Kopte in Al-Arish hingerichtet – IS warnt Muslime Ägyptens: „Meidet Nähe zu Gebäuden der Christen und der Regierung“


Am Samstag wurde in Al-Arish der Kopte Nabil Saber Fawzy von Dschihadisten hingerichtet. Er ist bereits der achte Christ, der seit Februar in der Stadt ermordet wurde.
Am Samstag wurde in Al-Arish der koptische Familienvater Nabil Saber Fawzy (rechts) von Dschihadisten hingerichtet. Er ist bereits der achte Christ, der seit Februar in der Stadt ermordet wurde.

(Kai­ro) Vom 28.–29. April hielt sich Papst Fran­zis­kus zum Dia­log mit dem Islam in Ägyp­ten auf. Der Groß­i­mam von Al-Azhar bestritt dabei, daß die Gewalt und der Ter­ror isla­mi­scher Dschi­had-Grup­pen etwas mit dem Islam zu tun hät­ten. In der Stadt Al-Arish, dem Haupt­ort des Nord­si­nai, erschoß ein isla­mi­sches Kil­ler-Kom­man­do am ver­gan­ge­nen Sams­tag­abend den kop­ti­schen Chri­sten Nabil Saber Faw­zy. Der Isla­mi­sche Staat for­der­te, wie heu­te bekannt wur­de, die ägyp­ti­schen Mus­li­me auf, christ­li­che Vier­tel, die Gegend um Regie­rungs­ge­bäu­de und Orte, an denen sich west­li­che Aus­län­der auf­hal­ten, zu ver­las­sen, da sie zu „Ziel­schei­ben“ von Angrif­fen bestimmt wurden.

Hinrichtung des Christen Nabil Saber im Nordsinai

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Meh­re­re Män­ner dran­gen am Abend des 6. Mai in die Bar­bier­stu­be des Kop­ten ein und eröff­ne­ten das Feu­er. Der Christ war im ver­gan­ge­nen Febru­ar mit sei­ner Fami­lie aus der Stadt geflüch­tet. Vor drei Mona­ten war es wegen der anti­christ­li­chen Gewalt­aus­brü­che durch isla­mi­sche Grup­pen zu einem Mas­sen­ex­odus gekom­men. Mehr als 400 christ­li­che Fami­lie ver­lie­ßen flucht­ar­tig die Gegend. Nabil Saber Faw­zy, der in Al-Arish ein Haus und die Bar­bier­stu­be besitzt, war erst vor weni­gen Tagen wie­der zurück­ge­kehrt, weil er in Port Said und Ismai­lia kei­ne geeig­ne­te Arbeit fin­den konn­te. Eine Rück­kehr, die von den isla­mi­schen Macht­ha­bern der Stadt nicht gedul­det wur­de. Sie sta­tu­ier­ten ein töd­li­ches Exem­pel, wohl auch um wei­te­re Chri­sten von der Heim­kehr abzuhalten.

Aamaq, die offi­zi­el­le Nach­rich­ten­agen­tur des „Kali­fats“, ver­öf­fent­lich­te eine Beken­ner­bot­schaft, mit der sich der Isla­mi­sche Staat (IS) zur Hin­rich­tung bekannte.

Propaganda-Bild von Wilayat Sinai, dem IS-Ableger auf dem Sinai.
Pro­pa­gan­da-Bild von Wila­yat Sinai, dem IS-Able­ger auf dem Sinai.

In der Gegend sind meh­re­re Dschi­ha­di­sten-Grup­pen aktiv, dar­un­ter vor allem Wila­yat Sinai (Pro­vinz Sinai), der ägyp­ti­sche Zweig des Isla­mi­schen Staa­tes (IS). Sie machen der Regie­rung in Kai­ro die Kon­trol­le über den Sinai strei­tig. Ver­gan­ge­ne Woche fan­den ägyp­ti­sche Beam­te auch die Lei­chen eines Vaters und sei­ner bei­den Söh­ne. Sie waren in der Woche zuvor in Rafah, einer ande­ren Stadt im Nord­si­nai, ent­führt wor­den. Bei der Ent­füh­rung war bereits die Ehe­frau und Mut­ter hin­ge­rich­tet wor­den. Der Isla­mi­sche Staat (IS) warf ihnen „Kol­la­bo­ra­ti­on“ mit der Regie­rung in Kai­ro vor.

Seit dem Sturz von Staats­prä­si­dent Moham­med Mur­si von den Mus­lim­brü­dern, eine Orga­ni­sa­ti­on, die seit­her ver­bo­ten ist, lie­fern sich die Dschi­ha­di­sten mit er Mili­tär­re­gie­rung einen Kampf um die Herr­schaft auf dem Sinai.

 

Zehn Pro­zent der Bevöl­ke­rung in der Gegend sind Chri­sten. Sie haben sich vor allem in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten hier nie­der­ge­las­sen, als die Gewalt gegen Chri­sten in ande­ren Tei­len des Lan­des zunahm.

Seit Dezem­ber sind in Ägyp­ten min­de­stens 75 Chri­sten von Dschi­ha­di­sten ermor­det wor­den. Die Bom­ben­an­schlä­ge gegen kop­ti­sche Kir­chen am Palm­sonn­tag lie­ßen eine Absa­ge des Papst-Besu­ches befürchten.

IS-Aufruf an Ägyptens Muslime sich von christlichen Vierteln und Sehenswürdigkeiten fernzuhalten

In der neu­en Aus­ga­be der Zeit­schrift Nabaa, einem Pro­pa­gan­da­or­gan des Isla­mi­schen Staa­tes, die heu­te ver­brei­tet wur­de, ruft der IS die ägyp­ti­schen Mus­li­me auf, die Nähe von christ­li­chen Vier­teln und Wohn­häu­sern, von Polizei‑, Mili­tär- und Regie­rungs­ge­bäu­den sowie von Orten, die von west­li­chen Aus­län­dern besucht wer­den, zu mei­den. Die­se Orte erklär­te der IS zu „legi­ti­men Ziel­schei­ben“ sei­ner Angrif­fe. Die Atten­tats­dro­hung trifft Ägyp­tens Tou­ris­mus. Die Sehens­wür­dig­kei­ten des Lan­des sind die zen­tra­len Orte, an denen sich „west­li­che Aus­län­der“ aufhalten.

„Der Fürst des Kali­fats in Ägyp­ten“, des­sen Iden­ti­tät nicht bekannt­ge­ge­ben wur­de, begrün­de­te in der Aus­ga­be von Nabaa die Auf­for­de­rung mit dem Hin­weis, daß die Dschi­ha­di­sten die­se Orte „jeder­zeit“ angrei­fen kön­nen. Die War­nung gilt nicht den Chri­sten oder den west­li­chen Aus­län­dern, son­dern den Mus­li­men: “Wir akzep­tie­ren nicht, daß jemand von euch sich den Ope­ra­tio­nen gegen die­se Ungläu­bi­gen in den Weg stellt“.

Aus der IS- Zeit­schrift geht zudem her­vor, daß der Isla­mi­sche Staat (IS) der Mei­nung ist, daß die Mehr­heit der ägyp­ti­schen Bevöl­ke­rung, die Dschi­ha­di­sten und ihre Gewalt ablehnt. Aus die­sem Grund for­der­te der ägyp­ti­sche Ver­tre­ter des „Kali­fen“ die Mus­li­me des Lan­des auf, ihre „apo­sta­ti­sche“ Hal­tung zu ändern.

Die Inhal­te von Nabaa wur­den in den ver­gan­ge­nen Stun­den von zahl­rei­chen isla­mi­schen Inter­net­fo­ren ver­öf­fent­licht. Dar­in heißt es, daß Angrif­fe gegen christ­li­che Kir­chen ein „legi­ti­mer Akt“ im „Krieg gegen die Ungläu­bi­gen“ seien.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MEC/Al-Bawa­ba (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Zual­ler­erst soll­te kei­ne Unter­schei­dung zwi­schen „Islam“ und Isla­mis­mus“ mehr gemacht werden.

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