(Paris) Auf der Internetseite des Sanctuaire d’Ars steht, daß die Basilika von Ars, das Pfarrhaus des heiligen Johannes Maria Vianney und die Kapelle, in der das Herz des heiligen Pfarrers von Ars aufbewahrt wird, allen offensteht und täglich „kostenlos“ besucht werden kann. Das gilt in Wirklichkeit aber nicht für alle, jedenfalls nicht für den Priester Don Minutella aus dem Erzbistum Palermo und seine Pilgergruppe. Ihm wurde der Zutritt verboten. Wie das?
Don Minutella erreichte durch seine Kritik an der Amtsführung von Papst Franziskus internationale Aufmerksamkeit. Der sizilianische Priester war Pfarrer eines sozialen Brennpunktes westlich der Stadt am Tyrrhenischen Meer. Er ist zudem Gründer einer geistlichen Gemeinschaft namens Kleiner Garten von Nazareth im Erzbistum Monreale. Für sein Apostolat nützt er moderne Kommunikationsmittel, vor allem das Internet. Wegen seiner Treue zur katholischen Glaubenslehre wurde er zum gefragten Prediger in ganz Italien. Unter Papst Benedikt XVI. entdeckte er die überlieferte Form des Römischen Ritus, in dem er seither „persönlich bevorzugt“ zelebriert.
Im Herbst 2015 ernannte Papst Franziskus einen neuen Erzbischof von Palermo, der im Dezember 2015 ins Amt eingeführt wurde. Unter ihm spitzte sich der Konflikt schnell zu. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger wollte er gegenüber Don Minutella keine Geduld mehr üben. Der Erzbischof ermahnte den Priester und entzog ihm schließlich die Pfarrei – trotz der Bitten der Gläubigen, ihnen ihren Pfarrer zu belassen. Doch der Erzbischof rückte von seiner Strafmaßnahme nicht mehr ab. Don Minutella wurde zum Störenfried erklärt. Ohne Amt verließ er das Erzbistum Palermo und zog sich in seine Gründung in das benachbarte Erzbistum Monreale zurück. Der lange Arm des Erzbischofs von Palermo wurde auch dort spürbar. Die Stadtverwaltung von Monreale erließ eine Abbruchverfügung für die Niederlassung der geistlichen Gemeinschaft. Don Minutella, der sich selbst schweigen auferlegt hatte, sagte nichts dazu. Mitarbeiter sprachen von einem fadenscheinigen Vorwand, um Don Minutella als persona non grata zu treffen.
Obwohl der Priester sich an sein selbstauferlegtes Schweigen hielt, wurde im Herbst 2017 plötzlich von Don Minutella verlangt, innerhalb von 48 Stunden ein Treuebekenntnis zu Papst Franziskus abzulegen, ansonsten werde er exkommuniziert. Der Priester antwortete mit dem Großen Glaubensbekenntnis, worauf er wegen Ungehorsams „exkommuniziert“ wurde.
Seine Reaktion war ein Aufruf zum „Widerstand“, denn auch seine Geduld habe ein Ende. In einem Appell forderte er Papst Franziskus auf, die Glaubenswahrheiten und die kirchliche Ordnung zu verteidigen. In seinen Katechesen und Predigten redet er weiterhin Klartext, bestreitet aber die Rechtmäßigkeit von Papst Franziskus. Damit macht er es Gläubigen, die Orientierung suchen, schwer, ihm zu folgen, und bietet seinen Gegnern reichlich Angriffsfläche.
Don Minutellas Pilgerreise nach Ars
Jüngst unternahm Don Minutella mit zahlreichen Pilgern eine Wallfahrt durch Frankreich. So gelangten sie vergangene Woche auch nach Ars zum Wirkungsort und Grab des heiligen Johannes Maria Vianney. Doch dort erwartete sie eine Überraschung, mit der niemand gerechnet hatte. Vor dem Heiligtum spielten sich aufgeregte und bedauerliche Szenen mit gegenseitigen Beschuldigungen und Vorwürfen ab.
