ANSA dementiert Existenz geheimer „Richtlinien“ für Priester, die Kinder zeugen

Widersprüchliche Signale


Horowitz-Artikel in der New York Times
Horowitz-Artikel in der New York Times

(Rom) Jason Horo­witz von der New York Times, kein Freund der katho­li­schen Kir­che, ver­öf­fent­lich­te in den ver­gan­ge­nen Tagen eine Arti­kel­rei­he zu Skan­da­len in der Kir­che. Bereits am 10. Febru­ar berich­te­ten Kol­le­gen von Horo­witz über den Fall einer indi­schen Ordens­frau, die von einem Bischof ver­ge­wal­tigt wor­den sei. Gegen den Bischof, der sei­ne Unschuld beteu­ert, wur­de von der indi­schen Justiz Ankla­ge erho­ben. Horo­witz ging es aber um etwas anders gela­ger­te Themen.

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Am Mon­tag schrieb Horo­witz über homo­se­xu­el­le Prie­ster und am Diens­tag über Prie­ster, die Kin­der gezeugt haben. Horo­witz beton­te, wie auch ande­re Medi­en, daß der Vati­kan die Exi­stenz gehei­mer „inter­ner Richt­li­ni­en“ für Prie­ster, die Väter sind, bestä­tig­te. Als Quel­le wur­de Ales­san­dro Gisot­ti genannt, der der­zeit pro­vi­so­risch das Amt des Vati­kan­spre­chers ausübt.

Man dürf­te ver­geb­lich dar­auf war­ten, daß Horo­witz in der New York Times einen Arti­kel über hohe Kir­chen­ver­tre­ter ver­öf­fent­licht, die Frei­mau­rer sind. Und eben­so ver­geb­lich wird man dar­auf war­ten, daß der Vati­kan­spre­cher die Exi­stenz von gehei­men „inter­nen Richt­li­ni­en“ für sol­che Fäl­le bestätigt.

Das Horo­witz-The­ma fand schnel­le Ver­brei­tung in zahl­rei­chen Medi­en. Fäl­le von Kle­ri­kern, die Kin­der gezeugt haben, gibt es wahr­schein­lich in allen Bis­tü­mern. Das Phä­no­men ist nicht neu. Die Kir­che bemüht sich zu Recht um die Ver­sor­gung der Kin­der. Die Sün­de zei­tigt Fol­gen, aber das Kind kann nichts dafür. An dadurch ent­ste­hen­den Pro­ble­men man­gelt es nicht, und sie haben nicht in erster Linie mit der öko­no­mi­schen Ver­sor­gung zu tun. Die Schlag­zei­len der Medi­en lau­te­ten durch­wegs ähn­lich wie jene der argen­ti­ni­schen Tages­zei­tung Cla­rín: „Die gehei­men Regeln des Vati­kans für katho­li­sche Prie­ster, die Kin­der haben“.

Die bei­den Horo­witz-Arti­kel wol­len den Fin­ger in tat­säch­lich exi­stie­ren­de Wun­den legen, aller­dings wohl weni­ger in der Absicht, sie zu hei­len und die Miß­stän­de zu besei­ti­gen, son­dern viel­mehr die Kir­che zur Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät und zur Zulas­sung von ver­hei­ra­te­ten Prie­stern zu bewe­gen. Bei­de For­de­run­gen lie­gen blei­ern auf dem der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat. Aus dem­sel­ben Grund wird man ver­ge­bens auf den erwähn­ten Frei­mau­rer-Arti­kel war­ten, denn die beschürz­ten Brü­der legen Wert auf Geheim­hal­tung, weil dies ihren Ein­fluß – ohne Spu­ren zu hin­ter­las­sen – deut­lich erhöht.

Gestern ver­öf­fent­lich­te die ita­lie­ni­schen Pres­se­agen­tur ANSA, die inter­na­tio­nal an fünf­ter Stel­le hin­ter Reu­ters, AP, AFP und EFE steht, eine unge­wöhn­li­che Mel­dung, in der die Exi­stenz die­ser gehei­men „inter­nen Richt­li­ni­en“ zu Prie­stern mit Kin­dern demen­tiert wird.

„Vati­ka­ni­sche Quel­len sag­ten zu ANSA, daß ‚es kei­ne Richt­li­ni­en zu Prie­stern gibt, die Väter werden‘.“

Die Mel­dung beruft sich auf unge­nann­te „vati­ka­ni­sche Quel­len“, die dem offi­zi­el­len Vati­kan­spre­cher Ales­san­dro Gisot­ti widersprechen. 

Die­se unge­wöhn­li­che Nach­richt ist natür­lich mit dem nöti­gen Vor­be­halt zu betrach­ten. Sie war der ANSA aller­dings eine Mel­dung wert. 

In der Tat erstaun­te die offen­her­zi­ge Bestä­ti­gung Gisot­tis, daß es angeb­lich gehei­me „inter­ne Richt­li­ni­en“ gibt, denn was ist an „gehei­men“ Richt­li­ni­en geheim, wenn sie vom Pres­se­spre­cher offi­zi­ell bestä­tigt werden?

Es sind der­zeit nicht die ein­zi­gen wider­sprüch­li­chen Signa­le aus dem Vatikan.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: New York Times (Screen­shot)

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