UNO „begrüßt“ Beschluß des chilenischen Senats zur Abtreibungs-Freigabe


Chilenischer Senat genehmigt Abtreibungsfreigabe in drei Punkten
Chilenischer Senat genehmigt Abtreibungsfreigabe in drei Punkten. Das Versagen der Christdemokraten und der Kirche, die den Anleitungen von Papst Franziskus folgte.

(New York) UNO-Agen­tu­ren fei­ern den Beschluß des chi­le­ni­schen Senats, die Abtrei­bung zu lega­li­sie­ren. Die unge­bo­re­nen Kin­dern erwäh­nen sie mit kei­nem Wort.

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In Chi­le ist der­zeit das Rin­gen, um das Lebens­recht unge­bo­re­ner Kin­der im Gan­ge. Das latein­ame­ri­ka­ni­sche Land ist einer der weni­gen Staa­ten, in denen das Lebens­recht geschützt ist.  Im Herbst 2013 wur­de jedoch die Sozia­li­stin Michel­le Bache­let, eine Abtrei­bungs­ver­fech­te­rin, zur Staats­prä­si­den­tin gewählt. Seit­her drängt sie das Par­la­ment, die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der frei­zu­ge­ben (sie­he: Was haben Irland und Chi­le gemein­sam? Die Lügen der Abtrei­bungs­lob­by). Radi­ka­le Abtrei­bungs­be­für­wor­ter gin­gen knapp vor den Wah­len von 2013 so weit, die Kathe­dra­le von Sant­ia­go de Chi­le zu pro­fa­nie­ren. Unent­behr­li­cher Koali­ti­ons­part­ner der chi­le­ni­schen Sozia­li­sten sind die Christ­de­mo­kra­ten, die ein Drit­tel der Abge­ord­ne­ten und Sena­to­ren der Regie­rungs­mehr­heit stellen.

Die UNO reagier­te auf die Ent­schei­dung des chi­le­ni­schen Senats mit einem Ver­weis auf den UN-Aus­schuß zur Besei­ti­gung jeder Form von Dis­kri­mi­nie­rung der Frau (CEDAW), der alle Staa­ten auf­ge­for­dert hat, die straf­recht­li­che Ver­fol­gung aller Arten von Abtrei­bung abzuschaffen.

Der „klassische“ Weg der Abtreibungslobby: Entkriminalisierung in drei Fällen

Das Büro des Hohen Kom­mis­sars der Ver­ein­ten Natio­nen für Men­schen­rech­te (UNHCHR) fei­ert den Senats­be­schluß zur Ent­kri­mi­na­li­sie­rung der Abtrei­bung in drei Fäl­len. Die UNO-Insti­tu­ti­on zeig­te sich zuver­sicht­lich, daß die Lega­li­sie­rung der Tötung unge­bo­re­ner Kin­der auch die Zustim­mung der Abge­ord­ne­ten­kam­mer erhal­ten werde.

Nach einer fünf­stün­di­gen Debat­te geneh­mig­te der chi­le­ni­sche Senat die Straf­lo­sig­keit in drei Fäl­len: bei Lebens­un­fä­hig­keit des Fötus, bei Lebens­ge­fahr für die Mut­ter und bei Schwan­ger­schaft nach einer Vergewaltigung.

Dabei han­delt es sich um den klas­si­schen Weg der Abtrei­bungs­lob­by. Mit die­sen drei Punk­ten wird eine erste Bre­sche in das Lebens­recht der Unge­bo­re­nen geschla­gen, durch die dann in einem zwei­ten Schritt der Fron­tal­an­griff zur weit­ge­hen­den Frei­ga­be der vor­ge­burt­li­chen Kin­destö­tung erfolgt.

Heu­te wird der Gesetz­ent­wurf von der Abge­ord­ne­ten­kam­mer in drit­ter Lesung behan­delt. Soll­ten die Abge­ord­ne­ten den Abän­de­run­gen des Senats zustim­men, bedarf das Gesetz nur mehr der Unter­schrift der Staats­prä­si­den­tin. Da Bache­let die Haupt­pro­mo­torin der Abtrei­bungs­le­ga­li­sie­rung ist, ist ihre Unter­schrift nur mehr eine Formsache.

Chi­le wür­de dann zu einem Land, das offi­zi­ell das Lebens­recht der unge­bo­re­nen Kin­der in sei­ner Ver­fas­sung garan­tiert und den­noch deren Tötung in bestimm­ten Fäl­len zuläßt. Unter Bache­lets kon­ser­va­ti­vem Vor­gän­ger, ein Prä­si­dent darf sich nach Ablauf einer Amts­zeit nicht direkt zur Wie­der­wahl stel­len, hat­te das chi­le­ni­sche Par­la­ment im Früh­jahr 2013 den 25. März, den Tag, an dem die katho­li­sche Kir­che das Hoch­fest Maria Ver­kün­di­gung fei­ert, zum „Tag des unge­bo­re­nen Lebens“ gemacht. Damit woll­te das Par­la­ment die Hei­lig­keit des mensch­li­chen Lebens unterstreichen.

Versagen von Christdemokraten und kirchlicher Hierarchie

Eine tra­gi­sche Figur geben ein­mal mehr die Christ­de­mo­kra­ten ab, die in Chi­le seit den 60er Jah­ren mit den Links­par­tei­en Bünd­nis­se und Koali­tio­nen bil­den. Die christ­de­mo­kra­ti­schen Sena­to­ren gaben in allen Abstim­mun­gen den Aus­schlag. Das Abstim­mungs­ver­hal­ten der ein­zel­nen Sena­to­ren zu den Ein­zel- und Gesamt­ab­stim­mun­gen wur­de vom chi­le­ni­schen Senat veröffentlicht.

Zahl­rei­che katho­li­sche Abge­ord­ne­te hat­ten sich im Vor­feld der Par­la­ments­de­bat­te an Papst Fran­zis­kus gewandt mit der Bit­te, die Abtrei­bung mit einem deut­li­chen Wort zu ver­ur­tei­len und auch den Ver­such, sie in Chi­le lega­li­sie­ren zu wol­len (sie­he Chi­le und die Abtrei­bung: Wie der Kurs von Papst Fran­zis­kus die Stim­me der Kir­che schwächt)

Doch Papst Fran­zis­kus reagier­te nicht, son­dern ließ durch den Pri­mas von Chi­le, Kar­di­nal Ezza­ti, den Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le, eine erbärm­li­che Erklä­rung abge­ben. Der Kar­di­nal begrün­de­te, war­um der Papst nicht dazu Stel­lung neh­men kön­ne: weil es sich um eine poli­ti­sche und nicht eine mora­li­sche Fra­ge hand­le. Das ist das genaue Gegen­teil des­sen, was der Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che lehrt. Auf die­se Wei­se wur­de die Stim­me der katho­li­schen Kir­che im ent­schei­den­den Moment der Par­la­ments­de­bat­te in gleich mehr­fa­cher Wei­se geschwächt.

Vor allem die christ­de­mo­kra­ti­schen Abge­ord­ne­ten konn­ten die Reak­ti­on des Vati­kans als grü­nes Licht ver­ste­hen, die Inter­es­sen der Regie­rungs­ko­ali­ti­on über die Inter­es­sen der Unge­bo­re­nen und auch über die Leh­re der katho­li­schen Kir­che stel­len zu können.

UNHCHR und CEDAW „begrüßen“ Entscheidung und fordern „freien Zugang zur legalen Abtreibung“

Das Büro des Hohen Kom­mis­sars der Ver­ein­ten Natio­nen für Men­schen­rech­te (UNHCHR) gab in einer Erklä­rung sei­ne Freu­de über die Senats-Ent­schei­dung kund: „Wir begrü­ßen die­sen Schritt zum Schutz der Frau­en­rech­te“. Die unge­bo­re­nen Kin­der wur­den mit kei­nem Wort erwähnt. Das gilt auch für die Debat­ten­bei­trä­ge der Sena­to­ren der Regie­rungs­mehr­heit, die für die Frei­ga­be der Abtrei­bung in den genann­ten Punk­ten stimmten.

Das UNHCHR-Büro erin­ner­te dar­an, daß es selbst und wei­te­re UNO-Insti­tu­tio­nen in der Ver­gan­gen­heit „regel­mä­ßig die Sor­ge über die extrem restrik­ti­ven Abtrei­bungs­ge­set­ze“ Chi­les zum Aus­druck gebracht habe.

Der UN-Aus­schuß zur Besei­ti­gung jeder Form von Dis­kri­mi­nie­rung der Frau (CEDAW) bekräf­tig­te, daß jede Frau welt­weit „frei­en Zugang zur lega­len Abtrei­bung“ haben müs­se, „min­de­stens in den Fäl­len, in denen ihr Leben und ihre Gesund­heit in Gefahr sind, in denen sie Opfer einer Ver­ge­wal­ti­gung oder auf­grund von Inzest schwan­ger wur­den und im Fall von föta­len Miß­bil­dun­gen“. Auch in die­ser Erklä­rung sind die unge­bo­re­nen Kin­der die gro­ßen Unbe­kann­ten, die uner­wähnt bleiben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana/Senato.cl (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Doch Papst Fran­zis­kus reagier­te nicht, son­dern ließ durch den Pri­mas von Chi­le, Kar­di­nal Ezza­ti, den Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le, eine erbärm­li­che Erklä­rung abge­ben. Der Kar­di­nal begrün­de­te, war­um der Papst nicht dazu Stel­lung neh­men kön­ne: weil es sich um eine poli­ti­sche und nicht eine mora­li­sche Fra­ge handle. 

    Ich bin ohn­mäch­tig zor­nig. Frei­mau­rer-Lob­by noch schlim­mer als Homo­se­xu­el­len-Lob­by im Vatikan.

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