
(Rom) Ein Stimmungsbild in drei Teilen des Klimas, das zum Jahresbeginn 2017 im Vatikan herrscht, dargestellt anhand einer Karikatur und zweier Zitate.
Der Vatikanist Sandro Magister führt Buch über die Stellungnahmen von Kardinälen zu den Dubia (Zweifeln) der vier namhaften Purpurträger Walter Kardinal Brandmüller, Raymond Leo Kardinal Burke, Carlo Kardinal Caffarra und Joachim Kardinal Meisner zum höchst umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia von Papst Franziskus. Magister verzeichnet, ob Kardinäle sich hinter die Dubia stellen oder das befremdliche Schweigen von Papst Franziskus unterstützen. Der aktuelle Stand lautet: „Die vier Kardinäle liegen 14:9 vorne“. Magister übernahm dazu eine Karikatur der traditionsverbundenen US-Nachrichtenseite The Remnant vom 30. Dezember 2016 mit einer klaren Botschaft:

Sie zeigt, daß die vier Kardinäle mit ihren Dubia auf dem sicheren Stamm der kirchlichen Lehre sitzen und von dieser Orthodoxie aus Papst Franziskus ihre Zweifel zu Amoris laetitia entgegenhalten. Der Papst hingegen sitzt mit seinen Anhängern am äußersten Ende eines abstehenden Astes. Er grollt sichtlich und dreht den Kardinälen und ihren Fragen beleidigt den Rücken zu. Der Vorsitzende der Rota Romana, Msgr. Pio Vito Pinto, beschimpft die vier Kardinäle als „Schismatiker“, während Kardinal Walter Kasper grinsend den Ast absägt, auf dem Papst Franziskus und Msgr. Pinto und er selbst sitzen.
Zitat 1
Am 26. Dezember 2016 schrieb Vatikanist Marco Tosatti auf seinem Blog Stilum Curiae über die Römische Kurie und die Ausübung der Leitungsvollmacht in der Kirche durch Papst Franziskus, die „perplex“ machen. Konkret geht es um die Weihnachtsschelte an die Kurienmitarbeiter, denen der Papst „böswilligen Widerstand“ vorwarf.
„Was man an der Kurie wahrnimmt, ist etwas anderes; und es handelt sich nicht um Widerstand, sondern um Angst, Unzufriedenheit und Gefühle, die einem ganz anderen Kontext zuzuordnen sind.“
Zitat 2
Ein portugiesischsprachiger Priester, der unter dem Pseudonym „Padre Romano“ den Blog Fratres in Unum betreibt, schrieb am 3. Januar 2017:
„Das Gespräch mit einigen, die im Vatikan arbeiten, bestätigte, was gesagt wird: In den Sacri Palazzi [Vatikan] herrscht ein Klima der Angst und des Mißtrauens. Ich wurde eingeladen das Büro zu verlassen und zwei Schritt zu gehen, weil – wie mein Gesprächspartner sagte, der immer mit leiser Stimme sprach: Die Wände haben Ohren.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Remnant
Selbst wenn die Angst der Kurienmitarbeiter, da sie ja von jedem von ihnen rein subjektiv erlebt wird, übertrieben und vielleicht deswegen auch von einer Portion Hysterie geprägt sein sollte – was gibt das für ein Bild in der Öffentlichkeit ab!
Wenn sich innerhalb der Mauern des Vatikan solch ein Gefühl der Beklemmung entwickeln konnte, spricht das nicht für die Führungsqualitäten des Hausherrrn, der doch eine Art Vater und Vertrauensperson für alle sein sollte.
Dies hat ein Kommentator auf kath.net geschrieben:
So langsam bekommt folgende Aussage des neu gewählten Papstes einen ganz anderen Sinn:
Der spanische Kardinal Carlos Amigo erzählte der Madrider Online-Zeitung „elmundo.es“, dass Franziskus im Scherz zu den Kardinälen, die ihn eben gewählt hatten, gesagt habe: „Möge Gott Euch vergeben, was Ihr getan habt.“
Je länger Franziskus Papst ist, umso größer werden meine Zweifel an ihn. Ich entdecke immer mehr Ähnlichkeiten zu dem, was Frau Merkel nicht nur mit dem deutschen Volk macht.
Traurig, geschockt, wütend und sehr nachdenklich beginne ich den neuen Tag. Es sind die Tage, wo ich gerne mit jemanden ein seelsorgerisches Gespräch führen würde – aber, mit wem?
Der zugehörige Artikel ist: http://kath.net/news/58050 (betrifft die Entlassung von 3 Priestern der Glaubenskongregation)
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Ist doch interessant, wie das Nachdenken einsetzt.… Gut so.
Es macht keinen Sinn, @Marienzweig, sich laufend in Gedanken zu ergehen, wie denn Franziskus eigentlich reden und handeln sollte und darüber Wunschlisten zu verfassen.
Es wird offenbar werden, was offenbar werden muss. Gut so. Gottes Vorsehung und Gottes Zulassung walten über allem!
Ja, Sie haben wohl recht mit Ihrem Hinweis an mich.
Immer sich vorzustellen, was hätte Papst Franziskus anders machen sollen, führt nicht weiter.
Innerlich habe ich mich ja längst gelöst von ihm, nun ist es an der Zeit, dies auch im Denken und Nachdenken über ihn zu tun.
Vielleicht hat der Papst und seine engsten Mitarbeiter alles verwandt? Deshalb der Rauswurf von 3 Priestern ohne Argument? Vielleicht habe sie zu laut untereinander gedacht oder waren mit ihrer Meinung im Weg?
Papst Franziskus ist der große Abräumer und läßt niemanden unverschont (und im Tiefsten nicht mal seine „Freunde“): er beseitigt die immergültigen Lehren und läßt auch Köpfe rollen.
Man kann es vielleicht auch so sehen: er ist einerseits die Rute Gottes, die gerechte Strafe für die vielen Irrungen und Wirrungen in der Kirche, für Bequemlichkeiten und krassen Unglauben bei Geistlichen wie Laien. Andererseits weiß er das aber selbst nicht, weil er selber in hohem Maße verwirrt ist.
Er versteht m.Er. weder die Dubia der 4 Kardinäle noch auch wirklich die Strippenzieher um Kardinal Kasper, nicht zu reden vom hoch gebildeten Kardinal Lehmann. Er ist vielmehr wie der Doktor Eisenbart, der die Leut‚ kuriert nach seiner Art- und das Publikum feixt.