ver­trau­en in Chi­na, und Chi­na ver­traut Papst Franziskus.“ 

Und wei­ter:

„In die­ser Dyna­mik besteht der näch­ste Schritt dar­in, diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen herzustellen.“

Im Jahr 2018 hat­te Sanchez Sor­on­do auf einer Chi­na­rei­se gesagt, er habe ein „außer­ge­wöhn­li­ches Chi­na“ mit einer außer­ge­wöhn­li­chen Arbeits­mo­ral vor­ge­fun­den. Damals füg­te er hin­zu, daß „im Moment die Chi­ne­sen die­je­ni­gen sind, die die katho­li­sche Sozi­al­leh­re am besten anwen­den“. Was ange­sichts der Arbeits­be­din­gun­gen im Land, der Exi­stenz von Zwangs­ar­beits­la­gern für Dis­si­den­ten zur Umer­zie­hung und der digi­ta­len Dik­ta­tur mit dem „glä­ser­nen Men­schen“ mehr als außer­ge­wöhn­lich erscheint.

Jetzt sag­te er, der näch­ste Schritt sei die Auf­nah­me diplo­ma­ti­scher Bezie­hun­gen mit einer Rei­se des Pap­stes nach Chi­na und einer Ein­la­dung an den chi­ne­si­schen Staats- und Par­tei­chef, den Vati­kan zu besu­chen. Das bedeu­tet die Opfe­rung Tai­wans, was der Hei­li­ge Stuhl im Gegen­satz zu den mei­sten Staa­ten bis­her nicht getan hat. 

Ange­sichts der Wei­ge­rung des Pap­stes, sich wäh­rend der Rück­rei­se aus Japan zu den Pro­te­sten in Hong­kong zu äußern, und der kurz dar­auf von Peking zum Aus­druck gebrach­ten Wert­schät­zung erscheint das von Sor­on­do gezeich­ne­te Sze­na­rio alles ande­re als irreal.

Text: Mar­co Tosat­ti
Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Glo­bal Times (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Ich den­ke an Kar­di­nal Zen und an die ver­folg­ten Christen
    in China.
    Wie ver­blen­det sind Papst Fran­zis­kus und
    Mar­ce­lo Sanchez Sorondo.

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