Der Kirchenrektor erwartete Don Minutella bereits auf dem Vorplatz und untersagte dem Priester die Zelebration der Messe. Nach einem teils lautstarken Hin und Her wurde der Gruppe der Zutritt zur Basilika gewährt unter der Bedingung, daß sie „stumm“ bleiben. Während der gewährten Zeit wurde die Gruppe von zwei Priestern überwacht.
Ein Video hielt die ungewöhnliche Szene fest.
Der Kirchenrektor von Ars trat an die Gruppe heran und sagte, „Informationen“ aus dem Erzbistum Palermo erhalten zu haben, daß „ihr eine Sekte seid“. Don Minutella hatte, wie es üblich ist, seine Wallfahrt vorab in Ars angemeldet.
Tatsache ist, daß ein Priester, der der Glaubenslehre in keinem Punkt widerspricht, an der Meßzelebration gehindert und dem der Zutritt nur unter Mühen gewährt wurde.
Tatsache ist auch, daß Don Minutella – und über die Klugheit dieses Schrittes streiten sich selbst jene, die ihm nahestehen – Jorge Mario Bergoglio nicht mehr für den rechtmäßigen Papst hält. Das ist in der Tat schwerwiegend. Das Papsttum stellt er allerdings nicht in Frage. Er bestreitet auch, Sedisvakantist zu sein.
Der „falsche Prophet“ ist willkommen
Zur selben Zeit, als Don Minutella in Ars der Zutritt fast und die Zelebration ganz verwehrt wurde, prangte an der Basilika ein Transparent, das für eine Veranstaltung mit dem „falschen Propheten“ Enzo Bianchi warb, wie ihn Msgr. Antonio Livi, der ehemalige Dekan der Philosophischen Fakultär der Lateranuniversität, nennt. Enzo Bianchi soll in Ars „das Lehramt von Papst Franziskus“ erklären.
Wie paßt das zusammen?
Die zweifelhafte Gestalt eines selbsternannten „Mönchs“ und „Priors“, der weder Mönch noch Prior noch Priester ist, der soviel in Zweifel zieht, uminterpretiert oder bestreitet, daß die Liste zu lange würde, alles aufzuzählen. Zu nennen ist aber, daß er die Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie bezweifelt.
Was zählt also in der Kirche? Die Treue zur Glaubenswahrheit und den Päpsten seit dem Apostel Petrus oder die Treue zur Person des gerade amtierenden Papst? Die beiden Aspekte haben natürlich eine Einheit zu bilden. Ein Gegensatz wurde im konkreten Fall von jenen konstruiert, die den Laien Enzo Bianchi als Redner nach Ars einladen, aber den Priester Don Minutella die Wallfahrtsstätte nicht betreten lassen.
Verständlicher wird die Sache, wenn man weiß, daß der Kirchenrektor persönlichen Kontakt zu Enzo Bianchi pflegt, und diesen im „Kloster“ Boso besuchte.
Papsttreue
Kuriose Formen nahm die Begegnung in Ars an, als der Kirchenrektor eine vorbereitete Tafel zeigte, auf der Don Minutella aufgefordert wurde, den amtierenden Papst anzuerkennen. Als Don Minutella darauf fragte, wie es denn mit der Katholizität eines Enzo Bianchi bestellt sei, blieb der Kirchenrektor eine Antwort schuldig, rief dafür aber um so lauter: „Es lebe der Papst! Es lebe der Papst!“
Don Minutella erklärte dem Kirchenrektor, damit kein Problem zu haben. Er stehe treu und fest zum Papsttum. Woran er nicht glaube, das sei Jorge Mario Bergoglio und dessen Lehre. Don Minutella vertritt die Position, daß Benedikt XVI. nach wie vor der legitime Papst sei.
