
(Rom) Heute vormittag empfing Papst Franziskus eine Delegation der Evangelisch-Lutherischen Kirche aus Deutschland. Bei dieser Gelegenheit warnte das katholische Kirchenoberhaupt vor dem Drang, „vorwärts zu stürmen“. „Einige Themen, ich denke an die Kirche, an die Eucharistie und an das kirchliche Amt, verdienen“ reifliche Überlegungen und eine breite Basis, so Franziskus.
„In diesen Worten kann man eine verhüllte Anspielung auf die Kontroverse erkennen, die unter den katholischen Bischöfen Deutschlands darüber ausgebrochen ist, ob auch protestantische Ehegatten zur eucharistischen Kommunion zugelassen werden sollen oder nicht“, so der Vatikanist Sandro Magister zu den Worten von Papst Franziskus.
Zur gleichen Zeit wurde heute die Antwort des neuernannten Kardinals Luis Ladaria Ferrer, Präfekt der Glaubenskongregation und Jesuit wie Franziskus, an die Deutsche Bischofskonferenz bekannt. Eine Gruppe von sieben Bischöfen, angeführt von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki von Köln, hatten sich am 22. März an die Glaubenskongregation, den Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und zum Päpstlichen Rat für Gesetzestexte um Klärung gewandt und vier Dubia (Zweifel) zur Handreichung „Mit Christus gehen – der Einheit auf der Spur“ vorgelegt, die von der Mehrheit der Deutschen Bischofskonferenz, angeführt von Kardinal Reinhard Marx, im vergangenen Februar beschlossen worden war.

Die Dokumentation dazu wurde vom Kölner Stadt-Anzeiger veröffentlicht, der sich in den vergangenen Wochen als Organ der Interkommunion-Befürworter gegen Kardinal Woelki in Stellung brachte.
Die Antwort der Glaubenskongregation trägt das Datum vom 25. Mai und ist an den DBK-Vorsitzenden Marx gerichtet. Am 24. Mai hatte Ladaria – wie Magister berichtet – den Papst aufgesucht, um ihm die formulierte Antwort vorzulegen und dessen Einverständnis einzuholen.
Am 3. Mai hatte Franziskus Vertreter von Mehrheit und Minderheit nach Rom geladen, wo sie mit den zuständigen Dikasterien zusammentrafen, um die Fragen zu erörtern. Das Ergebnis des Gipfeltreffens sorgte für große Empörung über Papst Franziskus, als die offizielle Presseerklärung an die Öffentlichkeit weitergegeben wurde. Das Kirchenoberhaupt hatte jede inhaltliche Stellungnahme vermieden und Minderheit und Mehrheit nach Hause geschickt mit dem Auftrag, solange weiterzuverhandeln, bis eine „möglichst einstimmige“ Lösung gefunden werde.
Die Empörung richtete sich gegen die Weigerung von Franziskus, als Papst und nicht nur als Moderator zu handeln. Anstatt seines Amtes zu walten und die offenen Fragen zu klären, drohte die in Deutschland aufgeworfene Frage die Weltkirche zu erfassen.
Die Antwort, die Franziskus schuldig blieb, gab nun Glaubenspräfekt Ladaria. Der vollständige Wortlaut des in deutscher Sprache verfaßten Antwortschreibens wurde von Gloria.tv veröffentlicht.
Darin wir festgehalten, daß der Inhalt „ausdrücklich vom Papst gebilligt“ wurde. Der wichtigste Punkt: Die Glaubenskongregation stoppt die Veröffentlichung der umstrittenen DBK-Handreichung. Das Thema sei von grundsätzlicher Natur und könne daher nicht von einer Bischofskonferenz entschieden werden. Es verlange eine reifliche Überlegung der Gesamtkirche und auf der Gesamtebene der ökumenischen Beziehungen, nicht nur jenen mit den Protestanten.
Aufmerksamkeit findet vor allem der Punkt 2.c.
„Das Thema betrifft das Recht der Kirche, vor allem die Auslegung von can. 844 CIC. Weil es diesbezüglich in manchen Teilen der Kirche offene Fragen gibt, wurden die zuständigen Dikasterien des Heiligen Stuhls bereits beauftragt, eine baldige Klärung dieser Fragen auf weltkirchlicher Ebene herbeizuführen. Insbesondere scheint es angebracht, das Urteil über das Vorliegen einer ‚drängenden schweren Notlage‘ dem Diözesanbischof zu überlassen.“
„Hoffen wir, daß Punkt c) des Glaubenspräfekten nicht ein Trojanisches Pferd für Ausnahmen ist“, so die traditionsverbundene Seite Messa in Latino.
Hinter den Kulissen soll es in den vergangenen Wochen massiven Druck auf Papst Franziskus gegeben haben. Dieser erhöhte sich nach der Nicht-Antwort von Papst Franziskus von Anfang Mai. Die Rede ist sogar, daß von höchster Ebene im Vatikan gegenüber dem Papst mit Rücktritt gedroht wurde, sollte er der Interkommunion mit den Protestanten nicht Einhalt gebieten.
„Es gibt zum Glück noch einige, die ein gerades Rückgrat haben“, so Messa in Latino.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana