(Innsbruck) Die neugestaltete Internetseite www.lateinische-messe.tirol stellt eine vorbildhafte Initiative dar, die auch für andere Länder und Gegenden eine wertvolle und beispielgebende Anregung sein kann. Die Internetseite, sie nützt die seit 2015 verfügbare Top-Level-Domain .tirol, um über Meßzeiten und Meßorte im überlieferten Ritus auf dem Gebiet des historischen Tirol zu informieren.
Gemeint ist damit das gesamte Territorium der einstigen Gefürsteten Grafschaft Tirol, die aus dem bayerischen Stammesherzogtum entstanden und 1282 reichsunmittelbar wurde. Die staatliche Einheit ging zwar mit dem 10. Oktober 1920 verloren, doch besteht sie auf kultureller Ebene und neuerdings auch in verstärkter grenzüberschreitender Zusammenarbeit fort. Seit 99 Jahren ist das Gebiet aufgeteilt zwischen Österreich und Italien. Der südliche Teil, historisch als Welschtirol, heute vor allem als Trentino bekannt, ist italienischsprachig, seit 1918 auch ein Teil des deutschen Südtirols. Aus diesem Grund ist die neugestaltete Internetseite zweisprachig und steht sowohl auf deutsch als auch auf italienisch zur Verfügung.
Was die kirchliche Jurisdiktion betrifft, teilen sich heute vier Bistümer das Gebiet (hier gereiht nach ihrem Alter): Trient, Brixen, Salzburg und Innsbruck. Salzburg ist seit dem Jahr 798 Erzbistum, Trient seit 1929.
Auf der Internetseite heißt es zur Intention:
„In unseren Heimatdiözesen im Bundesland Tirol, in Südtirol sowie im Trentino, wie überall in Europa, findet sich eine wachsende Schar von Gläubigen zusammen, die gerade in unserer heutigen, für die Kirche besonders turbulenten Zeit, den überlieferten Ritus neu entdecken, ihn als Hilfe auf ihrem Glaubensweg erfahren und ihre Frömmigkeit aus dieser großen Tradition der Kirche speisen möchten. Für nicht wenige Gläubige ist damit der ‚Alte Ritus‘ zum eigentlich ‚Neuen Ritus‘ geworden.“
Die Seite ist auch für Tirol-Besucher wertvoll. Im Jahr 2018 haben mehr als 24 Millionen Urlauber das Land im Gebirge zwischen Kufstein und Borghetto besucht. Wer eine Reise tut, weiß wie mühevoll es in manchen Gegenden sein kann, einen Meßort im überlieferten Ritus zu finden und wie ärgerlich es ist, wenn die nach längerer Suche gefundenen Angaben sich vor Ort als falsch erweisen. Angaben im Internet zu Meßorten und Meßzeiten finden sich mehrere, manche davon sind aber nicht immer aktuell und daher manchmal wertlos. Empfehlenswert ist die Seite heilige-messen.info.
Die neugestaltete Seite Lateinische-messe.tirol zeigt jedenfalls als Positivbeispiel, wie es gehen kann. Sie umfaßt einen überschaubaren Raum, was die laufende Aktualisierung der Informationen besser ermöglicht.
Die Seite listet zwölf Meßorte auf, in denen mehr oder weniger regelmäßig die Heilige Messe im überlieferten Ritus zelebriert wird. Sie befinden sich (von Norden nach Süden) in den Gemeinden: Berwang, Ehrwald, Innsbruck, Imsterberg, Innichen, Brixen, Meran, St. Martin in Thurn, Schlanders, Bozen, Salurn und Trient.
Jüngster Meßort ist Innichen im Oberpustertal. Einmal im Monat, „normalerweise am 3. Mittwoch im Monat“ um 18.30 Uhr, wird dort in der Pfarrkirche zum Hl. Erzengel Michael die Heilige Messe von der Petrusbruderschaft im überlieferten Ritus zelebriert. Der Zelebration gehen Rosenkranz und Beichtgelegenheit voran.
Neben Brixen, Bozen und Innichen betreut P. Bernward von der Linden FSSP auch den Meßort in Piccolein (Gemeinde St. Martin in Thurn) im ladinischen Gadertal.
Sorgsam ausgewähltes Bildmaterial gestaltet die Seite zudem ästhetisch und daher zu einer Freude für das Auge. Betreiberin des gelungenen Internetauftritts ist das vereinsrechtlich konstituierte Ensemble Sonoritas Innsbruck. Der Kirchenmusik ist neben der Liturgie daher auch ein eigener Bereich der Seite gewidmet. Das Ensemble Sonoritas Innsbruck wurde 2006 zur musikalischen Gestaltung der überlieferten Liturgie in Innsbruck gegründet, „ist mittlerweile aber auch regelmäßig in Südtirol und Bayern zu Gast“. Mehrere Hörbeispiele dieses Vokalensembles der Petrusbruderschaft runden den Internetauftritt ab.