Die Gemeinschaft mit Franziskus abzulehnen und stattdessen in Gemeinschaft mit Papst Benedikt zu zelebrieren, der selbst sich aber in Gemeinschaft mit Papst Franziskus sieht, kann allerdings nicht wirklich überzeugen.
An dieser Stelle wird die Subtilität und Fragilität der Position von Don Minutella deutlich, denn Franziskus ist der legitim gewählte Papst. Benedikt XVI. ließ nie erkennen, ihn nicht als seinen legitimen Nachfolger anzuerkennen.
Komplexer ist die Frage des „häretischen Papstes“ wie die Correctio filialis im Herbst 2017 zeigte. Don Minutella leitet daraus ab, daß die Legitimität des amtierenden Papstes wegen der Verbreitung von Häresien ipso facto verfallen sei. Wer kann aber beweisen, daß die Wahl von Papst Franziskus von der „Mafia von Sankt Gallen“ gelenkt und damit ungültig ist? Wer hat die Autorität, festzustellen, daß Papst Franziskus häretische Ideen verbreitet, fördert und nicht unterbindet, um daraus den Verlust seines Amtes zu erklären?
In diesen Fragen steckt eine Dramatik, die offenbar von zahlreichen Gläubigen, aber auch Priestern empfunden wird. Auch Don Minutella gehört dazu. Die Konsequenz, die er daraus zieht, macht es Gläubigen aber nicht leichter, sondern kompliziert die Situation, wie Reaktionen auf seine Aktivitäten in den vergangenen Monaten zeigten.
Verwirrung und Orientierungslosigkeit
Was aber zeigt der Vorfall von Ars?
Vor allem, und das auf schmerzliche Weise, daß eine große Verwirrung herrscht. Alle dürfen die Basilika betreten, egal was sie über die Glaubenswahrheiten denken oder sagen, außer wer bestreitet, daß Jorge Mario Bergoglio der rechtmäßige Papst ist.
Selbst Kardinal Müller, bis Juni 2017 Glaubenspräfekt in Rom, bezeichnete Ende Juni die derzeitige Lage der Kirche als äußerst schwerwiegend, weil Gläubige, die der katholischen Doktrin und dem Glaubensbekenntnis treu bleiben wollen, als „Konservative“ gebrandmarkt und aus der Kirche hinausgedrängt werden.
Unter solchen Bedingungen ist es auch für jene, die treu bleiben wollen, nicht leicht, das richtige Maß zu finden. Manche bestreiten die Rechtmäßigkeit des amtierenden Papstes, andere flüchten sich in Wundersucht und Privatoffenbarungen. Vor wenigen Tagen warnte der Intellektuelle, Roberto de Mattei, vor diesem Phänomen. Er benannte aber auch eine Ursache: Wenn die Gläubigen die nötigen Antworten und die Orientierung nicht mehr von jenen erhalten, die sie ihnen geben sollten, also die Bischöfe und die Priester, dann suchen sie die Antworten anderswo.
Don Minutella selbst spricht von „grotesken Momenten“ zuerst in Nevers, dann auch in Ars. Auf der Seite des von ihm betriebenen Radio Domina Nostra wurden einige Fotos. Sie zeigen, wie eine Laienschwester (also ohne Ordenskleid) Don Minutella beim Gebet überwachte.
Die Rede ist häufig von den „Zeichen der Zeit“. Wie aber sind die Zeichen der Zeit zu werten, daß ein Pontifikat offensichtliche Verwirrung, Orientierungslosigkeit und Streit provoziert?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/Radio Domina Nostra (Screenshots)
Danke für diesen wichtigen und ausgewogenen Hintergrundbericht und für die Bereitstelltung des ebenfalls wichtigen Artikels von Roberto de Mattei über die Sucht nach speziellen Offenbarungen.
