Vatikan dementiert: Keine Kommission, die „ökumenische Messe“ ausarbeitet


Luther-Lob von Papst Franziskus verleiht Gerüchten Glaubwürdigkeit, daß in seinem Namen eine „Geheimkommission“ eine „ökumenisce Messe“ ausarbeiten soll. Im Vatikan begann ein Dementi-Reigen, der sich in der Vergangenheit bereits als das genaue Gegenteil herausstellte.
Luther-Lob von Papst Franziskus verleiht Gerüchten Glaubwürdigkeit, daß in seinem Namen eine „Geheimkommission“ eine „ökumenisce Messe“ ausarbeiten soll. Im Vatikan begann ein Dementi-Reigen, der sich in der Vergangenheit bereits als das genaue Gegenteil herausstellte.

(Rom) Römi­sche Stel­len demen­tie­ren, daß der Vati­kan Vor­be­rei­tun­gen für die Zulas­sung einer „öku­me­ni­schen Mes­se“ trifft.

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Im Vati­kan wird geleug­net, daß es „eine Kom­mis­si­on“ gibt, die damit beauf­tragt sei, eine „öku­me­ni­sche Mes­se“ aus­zu­ar­bei­ten, an der Katho­li­ken und Luthe­ra­ner teil­neh­men und die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen können.

Im Vati­kan ver­si­chert man, daß ent­spre­chen­de Gerüch­te, die rund um den Höhe­punkt des Refor­ma­ti­ons­ge­den­kens auf­tauch­ten, „völ­lig falsch“ sind.

Offizielle Vatikankommission oder informelle Basisgruppe mit päpstlichem Wohlwollen?

Vatikansprecher Greg Burke: Was genau dementierte er?
Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke: Was genau demen­tier­te er?

Um genau zu sein, wur­de vom Vati­kan demen­tiert, daß es „eine Kom­mis­si­on“ gebe, die offi­zi­ell einen ent­spre­chen­den Auf­trag habe. In den ver­gan­ge­nen Tagen waren von ver­schie­de­nen Medi­en, dar­un­ter Info­Va­ti­ca­na und vom Vati­ka­ni­sten Mar­co Tosat­ti, von einer infor­mel­len Initia­ti­ve berich­tet wor­den. „Römi­sche Basis­ge­mein­schaf­ten“ sol­len mit dem mut­maß­li­chen „Wohl­wol­len von San­ta Mar­ta“ an einer „öku­me­ni­schen Mes­se“ arbeiten.

Der Unter­schied zwi­schen offi­zi­ell und infor­mell ist ekla­tant, wür­de im kon­kre­ten Fall – soll­te die Infor­ma­ti­on stim­men – aber nur der Ver­schleie­rung die­nen. Man­gels offi­zi­el­ler Kom­mis­si­on könn­te der Vati­kan alles bestrei­ten, wäh­rend infor­mell mit päpst­li­chem Segen vor­be­rei­tet wür­de, was bestrit­ten wird.

Falls das Gerücht nicht stim­men soll­te, zeigt es jeden­falls auf, was Beob­ach­ter dem Vati­kan alles zutrau­en, seit der „Berg­o­glio-Style“ dort Ein­zug gehal­ten hat.

Wird Kardinal Sarah im Dunkeln gehalten?

Tosat­ti hat­te in der US-Zeit­schrift First Things eine Chro­nik ver­öf­fent­licht und dar­in von einer „Kom­mis­si­on“ geschrie­ben, die eine „fabel­haf­te“, so Info­Va­ti­ca­na, „öku­me­ni­sche Mes­se“ schaf­fen sol­le. Der Vati­ka­nist erwähn­te auch, daß der zustän­di­ge Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, Kar­di­nal Robert Sarah, im Dun­keln dar­über gehal­ten werde.

Das ist inso­fern glaub­wür­dig, weil Kar­di­nal Sarah bereits direkt von Papst Fran­zis­kus umgan­gen (oder hin­ter­gan­gen) wur­de.  Obwohl es in den Fach­be­reich des Kar­di­nals fällt, wur­de das vor zwei Mona­ten ver­öf­fent­lich­te Motu pro­prio Magnum prin­ci­pi­um vor ihm geheim­ge­hal­ten. Er erfuhr erst aus der Zei­tung davon, obwohl das Doku­ment neben der Unter­schrift des Pap­stes auch jene sei­nes Sekre­tärs, Erz­bi­schof Arthur Roche, trägt, der eigent­lich der eng­ste Mit­ar­bei­ter des Kar­di­nals sein sollte.

Die Gerüch­te um eine „öku­me­ni­sche Mes­se“ gel­ten auch des­halb als glaub­wür­dig, weil in den ver­gan­ge­nen 18 Mona­ten von Papst Fran­zis­kus gan­ze Lobes­flu­ten über Mar­tin Luther und des­sen Refor­ma­ti­on aus­ge­gos­sen wurden.

Neue Nahrung für Gerüchte und Dementi

Neue Nah­rung beka­men die Gerüch­te, als die Zei­tung The Austra­li­an für einen Bericht beim Vati­kan nach­frag­te, was es mit der Sache einer „öku­me­ni­schen Mes­se“ auf sich habe, aber kei­ne Ant­wort erhielt.

