Franziskus setzt einen Bischof ab und sagt es auch

Was ließ sich der Bischof zuschulden kommen?


Bischof Holley wurde gestern von Papst Franziskus gegen seinen Willen abgesetzt. Die Hintergründe liegen im Dunkeln und könnten anders liegen, als auf den ersten Blick vermutet.
Bischof Holley wurde gestern von Papst Franziskus gegen seinen Willen abgesetzt. Die Hintergründe liegen im Dunkeln und könnten anders liegen, als auf den ersten Blick vermutet.

(Rom) Als es bis­her dar­um ging, den Rück­tritt eines Bischofs anzu­neh­men, gab der Vati­kan im Tages­bul­le­tin bekannt, daß vom regie­ren­den Papst der Rück­tritt gemäß einem bestimm­ten Canon und einem bestimm­ten Para­gra­phen des Codex des Kir­chen­rech­tes (CIC) der Rück­tritt eines Bischofs ange­nom­men wur­de. In jün­ge­rer Zeit, unter Papst Fran­zis­kus, wur­de ledig­lich ver­laut­bart, der Papst habe den Rück­tritt ange­nom­men und Punkt.

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Gestern, 24. Okto­ber 2018, war in der Rubrik Rück­trit­te und Ernen­nun­gen des Tages­bul­le­tins (B0781) eine kurio­se For­mu­lie­rung zu lesen:

„Ernen­nung des Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tors ‚sede vacan­te et ad nutum Sanc­tae Sedis‘ der Diö­ze­se Mem­phis (USA).

Der Hei­li­ge Vater Fran­zis­kus hat S.Ex. Msgr. Mar­tin D. Hol­ley von der pasto­ra­len Lei­tung der Diö­ze­se Mem­phis (USA) ent­bun­den und S.Ex. Msgr. Joseph E. Kurtz, Erz­bi­schof von Luois­ville, zum Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tor ‚sede vacan­te ed ad nutum Sanc­tae Sedis‘ die­ser Diö­ze­se ernannt.“

Der von Fran­zis­kus zum Admi­ni­stra­tor ernann­te Erz­bi­schof Kurtz war bereits Vor­sit­zen­der der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Ein Ober­hir­te, der bereits vor einer Abtrei­bungs­kli­nik auf der Stra­ße kniend den Rosen­kranz für ein Ende des Mas­sen­mor­des an unschul­di­gen Kin­dern betete.

Wer aber ist Bischof Mar­tin David Holley?

Der von Papst Fran­zis­kus nun ohne Nen­nung von Grün­den abge­setz­te Bischof ist 63 Jah­re alt. Er wur­de von Papst Fran­zis­kus selbst erst vor zwei Jah­ren zum Bischof von Mem­phis ernannt. Am 19. Okto­ber 2016 fand sei­ne Amts­ein­füh­rung statt.

Wie bereits in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit, wenn Bischö­fe von Fran­zis­kus ohne Nen­nung von Grün­den und ohne Ver­weis auf die Rechts­grund­la­ge, auf der die Ent­he­bung statt­fin­det, ihres Amtes ent­ho­ben wer­den, gibt es zahl­rei­che Ver­mu­tun­gen. Auch in die­sem Fall. Ob sie aller­dings zutref­fend sind, oder viel­leicht sogar das Gegen­teil davon, muß sich erst noch zei­gen. Soviel läßt sich rekonstruieren:

Msgr. Hol­ley war zuvor Weih­bi­schof im Erz­bis­tum Washing­ton, das sich seit dem Fall McCar­ri­ck und dem Penn­syl­va­nia Report als ein Zen­trum homo­se­xu­el­ler Umtrie­be und des (homo-) sexu­el­len Miß­brauchs von Min­der­jäh­ri­gen und Unter­ge­be­nen entpuppte.

Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, der ehe­ma­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA, ent­hüll­te in einem Dos­sier, das Ende August ver­öf­fent­licht wur­de, daß homo­se­xu­el­le Kle­ri­ker ein Homo-Netz­werk in der Kir­che errich­tet haben, um sich gegen­sei­tig in ihrem Dop­pel­le­ben zu schüt­zen und Posten und Ämter zuzu­schan­zen. Ex-Kar­di­nal McCar­ri­ck war eine zen­tra­le Figur die­ser Homo-Seilschaften.

Wie das Viganò-Dos­sier auf­zeigt, betref­fen die­se Seil­schaf­ten nicht nur bestimm­te Diö­ze­sen in den USA, dar­un­ter beson­ders Newark und Washing­ton, son­dern auch die Römi­sche Kurie. In sei­nem drit­ten und bis­her jüng­sten Schrift­satz spricht Erz­bi­schof Viganò sogar davon, daß die­se Homo-Lob­by inner­halb der Kir­che eine „Hege­mo­nie“ ausübe.

