(Rom) Papst Franziskus ernannte heute neue Erzbischöfe für zwei bedeutende Metropolitankirchen.
Das Erzbistum Paris und das Erzbistum Mexiko Stadt haben neue Oberhirten. Das Kirchenoberhaupt besetzte die beiden wichtigen Positionen in der katholischen Kirche durch zwei Kirchenmänner, die er persönlich kennt und in den vergangenen Jahren gefördert hat.
Neuer Erzbischof von Mexiko Stadt und zugleich Primas des mittelamerikanischen Landes wurde Msgr. Aguiar Retes. Ihn hatte Franziskus im vergangenen Jahr in den Kardinalsrang erhoben. Damit traten auch bereits Spekulationen auf, daß er Kardinal Norberto Rivera, den bisherigen Erzbischof und Primas von Mexiko ablösen könnte. Associated Press schreibt heute sogar, „das war ein klares Indiz“, daß ihn Franziskus als Nachfolger von Kardinal Rivera will.
Kardinal Aguiar war bisher Erzbischof von Tlalnepantla. Er arbeitete zusammen mit Jorge Mario Bergoglio, als dieser noch Erzbischof von Buenos Aires war, im Lateinamerikanischen Bischofsrat, wo er fünfzehn Jahre lang eine Führungsrolle einnahm.
Die Neubesetzung ist für Papst Franziskus ein weiterer „Punktesieg“ auf der Landkarte. Der Primas von Mexiko ist die Führungsgestalt einer großen und starken Ortskirche. Das Verhältnis zwischen dem Papst und Kardinal Rivera war in mehrerlei Hinsicht getrübt.
Im Herbst 2015 soll Kardinal Rivera einer der dreizehn Kardinäle-Synodalen gewesen sein, die mit einem Beschwerdebrief an Papst Franziskus für Aufsehen sorgten. Darin protestierten sie gegen eine Synodenregie mit bereits vorgefertigten Ergebnissen.
Gesichert ist, daß Kardinal Rivera Franziskus an einem empfindlichen Nerv traf. Der argentinische Papst präsentiert sich selbst als Papst, der von der „Peripherie“ stammt und der die „Peripherie“ gegenüber dem Zentrum aufwerten will. Dafür wird das Kirchenoberhaupt von den westlichen Medien umjubelt. Kardinal Rivera ließ jedoch von den „Rändern“ ausrichten, daß er mit dem päpstlichen Kurs nicht zufrieden sei. Grund für die Kritik war die Ansprache des Papstes an die mexikanischen Bischöfe. Franziskus übte seinerseits Kritik an den Bischöfen, was er besonders gegenüber jenen Bischöfe tut, die nicht seiner Richtung angehören, sondern „konservativer“ sind.
Der Papst habe „schlechte Ratgeber“, ließ Kardinal Rivera wissen. Nun hat ihn Franziskus kurz nach Vollendung des 75. Lebensjahres emeritiert und durch einen Kirchenmann ersetzt, dem er zutraut, die mexikanische Kirche auf Bergoglio-Kurs zu bringen.
Zu den Unterzeichnern des Briefes der dreizehn Kardinäle am Beginn der zweiten Bischofssynode über die Familie gehörte auch Kardinal André Vingt-Trois, der bisherige Erzbischof von Paris. Auch er wurde heute von Franziskus emeritiert, sogar noch schneller als Kardinal Rivera, der vor fünf Monaten 75 geworden ist. Vingt-Trois erst vor genau einem Monat.
Der Erzbischof von Paris ist zwar nicht Primas von Gallien, nimmt aber dennoch unbestritten die zentrale Stellung im französischen Episkopat ein. Neuer Erzbischof ist Msgr. Michel Aupetit. Der neue starke Mann Kirche in Frankreich war praktizierender Arzt, bevor er in das Priesterseminar eintrat. Er ist auf Fragen der Bioethik spezialisiert. Unter Vingt-Trois wurde er Generalvikar von Paris, bis Franziskus ihn 2014 zum Bischof von Nanterre ernannte.
Aupetit wurde bereits als möglicher Nachfolger für den Erzbischofsstuhl von Paris genannt. Als aussichtsreichster Kandidat war aber der Jesuit François-Xavier Dumortier, der ehemalige Rektor der römischen Gregoriana, gehandelt worden. Franziskus entschied sich anders.
Die Kirche Frankreichs lebt derzeit in großen Gegensätzen. Sie kennt Bistümer, die sich im völligen Niedergang befinden, während einige eine gewisse Blüte zu verzeichnen haben.
Paris hat in absoluten Zahlen die meisten Seminaristen des Landes.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Erzbistümer (Screenshots)