
(Rom) In Italien wird die zweite Personalpfarrei in der überlieferten Form des Römischen Ritus errichtet. Seit 2008 besteht in Rom die Personalpfarrei SS. Trinità dei Pellegrini, die von der Petrusbruderschaft betreut wird. Sie blieb bisher die einzige. Nun wurde am 16. Juli die zweite Personalpfarrei errichtet.

Vor zwei Tagen gab der Erzbischof von Cagliari und Primas von Sardinien und Korsika, Msgr. Arrigo Miglio, bekannt, in der sardischen Hauptstadt eine Personalpfarrei im Sinne des Motu proprio Summorum Pontificum errichtet zu haben.
Der Erzbischof reagierte damit auf den Antrag eines Coetus fidelium, der sich mit einer entsprechenden Bitte an ihn gewandt hatte.
Die Personalpfarrei wurde an der Basilika Santa Croce errichtet. Sie befindet sich inmitten der Altstadt in unmittelbarer Nähe des Domes. Die Basilika steht, wo sich im Mittelalter ein kleines, jüdisches Viertel befand, und wurde anstelle einer Synagoge errichtet. Nachdem zum Christentum konvertierte Juden antichristliche Inhalte des Talmud bekannt gemacht hatten, waren 1492 die Juden aus dem Reich König Ferdinands II. von Aragon ausgewiesen worden. Sardinien gehörte damals zum Königreich Aragon. Die zu jener Zeit gebaute Kirche wurde der Erzbruderschaft del Santo Monte di Pietà anvertraut, die sich um die geistliche Betreuung von Gefangenen kümmerten und zuvor im Sinne der Franziskaner einen gegen jüdische Wucherer gerichteten Geldverleih zu festem und vor allem geringem Zinssatz betrieben hatten.
1564 ging die Kirche an den jungen Jesuitenorden. Nach dessen Aufhebung wurde sie verstaatlicht und 1809 dem Orden der Hl. Mauritius und Lazarus übertragen, einem Ritterorden des Hauses Savoyen, das seit 1720 die Könige von Sardinien stellte.
Seit 2008 wird in der Kirche in der überlieferten Form des Römischen Ritus zelebriert. Bisher an Sonn- und Feiertagen, künftig auch an Werktagen. Anfangs waren Domherren für die Zelebration zuständig, in den vergangenen drei Jahren Msgr. Gianfranco Zuncheddu. Zum ersten Pfarrer der Personalpfarrei ernannte der Erzbischof den Diözesanpriester Don Gianluca Pretta. Der Priester steht seit Jahren der Tradition nahe. In seiner bisherigen Pfarrei führte er Gregorianik-Kurse durch und zelebrierte in der überlieferten Form des Römischen Ritus. Als 2015 sich ein Priesteramtskandidat des Erzbistums im überlieferten Ritus weihen ließ, sollte Don Pretta assistieren, mußte aber im letzten Augenblick verzichten – aus unerfreulichen Gründen.

Seine kräftige Verkündigung der Glaubenswahrheiten brachte ihm nicht nur Freunde ein. In die Schlagzeilen brachte er es 2014, als er in seiner Kirche, damals als Pfarrer von Gesico, ein Verbot gegen zu kurze Miniröcke erließ und um eine gewissen Anstand in der Kleidung warb. Es fehlte nicht an Spott in den Medien, was aber nur der Anfang einer weit härteren Attacke werden sollte. Der Priester wurde 2015 – zu Unrecht wie sich schließlich herausstellte – der Pädophilie bezichtigt. Obwohl die Justiz Ende 2016 klarstellte, daß sich die anonymen Anschuldigungen durch nichts erhärten ließen, mußte der Priester bis dahin sein ganz persönliches Kalvaria erdulden.
Erzbischof Miglio präzisierte damals in einer Presseaussendung, daß „der gute Ruf“ von Don Pretta durch die Justiz wiederhergestellt wurde. Die Welle des sexuellen Mißbrauchs durch Kleriker zog offenbar Trittbrettfahrer an, die falsche Anschuldigungen als Mittel persönlicher Rache oder aus Haß gegen den Priesterstand einsetzten wohlwissend, daß der bloße Vorwurf bereits existenzvernichtend sein kann.
Don Pretta hielt in seiner Pfarrei aus und erhält nun eine neue besondere, Aufgabe. Er wird zum ersten Diözesanpriester, der einer Personalpfarrei in der überlieferten Form des Römischen Ritus vorsteht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Wachstum, sehr gut – leider nur sehr langsam.