
(Rom) Nicht überall akzeptieren die Gläubigen das Vordringen des Islams im kirchlichen Raum. In die Pfarrkirche zum heiligen Liberator von Villa Camera di Campli in den Abruzzen wurde der örtliche Imam eingeladen, doch die Gläubigen empören sich dagegen.
Vor 500 Jahren wurde in Villa Camera die Pfarrkirche dem Märtyrer Liberator geweiht. Seither wird der Bekenner und Bischof dort verehrt. Zu den 500-Jahr-Feierlichkeiten, die am 29. Juli begonnen haben, gewährte der Kardinalgroßpönitentiar Mauro Piacenza den Pilgern, die das Heiligtum aufsuchen, einen vollkommenen Ablaß.
Die Überlieferung zum heiligen Liberator ist nicht vollständig. Verschiedene Quellen machen leicht abweichende Angaben. Es wird daher nicht ausgeschlossen, daß es mehrere Bekenner des gleichen Namens gab. Weitgehende Übereinstimmung herrscht, daß er ein Opfer der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian wurde und wahrscheinlich auch Bischof war.
In Süditalien werden Kirchenpatrozinien als Novene begangen. Die Festlichkeiten ziehen sich über neun Tage hin.
Imam soll über „Jesus im Koran“ sprechen

Die örtlichen Kirchenverantwortlichen ließen sich dazu eine Besonderheit einfallen und wollen die Gläubigen mit einem Auftritt des örtlichen Imams beglücken. Am 3. August, einem Herz-Jesu-Freitag, soll Mustafa Batzami, „Imam der islamischen Gemeinschaft in den Abruzzen“, in der Pfarrkirche einen Vortrag über „Jesus im Koran“ halten.
Dagegen empören sich die Gläubigen. Der Dialog mit dem Islam sei gut und recht, solle aber dort stattfinden, wo er hingehöre. Eine katholische Kirche sei kein Ort dafür, und schon gar nicht die Patronatsfestlichkeiten für einen heiligen Märtyrer.
Die Gläubigen verweisen auch auf den Herz-Jesu-Freitag. Die Einladung eines Imams in das Haus Gottes komme einer Beleidigung gleich, da der Islam die Gottessohnschaft Jesu Christi leugnet und gotteslästerliche Beleidigungen über den Heiland und Erlöser zum festen Bestandteil machte. Die Heilige Schrift findet dazu deutliche Worte. In seinem Ersten Brief schreibt der Apostel Johannes (1 Joh 2, 21 – 23):
„Ich schreibe euch nicht, daß ihr die Wahrheit nicht wißt, sondern ich schreibe euch, daß ihr sie wißt und daß keine Lüge von der Wahrheit stammt.
Wer ist der Lügner – wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet. Wer leugnet, daß Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht; wer bekennt, daß er der Sohn ist, hat auch den Vater.“
„Synkretismus der Religionen“
Seit dem Auftreten von Protesten will in der Pfarrei niemand für die Einladung verantwortlich sein. Vielmehr wird auf den vormaligen Ortsbischof von Teramo-Atri, Msgr. Michele Seccia, verwiesen. Bischof Seccia, den Papst Franziskus im September 2017 zum Erzbischof von Lecce ernannte, ist für seinen „interreligiösen Dialog“ mit den Muslimen bekannt. Im Hintergrund wird dieser besonders von der örtlichen Fokolarbewegung von Teramo und Pescara gefördert.
Im Juni 2017 veranstalteten die Fokolarbewegung, das Bistum – damals noch unter Bischof Seccia – und die islamische Gemeinschaft die Aktion „Christen und Muslime gemeinsam – um zu beten, zu teilen und zu bestätigen“. Was sie genau auf dem „brüderlichen Weg“ gemeinsam „bestätigen“ sollten, blieb allerdings nebulös wie die Intention der Fokolarbewegung, deren Engagement in der Sache mehr zivilgesellschaftlicher und politischer als religiöser und missionarischer Natur zu sein scheint.
Der neue Bischof von Teramo-Atri, Msgr. Lorenzo Leuzzi, der zum Höhepunkt der Patronatsfestlichkeiten am 4. August nach Villa Camera kommen wird, scheint selbst von der Einladung an den Imam überrascht worden zu sein.
Die entscheidenden Kontakte müssen zwischen Ortspfarrer, Don Adamo Varanesi, einem in der Diözesanhierarchie aufstrebenden Priester, und dem umtriebigen Imam Mustafa Batzami erfolgt sein. Als Affront wird von den Gläubigen auch empfunden, daß Batzamis Vortrag der einzige während der ganzen Festlichkeiten ist. „Das sind falsche Signale“, so die traditionsverbundene Seite Messa in Latino. Zur Gnade des wahren Glaubens gehöre es, anzuerkennen, „daß Gott aus der Jungfrau Maria Mensch geworden ist, uns den Weg zum Heil geöffnet hat und am Ende der Zeiten uns richten wird“, heißt es in einer Zuschrift an die Internetseite.
Kulturhistorisch könne ein Vortrag „Jesus im Koran“ durchaus interessant sein. Er gehöre aber weder in eine Kirche noch in das Programm für die Festlichkeiten eines christlichen Märtyrers.
Den „gemeinsamen brüderlichen Weg“, der 2017 von Bischof Seccia begonnen wurde, kritisieren die Gläubigen als „initiatorisches Projekt“, das als „Synkretismus der Religionen“ bezeichnet werden könne. Daher könne der Vortrag des Imams nicht einmal als „kulturelle Veranstaltung“ eingestuft werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Bistum Teramo-Atri/Messa in Latino (Screenshot)
Ja. So muss es sein. Dass die örtliche Kirchengemeinde aufbegehrt. Derartige islamkundige Vorträge gehören nicht in die Kirche, sondern bestenfalls in einen öffentlichen, nicht sakralen Gemeinschaftsraum.