Die biologisch vorgeprägten, unterschiedlichen Verhaltensweisen der Geschlechter bezüglich Interessen, Berufen und Freizeitgestaltung sollten als Kompetenzen und Entwicklungschancen gefördert werden statt Jungen und Mädchen, Männer und Frauen zu Gleichheitsinteressen zu drängen, wie das die Genderideologie vorschreibt.
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker.
Im Oberstufen-Lehrplan der neuen Sexualerziehungsrichtlinie für Hessen ist die Gender-Ideologie verankert. Dort ist als ein verbindliches Thema formuliert: „Geschlechtsspezifisches Rollenverhalten – Wandel der Rollenverständnisse in Abhängigkeit von Kultur und Alter“.
Gesellschaftlich konstruiertes und beliebig wandelbares Geschlecht?
Unter dem Adjektiv geschlechtsspezifisch ist ein biologisch vorgegebenes „Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Fortpflanzung zu verstehen“. So die Professorin für Sexualpädagogik, Karla Etschenberg. Darunter fällt das männliche Zeugen und die Vaterschaft einerseits und Empfangen, Schwangerschaft, Gebären, Stillen – also Mutterschaft – für das weibliche Geschlecht andererseits. Diese geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen sind unveränderlich und insofern nicht dem gesellschaftlichen, kulturelle oder religiösen Wandel unterworfen.
Wenn nun der Lehrplan diese biologisch festgelegten Verhaltensweisen als veränderlich und wandelbar durch Kultur und Gesellschaft darstellt, läuft er der Gendertheorie nach. Diese Ideologie behauptet, Geschlecht und Geschlechterverhalten seien nicht biologisch festgelegt. Jedenfalls gebe es keine von Natur aus festgelegte Konstante für Männer und Frauen. Das Geschlechterverhalten sei gesellschaftliches Konstrukt. Deshalb unterliege es vollständig dem kulturellen und sozialen Wandel – wie es das Lehrplanthema auch unterstellt. Ziel der Genderbewegung ist es, den Menschen einen beliebigen Wandel und Wechsel des Geschlechts einzureden.
Eine falsche und verwirrendes Lehrplanformulierung
Der Kultusminister erklärte auf einer Veranstaltung in Fulda am 2. Dezember: Er lehne die „Genderideologie“ ab. Das Geschlecht sei biologisch festgelegt und nicht individuell wähl- und wandelbar. Das wirft die Frage auf: Warum lässt er dann ein solches genderorientiertes Themen wie oben in den Lehrplan schreiben?

Des Rätsels Lösung ist: Das Lernplanthema ist dilettantisch formuliert. Die Sexualwissenschaft unterscheidet geschlechtsspezifisches Verhalten von geschlechtstypischen Verhaltensmustern sowie sozialem Rollenverhalten der Geschlechter. Nur letzteres ist in längeren Zeiträumen wandelbar und veränderlich. Demnach ist nicht nur die Zuschreibung von Veränderlichkeit für das Adjektiv ‚geschlechtsspezifisch’ falsch, sondern auch die Wortkombination mit ‚Rollenverhalten’ unsinnig. Beides sorgt für Verwirrung bei Lehrern und Schülern.
Der Kultusminister, zumal als Jurist, kann und muss sich nicht um jede Lehrplanformulierung kümmern. Aber er ist verantwortlich dafür, sich in Fachfragen von Fachleuten beraten zu lassen. Das ist hier offensichtlich nicht geschehen. Diese und weitere Sach- und Fachfehler erfordern eine Revision des Lehrplans. Dann sollte das entsprechende Thema fachgerecht etwa so formuliert sein: „Spezifisches und typisches Geschlechterverhalten sowie sozial veränderliches Rollenverhalten von Männern und Frauen“.
Jungen und Mädchen, Männer und Frauen haben unterschiedliche Anlagen und Präferenzen
Auch das Adjektiv geschlechtstypische bedarf einiger Erläuterungen, weil dazu von Seiten der Genderideologie falsche Vorstellungen in Umlauf gebracht sind – ebenfalls von totaler Veränderbarkeit.
Das Wort bezeichnet empirisch eine statistische Häufung von bestimmten Verhaltensweisen bei Frauen und Männern. Die Unterschiede zeigen sich schon bei Jungen und Mädchen in ihren Präferenzen zu Freizeitverhalten oder Computerspielen. Über 90 Prozent der Ego-shooter-Spiele und anderer war games werden von Jungen gespielt. Auch männliche Jugendliche bevorzugen Wettkampfspiele sportlicher und virtueller Art. Die Mädchen präferieren Einrichtungsspiele, sie beschäftigen sich eher mit Gestaltungskonzepten sozialer und ästhetischer Art sowie mit Tieren.
