Enttäuschende Entschuldigung von Kardinal Wuerl

Kritik von Opfer


Das Opfer Robert Ciolek: „Ich hätte mir ein ehrliches Schuldeingeständnis erhofft“.
Das Opfer Robert Ciolek: „Ich hätte mir ein ehrliches Schuldeingeständnis erhofft“.

(Washing­ton) Kar­di­nal Donald Wuerl, bis Okto­ber 2018 Erz­bi­schof von Washing­ton und seit­her Apo­sto­li­scher Admi­ni­stra­tor die­ses Erz­bis­tums, ent­schul­dig­te sich bei den Opfern und den Prie­stern wegen sei­ner Falsch­an­ga­ben zum Fall McCarrick.

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In den ver­gan­ge­nen Tagen war Kar­di­nal Wuerl schwer unter Druck gera­ten, seit das Bis­tum Pitts­burgh in einer Erklä­rung bekannt­gab, daß der Kar­di­nal bereits 2004 vom homo­se­xu­el­len Lebens­wan­del von Kar­di­nal Theo­do­re McCar­ri­ck, sei­nem Amts­vor­gän­ger als Erz­bi­schof von Washing­ton, erfah­ren hat­te. Wuerl selbst hat­te im ver­gan­ge­nen Som­mer noch beteu­ert, nichts vom Dop­pel­le­ben McCar­ri­cks gewußt und auch nichts geahnt zu haben.

Die Aus­sa­ge erwies sich als Lüge, wie inzwi­schen nach­ge­wie­sen wur­de. 2004 war Wuerl vom ehe­ma­li­gen Prie­ster Robert Cio­lek, der selbst von McCar­ri­ck miß­braucht wor­den war, dar­über infor­miert worden. 

Kar­di­nal Wuerl wand­te sich am 15. Janu­ar mit einem Brief der Ent­schul­di­gung an alle Prie­ster sei­nes Bis­tums. Dar­in schreibt der Kar­di­nal, daß er das Gespräch mit Cio­lek zum Zeit­punkt, als er im Juli zu McCar­ri­ck gefragt wur­de, ein­fach „ver­ges­sen“ hat­te. Es sei­en seit damals ja „14 Jah­ren ver­gan­gen“ gewesen. 

Cio­lek nahm den Brief mit gemisch­ten Gefüh­len auf. Er erhoff­te sich ein „ehr­li­ches Schuld­ein­ge­ständ­nis“. Der Brief sei das aber nicht. 

Cio­lek glaubt „kei­nen Augen­blick“, daß Wuerl ihre Begeg­nung von 2004 „ver­ges­sen“ haben könn­te. „Unser Gespräch dau­er­te 45 Minuten.“ 

Die Washing­ton Post stellt Wuerl als Reak­ti­on auf sei­nen Brief in der heu­ti­gen Aus­ga­be bloß. Sie berich­tet, den Kar­di­nal auch im August gefragt zu haben, ob er nie etwas über McCar­ri­cks Machen­schaf­ten gehört habe. Zu jenem Zeit­punkt war Cio­lek bereits aktiv gewor­den. Wuerl ant­wor­te­te auch damals: „Nein, nie“.

Der Brief des Kar­di­nals brin­ge in der Sache nichts Neu­es, so Cio­lek, son­dern bestä­ti­ge nur, daß es immer ein­fa­cher ist, „Schmerz über die Hand­lun­gen ande­rer zu zei­gen“. Wuerl schei­ne „unfä­hig oder nicht wil­lens die Wahr­heit über sei­ne eige­nen Hand­lun­gen anzuerkennen“.

Der Kar­di­nal geriet auch durch den Penn­syl­va­nia Report ins Zwie­licht, der im ver­gan­ge­nen Som­mer im genann­ten Staat von einer Grand Jury erstellt wur­de, die sich mit Fäl­len von sexu­el­lem Miß­brauch durch Kle­ri­ker befaßte.

Robert Cio­lek ist heu­te ver­hei­ra­tet und Rechts­an­walt. Er wur­de laut sei­nen Anga­ben als Jugend­li­cher und dann im Prie­ster­se­mi­nar von drei Prie­stern miß­braucht, einer davon, so Cio­lek, war McCar­ri­ck. Dar­über wur­de 2004 auch die Apo­sto­li­sche Nun­tia­tur informiert.

Die Washing­ton Post, die Wuerl als „Mode­ra­ten“ schil­dert, mel­det in ihrer heu­ti­gen Aus­ga­be, daß der Nach­fol­ger des Kar­di­nals als Erz­bi­schof von Washing­ton bald ernannt werde.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Erz­bis­tum Washing­ton (Screen­shots)

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