Die Internetseite informiert neben gleichbleibenden Angaben auch über Aktuelles. Derzeit gilt das für das neue Rundschreiben der Pristerbruderschaft St. Petrus für Südtirol sowie Terminankündigungen für die Feier des Christkönigsfestes am kommenden 27. Oktober in den beiden Bischofsstädten Innsbruck (Pfarrkirche Amras, 11 Uhr) und Brixen (Herz-Jesu-Kirche, 18 Uhr). In Innsbruck wird das Ensemble Sonoritas Mozarts Missa brevis in G, KV 140, und Choralproprien singen. In Brixen wird der Heiligen Messe ab 15 Uhr eine Katechese von P. Bernward van der Linden FSSP vorausgehen. In diesem Glaubenskurs wird er das Credo darlegen. Nach einer Pause mit einer „kleinen Stärkung“ folgt um 17.15 Uhr Aussetzung und Anbetung des Allerheiligsten und ab 17.30 Uhr der Rosenkranz. Während dieser Zeit wird bis kurz vor Meßbeginn Beichtgelegenheit sein.
Das Rückgrat für die Zelebration im überlieferten Ritus in Tirol bildet die Petrusbruderschaft, die seit kurzem in Südtirol über eine ständige Niederlassung verfügt. Zudem zelebrieren Ordenspriester (Prämonstratenser, Zisterzienser) und Weltpriester. Das Interesse an der überlieferten Form des Römischen Ritus hält im Klerus an. Immer neu finden Welt- und Ordenspriester Zugang dazu. Für sie empfiehlt sich der Besuch eines Zelebrationskurses. Vorhandene DVD-Aufzeichnungen sind hilfreich, können aber die gründliche Erlernung nicht ersetzen.
Als empfehlenswert bietet sich der Zelebrationskurs von P. Martin Ramm FSSP an. Ein Termin für das kommende Jahr steht bereits fest:
2020: Zelebrationskurs in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus
Datum: 3. bis 6. Februar 2020
Ort: Kurhaus Marienburg, St. Pelagiberg (CH)
Preis: 230 CHF (inkl. Einzelzimmer und Vollpension)
Leitung: P. Martin Ramm FSSP
Info und Anmeldung: Tel. +41 (0)44 772 39 33, p.ramm [at] fssp.ch
Von der Seite Lateinische-messe.tirol nicht erfaßt werden die Meßorte der Piusbruderschaft (FSSPX), die in Innsbruck über ein Priorat verfügt und Meßorte in Innsbruck, Brixen, Lienz und Umhausen betreut. Informationen dazu finden sich auf der Internetseite ihres österreichischen Distrikts.
Die eingangs erwähnte Hoffnung soll abschließend wiederholt werden: Vielleicht kann die neugestaltete Internetseite Lateinische-messe.tirol vorbildhaft sein und Anstoß geben, auch für andere, überschaubare, geographische Räume entsprechende Internetseiten zu Meßorten und Meßzeiten zu schaffen, die stets aktuelle Informationen bieten.
Eine solche Seite kann, wie im Falle Tirols, zu einer kleinen, aber wichtigen Plattform für die Gläubigen, ehrenamtlich Aktiven und Engagierten werden, um in einen gegenseitigen Austausch zu treten und sich auf diese Weise zu vernetzen und auch wechselseitig zu unterstützen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Lateinische-messe.tirol (Screenshots)
Auf http://heilige-messen.info/ sind auch die hl. Messen der FSSPX drauf.
Die Karte umspannt auch ganz Europa, wobei einzelne Orte auch fehlen, aber sehr viele dargestellt sind.
Dass auf der oben vorgestellten Seite keine Messen der FSSPX erscheinen, ist doch logisch. Sie nennt Messen und Orte, wo auf der Rechtsgrundlage von Summorum Pontificum zelebriert wird. Die FSSPX tut das ja gerade nicht, weil sie die These zweier Formen eines Ritus, die in SP vorausgesetzt ist, nicht teilt. Und auch wenn man das ganze eher pragmatisch sehen wollte, kann man die FSSPX nicht einfach angeben, ohne dass diese vorher ihre Zustimmung dazu erteilt hat.
Als Südtiroler bin ich hocherfreut über diese neue, gut gestaltete Internetseite für den überlieferten Ritus.