Es liegt daher nahe, eine Ver­strickung Hol­leys in den Homo-Sumpf zu ver­mu­ten, doch aus dem Bis­tum Mem­phis kom­men ande­re Infor­ma­tio­nen. Auch die bis­he­ri­ge Per­so­nal­po­li­tik von Papst Fran­zis­kus legt eine sol­che Ver­mu­tung nicht nahe. Man könn­te nicht behaup­ten, daß er der Homo-Lob­by bis­her zu nahe getre­ten wäre.

Bischof Hol­ley war nicht unter McCar­ri­ck Weih­bi­schof von Washing­ton, son­dern unter sei­nem Nach­fol­ger Kar­di­nal Wuerl. Wuerl muß­te vor weni­gen Tagen im Zusam­men­hang mit dem Penn­syl­va­nia Report zurück­tre­ten, nach­dem ihn Fran­zis­kus meh­re­re Wochen zu hal­ten ver­such­te, und eine Audi­enz für die Füh­rungs­spit­ze der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz hinauszögerte.

Es läßt sich auch nicht behaup­ten, daß Wuerl Hol­ley beson­ders geför­dert hät­te. Es gibt glaub­wür­di­ge Hin­wei­se, daß er ihn viel­mehr als Weih­bi­schof los­wer­den woll­te. Zudem schei­nen homo­phi­le Kir­chen­krei­se in den USA dem abge­setz­ten Bischof nicht nachzutrauern.

2016 hat­te er das Bis­tum von Bischof Ter­ry Steib über­nom­men, einem der homo­phil­sten Bischö­fe in den USA, der auf der Inter­net­sei­te des Bis­tums die Homo-Far­ben zeig­te. Hol­ley stell­te das ab. Als Weih­bi­schof gehör­te er zu den Ober­hir­ten, die 2009 gegen die Ver­lei­hung der Ehren­dok­tor­wür­de der katho­li­schen Uni­ver­si­tät Not­re Dame an den dama­li­gen US-Prä­si­den­ten und Abtrei­bungs- und Homo­ideo­lo­gen Barack Oba­ma protestierten.

Die spa­ni­sche Nach­rich­ten­agen­tur EFE berich­tet, daß die Abset­zung Hol­ley nach vati­ka­ni­schen Ermitt­lun­gen erfolg­te. Dut­zen­de von Prie­stern sei­en ohne erkenn­ba­ren Grund in ande­re Pfar­rei­en ver­setzt wor­den. Es sei auch wegen finan­zi­el­ler Unre­gel­mä­ßig­kei­ten ermit­telt wor­den. Tat­säch­lich hat­te Bischof Hol­ley sein Bis­tum nach dem Amts­an­tritt „auf­ge­mischt“. Ein beträcht­li­cher Teil des Kle­rus habe einen „sehr wei­chen“ Kurs gefah­ren. Aus dem Umfeld des Bischofs hieß es, Hol­ley wol­le die Diö­ze­se auf­rüt­teln, aber auch Seil­schaf­ten und Bequem­lich­kei­ten abstel­len. Dage­gen rebel­lier­ten eini­ge Pfar­rer, die sich dazu mit dem ehe­ma­li­gen Bischof Steib zusam­men­schlos­sen und in Rom Beschwer­de ein­reich­ten. Anstatt ihre Pfarr­ge­mein­den über die bischöf­li­chen Absich­ten mit der Ver­set­zun­gen zu infor­mie­ren, schei­nen eini­ge die ent­stan­de­ne Unru­he und Empö­rung der nicht infor­mier­ten Gläu­bi­gen aus­ge­nützt zu haben, um gegen den Bischof in Rom Stim­mung zu machen.

Church Mili­tant ver­weist auf „vor­lie­gen­de Denk­schrif­ten“ und ande­re Zuschrif­ten, daß Bischof Hol­ley – wie es in sol­chen Fäl­len üblich ist – vom Vati­kan auf­ge­for­dert wor­den war, sei­nen Rück­tritt ein­zu­rei­chen, damit die offi­zi­el­le For­mu­lie­rung lau­ten kön­ne, der Papst habe „das Rück­tritts­ge­such ange­nom­men“. Bischof Hol­ley wei­ger­te sich jedoch ein sol­ches Rück­tritts­ge­such zu stel­len. Das setzt vor­aus, daß er die ihm zur Last geleg­ten Vor­wür­fe zurück­wies und sich für nicht schul­dig erklärte.

Papst Fran­zis­kus setz­te ihn dar­auf kur­zer­hand ab. Das ist der Grund für die unge­wöhn­li­che For­mu­lie­rung in der Ver­laut­ba­rung des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes. Es ist nicht die erste Abset­zung eines Bischofs, die Papst Fran­zis­kus vor­nahm, und auch nicht die erste, die gegen den Wil­len des Betrof­fe­nen erfolg­te. Erst­mals wur­de dafür aber die oben genann­te For­mu­lie­rung ver­wen­det. Bei der Abset­zung von Bischof Roge­l­io Ricar­do Livi­e­res Pla­no von Ciu­dad del Este, war von „Ablö­sung“ die Rede. Papst Fran­zis­kus habe für die „Ablö­sung“ von Bischof Livi­e­res von sei­nem Hir­ten­amt gesorgt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CNS (Screen­shot)

 

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