Facebook und der „extrem linke Standort“


Facebook
Facebook: Die enthüllenden Antworten und Nicht-Antworten von Mark Zuckerberg auf die Fragen von Senator Ted Cruz.

(Washing­ton) Mark Zucker­bergs sozia­les Netz­werk Face­book steht seit Wochen unter schwe­rer Kri­tik. Ins Visier genom­men wird das 2004 ins Netz gegan­ge­ne Unter­neh­men seit den Prä­si­dent­schafts­wah­len 2016. Face­book wird maß­geb­li­che Mit­schuld dafür gege­ben, daß der für unmög­lich gehal­te­ne Wahl­sieg von US-Prä­si­dent Donald Trump mög­lich wur­de. Wie das, wo Zucker­berg doch als „libe­ral“ gilt und kei­ne gegen­tei­li­gen Signa­le aussandte? 

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Der Vor­wurf lau­tet, nicht zuviel Zen­sur aus­ge­übt zu haben, son­dern zu wenig. Tat­sa­che ist, daß seit dem Wahl­sieg von Donald Trump die Bedeu­tung der glo­ba­len sozia­len Netz­wer­ke in der Wahr­neh­mung von Ent­schei­dungs­trä­gern und poli­ti­schen Stra­te­gen mas­siv nach oben geschnellt ist.

Zuletzt wur­de bekannt, daß auch bei Face­book geschieht, womit eigent­lich alle rech­nen, aber nie­mand wahr­ha­ben will. Alle bestrei­ten es, tun es aber offen­bar: die Wei­ter­ga­be und Nut­zung von per­sön­li­chen Daten. Face­book soll Mil­lio­nen von Kun­den­da­ten auf ille­ga­le Wei­se genutzt haben. Die Fra­ge der poli­ti­schen Ein­fluß­nah­me bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len oder der Brexit-Abstim­mung, wie sie von bestimm­ter Sei­te sofort vor­ge­bracht wur­de, scheint mehr mit den oben genann­ten Vor­wür­fen zu tun zu haben: unbe­ab­sich­tigt die „fal­sche“ Sei­te geför­dert zu haben.

Der soge­nann­te Cam­bridge Ana­ly­ti­ca-Skan­dal brach­te jeden­falls ins Rol­len, daß wir auf der Grund­la­ge der Infor­ma­tio­nen und Daten, die wir durch die Nut­zung von Inter­net selbst hin­ter­las­sen, täg­lich Mani­pu­la­tio­nen aus­ge­setzt sind.

Ver­gan­ge­ne Woche wur­de Mark Zucker­berg als Vor­stands­vor­sit­zen­der von Face­book Incor­po­ra­ted (und mit 28 Pro­zent auch Haupt­eig­ner) vom Par­la­ment der USA zu einer Anhö­rung vor­ge­la­den. Auch in Euro­pa wur­de der­glei­chen bereits gefordert.

Zucker­berg ent­schul­dig­te sich öffent­lich, doch das hilft in der Sache zunächst noch wenig. Zual­ler­erst geht es dar­um, die Rech­te der ein­ge­schrie­be­nen Nut­zer (Kun­den) zu garan­tie­ren. Soll­te das nicht über­zeu­gend sicher­ge­stellt wer­den, dro­he Face­book die Schlie­ßung, wie von man­chen Sei­ten pro­gno­sti­ziert wird. Die Dro­hung steht zumin­dest im Raum.

Noch inter­es­san­ter als die Ver­trau­lich­keit der per­sön­li­chen Daten ist ein zwei­ter Aspekt, der im Zuge der par­la­men­ta­ri­schen Anhö­rung ans Tages­licht kam. Ihn brach­te der repu­bli­ka­ni­sche Sena­tor von Texas, Ted Cruz, vor. Wäh­rend Zucker­bergs Ent­schul­di­gun­gen in den Medi­en brei­ten Raum fan­den, berich­te­te kaum jemand über die von Ted Cruz auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge. Eine Aus­nah­me war Rai­ner Zitel­mann bei Tichys Ein­blick.

Der US-Sena­tor befrag­te Zucker­berg zu Zen­sur und Vor­ur­tei­len des Unter­neh­mens und kon­fron­tier­te ihn mit kon­kre­ten Belegen.

„Er ent­larv­te, dass Face­book miss­lie­bi­ge kon­ser­va­ti­ve Inhal­te löscht und Zen­sur unter lin­kem Vor­zei­chen aus­übt“, so Zitelmann.

Zucker­berg gab sich unwis­send. Unwis­send, was kon­kre­te Fäl­le betrifft, und unwis­send, was sei­ne 15.000–20.000 Ange­stell­ten, die mit der Sich­tung der Inhal­ten beschäf­tigt sind, denn so den­ken. Anders aus­ge­drückt: Nach wel­chen Kri­te­ri­en erfol­gen Löschun­gen oder Nicht­lö­schun­gen? Gibt es eine Zen­sur? Die Fra­gen von Sena­tor Cruz und die Ant­wor­ten von Zucker­berg wur­den von Zitel­mann im eng­li­schen Ori­gi­nal ver­öf­fent­licht.

An die­ser Stel­le soll das Augen­merk auf einen Teil­be­reich gelenkt wer­den: Zucker­berg muß­te zuge­ben, daß Face­book „mehr als zwei Dut­zend katho­li­sche Sei­ten gesperrt hat“, weil deren Inhal­te „nicht sicher für die Gemein­schaft“ seien.

Die Inhal­te katho­li­scher Sei­ten sind eine Bedro­hung für die fik­ti­ve „Gemein­schaft“ der Face­book-Nut­zer?

Kei­ne sol­che Zen­sur wer­de, so Cruz wei­ter, gegen Sei­ten aus­ge­übt, die die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der pro­pa­gie­ren wie die des welt­größ­ten Abtrei­bungs­kon­zerns Plan­ned Paren­thood. Zucker­berg erklär­te, kei­ne Kennt­nis­se über Details zu den kon­kre­ten Fäl­len zu haben.

Im Juli 2017 hat­te die Pres­se­agen­tur Catho­lic News Agen­cy (CNA) gemel­det, daß Face­book 25 eng­lisch- und por­tu­gie­sisch­spra­chi­ge, katho­li­sche Sei­ten blockier­te. Spä­ter ent­schul­dig­te sich Face­book mit der Behaup­tung, der Irr­tum sei einem Funk­ti­ons­feh­ler, aber kei­ner bösen Absicht geschul­det gewe­sen. Am Beginn die­ses Jah­res erleb­te eine ande­re katho­li­sche Grup­pe bedenk­li­che Ver­spä­tun­gen bei der Frei­schal­tung ihrer Inhal­te. Dabei ging es um eine Spen­den­ak­ti­on in der Weih­nachts­zeit für die Priesterausbildung.

Cruz stell­te Zucker­berg meh­re­re Fra­gen zu Ver­öf­fent­li­chun­gen von Plan­ned Paren­thood und Move​On​.org, einer radi­kal anti­ka­tho­li­sche Grup­pe, die sei­ner­zeit eine aggres­si­ve Kam­pa­gne gegen Papst Bene­dikt XVI. durchführte.

Zucker­berg gab sich wie­der­um unwis­send. Durch nach­boh­ren­den Fra­gen von Cruz in die Enge getrie­ben, mach­te Zucker­berg eine bemer­kens­wer­te Aussage:

Face­book und die Indu­stri­al Tech­no­lo­gy befin­den sic im Sili­con Val­ley, einem extrem lin­ken Standort“.

Die Aus­sa­ge füg­te einen wei­te­ren Mosa­ik­stein zum Cam­bridge-Ana­ly­ti­ca-Skan­dal hin­zu, der ein besorg­nis­er­re­gen­des Bild ent­ste­hen läßt: Katho­li­ken und Lebens­recht­ler sol­len zum Schwei­gen gebracht und ihre Bot­schaft ver­dun­kelt wer­den. Das geschieht nicht nur im rea­len Leben und, wie nun durch die Anhö­rung ans Licht kam, auch in den sozia­len Netzwerken.

Das Monats­ma­ga­zin Il Timo­ne stell­te nach der Anhö­rung die Frage:

„Hat die Ver­fol­gung 3.0 bereits begonnen?“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Il Timo­ne (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Face­book ist das größ­te frei­wil­li­ge Über­wa­chungs­pro­gramm das es jemals auf die­sem Pla­ne­ten gege­ben hat. 

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