
(Wien) Papst Franziskus nahm gestern, dem 100. Jahrestag der letzten Marienerscheinung in Fatima, den Rücktritt von Weihbischof Andreas Laun von Salzburg an. Damit hat im deutschen Sprachraum ein herausragender Vertreter im Bischofsamt sein Amt verloren, der es wagte, seine Stimme gegen den vorherrschenden Zeitgeist zu erheben. Vor allem ist er der Letzte eines bemerkenswerten Versuchs einer Kurskorrektur in der Kirche Österreichs.
Der Moraltheologe gehört dem Orden der Oblaten des heiligen Franz von Sales (OSFS) an. 1995 hatte Papst Johannes Paul II. den Sohn eines Atheisten, der sich zum katholischen Glauben bekehrte, zum Titularbischof von Libertina und Weihbischof von Salzburg ernannt. Libertina ist ein untergegangenes Bistum der römischen Provinz Africa proconsularis, das zur Kirchenprovinz Karthago gehörte und im heutigen Tunesien lag. Durch die islamische Eroberung Nordafrikas ging es unter, was ja als Mahnung mit Bezug auf die heute stattfindende Islamisierung Westeuropas gesehen werden könnte. Jüngst veröffentlichte der Stadtschulrat der österreichischen Hauptstadt Wien Zahlen, aus denen hervorgeht, daß die Muslime in der Altersgruppe 0 – 10 Jahre schon fast 30 Prozent ausmachen.
Auf den Tag genau zu seinem 75. Geburtstag wurde Msgr. Laun von seinem Amt entbunden. Man könnte sagen, jemand hatte es eilig damit. In der Tat war Laun der letzte noch verbliebene Vertreter einer Reihe von Bischofsernennungen, mit denen Papst Johannes Paul II. eine Erneuerung der katholischen Kirche in Österreich durch einen Kurswechsel erreichen wollte. Daß er in der Kirche Österreichs nichts mehr werden würde, stand bereits in der zweiten Hälfte der 90er Jahre fest.
Die versuchte Kurskorrektur durch Johannes Paul II.
Als Johannes Paul II. Papst wurde, lag das Wiederaufleben des Modernismus im deutschen Sprachraum schon vor aller Augen. Parallel fand seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein nie dagewesener Niedergang der katholischen Kirche statt. Diesem Erosionsprozeß wollte Johannes Paul II. entgegenwirken. Aus der Kirchengeschichte ist bekannt, daß wirkliche Erneuerung aufgrund der hierarchischen Verfaßtheit der Kirche nur durch ein traditionstreues Zusammenwirken von unten und oben erfolgt.
Aus diesem Grund wollte Johannes Paul II. Österreich einen neuen Episkopat geben. Bischofsernennungen sind die einzige, wirklich substantielle Eingriffsmöglichkeit des Papstes in eine Ortskirche. Da Ernennungen selten sind, bedarf dieser Weg allerdings viel Zeit, die nicht immer ausreichend vorhanden ist.
Ausführender Arm dieser Kurskorrektur wurde die Apostolische Nuntiatur in Wien, namentlich Titularerzbischof Michele Checchini. Gerüchteweise wurde unterstellt, die eigentliche treibende Kraft im Hintergrund sei der österreichische Kurienkardinal Alfons Maria Stickler gewesen.
Mitte der 80er Jahre galt der 1982 von Johannes Paul II. ernannte Msgr. Egon Kapellari, Bischof von Gurk-Klagenfurt, als – je nach Sichtweise – „konservativste“ oder „bester“ Bischof Österreich. Seine Ernennung hatte noch Cecchinis Vorgänger vorbereitet.
Die Ära Cecchini…
Mit Nuntius Cecchini ging es dann ab 1985 Schlag auf Schlag. Den Auftakt machte gleich die wichtigste Personalentscheidung in der Kirche Österreichs, die Ernennung des Erzbischofs von Wien, auf dem damals noch der omnipräsente Kardinal Franz König saß. Ihm folgte der Benediktiner Hans Hermann Groà«r aus dem Stift Göttweig. Die Folge war ein Aufschrei der „Modernen“. Der Kirche drohe eine „reaktionäre Wende“, eine „Rückkehr in die Vergangenheit“. Vom ersten Tag an wurden unversöhnliche Barrieren gegen den neuen Oberhirten errichtet, den Johannes Paul II. 1989 in den Kardinalsrang erhob.
