(Islamabad) Die Katholikin und fünffache Familienmutter Asia Bibi sitzt seit Juni 2009 wegen angeblicher Beleidigung des Islams in Pakistan im Gefängnis. Vertreter der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) im Europäische Parlament haben Asia Bibi nun für den Sacharow-Preis der EU vorgeschlagen.
Am 8. November 2010 wurde Asia Bibi zum Tode verurteilt. Seither sitzt sie in der Todeszelle. Im vergangenen April forderten bekannte islamische Prediger des Landes ihre sofortige „exemplarische“ Hinrichtung. Die Imame sprachen von einem gärenden „Volkszorn“, weil Todesurteile nach dem 1986 eingeführten, berüchtigten Anti-Blasphemiegesetz „zum Schutz des Islams“ nicht exekutiert würden.
„Ein Symbol für viele andere“
Der Niederländer Peter Van Dalen (EKR) verweist auf die „symbolische Bedeutung“, die eine Verleihung des EU-Menschenrechtspreises an Asia Bibi auch „für viele andere“, die in ihrer „Meinungs- und Ausdrucksfreiheit und speziell in der Religionsfreiheit verletzt werden. Meine Kollegen der ECR-Gruppe und ich verteidigen weiterhin die Rechte von Asia Bibi und vielen anderen“.
Die „Konkurrenz“ durch andere Kandidaten für den Preis ist groß. Sie reicht von der guatemaltekischen Umweltaktivistin Aura Lolita Chavez Ixcaquic über den türkischen Kurdenführer und Erdogan-Kritiker Selahattin Demirtas bis Pierre Claver Mbonimpa, Menschenrechtsaktivist in Burundi, und andere mehr. Asia Bibi ist allerdings die einzige, die wegen ihres Glaubens in der Todeszelle sitzt und sich nicht wehren kann. Sie ist keine Aktivistin. Sie kann nur erdulden. Sie würde nicht wegen eines Aktivismus für eine Sache geehrt, sondern als Symbol.
Der pakistanische Intellektuelle Kaleem Dean sagte gegenüber der Presseagentur Fides:
„In ihre spiegelt sich die Lage der ganzen christlichen Gemeinschaft wider. Ihr Fall ist auf tragische Weise bezeichnend für die rechtliche Unsicherheit aller Minderheiten in Pakistan.“
Mit dem Preis würde Asia Bibi auch 50.000 Euro erhalten. „Hier geht es aber um etwas, das weit mehr wert ist als Geld: Es geht um die Anerkennung der Religionsfreiheit in Pakistan“, so Dean.
Berüchtigtes Anti-Blasphemiegesetz
Die Religionsfreiheit wird laufend mit Füßen getreten. Am 14. September wurde Nadeem James, ein junger Christ aus dem Punjab, wie Asia Bibi wegen Beleidigung des Islams zum Tode verurteilt. Im Juli 2016 habe er über Whatsapp einen Text verschickt, in dem Mohammed beleidigt worden sei.
Am 30. August wurde Sheron Masih, weil Christ, von seinen muslimischen Mitschülern erschlagen. Der Klassenlehrer gab gegenüber der Polizei an, nichts gesehen zu haben, weil er „die Zeitung“ gelesen habe. Bekannt wurde der Fall am 12. September durch eine Rede des christlichen Abgeordneten Khalil George vor dem pakistanischen Parlament.
Pakistans Premierminister Shahid Khaqan Abbasi weigerte sich, trotz der blutigen Ereignisse, vor der 72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, die vor wenigen Tagen in New York stattfand, über das Blasphemiegesetz zu sprechen, denn dafür sei „das pakistanische Parlament zuständig“.
Das Verhalten ist typisch für die pakistanischen Behörden, die das Thema Blasphemie nicht anrühren wollen. Jeder, der es anrührt, riskiert, von radikalen Muslimen ermordet zu werden. So erging es dem muslimischen Gouverneur des Punjab, Salman Taseer, der Asia Bibi persönlich im Gefängnis aufsuchte. So erging es dem katholischen Minderheitenminister Shahbaz Bhatti, der sich für Asia Bibi und für die Abschaffung des berüchtigten Blasphemiegesetzes ausgesprochen hatte. Iqbal Hameed ur Rehman, Richter am Obersten Gerichtshof, der sich mit dem Fall Asia Bibi befassen sollte, trat nach Morddrohungen im letzten Augenblick vom Fall zurück.
Sacharow-Preis als Signal und Schutzgarantie
Der Fall Asia Bibi zieht eine breite Blutspur nach sich. Die Verleihung des Sacharow-Preises an Asia Bibi wäre eine Stärkung für die Minderheiten in Pakistan, besonders die christliche Minderheit. Sie würde auch der Forderung nach Freispruch für Asia Bibi Nachdruck verleihen. Es wäre ein indirektes, aber deutliches Signal der EU gegenüber Pakistan. Der Sacharow-Preis wäre vielleicht auch ein Schutz für Asia Bibi, denn sollte sie freigesprochen werden und freikommen, riskiert sie von Islamisten ermordet zu werden. Er wäre ein Signal der Bereitschaft, Asia Bibi nach ihrer Freilassung sicheres Asyl zu gewähren, denn das wird sie brauchen.
Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit ist nach dem russischen Physiker und Dissidenten Andrej Sacharow (1921–1989) benannt. 1975 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews
Das Fall Asia Bibi zeigt, dass sich die Welt in einem Stadium befindet, vor dem an sich nur abwenden kann. Eine Weltgemeinschat, die es nicht schafft einen solchen Menschen aus dem Gefängnis zu holen, ist armselig dran.
Ich kann nur raten:
Nicht abwenden sondern hinschauen und für diese und andere verfolgte christliche Glaubensgeschwister zumindest regelmäßig beten.
Das ist das Mindeste, was wir als Christen für sie tun können.
Von dieser Welt abwenden, anstatt ihr die Fenster und Türen zu öffnen. Entweltlichung, anstatt Verweltlichug. Das ist es, was wir tun können.
Denn nur mit Entweltlichung erhalten wir uns jenen Sensus, der für das Leben in dieser Welt so unerlässlich sein wird.
Ohne Entweltlichung und Gebet verlieren wir jenen Sensus, der uns auch für die so schauderhaft verfolgte Christenheit, dort wo sie in der Minderheit ist, beten lässt.
Benedikt XVI. hatte gemäss seines verantwortungsvollen Apostolates zu dieser Entweltlichung aufgerufen, und schon sein unmittelbarer Nachfolger fällt in die Grube und behauptet das Gegenteil. Ja, er missbilligt die Entweltlichung geradezu, die uns befähigt, mit wachen Augen durch diese Welt zu gehen.