(Rom) Papst Franziskus empfing heute vormittags Kurienerzbischof Guido Pozzo in Audienz. Msgr. Pozzo ist als Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei für die Gespräche mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. verantwortlich. Die Audienz erfolgte inmitten der sich verdichtenden Gerüchte, einer unmittelbar bevorstehenden Einigung zwischen dem Heiligen Stuhl und der von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten Piusbruderschaft über eine kanonische Anerkennung durch Rom.
Die Audienz verstärkt die Gerüchte über eine Einigung in einer Frage, die seit 1975 offen ist. Damals wurde der 1970 gegründeten Priesterbruderschaft die kanonische Anerkennung entzogen. Unter Papst Benedikt XVI. waren Gespräche für eine Annäherung begonnen worden, die allerdings im Juni 2012 unerwartet in einem Stillstand endeten.
Unter Papst Franziskus gab es seit 2014 Signale eines neuen Zugangs zu den offenen Fragen und einer neuen Bereitschaft des Heiligen Stuhls. Die kanonische Anerkennung würde, so die Kommission Ecclesia Dei, als Personalprälatur erfolgen, einem Staus, den bisher nur das Opus Dei innehat.
Erst vor wenigen Tagen waren Gerüchte aufgetaucht, daß die Piusbruderschaft auf einem der römischen Hügel eine große Kirche und einen angrenzenden Gebäudekomplex erworben habe oder erwerben wolle, der zum künftigen Generalhaus der Personalprälatur werden könnte.
Laut Kurienerzbischof Pozzo habe der Generalobere der Piusbruderschaft, Msgr. Bernard Fellay, das römische Angebot einer Personalprälatur als kanonische Form grundsätzlich akzeptiert.
Im vergangenen Januar meldete Vatican Insider, ein Papst Franziskus besonders nahestehendes Nachrichtenportal, immer unter Berufung auf Erzbischof Pozzo, daß man an der Klärung letzterer Aspekte für die Errichtung als Personalprälatur arbeite.
Msgr. Fellay bestätigte in einem Interview mit Tv LIberté, daß eine Übereinkunft mit dem Heiligen Stuhl näherrücke. Die Übereinkunft sehe, so Rorate Caeli vor, daß nicht alle offenen Fragen als Voraussetzung für die kanonische Anerkennung bereits gelöst sein müßten. Jedenfalls könne die Bruderschaft „alle ihre Grundsätze beibehalten“, die sie bisher bewahrt habe.
InfoVaticana nennt als mögliches Datum für die Unterzeichnung der Übereinkunft den kommenden 7. Juli 2017, den 10. Jahrestag des Motu proprio Summorum Pontificum, mit dem von Papst Benedikt XVI. die überlieferte Form des Römischen Ritus in der lateinischen Kirche wieder freigegeben wurde.
In einem Interview mit Vida Nueva sagte Msgr. Fellay, daß es „keine unüberwindbaren Hindernisse“ mehr für eine kanonische Anerkennung gebe. Für die Bruderschaft gebe es dabei einige „rote Linien“, die nicht überschritten werden könnten. Zu ihnen werde es kein Nachgeben geben. „Die conditio sine qua non ist, daß Rom uns so akzeptiert, wie wir sind“, so Fellay.
Die größte Klippe sei, so der Generalobere der Bruderschaft, der Grad der Verpflichtung, das Zweite Vatikanische Konzil annehmen zu müssen. Die Bruderschaft habe dazu ihre Vorstellungen vorgelegt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana