„Die Gemeinschaft ist das stärkste Gegengift gegen die Individualismen, die unsere Zeit kennzeichnen, gegen die heute im Westen verbreitete Tendenz, sich als Einzelwesen zu begreifen und demgemäß zu leben. Man missversteht den Begriff der Freiheit, indem man ihn so auslegt, als wäre er die Pflicht zum Alleinsein, losgelöst von jeder Bindung. Infolgedessen hat sich eine entwurzelte Gesellschaft entwickelt, der der Sinn für die Zugehörigkeit und für das Erbe fehlt. Und für mich ist das schlimm.“
„Die Familie bleibt als erste Gemeinschaft der grundlegendste Ort dieser Entdeckung. In ihr wird die Verschiedenheit hochgehalten und zugleich in der Einheit wieder zusammengefasst. Die Familie ist die harmonische Einheit der Unterschiedezwischen Mann und Frau, die umso wahrer und tiefer ist, je mehr sie fruchtbar und fähig ist, sich für das Leben und für die anderen zu öffnen. Ebenso ist eine zivile Gemeinschaft lebendig, wenn sie offen sein kann, wenn sie die Unterschiedlichkeit und die Gaben eines jeden aufnehmen kann und zugleich neues Leben hervorzubringen vermag wie auch Entwicklung, Arbeit, Erneuerung und Kultur.“
„Seit den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist ein beispielloser Generationenkonflikt im Gang. Man kann übertreibend sagen, dass man bei der Weitergabe der Ideale, die das große Europa gebildet haben, dem Vermächtnis den Verrat vorgezogen hat. Auf die Ablehnung dessen, was von den Vätern kam, folgte so die Zeit einer dramatischen Unfruchtbarkeit und dies nicht nur weil in Europa wenig Kinder gezeugt werden – es ist unser demographischer Winter – und es allzu viele sind, die ihres Rechtes, geboren zu werden, beraubt worden sind, sondern auch weil man sich als unfähig erwiesen hat, den jungen Menschen die materiellen und kulturellen Werkzeuge zu übergeben, um sich der Zukunft zu stellen. Europa erlebt eine Art Gedächtnisverlust. Dazu zurückzukehren, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, bedeutet, den Wert der eigenen Vergangenheit wiederzuentdecken, um die eigene Gegenwart zu bereichern und den nachfolgenden Generationen eine Zukunft der Hoffnung zu übergeben.“
Auszug aus der Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer des Diskussionsforums (Re)Thinking Europe. Ein christlicher Beitrag zur Zukunft des europäischen Projekts der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), 28. Oktober 2017, Synodensaal, Vatikan.
Bild: Wikicommons
Der Papst spricht hier den wahren Grund der Krise der Gesellschaft an. Und auch der Krise unserer Katholischen Kirche. Die Heiden der Antike haben von den ersten Christen nicht gesagt: „Schaut, wie sie beten!“ oder „Schaut, wie gescheit sie sind!“, sondern „Schaut, wie sie einander lieben!“ Wie soll die Welt erkennen, dass wir in der Wahrheit sind, wenn wir gespalten und in ständigem Streit untereinander sind? Wie, wenn wir diesen wahren Sinn der Gemeinschaft – einer Gemeinschaft, die in der Hl. Messe verankert ist – verloren haben?
Offenbar haben sich die Redenschreiber dieses Papstes mitunter nicht so recht abgestimmt bzw vertreten sie verschiedene Ideologien. So kommt es zu jener mittlerweile schon als berüchtigt anzusehenden Ambivalenz, welche auch die letztendliche Beurteilung Bergoglios verunklart (und vielleicht deshalb gewollt ist). Und das ist sehr schlecht. Denn derartige Alibi-Reden zeitigen keinerlei politische Wirkungen. Das tun nur solche, die sein anderes, maßgeblicheres Gesicht zeigen.
Fazit: Es ist gleichgültig, ob Bergoglio an dieser Stelle die Unfruchtbarkeit der europäischen Frauen geißelt oder nicht. Entscheidend ist, dass er sich wirksam für Austausch, also schrankenlose Zuwanderung, Feminismus und andere linken Agenden einsetzt.
Hat der Papst nicht vor knapp zwei Jahren in respektloser Weise gesagt, daß gute Katholiken sich nicht „wie Karnickel“ zu vermehren bräuchten? Jetzt spricht er von „dramatischer Unfruchtbarkeit“.