
(Rom) Ein Thema, zwei hochrangige Kirchenvertreter und zwei sich völlig widersprechende Stellungnahmen. Das Thema ist die Masseneinwanderung, und die beiden Aussagen können dabei helfen, Klarheit zur Botschaft und zur umstrittenen Rolle der Kirche zu schaffen.
Kardinal Peter Turkson ist Präfekt des von Franziskus 2016 neuerrichteten Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Zuvor war er bereits seit 2009 Vorsitzender des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden. Vor allem aber stammt er aus Ghana in Afrika.

Als Afrikaner hat Kardinal Turkson zur Massenmigration nach Europa etwas zu sagen, die derzeit europäischen Politikern einiges Kopfzerbrechen bereitet. Mehrere Migrationswellen fanden bereits statt, neue sollen im Anrollen sein. Die Politiker der „offenen Türen“ haben einen Geist geweckt, den sie nicht mehr loswerden. Inzwischen müssen sich neue Politiker, wie in Italien und Österreich, mit Altlasten ihrer Vorgänger herumquälen.
Bei einer Entwicklungshilfetagung im ligurischen Albenga ermutigte der Kardinal angesichts des Migrationsproblems die internationale Staatengemeinschaft zu Maßnahmen in den Herkunftsländern. Der Vorschlag klingt anders als jener von Papst Franziskus, der seit Jahren Wortführer einer schrankenlosen Einwanderung in die westlichen Staaten ist.
Kardinal Turkson sagte es nicht explizit, trat aber Versuchen entgegen, die christliche Botschaft bestimmten politischen Richtungen dienstbar zu machen.
Paradox: Kirche in Afrika sagt das Gegenteil von der in Europa
In der Frage erlebt die Kirche inzwischen ein regelrechtes Paradox. Während westliche Kirchenvertreter kaum genug Einwanderung haben können, noch mehr Einwanderung verlangen und Andersdenkenden, auch in der Kirche, quasi ihr Christsein absprechen, kommt von den afrikanischen Kirchenvertretern eine völlig gegenteilige Botschaft.
Afrikas Bischöfe sind nämlich gegen die Auswanderung ihrer Landsleute. Sie predigen ihren Landsleuten gegen ein solches „Abenteuer“ und warnen vor einem „falschen Paradies“, das ihnen versprochen wird. Sie sehen in der Auswanderung die große Gefahr, daß die afrikanischen Staaten das wichtigste Kapital verlieren: ihre Jugend. Die Bischöfe predigen gegen den Menschenhandel im großem Stil. Um nichts anderes handelt es sich bei der Migrationswelle, die nicht von Afrikanern angestoßen wurde. Wenn europäische Institutionen nichts tun, um die Geburtenrate in Europa zu steigern, aber alles tun, um sie durch Abtreibung, Verhütungsmentalität und Homosexualisierung zu senken, dann aber diese verschuldete demographische Fehlentwicklung durch Einwanderung „beheben“ wollen – als gäbe es weder Völker, Sprachen und Kulturen, sondern nur beliebig verschiebbare (von wem?) Massen aus Individuen.
Afrikas Bischöfe fordern vom Westen, wenn schon, Hilfe vor Ort, aber nicht Bevölkerungsverschiebungen. Vor 30 Jahren war Auswanderung für Schwarzafrikaner noch kein Thema. Warum also heute, wo die Lebensbedingungen in Afrika weit besser geworden sind?
Stimme der Bischöfe Afrikas wird in Europa verschwiegen
Die Stimmen der afrikanischen Bischöfe werden in Europa aber unterschlagen, bestenfalls belächelt, aber nicht gehört – auch nicht in der Kirche.

Kardinal Turkson sprach schon vor einem Jahr davon, „den Hahn zuzudrehen“. Turkson war es auch, der vor einigen Jahren, das war noch unter Papst Benedikt XVI., im Vatikan das Video „Muslim Demographics“ zeigte, das vor der islamischen Eroberung Europas durch Einwanderung warnte. Dafür wurde er scharf angegriffen. Heute wendet er sich gegen den „demographischen Schock“. Europa könne seine demographischen Probleme nicht auf Afrika abwälzen.
Er bezeichnete es als Fehler, sich nur auf Einwanderung zu fixieren, also auf den Aspekt, Migranten aufzunehmen. Vielmehr sollte der Fokus auf die Auswanderung gerichtet werden und Maßnahmen in den Heimatländern gesetzt werden, um es gar nicht zur Auswanderung kommen zu lassen.
Es sei wichtig, so der Kardinal, daß der „gute Samariter denen hilft, die in Schwierigkeiten sind“. Das sei eines der ausdrucksstärksten Gleichnisse des Evangeliums. Das heiße aber nicht, daß deshalb eine bestimmte Form der Hilfe gemeint sei, und schon gar nicht Politik.
Das Gleichnis vom Guten Samariter sei eine persönliche Aufforderung. Sie war keine politische Forderung an die Regierung von Judäa oder die Behörden der Römer, sich um den notleidenden Mann zu kümmern. Der Samariter habe nicht nach Regierung und Behörden gerufen. Er habe keinen politischen Druck ausgeübt oder andere attackiert, die nicht so gehandelt haben wie er. Er organisierte auch keine kollektive Hilfe, sondern kümmerte sich persönlich, soweit es ihm möglich war. Er half dem Notleidenden dort, wo er ihm begegnete. Damit war keine politische Migrationsagenda verbunden.
Bischof Galantino: „Ich nehme keine Einwanderer in meinem Haus auf“
Kardinal Turkson stellte sich damit gegen eine Politisierung der christlichen Botschaft. Er widersprach indirekt auch der Italienischen Bischofskonferenz, die ganz auf Einwanderungskurs die neue italienische Regierung wegen ihrer Gangart gegen die illegale Einwanderung offensiv angegriffen hat.
Die Italienische Bischofskonferenz wandte in den vergangenen Wochen unglaubliche Energie auf, um die neue Regierung zu attackieren und machte eine politische Frage zur religiösen Frage. Kardinal Turkson machte in Savona aber deutlich, daß die Einwanderungsfrage keine Glaubensfrage sei.
Die Bischöfe forderten die Italiener zuletzt auf, die illegalen Einwanderer in ihre Privathäuser aufzunehmen. Nicht wenige Italiener fragten darauf zurück, wie viele illegale Einwanderer die Bischöfe in ihren Residenzen aufgenommen hätten.
So zur Rede gestellt, gab Bischof Nunzio Galantino eine entlarvende Antwort:
„Ich nehme keine in meinem Haus auf, weil das unverantwortlich wäre, zu denken, daß ich in meinem Haus, das Problem von jedem dieser Menschen lösen könnte“.
Das klingt „heuchlerisch“, so InfoVaticana, da sie gleichzeitig politische Forderungen an den Staat erheben und dazu beitragen, die Gesellschaft wegen einer politischen Frage zu spalten.
Christus sprach nicht davon, irgendein Problem „zu lösen“, vielmehr sagte er, daß es „immer“ Arme geben werden. Zwischen der persönlichen Aufforderung und einer politischen Forderung sei zu unterscheiden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diocesi Albenga/MiL (Screenshots)
Weglaufen und sich anderswo in der Welt durchfüttern zu lassen, ist keine Lösung. Daran, sich auszusöhnen und die Ärmel hochzukrempeln, um das gemeinsam zerstörte wieder aufzubauen, führt kein Weg vorbei. In Europa brauchen wir die Afrikaner nicht und wollen sie nicht.