(Rom) Gestern begann im Vatikan das XIX. Konferenzrunde des C9-Kardinalsrates. Die Arbeiten werden wie gewohnt drei Tage dauern und am Mittwoch, dem 26. April enden. Papst Franziskus wird an allen Sitzungen teilnehmen, ausgenommen jener am Mittwochvormittag wegen der Generalaudienz.
Der Rat, der aus neun Kardinälen besteht, wurde von Papst Franziskus am 13. April 2013, einen Monat nach seiner Wahl, errichtet und war die erste konkrete Reformmaßnahme des derzeitigen Pontifikats. Seine Aufgaben bestehen darin, den Papst in der Leitung der Weltkirche und bei der Kurienreform zu beraten.
Jeder Erdteil ist durch einen Kardinal vertreten, wobei Nord‑, Mittel- und Südamerika jeweils einen Vertreter im Rat haben. Hinzu kommt ein Vertreter der Römischen Kurie. Das war die ursprüngliche Besetzung. Mit der Ernennung von Pietro Parolin zum neuen Staatssekretär wurde der Kardinalsrat im Juli 2014 um den neuen Kardinalstaatssekretär auf neun Mitglieder erweitert. Sekretär ist Msgr. Marcello Semeraro, Bischof von Albano bei Rom.
Der Rat hat nur beratende Funktion. Einige Neuerungen an der Römischen Kurie wurden im Rat vorbereitet und dem Papst vorgeschlagen. Durch den Rat läßt sich der Papst in seinen Entscheidungsbefugnissen nicht einschränken, wie vom früheren Vatikansprecher Federico Lombardi mehrfach betont wurde. Längst nicht alle Veränderungen, die er an der Römischen Kurie vornimmt, wurden vorher im Kardinalsrat besprochen. Vor vollendete Tatsachen gestellt wurde der Rat zuletzt beispielsweise bei den Eingriffen in die Päpstliche Akademie für das Leben und das Päpstliche Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie.
Die XVIII. Konferenzrunde fand vom 13.–15. Februar statt. Zu deren Beginn hatte Oscar Kardinal Rodràguez Maradiaga, der Vertreter Mittelamerikas im C9-Rat und enger Vertrauter des Papstes, in seiner Funktion als Koordinator des Kardinalsrates,vom vatikanischen Presseamt eine Erklärung verbreiten lassen, in der er „im Namen des Kardinalsrates“ Papst Franziskus „der vollen Unterstützung“ versicherte. Kardinal Maradiaga bezog sich dabei auf nicht näher benannte „jüngste Ereignisse“.
Gemeint konnten damit nur die römischen Pasquinaten sein. Anfang Februar hatten Unbekannte rund um den Vatikan Protestplakate angebracht, mit denen die Amtsführung von Papst Franziskus kritisiert wurde. Unmittelbar vor Beginn der XVIII. Konferenzrunde war eine Satire-Ausgabe des Osservatore Romano aufgetaucht, mit der das „unverwechselbare Lehramt“ von Papst Franziskus und sein Schweigen zu den Dubia (Zweifeln) von vier namhaften Kardinälen zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia aufs Korn genommen wurde.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)