(Rom) Das Treffen von Papst Franziskus mit hohen Repräsentanten des Souveränen Malteserordens und dem Apostolischen Sonderlegaten für den Orden, Kurienerzbischof Angelo Becciu, fand bereits gestern abend statt, wie der Vatikan heute offiziell bekanntgab. Ein Grund für das Treffen wurde vom Vatikan nicht genannt.
Am Karsamstag hatte der päpstliche Kommissar Becciu mit Billigung des Papstes dem von Franziskus abgesetzten Großmeister, Fra Matthew Festing, mitgeteilt, daß es vom Papst weder erwünscht sei, daß er am 29. April an der Wahl seines Nachfolgers teilnimmt noch überhaupt daß er sich an diesem Tag in Rom aufhält.
Das Verbot löste unter den Ordensrittern heftige Empörung aus und wurde selbst von solchen als „überzogen“ kritisiert, die nicht zu den Parteigängern des vom Papst am 24. Januar zum Rücktritt gezwungen Großmeisters, zählen.
Diese Empörung veranlaßt den Vatikan zu einer Kurskorrektur. Der Papst lud 15 der ranghöchsten Ordensvertreter, die am Samstag an der Großmeisterwahl teilnehmen, zu sich nach Santa Marta ein. Zunächst hieß es, das Treffen finde heute, am Vorabend des Papstbesuches in Ägypten statt. Heute erfolgte dann die überraschende Mitteilung, das Treffen, das als „privat“ eingestuft wurde, habe bereits gestern stattgefunden.
Es ist davon ausgegangen, daß die Wahl des Großmeisters ein zentrales Thema des Treffens war.
Gestern abend wurde zudem kurz vor dem Treffen bekannt, daß der abgesetzte Großmeister in Rom eingetroffen war. Fra Festing teilte dem Orden mit, wie dieser bestätigte, an der Wahl seines Nachfolgers teilzunehmen.
Der Vatikanist des National Catholic Register, Edward Pentin, schrieb, der Vatikan habe seine Entscheidung revidiert und Festing die Teilnahme an der Wahl erlaubt. Als Grund für das vatikanische Umdenken nannte Pentin, daß das Teilnahmeverbot gegen Festing rechtswidrig sei und daher die Wahl vom Samstag annulliert werden könnte.
Wahrscheinlicher ist, daß es nicht rechtliche Bedenken waren, die Papst Franziskus das Interdikt zurücknehmen ließen. Über solche Bedenken setzte sich der Papst in den vergangenen Monaten im Streit mit dem Malteserorden gleich mehrfach hinweg. Mehr Grund zur Sorge war die große Unruhe im Orden. Parteiungen im Orden gibt es schon länger. Der Konflikt um den Großkanzler, Albrecht Freiherr von Boeselager, vertiefte die Gräben. Der Paukenschlag, mit dem Franziskus den Großmeister zum Rücktritt zwang, löste eine Art von Schockstarre aus. Das Interdikt gegen Festing, mit dem ihm, einem von 55 Profeßrittern, die Teilnahme an der Wahl verwehrt wurde, war dann eine Intervention zuviel. Die Erlaubnis, Fra Festing an der Wahl teilnehmen zu lassen, soll eine vertrauensbildende Maßnahme sein, um die gesamte Operation nicht zu gefährden. Je länger der Konflikt andauert und der Orden nicht zur Ruhe kommt, desto mehr wird das Vertrauen in ihn erschüttert und dadurch humanitäre Hilfsaktionen gefährdet.
Der Großmeister, sollte am Samstag einer gewählt werden, was nicht sicher scheint, kann nur aus einem Kreis von zwölf Rittern gewählt werden, von denen einer weit über 90 ist. Großkomtur Ludwig Hoffmann von Rumerstein, der bis zur Wahl des Großmeisters das Amt eines Statthalters bekleidet, ist bereits 80. Theoretisch könnte Festing, der 67 Jahre alt ist, am Samstag erneut zum Großmeister gewählt, gewissermaßen im Amt bestätigt werden. Rechtlich spricht nichts dagegen. Dazu wird es aber wohl nicht kommen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons