Katholische Rebellen-Universität: Rektor mußte wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten zurücktreten

Spätfolgen eines Richtungsstreites


Papst Benedikt XVI. und Kardinal Cipriani Thorne widersetzte sich Marcial Rubio Correa, Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru (PUCP), mit Hilfe von Papst Franziskus erfolgreich. Nun mußte er wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten zurücktreten.
Papst Benedikt XVI. und Kardinal Cipriani Thorne widersetzte sich Marcial Rubio Correa, Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru (PUCP), mit Hilfe von Papst Franziskus erfolgreich. Nun mußte er wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten zurücktreten.

(Lima) Die rebel­li­sche Päpst­li­che Katho­li­sche Uni­ver­si­tät von Peru stand jah­re­lang im Mit­tel­punkt eines Kon­flik­tes mit ihrem Groß­kanz­ler, Kar­di­nal Juan Luis Cipria­ni Thor­ne, dem Erz­bi­schof von Lima. Papst Fran­zis­kus schlug sich auf die Sei­te der Rebel­len und ließ den Kar­di­nal im Regen ste­hen. Nun muß­te der Rek­tor der Uni­ver­si­tät wegen finan­zi­el­ler Unre­gel­mä­ßig­kei­ten zurücktreten.

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Seit 2009 war der Ver­fas­sungs­recht­ler Mar­cial Rubio Cor­rea Rek­tor der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Peru (PUCP). Zuvor hat­te er bereits das Amt eines Vize-Rek­tors beklei­det. An der 1917, von einem Ordens­prie­ster gegrün­de­ten Uni­ver­si­tät stu­die­ren mehr als 25.000 Stu­den­ten. Trä­ger ist über das Erz­bis­tum Lima der Hei­li­ge Stuhl. Um auf aka­de­mi­schem Boden dem libe­ra­len Gesin­nungs­druck ent­ge­gen­zu­wir­ken, ver­lieh ihr Papst Pius XII. 1942 das Pri­vi­leg, sich Päpst­li­che Katho­li­sche Uni­ver­si­tät nen­nen zu dürfen.

Verlust des katholischen Profils

Unter dem Rek­to­rat von Mar­cial Rubio Cor­rea festig­te sich die Ten­denz, daß die PUCP nicht mehr von einer nicht-katho­li­schen Uni­ver­si­tät zu unter­schei­den war. Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne war nicht län­ger bereit, das län­ger die­sen Zustand hin­zu­neh­men und schal­te­te unter Papst Bene­dikt XVI. die vati­ka­ni­sche Bil­dungs­kon­gre­ga­ti­on ein. Rom for­der­te die Uni­ver­si­tät auf, die Hoch­schul­kon­sti­tu­ti­on Ex cor­de Eccle­siae von 1990 umzu­set­zen und die kirch­li­che Auto­ri­tät anzuerkennen.

Rubio Cor­rea und die Uni­ver­si­täts­gre­mi­en stell­ten sich jedoch taub. Die Uni­ver­si­täts­ver­samm­lung lehn­te im Sep­tem­ber 2011 die gefor­der­te Anpas­sung der Sta­tu­ten ab und erklär­te, sich aus­schließ­lich an die Ver­fas­sung und die Geset­ze Perus zu hal­ten. Der Vati­kan stell­te dar­auf ein Ulti­ma­tum, das die Uni­ver­si­tät unbe­ach­tet ver­strei­chen ließ.

Nach dem Som­mer­se­me­ster 2012 zog Rom einen Schluß­strich und ent­zog der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Peru, fünf Jah­re vor ihrem 100. Grün­dungs­ju­bi­lä­um, das Recht, sich „katho­lisch“ und „päpst­lich“ zu nen­nen. Der Vor­gang sorg­te für Auf­se­hen, da er bei­spiel­los war. Nach „Jah­ren der Rebel­li­on“ habe es kei­nen ande­ren Weg mehr gege­ben, so Rom. Eine Ein­rich­tung, die „nicht mehr auf die Kir­che hört und die kirch­li­che Auto­ri­tät nicht mehr aner­kennt“, habe kein Recht mehr, sich „katho­lisch“ oder gar „päpst­lich“ zu nen­nen. Alles ande­re wäre ein Eti­ket­ten­schwin­del und tra­ge zur Ver­wir­rung der Men­schen bei.

Der Kon­flikt um die katho­li­sche Iden­ti­tät der Uni­ver­si­tät schwel­te seit Jah­ren. 1968 hat­te der dama­li­ge Rek­tor, der Jesu­it Feli­pe Mac­Gre­gor, ver­si­chert, die Uni­ver­si­tät wer­de „immer“ katho­lisch sein. In den fol­gen­den Jahr­zehn­ten trat aller­dings das Gegen­teil ein. Sie ver­wickel­te sich in die innen­po­li­ti­schen Kon­flik­te Perus, war lan­ge Zeit ein Zen­trum der mar­xi­sti­schen Befrei­ungs­theo­lo­gie – Gustavo Gut­ier­rez, der „Vater“ der Befrei­ungs­theo­lo­gie gehör­te zu ihrem Lehr­kör­per – und wur­de immer stär­ker von lai­zi­sti­schen Ideen durch­tränkt. Fak­tisch wur­de die PUCP zu einer von der katho­li­schen Kir­che los­ge­lö­sten Bil­dungs­ein­rich­tung, an der im Namen der Lehr­frei­heit Posi­tio­nen im Wider­spruch zur kirch­li­chen Leh­re ver­brei­tet wur­den. 1999 war Cipria­ni Thor­ne vom Opus Dei Erz­bi­schof von Lima und damit auch Groß­kanz­ler der Uni­ver­si­tät gewor­den. Er macht es sich zum Ziel, das katho­li­sche Pro­fil der Uni­ver­si­tät wie­der sicht­ba­rer zu machen und stieß dabei auf hef­ti­gen Widerstand. 