„Ökumenische Messe“ von morgen? Im Bild eine Teddybär-Messe
„Öku­me­ni­sche Mes­se“ von mor­gen? Im Bild eine Teddybär-Messe

Ver­gan­ge­ne Woche erhöh­te sich die Unru­he, als Namen von angeb­li­chen Mit­glie­dern der gespen­sti­schen „Kom­mis­si­on“ auf­tauch­ten, dar­un­ter der bekann­te, pro­gres­si­ve Lit­ur­gi­ker Andrea Gril­lo, der zu lit­ur­gi­schen Fra­gen ein stän­di­ger Kri­ti­ker von Bene­dikt XVI. war, in die­sem Pon­ti­fi­kat hin­ge­gen als Ultra­ber­go­glia­ner auf­tritt. Am ver­gan­ge­nen Frei­tag bestritt Gril­lo gegen­über dem Catho­lic Herald einer sol­chen Vati­kan­kom­mis­si­on anzugehören.

Die Unru­he muß bis in die höch­sten Eta­gen des Vati­kans ver­nehm­bar gewe­sen sein, da es nun zu einem dop­pel­ten Demen­ti gekom­men ist.

Der bereits erwähn­te Kuri­en­erz­bi­schof Arthur Roche, Sekre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, sag­te Chri­sto­pher Lamb vom pro­gres­si­ven The Tablet, daß die Gerüch­te über eine Vati­kan­kom­mis­si­on zur Aus­ar­bei­tung einer „öku­me­ni­schen Mes­se“ „völ­lig falsch“ sind. Eben­so demen­tier­te Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke, der auf Nach­fra­ge erklär­te, daß die Gerüch­te „ein­fach falsch“ sind.

Wie glaubwürdig sind die Dementis?

Die Leser von Info­Va­ti­ca­na, folgt man ihren Kom­men­ta­ren, füh­len sich durch die­se Demen­tis nicht beru­higt. Zu genau erin­nert man sich offen­bar an das Ver­wirr­spiel, das vor weni­gen Mona­ten von Papst Fran­zis­kus und sei­nem unmit­tel­ba­ren Umfeld rund um eine ande­re „Kom­mis­si­on“ auf­ge­führt wur­de. Am 14. Juni 2017 hat­te der römi­sche Histo­ri­ker, Prof. Rober­to de Mat­tei, in einem Auf­satz ganz kon­kret von der Exi­stenz einer „Geheim­kom­mis­si­on“ mit dem Auf­trag gespro­chen, die Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae einer Neu­in­ter­pre­ta­ti­on zu unter­zie­hen. De Mat­tei nann­te auch die Namen von Kom­mis­si­ons­mit­glie­dern, dar­un­ter als ver­ant­wort­li­cher Lei­ter Msgr. Gil­fre­do Marengo.

Kuri­en­erz­bi­schof Vin­cen­zo Paglia, ehe­ma­li­ger Fami­li­en­mi­ni­ster des Vati­kans und heu­ti­ger Prä­si­dent der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben und Groß­kanz­ler des Päpst­li­chen Insti­tuts für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie, eil­te am 16. Juni vor die Mikro­pho­ne und demen­tier­te kate­go­risch die Exi­stenz einer sol­chen „Kom­mis­si­on“ und vor allem einer sol­chen Absicht. Im sel­ben Atem­zug ließ er aber neben­bei durch­klin­gen, daß es eine „Stu­di­en­grup­pe“ gebe, was aber fast zur Gän­ze unterging.

Der Avve­ni­re, die Tages­zei­tung der ita­lie­ni­schen Bischö­fe ging soweit, die von de Mat­tei ver­öf­fent­lich­te Infor­ma­ti­on über eine „Kom­mis­si­on“ als „Medi­en­ma­ni­pu­la­ti­on“ hin­zu­stel­len. Die Gerüch­te wur­den immer lau­ter bis am 25. Juli Msgr. Gil­fre­do Maren­go Radio Vati­kan ein Inter­view gab und die Exi­stenz einer „For­schungs­grup­pe“ bestä­tig­te. Liest man das Demen­ti Pagli­as rück­blickend und wort­wört­lich, so hat­te er letzt­lich nur die die Exi­stenz einer „Kom­mis­si­on“ demen­tiert. Eine „For­schungs­grup­pe“ ist etwas ganz anderes.

Sol­che Haar­spal­te­rei­en, die der Ver­schleie­rung die­nen, sind ver­ant­wort­lich für einen offen­sicht­li­chen Ver­trau­ens­schwund in Erklä­run­gen von Ver­tre­tern des päpst­li­chen Umfel­des, wie die Kom­men­ta­re bei Info­Va­ti­ca­na zeigen.

Der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti hat­te Mit­te Mai als erster Infor­ma­tio­nen über die Exi­stenz einer Geheim­kom­mis­si­on zu Hum­a­nae vitae berich­tet, die sich dann trotz mehr­wö­chi­gen Demen­tis des Vati­kans als rich­tig her­aus­stell­ten. Der­sel­be Tosat­ti berich­te­te nun von der infor­mel­len Kom­mis­si­on zur Aus­ar­bei­tung einer „öku­me­ni­schen Mes­se“. Soll­ten also der Papst-Ver­trau­te Roche und Vati­kan­spre­cher Bur­ke nur die Exi­stenz einer offi­zi­el­len Vati­kan­kom­mis­si­on, aber nicht gene­rell die Exi­stenz einer sol­chen Kom­mis­si­on im Auf­trag des Pap­stes demen­tiert haben?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/​N​o​v​u​s​o​r​d​o​w​a​tch (Screen­shots)

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