Bei der Berufs- und Studienwahl der Jugendlichen verfestigen sich die Unterschiede der Geschlechter: Bei den Jungen sind neben dem Kaufmann technische Handwerks- und Produktionsberufe die beliebtesten Lehrberufe. Mädchen bevorzugen Berufe in den Bereichen Handel, Betreuung, Gesundheit und Erziehung. In der Studienwahl stehen bei Studenten die verschiedenen Ingenieursstudien mit weitem Abstand vorn. BWL- und Jura-Studien werden von Studierenden beiderlei Geschlechts gleichmäßig aufgenommen. Darüber hinaus bevorzugen Studentinnen diverse Sprachstudien, Pädagogik, Psychologie, Medizin und Soziales.
Auch im späteren Beruf, in Freizeit und Familie sind die unterschiedlichen Interessensgebiete, Verhaltensweisen, Sportpräferenzen etc. zu beobachten.
Die Verhaltensdifferenzen der Geschlechter gehen auf biologische Anlagen zurück

In dem norwegischen Filmprojekt „Gehirnwäsche – das Gleichstellungsparadox“ hat der Autor Harald Eia im Gespräch mit internationalen Forschern Folgendes herausgefunden: Jungen und Mädchen haben von Geburt an, also genetisch bedingt, unterschiedliche Neigungen. Auch die Genderthese, dass die spätere Präferenz-Differenzierung durch frühe Sozialisation entstanden sei, widerlegt ein Forscher mit einem Spielzeugtest bei wenige Tage alten Babys. Eine andere Befragung von 200.000 Personen in 53 Ländern belegt, dass die unterschiedlichen Interessen und Verhaltensweisen der Geschlechter unabhängig von Kultur und Entwicklungsstand grundsätzlich stabil bleiben mit nur geringen Abweichungen. (Der Film mit Untertiteln ist aufrufbar).
Alle diese Forschungen und Studien lassen nur den Schluss zu, dass die differenten Geschlechterpräferenzen und ‑kompetenzen auf biologisch-genetische Anlagen zurückgehen. Als die norwegischen Gendertheoretiker – mit diesen Ergebnissen konfrontiert – nach ihrer wissenschaftlichen Grundlage gefragt wurden, mussten sie zugeben: Sie haben keine empirisch-wissenschaftliche Basis für ihre Thesen, sondern nur ein Theorie-Konzept von Gender-Forschung. Für die Biologie sei darin kein Platz. Die Soziologie habe den Auftrag, die Unterschiede der Menschen zu ignorieren, vergessen zu machen. Wegen dieser wissenschaftlichen Ignoranz und aufgrund von dem Film-Nachweisen wurden die staatlich finanzierten Gender-Institute in Norwegen geschlossen.
In Deutschland gibt es über 170 Lehrstühle für gender studies. Die Inhaber/innen kleben weiterhin an ihren Stühlen. Sie beherrschen die öffentliche Meinung und versuchen mit ihrer Publikations-Hegemonie, genderkritische Darstellungen als politisch nicht korrekt ins Abseits zu drängen.
Nach Meinung der Gender-Institute sind alle geschlechtstypischen Präferenzen gesellschaftlich anerzogen. Daher sollten Kinder und Jugendlichen zu geschlechtsuntypischem Verhalten aufgefordert. Insbesondere bei Berufsinteressen werden Jungen und Mädchen von Schulen und Hochschulen zu geschlechterüberkreuzten Berufswahlen beworben, manchmal gedrängt.
Das Gleichstellungsparadox trotz staatlich geförderter Genderideologie
Eine Forschungsstudie von 2013 unter dem Titel „Gleichstellung der Geschlechter“ mit 6.000 Schweizer Jugendlichen hat allerdings gezeigt, dass weniger als ein Prozent einen geschlechtsuntypischen Beruf wählt. Das Ergebnis überraschte die Forscher. Denn auch viele Institutionen der Schweiz machen große Anstrengungen, bei Jugendlichen für geschlechteruntypische Berufe zu werben. Die Studie bestätigte damit, was der norwegische Film von Harald Eia aufgrund von internationalen Forschungen als Gleichstellungsparadox bezeichnet.

Dieser Begriff ist auf folgendem Hintergrund entwickelt worden: Norwegen hat mit 32 Prozent einen weniger hohen Frauenanteil an den Studienrichtungen Naturwissenschaften, Mathematik und Information aufzuweisen als etwa die Türkei (39 Prozent) oder Portugal (50 Prozent). Aus diesen Zahlenverhältnissen leiten Fachleute die Regel ab: Je höher der Wohlstand eines Landes ist, desto geringer ist die geschlechtsuntypische Berufswahl. Anders gesagt: Der hohe Wohlstand in Norwegen oder der Schweiz vergrößert die Wahlmöglichkeiten von Frauen, so dass sie eher ihren Neigungen zu geschlechtstypischen Berufen nachkommen können als Frauen in ärmeren Ländern. Analoge Zahlenverhältnisse gelten für teilzeitarbeitende Frauen, insbesondere für Mütter mit Kindern. An dieser Tendenz ändern alle genderorientierten Maßnahmen und Meinungsmächte der Mainstream-Medien wenig bis gar nichts.
Ist es nicht zu begrüßen, dass Wohlstand eine größere Wahlfreiheit zu Neigungsberufen und Erwerbsformen ermöglicht? Nur die Gender-Ideologen stellen sich gegen diese Fakten und Freiheiten. Sie bestehen gegen Vernunft und (Geschlechts-) Natur darauf, dass die Menschen kreuzweise Geschlecht und Beruf ergreifen können sollten.
Geschlechteranlagen als Chancen und Kompetenzen fördern
Aus dem genderkritischen Ansatz kann eine konstruktive Geschlechtererziehung entwickelt werden: Wenn alle unterschiedlichen Geschlechter-Anlagen berücksichtigt werden, kommt der ganze Mensch in den Gesichtskreis – und wird nicht auf Sexualität verengt. Dabei sind die unterschiedlichen biologischen Anlagen in erster Linie als Entwicklungschancen und positive Kompetenzen zu sehen – etwa der Aktivitätsdrang und die Technikbegeisterung von Jungen. Andererseits muss zu Zurückhaltung bei exzessivem Ausleben der Anlage gemahnt werden. Das heißt bei Jungen, Neigungen zu Aggressivität und Gewalttätigkeit zu zügeln. Insgesamt hieße die Erziehungsaufgabe, die jeweiligen Geschlechter-Anlagen zu kultivieren. Das sollte dann auch die Generallinie sein, wie Eltern und Lehrer die Schülerinnen und Schülern ab der Pubertät begleiten können, ihre eigene Sexualität in ihre Persönlichkeit und Sozialbeziehungen zu integrieren.
Veränderungen im Rollenverhalten der Geschlechter
Als dritte Kategorie von Geschlechter-Verhalten ist den Schüler/innen das soziologisch veränderliche Geschlechtsrollenverhalten zu erläutern. Dazu gehören etwa die Begegnungs- und Kommunikationsformen der beiden Geschlechter untereinander. In den ländlichen Regionen gingen bis vor hundert Jahren die Jungen an den Häusern der Mädchen „auf die Frei“, um sich als stark und begehrenswert zu präsentieren. Heute läuft die Kennenlernphase in Schule und Freizeit ganz undramatisch ab, vielfach eher auf Initiative von Mädchen. Besonders augenfällig zeigt sich die Rollenveränderung in der früheren Unterordnung von Mädchen und Frauen unter männliche Oberherrschaft, wie das heute noch im traditionellen Islam die Regel ist.
Text: Hubert Hecker
Bild: Autor
Es bedarf dringend einer umfassenden Information über das eigentliche Ausmaß des mehr oder weniger verborgenen Inhalts der grün-rot geplanten und neuerdings auch in CDU mitregierten Ländern eingeführten Bildungspläne, um Beschädigung der inneren Identität unserer Kinder zu vermeiden. Denn die eigentümliche Reduzierung des Menschen auf seine Sexualität erfasst immer stärker nahezu alle Bereiche (Krippe, Kita, Schule). Vorallem die Schwächsten, die Kinder, werden möglicherweise ernste Probleme durch Gender Mainstreaming (social engineering) bekommen und damit die Zukunft unseres Volkes (Siehe auch in den hierzulande weitgehend unbekannten Studien z. B. von Prof. Annica Dahlström, Uni Göteborg: Innerhalb der letzten 15 – 20 Jahre einen Anstieg psychischer Erkrankungen bei schwedischen Mädchen um 1000 Prozent (Depressionen um 500 Prozent; Suizidrate finnischer Mädchen ist die höchste in Europa). [Einzelheiten über „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ sind in dem Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 6. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014: ISBN 978–3‑9814303–9‑4 und „Es trifft Frauen und Kinder zuerst – Wie der Genderismus krank machen kann“, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978–3‑945818–01‑5 nachzulesen]