Ihm wurde 1987 als Weihbischof der bisherige Professor für Systematische Theologie, Msgr. Kurz Krenn, zur Seite gegeben.
1988, mit offizieller Ernennung Anfang 1989, wurde Msgr. Georg Eder Erzbischof von Salzburg und damit auch der zweite Erzbischofssitz Österreichs neu besetzt. Als Primas Germaniae durfte auch Eder Purpur tragen.
Im selben Jahr folgte die Berufung von Msgr. Klaus Küng, dem ersten Opus-Dei-Vertreter auf einem Bischofsstuhl des deutschen Sprachraumes, zum Bischof von Feldkirch. Jede Ernennung löste heftige Gegenkampagnen linker Kirchenkreise aus, die dafür reflexhaft tatkräftige Unterstützung kirchenferner Medien fanden.
Immer im gleichen Jahre wurde der bereits über 79 Jahre alte Cecchini als Nuntius abgelöst. Ihm folgte Donato Squicciarini und eine erste Abmilderung der ursprünglichen Linie. Weihbischof Kurt Krenn wurde 1991 aus Wien entfernt, wo er bis dahin von den einen als künftiger Erzbischof erhofft, von den anderen befürchtet war, und zum Bischof von Sankt Pölten ernannt. Für Wien wurde am selben Tag der Dominikaner Christoph Schönborn zum Weihbischof berufen. Die weiteren Ernennungen wurden unter dem Stichwort „gemäßigte Konservative“ verzeichnet und blieben ziemlich farblos. Einzig in Salzburg erfolgte auf Wunsch von Erzbischof Eder, mit der Berufung von Andreas Laun, noch eine Ernennung auf der Cecchini-Linie.
… und ihr Ende
Im selben Jahr erlebte der Versuch von Johannes Paul II. jedoch einen herben Rückschlag, der sich bald als sein Ende herausstellen sollte. Im März wurden von einer Person vage Vorwürfe des sexuellen Mißbrauchs gegen Kardinal Groà«r erhoben. Die Hintergründe sind bis heute höchst undurchsichtig. Die Medien stürzten sich mit Genuß auf die Sache, und die progressiven Kirchenkreise witterten eine einzigartige Chance. Daraus formte sich eine effiziente, wenn auch ziemlich unheilige Allianz, die erfolgreich zum Halali auf den Kirchenfürsten blies.
Am 13. April desselben Jahres wurde Weihbischof Schönborn zum Erzbischof-Koadjutor ernannt. Spätestens damit war klar, daß er und nicht Bischof Krenn nächster Erzbischof von Wien sein würde. Mit Wirkung vom 14. September, dem Fest Kreuzerhöhung, wurde Kardinal Groà«r als Erzbischof emeritiert. 2004 wurde dann mit etwas anderen Ingredienzien auch Bischof Krenn unter dem Druck einer inszenierten Kampagne zu Fall gebracht. Die beiden Hauptexponenten der Kurskorrektur, die Johannes Paul II. versucht hatte, waren mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt worden. Groà«r aufgrund seines Ranges und Krenn aufgrund seines herausragenden Intellekts und seiner Streitbarkeit, die von seinen Gegner gefürchtet wurden.
Das Kirchenvolksbegehren und die 500.000 Unterschriften hatten verschreckt. Squicciarini war zudem nicht Cecchini. Ab nun hatte Wiens neuer Erzbischof Schönborn ein gewichtiges Wort zu sagen, auch bei Bischofsernennungen.
Bereits als 1997 Alois Kothgasser zum Bischof von Innsbruck ernannt wurde, zeichnete sich ab, daß Launs Karriere mit dem Weihbischofsamt in Salzburg auch schon an seine Endstation gelangt war. Der Wind hatte sich deutlich gedreht. Mit der Berufung Kothgassers im November 2002 als Nachfolger von Erzbischof Eder, stand es definitiv fest.
Stimme wider den Zeitgeist
Besonders in der Ehe- und Familienseelsorge aktiv, verteidigte Weihbischof Laun in den vergangenen mehr als 20 Jahren als Bischof die katholische Morallehre und das Naturrecht in einem Bereich, der immer unter immer gefährlicheren Beschuß einer sich entchristlichenden Welt gerät und unter dem Pontifikat von Papst Franziskus auch innerkirchlich teils von höchster Stelle in Frage gestellt wird. Das brachte Laun 2017 sogar eine Strafanzeige homophiler SPD-Abgeordneter ein. So unerträglich ist die katholische Lehre manchen geworden.
Die Drangsalierung glaubenstreuer Priester in manchen Bistümern bezeichnete Laun als „innerkirchliche Christenverfolgung“.
Mutig erhob er auch als Weihbischof seine Stimme für die ungeborenen Kinder. Ein Thema, das der dominante Zeitgeist unter eine Glocke des Schweigens gezwängt hat. Im deutschen Sprachraum hat sich auch die katholische Kirche seit den 80er Jahren diesem Tabu weitgehend gefügt. Laun durchbrach diese Mauer des Schweigens immer wieder bewußt. Wer ihn über die Ungeborenen und die natürliche Ordnung sprechen gehört hat, weiß was für eine gewichtige Stimme die Kirche in ihm hat und ihm dennoch statt Hilfe zu geben so manchen Maulkorb verpaßte.
So geschehen zuletzt im Oktober 2016 als er seine Teilnahme samt Referat beim Kongreß Verteidiger Europas in Linz „auf Ersuchen“ des neuen Erzbischofs von Salzburg, Franz Lackner OFM, absagen mußte. Der Kongreß versuchte als neue Initiative eine Gegenposition zum drohenden Identitätsverlust durch Masseneinwanderung, Multikulturalismus, Islamisierung und Genderisierung zu artikulieren. Die politische Linke sah darin eine Gefährdung ihrer kulturellen Hegemonie, die es sofort zu ersticken galt. Der Rückruf Launs ist symptomatisch für die neue Fügsamkeit der Kirche gegenüber dem Zeitgeist, die manche bereits als vollendete Kapitulation sehen – frei nach Goethes Fischer: „Halb zog er sie, halb sank sie hin“.
Wächter für die Ehe, die Familie und das Leben
Laun selbst formulierte es vor wenigen Tagen gegenüber der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt so:
„Wächteramt verstehe er als Auftrag an die Bischöfe, darauf zu achten, ‚was Katholiken, Theologen, Religionslehrer als die Lehre der Kirche vertreten‘, so Laun; ‚und gegebenenfalls sollten sie auch korrigierend eingreifen: liebevoll, argumentativ, aber auch mit Mut und Festigkeit‘. Manche Leute hätten ihn ‚beschimpft‘, wenn er – etwa beim Thema Lebensschutz – ‚heikle Positionen der Kirche‘ verteidigt habe. ‚Wirklich traurig bin ich über jene Niederlagen, die mir Leute der eigenen Kirche zugefügt haben.‘ Sogar mit seiner Kritik an der Fristenregelung sei er auf Widerspruch in Kirchenkreise gestoßen – ‚auch bei Leuten, die seinerzeit das Volksbegehren gegen dieses Gesetz unterschrieben haben. Kurz gesagt: Wenn ich als Bischof das Wächteramt ernst nahm, wurde ich nicht selten diffamiert und bekämpft‘.“
Die Kirche habe „über Gott und nicht primär über das Klima und andere Modethemen“ zu reden, so Laun. Es gehe immer um „Gott oder nichts“, so der Weihbischof unter Bezug auf den Titel eines Buches von Kardinal Robert Sarah.
„Jesus hat nicht den ewigen Frieden gebracht, nicht die Heilung aller Kranken, nicht die Überwindung aller Hungersnöte oder Verhinderung von Naturkatastrophen, sondern Er hat Gott gebracht.“
Als Herausgeber der Monatszeitschrift Kirche heute und seine Vortragstätigkeit wirkt Laun über die Grenzen Österreichs hinaus und wird dies sicher auch in Zukunft tun, soweit es seine Gesundheit erlaubt.
Der Letzte eines bemerkenswerten Versuches
Vor 22 Jahren war seine Ernennung Teil eines bemerkenswerten Versuches, den Niedergang der Katholizität in Österreich durch einen Kurswechsel bei den Bischofsernennungen zu stoppen. Daß seine Ernennung die letzte war, verdeutlicht, wie lange es bereits zurückliegt, daß dieser Versuch gescheitert ist. Als Papst Benedikt XVI. 2009 den Dogmatiker und Landpfarrer Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof von Linz ernannte, ertönte von einschlägiger Seite der Alarmruf, es stehe die Wiederbelebung des Versuches von 1985–1995 bevor. Sie wurde sofort im Keim erstickt. In Rom bekam man angesichts der veröffentlichten Reaktion kalte Füße. Noch bevor Pfarrer Wagner zum Bischof geweiht und sein Amt antreten konnte, wurde die Ernennung wieder fallengelassen. Fünf Jahre später beschrieb Wagner den Zustand der Kirche in Österreich mit den Worten, ein „Saustall, in dem es stinkt“.
Als Weihbischof konnte Laun wenig daran ändern, und mehr ließ man ihn nicht werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Demo für alle
Sehr geehrter Herr Weihbischof Laun, ich bedanke mich für Ihre vielen glaubensstärkenden, aufmunternden und wahren Worte; Sie sind ein Hirte, wie ihn die Gläubigen dringend brauchen. Ihr Zierde ist die Mitra des Bischofs und nicht die Krone der Medien und Freimaurer. Ich wünsche Ihnen weiterhin Gottes reichsten Segen und viel Gesundheit und bitte Sie um Ihr Gebet für die katholische Familie.
Danke!
Mit dem heutigen Tag ist also Weihbischof Laun nicht mehr im Amt. Ein trauriger Tag ist das für die österreichischen Katholiken, denen der katholische Glaube und die katholische Moral noch etwas bedeuten.
Wb. Laun äußerte sich tatsächlich mutig und pointiert. Insofern ist er – das kann man leider so sagen – „der Letzte“. Jetzt ist es düster.
Man wird dem emeritierten Weihbischof allerdings auch raten müssen, das Blatt „Kirche heute“ einzustellen oder völlig neu auszurichten. Es scheint, daß ihm das Blatt entglitten ist. Es braucht nämlich kein weiteres „konservatives“ Hofschranzenmedium für das derzeitige Katastrophenpontifikat.
Es braucht auch kein „konservatives“ Medium, in dem die Fatima-Botschaft von inkompetenten Autoren dargestellt und damit unwirksam gemacht wird (Prof. Hauke hat immerhin ein bißchen gegengesteuert, aber auch zu wenig).
In der jüngsten Nummer ist sogar ein Beitrag von Kardinal Kasper (!) abgedruckt.
In einer der früheren Nummern sind am Titelblatt noch Papst Franziskus und Kardinal Müller in trauter Eintracht zu sehen. Dabei war zum Zeitpunkt des Versandes, vielleicht sogar schon der Drucklegung, Kardinal Müller bereits vom Papst entsorgt worden. Die Anbiederung hat dem Kardinal nichts genützt. Die beiden Redakteure von Kirche heute haben auch völlig danebengegriffen.
Es wäre wirklich gut, wenn diese beiden geistlichen Herren einmal die derzeitige Wirklichkeit der Kirche thematisieren würden, nicht ihre Wunschvorstellungen. Ist ja peinlich. Vielleicht kann Weihbischof emeritus Laun dort jetzt selbst das Ruder in die Hand nehmen.
1000 Mal Vergelt’s Gott, sehr geehrter Herr Bischof!
Bei anderen Bischöfen (Küng z.bsp) wird gewartet, ehe sie emeritiert werden, bei Laun haben die Römer es natürlich eilig. Er war in seiner Amtszeit praktisch der einzige(!) der Bischöfe der seine Stimme gegen die Abtreibung erhob und dafür wurde er sogar noch gescholten von seinen feigen, zeitgeistverworrenen Mithirten. Doch auch emeritiert wird er nicht schweigen, nehme ich an, Bischof Laun.
Hoffen wir, dass er auch als Emeritus von seinem Rederecht Gebrauch macht und seine Stimme erhbt.
Darf ich als Ergänzung der unter Exz. Cecchini ernannten glaubenstreuen Bischöfe noch den im Beitrag leider nicht genannten Militärbischof Dr. Alfred Kostelecky anführen. Dieser große Bischof war jahrzehntelang Sekretär der Österr. Bischofskonferenz und hat in dieser Funktion Großes geleistet und Schlimmes verhindert. Unter König mußte er als konservatives Feigenblatt herhalten und wurde nur geduldet, weil man ihn als herausragenden Juristen brauchte. Als Kriegsinvalide war er prädestiniert für die neugeschaffene Funktion des Militärordinarius, in welcher er zielgerichtet die seelsorgliche Betreuung der österreichischen Soldaten aufbaute. Leider wird sein großartiges Aufbauwerk durch seinen unseligen 2. Nachfolger Werner Freistetter und seine „Buberlpartie“ systematisch ruiniert und zu einem Event- und Zeitgeistunternehmen umfunktioniert, in dem Seelsorge mit narzißtischer Selbstdarstellung gewisser Akteure via Facebook verwechselt wird.