
Von einer Katholikin
In der Diözese Fréjus-Toulon werden am 29. Juni sechs Priester geweiht, nachdem erst am 21. Januar diesen Jahres in der Kathedrale von Toulon ein Priester und drei Diakone die Weihe empfangen hatten. Die Weihen, die schon im Juni 2022 hätten stattfinden sollen, waren per päpstlichem Dekret vom April 2022 suspendiert worden.
Dieses grausame Verhalten gegenüber den Weihekandidaten stand im Kontext von päpstlichen Disziplinierungsmaßnahmen gegen den traditionsfreundlichen Bischof Dominique Rey, der nach einer apostolischen Visitation de facto entmachtet wurde und seit Ende 2023 von einem Koadjutor-Bischof eingehegt wird.
Die neuerlichen Weihen sind grundsätzlich ein Grund zur Freude. Doch wie man einem Communiqué vom 23. Juni entnehmen kann, das Abbé Jean-Raphaël Dubrule, seit 2020 Oberer der Société des Missionnaires de la Miséricorde Divine (SMMD), veröffentlichte, gibt es Einschränkungen, die im Kontext der aktuellen Vorzeichen einer endgültigen Eliminierung der überlieferten Messe nichts Gutes verheißen. Es geht um die Situation von fünf Seminaristen dieser Gemeinschaft im Seminar von La Castille, die weiterhin auf ihre Weihe warten müssen. Abbé Dubrule dankt in diesem Communiqué Bischof Touvet, dem Koadjutor von Msgr. Rey, ausdrücklich für seine Unterstützung gegenüber Rom, doch er macht auch unmißverständlich klar, wie er die römische Blockade einordnet:
„Dieses Warten hängt nicht mehr mit der Situation in der Diözese Fréjus-Toulon zusammen, wo die Weihen wieder aufgenommen wurden, sondern mit der Zelebration im überlieferten Ritus, die die Statuten der Gemeinschaft vorsieht. […] Es scheint, daß die Situation nicht nur wegen des Weiheritus blockiert ist, sondern wegen der Möglichkeit für die zukünftigen Priester, im überlieferten Ritus zelebrieren zu können. Dazu gibt Rom keine Sicherheiten, und so könnten Kandidaten geweiht werden, ohne das Recht zu haben, im alten Ritus zu zelebrieren. Sie könnten also ihr Priesteramt nicht mehr im Rahmen der Gemeinschaft und in Übereinstimmung mit den Statuten ausüben.“
Die seit 2005 bestehende Gemeinschaft der Missionare der Barmherzigkeit (SMMD) geht zurück auf Bischof Rey und einen damaligen Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP), die beide nach einer Möglichkeit einer Gemeinschaft suchten, die dem überlieferten Ritus verbunden und gleichzeitig in das missionarische Wirken der Diözese eingebunden ist.1
Die Priesterausbildung erfolgt vorwiegend im diözesanen Priesterseminar. Die überlieferte Liturgie erlernen die Seminaristen im Mutterhaus des Ordens. Dort und in den ihnen anvertrauten Pfarreien zelebrieren die Priester der Gemeinschaft den „Ritus des heiligen Pius V. im Geist des Motu Proprio Summorum Pontificum“.
Dieses Konstrukt erweist sich nun als Achillesferse. In Zeiten der drohenden Abwicklung der alten Messe durch Papst Franziskus und seine Ideologen ist man den sogenannten „Hütern der Tradition“ (Traditionis custodes) vollständig ausgeliefert.
Die Gemeinschaft gehört nicht zu den ehemaligen sogenannten Ecclesia-Dei-Gemeinschaften. Sie wurde von Bischof Rey 2007 nach diözesanem Recht kanonisch errichtet. Die Priester sind in Fréjus-Toulon inkardiniert, allerdings ist die überlieferte Liturgie Teil der Gemeinschaftsstatuten. Ob sie diese in Zukunft noch aufrechterhalten und ihrem Charisma folgen können, wird nun offensichtlich immer fraglicher.
Bild: misericordedivine (Screenshot)
1 Zum besonderen Charisma der Gemeinschaft gehört auch die Missionierung von Muslimen, deren Zahl nicht nur in Frankreich stark zunimmt. Neben Fréjus-Toulon ist die Gemeinschaft vor allem im Elsaß (Straßburg, Colmar, Kaysersberg) und Großstädten wie Marseilles und Lyon tätig.
Der ideologische und womöglich teuflische Charakter der Verfolgung der Heiligen Messe – ich sage bewusst nicht: der „alten Messe“ – wird hier immer offensichtlicher und offenbart sich auch in seiner unsäglichen Dummheit. Der Messe nach dem Missale Pius‘ V. / Johannes‘ XIII den richtigen Ausdruck des „römischen Ritus“ abzusprechen, ist so töricht, dass es einem die „Red‘ verschlagt“. Wer solches behauptet, hat sich disqualifiziert, sei er ein Papst oder Kardinalpräfekt.
Hier gilt: Katholisch ist, was immer katholisch war – und das kann gerade die „neue Messe“ für sich am wenigsten beanspruchen.