(Rom) Eine „Gebetswache gegen Homophobie“, die gläubige Katholiken als „ideologisch motivierte“ Aktion zur Förderung der Homosexualisierung sehen, sorgt für Aufsehen und spaltet eine Diözese.
Für den 20. Mai ist in der norditalienischen Stadt Reggio Emilia eine „Gebetswache gegen Homophobie“ geplant. Die Aktion geht von der Pfarrei Regina Pacis aus, die von Pfarrer Don Paolo Cugini geleitet wird. Die „Gebetswache zur Überwindung der Homophobie, der Transphobie und jeder Form von Intoleranz“ steht unter dem Motto aus dem Johannesevangelium „Die Wahrheit wird euch frei machen“. Rednerin ist die baptistische Pastorin Lidia Maggi. Die graphische Gestaltung zeigt ein Kreuz in den Homo-Farben. Gegen dieses kunterbunte Durcheinander regt sich der Widerstand von Katholiken, die eine solche Veranstaltung in einer katholischen Pfarrei für inakzeptabel, die Aufmachung und Ausrichtung für blasphemisch, das Motto für betrügerisch und das Thema wegen des ideologischen Hintergrundes grundsätzlich für inkompatibel halten.
Der zuständige Bischof, Msgr. Massimo Camisasca, war von Gläubigen aufgefordert worden, einzuschreiten. Stattdessen ließ er völlig überraschend bekanntgeben, daß er die Kundgebung nicht untersagen, sondern vielmehr persönlich an ihr teilnehmen wird. Die Bekanntgabe erfolgte nicht durch das diözesane Presseamt oder die Diözesanmedien, sondern durch die Homo-Internetseite GayNews. Deren Schlagzeile lautete:
„Nach Beschi in Bergamo und Lorefice in Palermo nun auch ein Paukenschlag in Reggio Emilia: Bischof Camisasca wird die Gebetswache gegen Homophobie anführen“.
Von einem „Paukenschlag“ sprechen auch gläubige Katholiken, die von ihrem Bischof enttäuscht sind.
Vom „konservativsten“ zum „gay-friendy“-Bischof
Massimo Camisasca, ehemaliger Generaloberer der Priesterbruderschaft der Missionare des heiligen Karl Borromäus, einem 1985 aus der Gemeinschaft Communione e Liberazione (CL) hervorgegangenen Orden, wurde 2012 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Reggio Emilia-Guastalla ernannt. Er fiel durch einige Initiativen auf, die ihm die Anerkennung glaubenstreuer Kreise einbrachten, die in ihm einen Hoffnungsschimmer sahen. Kirchenferne Medien nannten ihn „einen der konservativsten“ Bischöfe Italiens. Vor allem durch seine Unterstützung für die Vereinigung Courage, die Homosexuellen bei der Überwindung von sexuellen Identitätsstörungen hilft, wurde er 2015 italienweit zum Feindbild und sogar Haßobjekt organisierter Homo-Verbände, die Unterstützung bei verschiedenen Medien fanden.
Diese Erfahrung scheint für den „Schwenk“ des Bischofs eine Rolle gespielt zu haben, der sich nun besonders „homo-freundlich“ gibt. Mit der Teilnahme an der „Gebetswache“, so Kritiker, stelle der Bischof aber nicht seine besondere Aufmerksamkeit für diese Gruppe von Menschen unter Beweis, sondern wechsle die Barrikaden. Den Organisatoren der „Gebetswache“, so die Kritik, gehe es um Ideologie, nämlich um die Anerkennung der Homosexualität durch die Kirche, also eine Position, die mit der katholischen Lehre unvereinbar ist.
Chiesa e postconcilio kritisiert die Diözese Reggio Emilia-Guastalla als „homo-freundlichstes Bistum Italiens. Ein Skandal, der vom Oberhirten unterstützt wird“.
Gegen die „blasphemische“ Kundgebung mobilisieren katholische Gläubige für ein Sühnegebet, das unter dem Motto „Schande!“ am 20. Mai zur selben Zeit vor dem bischöflichen Palais stattfinden wird.
Pfarrer „begeistert homophil“
Don Paolo Cugini ist das, was man derzeit in der Kirche einen „Straßenpriester“ oder „Priester von den Rändern“ nennt, vor allem den linken Rändern. Als Missionar in Brasilien zelebrierte er die Messe statt im Meßgewand im roten Che Guevara-T-Shirt. Auch ein Bekenntnis.
Seit September 2015 ist er Pfarrer von Regina Pacis und Leiter des Pfarrverbundes 5, zu dem weitere drei Pfarreien gehören.
In den Jahren zuvor war er bereits Vize-Pfarrer von Regina Pacis. Als solcher polemisierte er gegen die spontane Bürgeraktion Sentinelle in piedi (Wachtposten), die durch ihr stummes Stehen auf öffentlichen Plätze und vor Amtssitzen von Parlament und Regierung gegen die Gender-Ideologie und die Einführung der „Homo-Ehe“ protestierten.
Don Cugini unterhält enge Kontakte zur städtischen und überregionalen Homo-Szene, mit der er auf verschiedene Weise zusammenarbeitet, unter anderem im Rahmen der Organisation Gionata für „LGBT-Christen“. Radio Spada nannte Don Cugini einen „begeisterten Homophilen“.
Homosexualität sei laut Don Cugini etwas „Natürliches“, dem er in seiner Pfarrei Raum geben wolle. Bereits im Vorjahr organisierte er aus Anlaß der Gay Pride, eine „Gebetswache gegen Homophobie“. Dagegen mobilisierte das Komitee Selige Giovanna Scopelli zum Sühnegebet, an dem mehr als 500 Gläubige teilnahmen. Bischof Camisasca, um Unterstützung angerufen, reagierte erst „spät, zaghaft und schlecht“, so Radio Spada.
Zu einem Umdenken kam es in Don Cugini nicht, wie die neue „Gebetswache“ zum diesjährigen „Welttag gegen Homophobie“ zeigt. Dieser fällt auf den Pfingstsonntag, was gläubigen Katholiken ein zusätzliches Ärgernis ist.
Das Umfallen des Bischofs
Die „Gebetswache“ folgt dem „liturgischen“ Programm, das von einer Kommission Glaube und Homosexualität der Baptistischen, der Methodistischen und der Waldensischen Kirche ausgearbeitet wurde. Die Texte dieser „Liturgie“ stehen in direktem Widerspruch zur Heiligen Schrift und der kirchlichen Lehre. Darin wird als „Ausdruck evangelischer Radikalität“ offen zum Bruch mit der kirchlichen Tradition und zur Anerkennung der Homosexualität aufgefordert.
Konkret werden von denselben protestantischen Kreisen „traditionalistische, katholische Gruppen“ angegriffen, die den „Kampf zur Überwindung der Homophobie nicht teilen“ wollen, was besonders „bedauerlich“ sei, weil sie „dasselbe Wort hören und am selben eucharistischen Mahl teilnehmen“.
Der „Schwenk“ von Bischof Camisasca, den gläubige Katholiken als ein „Umfallen“ bezeichnen, zeichnete sich bereits vor kurzem ab, als er am 16. April, dem Montag der Karwoche, der Gruppe der „LGBT-Christen“ von Don Cugini einen Besuch abstattete, um zusammen mit ihnen „an Gott und seine Liebe zu denken“.
Lidia Maggi ist eine baptistische Pastorin, die selbst einer baptistischen Familie entstammt. Aufgrund der gegenseitigen „ökumenischen Anerkennung“ ist sie neben ihrer Tätigkeit als Pastorin einer baptistischen Gemeinde auch Pastorin einer methodistischen Gemeinde. Die redegewandte Theologin und Buchautorin ist auch in progressiven, katholischen Kreisen ein gerngesehener Gast. Zu ihren katholischen Förderern gehört der Südtiroler Theologe Paul Renner. In der alten Konzilsstadt Trient soll Maggi mit einem anderen „Straßenpriester“, Don Lino Zatelli, in der Vorstadt-Betonkirche zum heiligen Karl Borromäus, mit Mehrzwecksaal-Bestuhlung, bereits „konzelebriert“ haben, ohne daß es zu einem Eingreifen des zuständigen Bischofs gekommen wäre.
Am 20. Mai wird das Bistum Reggio Emilia-Guastalla tief gespalten sein, und „der Bischof auf der falschen Seite stehen“, so Chiesa e postconcilio.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Chiesa e postconcilio/Tempi
Es ist immer nur von dem „20.Mai“ die Rede. Der 20.Mai 2018 ist aber der Pfingstsonntag 2018. Daß es in der Katholischen Kirche zu einem derartigen Vorfall kommt, ist schon für sich schlimm genug, daß das aber auch noch an Pfingsten geschieht, macht das noch um einiges schlimmer. Und es ist auch bezeichnend, daß von der Homoseite nur von dem 20.Mai die Rede ist und dabei das Pfingstfest unterschlagen wird. Bezeichnend, aber doch auch richtig, denn mit dem Heiligen Geist haben sie es wirklich nicht.
Eine absehbare Stufe in der Eskalation auf dem Weg zur „neuen Kirche“, in wenigen Jahren sicherlich „kalter Kaffee“, da wird man dann sicherlich weiter sein…
Das ist es, was viele Schwule so unerträglich macht: ihre besessene Hartnäckigkeit, anderen ihre Lebensart aufzuzwingen. Toleranz genügt ihnen nicht.