Anselm-Schott-Jubiläumsjahr geht zu Ende

Zum 175. Geburtsjahr von P. Anselm Schott OSB


Das Gedenkjahr zur Geburt vor 175 Jahren von P. Anselm Schott, dem Schöpfer des Volksmissale ist zu Ende.
Das Gedenkjahr zur Geburt vor 175 Jahren von P. Anselm Schott, dem Schöpfer des "Messbuches der heiligen Kirche", ist zu Ende.

Von Cle­mens Vic­tor Oldendorf. 

Anzei­ge

Am 5. Sep­tem­ber 1843 auf Burg Stau­feneck im würt­tem­ber­gi­schen Salach gebo­ren, wur­de sein Fami­li­en­na­me zum Inbe­griff des Lai­en­mess­bu­ches im deutsch­spra­chi­gen Raum: Anselm Schott OSB, mit Tauf­na­men Fried­rich August. 

2018 waren also exakt 175 Jah­re ver­gan­gen, seit Schott das Licht der Welt erblickt hat­te. Über­wie­gend blieb die­ses Jubi­lä­ums­jahr, das jetzt endet, unbe­merkt und unbe­ach­tet, sieht man von einem KNA-Arti­kel ab, der leicht vari­iert und mit unter­schied­li­chen Über­schrif­ten ver­se­hen im zeit­li­chen Umfeld des Geburts­ta­ges in diver­sen „offi­zi­el­len“ kirch­li­chen Print- und Online­me­di­en erschie­nen war und bei­na­he popu­li­stisch sim­pli­fi­zie­rend post­hum Schott für die nach­kon­zi­lia­re Lit­ur­gie­re­form in Beschlag zu neh­men ver­such­te. Weder sei­tens der Erz­ab­tei Beu­ron, noch in Maria Laach, wo Schott in der Kryp­ta der Niko­laus­ka­pel­le bei­gesetzt ist, gedach­te man sei­ner, und auch „sein“ Ver­lag, wo ein stark gewan­del­tes Hand­mess­buch, das gleich­wohl wei­ter­hin den geschütz­ten Mar­ken­na­men Schott Mess­buch trägt, bis auf den heu­ti­gen Tag erscheint, nahm von dem Jubi­lä­um kei­ne wahr­nehm­ba­re Notiz. Glei­ches galt für das Deut­sche Lit­ur­gi­sche Insti­tut in Trier, obwohl dort, wenn unser Kennt­nis­stand noch aktu­ell ist, ein Foto Schotts im Stie­gen­haus hängt. Wenig­stens die katho­li­sche Pfarr­ge­mein­de Salach beging wäh­rend des Jubi­lä­ums­jah­res im Novem­ber 2018 einen Gedenk­got­tes­dienst mit einem von Beu­ron anstel­le des ver­hin­der­ten Erz­abts ent­sand­ten Zele­bran­ten für den Sohn der Gemein­de, mit anschlie­ßen­der Fahrt zum Geburts­haus und Umtrunk dort, wo man heu­te in einem Luxus­ho­tel als Gast abstei­gen kann und seit 1971 eine bron­ze­ne Tafel an Leben und Werk des hier Gebo­re­nen und tags dar­auf in der heu­te nicht mehr erhal­te­nen Burg­ka­pel­le Getauf­ten erinnert. 

Mit den beschei­de­nen Mög­lich­kei­ten, die einem Ein­zel­nen zur Ver­fü­gung ste­hen, habe ich mich in den ver­gan­ge­nen zwölf Mona­ten bemüht, das 175. Geburts­ju­bi­lä­um nicht ganz unter­ge­hen zu las­sen und dazu haupt­säch­lich auf www​.kath​news​.de ver­schie­de­ne Bei­trä­ge ver­öf­fent­licht. Erfreut war ich, vor einem Jahr den beson­de­ren Tag auch auf www​.katho​li​sches​.info in Erin­ne­rung geru­fen zu finden. 

Neuausgabe des traditionellen Schott während des Jubiläumsjahres 

Die gro­ße Lei­stung des Jubi­lä­ums­jah­res hat aber der Ver­lag Sar­to erbracht, indem es ihm gelun­gen ist, dass das latei­nisch-deut­sche Voll­stän­di­ge Römi­sche Mess­buch in einer soli­den Neu­aus­ga­be und leicht erwei­tert in der­je­ni­gen Gestalt wie­der erschei­nen konn­te, in der es in der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie gebraucht wird. Der Fair­ness hal­ber ist als erfreu­lich auch anzu­füh­ren, dass in der neue­sten, nach­kon­zi­la­ren Aus­ga­be des Schott Mess­bu­ches von 2019 eine geschicht­li­che Dimen­si­on immer­hin im Geleit­wort des Beu­ro­ner Erz­ab­tes, Tuti­lo Bur­ger OSB, mit dem Hin­weis auf­taucht, dass es das Schott Mess­buch nun­mehr bereits 135 Jah­re lang gibt. 

Der Schott, Vorläufer, Konkurrenten und Nachfahren im deutschsprachigen Raum 

Dass ein Mess­buch wie der Schott in einem Sprach­ge­biet prak­tisch Mono­pol­stel­lung erlangt, ist ein unty­pi­sches Phä­no­men. Sowohl im fran­zö­sisch­spra­chi­gen als auch im anglo­pho­nen Raum gab es immer ver­schie­de­ne Mess­bü­cher für die Gläu­bi­gen meh­re­rer Autoren und Her­aus­ge­ber mit je eige­ner Schwer­punkt­set­zung in Zugang, Gestal­tung und Cha­rak­ter des Buches. Aber eigent­lich stimmt der Ein­druck des Mono­pols auch für den deut­schen Sprach­raum nicht wirk­lich, denn Schott konn­te durch­aus auf Vor­bil­der blicken und hat­te sei­ne Vor­gän­ger; mit dem Laa­cher Volks­mess­buch, das in klas­si­scher Form von 1927 bis 1963 erschien und für den Ritus Pauls VI. eben­falls bis heu­te exi­stiert, gab es sogar inner­halb der Beu­ro­ner Bene­dik­ti­ner­kon­gre­ga­ti­on ein Alter­na­tiv­pro­jekt, kurz nach des­sen Ver­fas­ser und Her­aus­ge­ber der Bomm genannt. 

Somit ist es natür­lich, berech­tigt und sozu­sa­gen markt­be­le­bend, wenn es seit 2015 und inzwi­schen bereits in drit­ter Auf­la­ge, wie­der ein zwei­tes latei­nisch-deut­sches Mess­buch für den über­lie­fer­ten Römi­schen Ritus gibt, das Volks­mis­sa­le der Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus, des­sen Her­aus­ge­ber tra­di­ti­ons­be­wusst und prak­ti­scher­wei­se eben­falls einen ein­sil­bi­gen Nach­na­men trägt, so dass sich das Buch fast wie selbst­ver­ständ­lich als der Ramm ein­bür­gern kann. 

Handmessbücher außerhalb des deutschen Sprachraums; das Daily Missal der US-amerikanischen Angelus Press wieder lieferbar 

Wenn vor­hin schon der Blick in die fran­zö­sisch- und eng­lisch­spra­chi­ge Welt gewei­tet wur­de, kann ver­merkt wer­den, dass in Frank­reich bis heu­te zumin­dest drei ver­schie­de­ne Lai­en­mess­bü­cher für die tra­di­tio­nel­le hei­li­ge Mes­se am Buch­markt erhält­lich sind. Ange­lus Press, gleich­sam das US-ame­ri­ka­ni­sche Pen­dant zum Sar­to-Ver­lag, bringt die­ser Tage in ach­ter Auf­la­ge sein Roman Catho­lic Dai­ly Mis­sal her­aus, das erfreu­li­cher­wei­se jetzt wie­der wahl­wei­se in Echt- oder Kunst­le­der gebun­den ange­bo­ten wird. Es basiert auf dem Ide­al Mis­sal des Pater Syl­ve­ster Juer­gens SM (1894–1969), zu des­sen Leben noch weni­ger her­aus­zu­fin­den ist, als zu Beginn mei­ner Auf­ar­bei­tung zur Bio­gra­phie Schotts zu ermit­teln war, und das, obwohl Juer­gens von 1946 bis 1956 sogar Gene­ral­su­pe­ri­or sei­ner Ordens­ge­mein­schaft, der Maria­ni­sten, gewe­sen ist, nicht zu ver­wech­seln mit den Maristen. 

Anläss­lich sei­nes 50. Todes­ta­ges ste­he ich mit dem Archiv des Gene­ralats sei­ner Kon­gre­ga­ti­on in Rom in Kon­takt und ver­su­che, auch über Pater Juer­gens mehr in Erfah­rung zu brin­gen. Was man auf Anhieb  schon fest­stel­len kann, ist, dass er sich in der Früh­pha­se der nach­va­ti­ka­ni­schen Lit­ur­gie­re­form stär­ker als ande­re eng­lisch­spra­chi­ge Lai­en­mess­bü­cher der dama­li­gen Jah­re bis zur letz­ten Auf­la­ge von 1967 erkenn­bar bemüht hat, die Ver­än­de­run­gen am Ritus kon­ser­va­tiv zu inter­pre­tie­ren und die durch­ge­hend star­ke Prä­senz des Lateins in sei­nem Mess­buch bei­zu­be­hal­ten. Viel­leicht darf man es da als Gunst und Gna­de anse­hen, dass er 1969 ver­stor­ben ist, jedoch muss dazu sein Leben und sei­ne Ein­stel­lung zu den Anfän­gen der soge­nann­ten Lit­ur­gie­re­form noch näher unter­sucht werden. 

Ausblick: Das nächste Datum, das eingefleischte „Schottianer“ sich vormerken sollten 

Das näch­ste Gedenk­jahr, das Pater Anselm Schott betrifft, ist übri­gens 2021, wenn sich am 23. April zum 125. Mal sein Todes­tag jährt. Ich habe dem deut­schen Finanz­mi­ni­ste­ri­um, das für die Her­aus­ga­be von Son­der­post­wert­zei­chen zustän­dig ist und über deren The­men ent­schei­det, vor­sorg­lich vor­ge­schla­gen, aus die­sem Anlass eine Son­der­brief­mar­ke her­aus­zu­brin­gen. Unter Ein­hal­tung einer Frist von zwei Jah­ren im vor­aus kann jeder sol­che Vor­schlä­ge ein­rei­chen, und zum Jubi­lä­ums­jahr 175 Jah­re Pater Anselm Schott OSB hat­te ich die Frist lei­der über­se­hen. Man darf gespannt sein, ob die Anre­gung das Ent­schei­dungs­gre­mi­um im Hin­blick auf 2021 überzeugt. 

Bild: Buch­freund (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Der ein­gangs erwähn­te Arti­kel der KNA dürf­te der von Anselm Ver­beek gewe­sen sein. Viel­leicht hielt man ihn für kom­pe­tent, weil er auch Anselm heißt. Aber damit erschöpft sich die Qua­li­fi­ka­ti­on auch schon. Des­halb set­ze ich jetzt auch kei­nen Link zu die­sem Bei­trag, der damals über­all herumgeisterte.

  2. Vie­len Dank an den Autor. Sei­ne Auf­sät­ze in die­sem Schott-Jubi­lä­ums­jahr haben mir die­sen Bene­dik­ti­ner und sein Werk, das fort­dau­ert, näher­ge­bracht. Beson­ders auch die bio­gra­phi­schen Anga­ben fand ich inter­es­sant, zei­gen sie doch, daß Gott immer und über­all wir­ken kann. Und daher gleich eine Bit­te: Noch mehr sol­che Auf­sät­ze. Danke.

    • Ja, es stimmt: Von Schotts Leben und irgend­wie auch sehr unkon­ven­tio­nel­ler Fami­lie ist all­ge­mein wenig bekannt. Durch die­sen Bei­trag ange­regt, habe ich heu­te Burg Stau­feneck gegoo­gelt und ein ziem­lich neu­es Video vom 16. August 2019 gefun­den. Und wer hät­te zum Bei­spiel gedacht, dass einer­seits Schott aus einer über­wie­gend luthe­ri­schen Fami­lie stammt, ande­rer­seits sein Bru­der Albert das erste deut­sche Buch über Lour­des geschrie­ben hat? Ein wei­te­rer Bru­der war Opern­sän­ger in Ame­ri­ka, ein ande­rer bekann­ter Schlach­ten­ma­ler. Weiß ich zumin­dest alles nur dank Olden­dorf. Und sei­ne Rezen­si­on zur Neu­auf­la­ge auf kath­news vom 18. Dezem­ber 2018 war zwar ellen­lang und teils nicht unkri­tisch, aber wirk­lich tief­schür­fend und instruktiv.

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