Die Rechtmäßigkeit eines Papstes zu bestreiten, ist natürlich eine heikle Sache, besonders für einen Priester. Es wäre daher sehr hilfreich, wenn uns Papst emeritus über die Begleitumstände bzw. Motive seines mysteriösen Rücktritts informieren würde.
Daß – wie das Beispiel von Ars zeigt – jetzt ein skurriler und übersteigerter Papalismus auf Kosten des Glaubens Blüten treibt, ist ein „Zeichen der Zeit“, aber kein gutes.
Das Lesen dieses Artikels tut weh, weil die Wahrheit nicht erkennbar ist. Wenn ich dies lese, werde ich an Sokrates erinnert, der sagte:“ Ich weiß, dass ich nichts weiß, und weil ich weiß, dass ich nichts weiß, weiß ich mehr als die meinen etwas zu wissen und doch nichts wissen. Konkret: Ich weiß nicht, ob die Wahl von Franziskus nach kanonischen Regeln abgelaufen ist und damit. ob seine Wahl regulär war? Ich weiß nicht, wer diese Frage feststellen und beantworten sollte? Die Wahlberechtigten der Kardinäle (?), sofern sie den meine Frage zu der ihrigen machen wollten und der Christenheit die geschuldete Klarheit geben wollten? Das wäre der Mut der wahren Zeugen Jesu, der Märtyrer oder Bekenner des Glaubens. Jedoch zurück zur Frage des Sokrates. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Bekennt sich Franziskus noch zur Botschaft und Lehre Jesu Christi oder interpretiert er sie nur? Ohne tiefgreifende Erklärung kann der Mensch, der glaubt, dass deus caritas est, die Semantik von amoris laetitia mit seinen vielseitigen Übersetzungs‑, Interpretations- und Fehlinterpretationamöglichkeiten nicht verstehen. Vor diesem Hintergrund erinnere ich nochmals an Sokrates und seíne Worte.
Verwirrung über Verwirrung. Wunder süchtig hin oder her. Dies wurde definitiv vorausgesagt. Lehnt man Propheten pauschal ab bleibt nur mehr Verwirrung. Aber Gott lässt nichts zu ohne es vorher seinen Kindern zu sagen. Jesus hat uns selbst gesagt dass er uns Propheten schicken wird.
Dieser Don Minutella macht ganz schön was mit, weil er die Wahrheit über Papst Franziskus äußert.
Und soviel fanatischen Eifer mancher Katholiken zur Verteidigung der Papstehre wie unter Papst Franziskus, hätte ich mir unter Papst Benedikt XVI gewünscht. Stellt man die Lehre der katholischen Kirche den Aussagen von Jorge Bergoglio gegenüber, könnte der Widerspruch größer nicht sein.
Und noch einmal sei gesagt, „an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“, wie der Herr Jesus Christus einst sagte. Die „Früchte“ Bergoglios sind nüchtern betrachtet keine guten. Und an die Schafe, die in Wirklichkeit reißende Wölfe sind, sei ebenfalls nochmal erinnert.
Innerhalb der katholischen Kirche wird nun ernsthaft mit Anerkennung von Homosexualität, Aufhebung des Zölibats, Einführung eines Frauenpriestertums, Eucharistieempfang bei Ehebrüchen und anderen Konfessionen geliebäugelt. Das sind die Früchte Bergoglios, so ehrlich sollte man schon zu sich selber sein! Die Kirche war noch nie so nah an der Umsetzung dieser Häresien.
Die 10 Gebote sind immer noch das grundlegendste Gesetz der katholischen Kirche, daran kann niemand vorbei, und sei es ein noch so gefällig redender Ohrenschmeichler.
Aus Matthäus 7, 15–23:
Von den falschen Propheten
Mt 7,15 Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.
Mt 7,16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?
Mt 7,17 Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte.
Mt 7,18 Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten.
Mt 7,19 Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.
Mt 7,20 An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.
Mt 7,21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.
Mt 7,22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?
Mt 7,23 Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!