Der Wechsel in Rom

2013 trat Papst Bene­dikt XVI. zurück und die Rebel­len wit­ter­ten die Gunst der Stun­de. Sie wei­ger­ten sich, die Namens­än­de­rung durch Strei­chung von „päpst­lich“ und „katho­lisch“ durch­zu­füh­ren. Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne und ande­re kirch­li­che Gre­mi­en spra­chen daher kon­se­quent nur mehr von der „Ex Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Peru“.

Im März 2015 ersetz­te Papst Fran­zis­kus den seit 1999 amtie­ren­den Prä­fek­ten der römi­schen Bil­dungs­kon­gre­ga­ti­on und ernann­te Kar­di­nal Giu­sep­pe Ver­sal­di zum Nachfolger.

Am 12. August 2016 geschah schließ­lich das Uner­war­te­te. Papst Fran­zis­kus ließ Rek­tor Rubio Cor­rea mit­tei­len, daß sich die Hoch­schu­le ohne jede Vor­lei­stung wie­der Päpst­li­che Katho­li­sche Uni­ver­si­tät nen­nen dürfe.

Kardinal Versaldi mit Rektor Rubio Correa (22.9.2016)
Kar­di­nal Ver­sal­di mit Rek­tor Rubio Cor­rea (22.9.2016)

Rubio Cor­rea und die Rebel­len waren mit einem Schlag die unein­ge­schränk­ten Sie­ger, ohne daß die offe­nen Fra­gen geklärt wur­den. Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne wur­de von Rom im Regen ste­hen­ge­las­sen. Er stand vor aller Öffent­lich­keit als gro­ßer Ver­lie­rer da. Er wur­de von Rom ent­mach­tet und als Groß­kanz­ler abge­löst. Das Amt wird heu­te direkt von Kar­di­nal­prä­fekt Ver­sal­di aus­ge­übt. Einer sol­chen römi­schen „Bevor­mun­dung“ hät­ten sich die Uni­ver­si­täts­gre­mi­en frü­her strikt verweigert.

Katho​li​sches​.info schrieb damals:

„Obwohl Beob­ach­ter kei­ne Ver­bes­se­rung der beschrie­be­nen Lage an der Uni­ver­si­tät fest­stel­len kön­nen, erklär­te Kar­di­nal Ver­sal­di den Uni­ver­si­täts­gre­mi­en, daß Rom die ‚aka­de­mi­sche Frei­heit‘ aner­ken­ne. Kar­di­nal Ver­sal­di erteil­te damit im Namen des Vati­kans der Ver­brei­tung von Häre­si­en grü­nes Licht. […] Rom signa­li­siert in Peru mit dem Vor­schlag­ham­mer, wer Sym­pa­thien genießt, und wer des­avou­iert wer­den kann.“

Der Rücktritt

Vor drei Tagen, am 11. Dezem­ber, muß­te Rek­tor Rubio Cor­rea wegen eines Stu­di­en­ge­büh­rens-Skan­dals zurück­tre­ten. Die Uni­ver­si­tät hat­te von ihren Stu­den­ten seit 2012 über­höh­te Straf­gel­der kas­siert, wenn sie mit den Stu­di­en­ge­büh­ren im Ver­zug waren. Ins­ge­samt wur­de den Stu­den­ten zuviel Geld  im Wert von 30 Mil­lio­nen Soles abge­nom­men (rund 9 Mil­lio­nen Dollar).

Zusam­men mit Rubio Cor­rea muß­ten auch zwei Vize-Rek­to­ren, Car­los Fos­ca und Pepi Patrón, zurück­tre­ten. Die Phi­lo­so­phin Pepi Patrón soll­te 2019 die Nach­fol­ge von Rubio Cor­rea antreten. 

Weni­ge Tage vor sei­nem Rück­tritt hat­te Rubio Cor­rea den Gebüh­ren­schwin­del mit dem „2011 ent­stan­de­nen Kon­flikt wegen der Dif­fe­ren­zen mit dem Erz­bis­tum von Lima und dem Hei­li­gen Stuhl“ begrün­det. Die Uni­ver­si­tät hät­te die Gehäl­ter nicht mehr bezah­len kön­nen, und er habe die Uni­ver­si­tät nicht dazu„verurteilen kön­nen, zuzu­sper­ren“, so der inzwi­schen zurück­ge­tre­te­ne Rektor

Zu den Gehäl­tern gehör­te auch sei­nes, das sich laut Wil­lax TV im Jahr 2012 auf etwa 12.000 Dol­lar im Monat belief.

Der Skan­dal war ins Rol­len gekom­men, nach­dem Stu­den­ten gegen die hohen Straf­zah­lun­gen pro­te­stier­ten. Stu­di­en­ge­büh­ren wer­den in Peru laut Gesetz vom Ban­co Cen­tral de Riser­va del Peru (BCRP) fest­ge­legt. Die Gebüh­ren, die von der PUCP seit 2012 ein­ge­ho­ben wur­den, haben das fest­ge­setz­te Höchst­maß deut­lich übertroffen. 

Am 4. Dezem­ber ver­such­ten Stu­den­ten „als Zei­chen des Pro­te­stes“, Rubio Cor­rea den Zutritt in das Rek­to­rat zu ver­sper­ren. Nun zog er die Kon­se­quen­zen und trat zurück.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Info­Ca­to­li­ca

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