
Liebe Brüder und Schwestern,
in der Katechese letzte Woche über das fünfte Gebot haben wir gesehen, dass in Gottes Augen das menschliche Leben kostbar, heilig und unantastbar ist. Niemand kann das Leben des anderen oder das eigene gering schätzen, denn der Mensch ist Abbild Gottes, der ihn grenzenlos liebt.
Jesus gibt diesem Gebot einen noch tieferen Sinn. Er sagt, dass schon der Zorn eine Form von Mord ist und auch Beleidigung und Verachtung töten können (vgl. Mt 5,21ff). Der Mensch ist empfindsam; er hat ein verborgenes Ich, das leichter verletzt werden kann als sein Körper. Gleichgültigkeit tötet, Gefühllosigkeit tötet. Wir kennen die Antwort Kains, des ersten Mörders: „Bin ich der Hüter meines Bruders?“ (Gen 4,9). Der Mitmensch geht uns doch etwas an, der eine ist der Hüter des anderen. Das menschliche Leben braucht Liebe, Barmherzigkeit. Wir kommen nicht um eine Liebe herum, die vergibt und den annimmt, der uns Böses getan hat. Nicht lieben ist der erste Schritt, um zu töten. „Du sollst nicht töten“ ist der erste Schritt, um zu lieben, und heißt sorgen, wertschätzen, miteinschließen und vergeben. Nichts Böses tun ist nicht genug, von uns Menschen wird mehr verlangt. Jeder hat an seinem Platz das Gute zu tun. „Du sollst nicht töten“ ist mehr, nämlich Aufruf zu Liebe und Barmherzigkeit.
Gerne heiße ich die Pilger deutscher Sprache willkommen. Insbesondere grüße ich die Schützen aus Drolshagen-Schreibershof und die verschiedenen Jugendgruppen, vor allem die Maria Ward Realschule Augsburg, die Liebfrauenschule Berlin, die Ministranten der Pfarrei St. Remigius Viersen und die Ministrantenwallfahrt des Erzbistums Köln. Ihr seid zahlreich gekommen, danke! Der Herr helfe euch, in der Liebe zu wachsen, und beschütze euch allezeit.