
von Wolfram Schrems*
Als Reaktion auf Fragen und Bemerkungen, die im Gefolge meiner Serie über Fatima im März/April d. J. (Der Schlüssel zum Verständnis der Glaubenskrise – Fatima und die Pflicht der Hirten Teil 1, Teil 2 und Teil 3) und deren Epilog vom 25.06.14 aufgeworfen worden sind, soll im folgenden die derzeitige Situation Rußlands thematisiert werden. Freilich handelt es sich um Kommentare, die keinerlei Kenntnisse Rußlands von innen vorweisen können. Auch die innersten Beweggründe der agierenden Personen bleiben uns naturgemäß verborgen. Es soll hier nur um einen Daraufblick und eine Bewertung im Zusammenhang mit Fatima gehen. Das scheint mir – abgesehen von der noch immer ausstehenden Weihe Rußlands – aus zwei Gründen dringlich, nämlich um einerseits vor einem naiven „ökumenischen“ Optimismus gegenüber den getrennten Ostkirchen zu warnen, aber andererseits auch, um die medial gleichgeschaltete Propaganda gegen die derzeitige russische Führung als lügenhaft und hetzerisch zu demaskieren.
Ein Wort daher zunächst zur Geschichte:
Eine kritische Anmerkung zum kirchlichen und weltlichen Osten

Angesichts einer seit einigen Jahrzehnten im kirchlichen Milieu des deutschen Sprachraums erstarkenden Ostkirchenromantik (die freilich auch gute Gründe für sich ins Treffen führen kann, besonders im Bereich der Liturgie und Spiritualität) seien einige kritische Worte zum getrennten Osten gesagt.
Das Offenkundigste des von Rom getrennten Ostens ist dessen Untergang.
Die vier antiken Patriarchate des Ostens, Jerusalem, Konstantinopel, Antiochia und Alexandria sind heute von den Zionisten bzw. Moslems beherrscht, deren temporale Gestaltungsmöglichkeiten inexistent, deren kirchliche Freiheit massiv eingeschränkt. Das Unionskonzil von Florenz-Ferrara (1439), das die gesamte weitere Kirchen- und Weltgeschichte in nicht zu überschätzender Weise segensreich hätte prägen können, wurde in Konstantinopel selbst sabotiert, der Untergang des oströmischen Reiches 1453 war somit von Zeitgenossen und Nachgeborenen leicht als Strafe Gottes interpretierbar. Analog wird man sagen müssen, daß der historische Ungehorsam gegenüber Petrus auch den anderen östlichen Kirchen offenkundig nicht zum Segen gereicht ist.
Schisma der russisch-orthodoxen Kirche von Anfang an
Die „orthodoxe“ Kirche der Moskowiter versteht sich nach dem Fall von Konstantinopel 1453 als „Drittes Rom“ und steht somit im Schisma zum wahren Rom. Die Kontinuität von der Taufe der Kiewer Rus‘ 988 bis zur gegenwärtigen russischen Orthodoxie ist aus dem Grund prekär, weil erstere lange vor dem offiziellen Datum des Schismas von 1054 bzw. dem Zerwürfnis von 1204 stattgefunden hatte.
Kiew war, soweit ich recherchieren konnte, lange Zeit sowohl „römisch“ (sogar eine wichtige akademische Stätte der Latinität) als auch „oströmisch“. Die Moskowiter, die später das Christentum annahmen, befanden sich in einer anderen Situation, die sich durch ein gewisses anti-römisches Selbstbewußtsein (im doppelten Sinn „anti“, nämlich sowohl „gegen“ als auch „anstatt“) auszeichnete. Dieses besteht im Prinzip noch immer.
Zum schismatischen Zustand kommt dazu, daß die russisch-orthodoxe Lehre nicht der vollen geoffenbarten Wahrheit entsprechen kann, naturgemäß natürlich bezüglich des päpstlichen Universalprimates und der Ablaßvollmacht, aber auch bezüglich der marianischen Dogmen.
Der ukrainische katholische Metropolit Erzbischof Andreas Scheptitski (der Einfachheit halber in phonetischer deutscher Orthographie). Scheptitski (1865 – 1944) war von seiner Herkunft her Adeliger, Pole, bzw. aus im 19. Jahrhundert polonisierter ruthenischer Familie, und Angehöriger des lateinischen Ritus. Er nahm die ukrainische Kultur und Sprache an, wechselte zum byzantinischen Ritus und wurde Basilianermönch. Er gilt als einer der Großen der Ukrainisch-Griechisch-Katholischen Kirche im 20. Jahrhundert sprach in diesem Zusammenhang in seinen Veröffentlichungen von den „Orthodoxen“ als von „Abweichlern“ („dissenters“ in den englischen Übersetzungen, z. B. in Antoine Arjakovsky, Conversations with Lubomyr cardinal Husar, Towards a Post-Confessional Christianity, Ukrainian Catholic University Press, L’viv 2007). „Orthodox“ ist ja eine Eigenbezeichnung, die wir als Katholiken nicht uneingeschränkt mitvollziehen können (die aber im folgenden aus Gründen der Üblichkeit weiter verwendet wird).
Die Publizistik der Orthodoxie ist zudem (man beachte: trotz konziliarem Entgegenkommen auf katholischer Seite!) seit Jahrzehnten von einer starken anti-katholischen Voreingenommenheit bzw. Polemik geprägt, manche Ostkirchen akzeptieren die katholischen Sakramente nicht, die Mönchsrepublik Athos ist dem Vernehmen nach ein besonderes Treibhaus anti-katholischen Ressentiments.
Auf diesem Hintergrund ist auch die spezielle Ablehnung der mit Rom vereinigten Ostkirchen („Griechisch-katholische Kirche“, „Unierte“, Unionen bspw. von Brest 1596 und Uschhorod/Ungvár 1646) durch die getrennten Ostkirchen, besonders die russische, zu sehen. Auch heute findet man im Internet (nicht-offizielle) orthodoxe Stellungnahmen mit unverhohlenem Haß gegen die „Uniaten“. Soweit erinnerlich, hat bis dato noch kein Hierarch der getrennten Ostkirchen ein aufrichtiges Wort des Bedauerns für die oft sehr grausamen Verfolgungen der unierten Katholiken durch die „Orthodoxen“ ab dem 17. Jahrhundert (bspw. Martyrium des hl. Josaphat Kunzewytsch und des hl. Andreas Bobola SJ u.s.w.) gefunden.
Etwas anderes ist die Frömmigkeit oder gar persönliche Heiligkeit der Gläubigen und Geweihten im getrennten Osten:
Eine Bemerkung zur russischen Spiritualität
Was in meinem Artikel vom 25.06.14 vielleicht etwas zu harsch über die russische Frömmigkeit gesagt erschienen sein mag, soll hier etwas differenziert werden: Heidnische und abergläubische Einflüsse sind m. W. seit jeher in der Kirche des Ostens vorhanden, auch deswegen, weil die orthodoxe Kirche keine dermaßen präzise Theologie und Kanonistik hervorgebracht hat wie die römisch-katholische. Daher konnte sich auch mehr an Dissens einschleichen als im Westen, der aber auch von Heidentum und Aberglauben nie ganz frei war.
Man muß anerkennen, daß etwa die anonymen Aufrichtigen Erzählungen eines russischen Pilgers (Mitte 19. Jhdt.) eine Perle der Spiritualität darstellen. Man liest dieses Buch mit großem Gewinn (und mir sind keinerlei Häresien oder Polemiken gegen die Katholische Kirche erinnerlich).
Besonders genannt zu werden verdient auch Wladimir Solowjews Kurze Erzählung vom Antichrist (1900), ein ganz außerordentliches Buch mit einem eindeutigen Bekenntnis zum Primat des römischen Papstes.
Zweifellos haben Russen für ihren Glauben vieles erlitten bzw. erreichten aufgrund des Glaubens eine große Dulderkraft angesichts widriger Lebensumstände. Man wird sowohl bei einfachen Menschen als auch bei Mönchen, Einsiedlern und Starzen eine vorbildliche christliche Lebenshaltung finden.
Damit zu einer Bemerkung über die politische Geschichte Rußlands:
Das Zarenreich – weder zu glorifizieren noch zu verteufeln
Es wäre nicht gerechtfertigt, die Zustände des Zarenreiches zu glorifizieren. Armut und Leibeigenschaft waren das Los vieler Menschen. Behördenwillkür und mangelnde Rechtssicherheit sind in einem autokratischen System Teil der Systemlogik. Man muß als Katholik besonders im Auge behalten, daß die Zarenherrschaft – von einigen löblichen Ausnahmen abgesehen – für die Katholiken meist Unterdrückung bedeutete, besonders für die Katholiken der hl. Union von Brest. (Aus österreichischer und deutscher Sicht ist auch zu beachten, daß das Zarenreich offenbar unter französischem Einfluß Serbien in seiner konspirativen und aggressiven Politik gegen Österreich-Ungarn und Deutschland im Vorfeld des Attentats von Sarajewo ermutigte. Somit müssen sich auch diese Mächte die Frage der Mitschuld am Krieg stellen lassen.)
Andererseits war die Zarenherrschaft des 18. und 19. Jahrhunderts nicht so schlecht, wie es heutzutage häufig suggeriert wird. Man muß Gerechtigkeit walten lassen und für historische Urteile die Üblichkeiten der jeweiligen Zeit berücksichtigen.
Die Zarenherrschaft war jedenfalls gewissermaßen paradiesisch verglichen mit dem Horror, der sich ab der Februarrevolution 1917 und erst recht mit der Machtergreifung der Bolschewiken im Oktober desselben Jahres entfaltete (vgl. Alexander Solschenyzin, Zweihundert Jahre zusammen, und Orlando Figes, A People’s Tragedy), als Massenerschießungen und inszenierte Hungersnöte Millionen von Menschenleben forderten.
Die Gestalt des Zaren führt uns aufgrund einer heute weitverbreiteten Assoziation zum aktuellen Thema:
Wer ist Wladimir Putin?
Zunächst das Evidenteste: Wir wissen es nicht, individuum est ineffabile, die ganze Motivationspsychologie und andere Pseudo-Wissenschaften sind für die Fische.
Was aber interessant ist, ist, daß ganze Heerscharen an bezahlten Schreiberlingen vorgeben zu wissen, wer er ist, was er will, was ihn motiviert, und gleichzeitig so tun, als wären sie im Besitz der moralischen Maßstäbe zu dessen Verurteilung.
Was die offenkundig gleichgeschaltete westliche Presse damit intendiert, bleibt schleierhaft. Es sei denn, es handelt sich um eine psychologische Vorbereitung der Massen auf einen Angriffskrieg gegen Rußland durch die NATO.
In Zeiten, in denen ein Kriegstreiber zum Friedensnobelpreisträger ausgerufen und ein anderer Politiker, der durch Widerstand gegen den Kriegstreiber viel Blutvergießen verhindert hat, zum Diktator erklärt wird, sind die ethischen Maßstäbe offensichtlich durcheinander geraten.
Treten wir daher einige Schritte zurück und betrachten wir die Situation so unvoreingenommen wie möglich:
Dabei gibt es derzeit mehrere Szenarien, die denkmöglich sind – als Gedankenexperimente:
- Die Auseinandersetzung Rußlands mit den USA über der Ukraine und Syrien und anderen strategischen Zielen ist reines Theater. Putin und Obama sind zum Zweck der Täuschung der Weltöffentlichkeit darin übereingekommen, Säbelrasseln zu inszenieren und dabei auch lokale Konflikte mit Toten in Kauf zu nehmen. In Wirklichkeit ist aber alles abgesprochen, Putin ggf. für sein Mitspielen und seine allfällige Auslieferung russischer Interessen gut bezahlt.
Dieses Szenario halte ich für praktisch ausgeschlossen.
- Putin ist als zutiefst geprägter KGB-Mann ein Mann des Kommunismus und strebt die Wiedererrichtung der Sowjetunion unter kommunistischen Vorzeichen an. Die Siegesparade im vergangenen Mai spielte mit stalinistischer Nostalgie. Alle Gesten orthodoxer Frömmigkeit sind reine Täuschungsmanöver, Putin ist entschiedener Atheist.
Auch dieses Szenario scheint als ganzes nicht plausibel.
Das wahrscheinlichste Szenario ist m. E., daß eine gewisse Sowjetnostalgie oder eine zaristische Großmachtnostalgie oder eine Mischung aus beiden, an sich nicht völlig kompatiblen, Elementen das Denken und Handeln Putins beeinflussen.
Putin ist vermutlich ein Patriot, der sich für sein Land verantwortlich fühlt – ob vor Gott oder der „Geschichte“ oder wem auch immer, ist natürlich nicht auszumachen. Damit unterscheidet er sich von den westlichen Politikern, die sich für die Interessen ihrer Völker offensichtlich nicht verantwortlich fühlen.
Naheliegend ist, daß Putin – wie durch die Neutralisierung etlicher „Oligarchen“ bewiesen – keinen von außen kommenden Handlungsanweisungen gehorchen, dafür aber die Integrität seines Landes und die Interessen des Volkes schützen will. Es ist durchaus naheliegend, daß internationale Kreise ihm die Demütigung gewisser „Oligarchen“ besonders die Verhaftung und Verurteilung des M. Chodorkovski (durch ein Gericht selbstverständlich) übel genommen haben und sich rächen wollen.
Daraus würde folgen, daß Putin gewisse moralische Grundsätze internalisiert hat. Vielleicht hat er sich sogar dem christlichen Glauben innerlich angenähert – zu welchem Ausmaß auch immer.
Jedenfalls sind etliche seiner Reden, in denen er dem Westen Dekadenz, sogar die Anbetung des Teufels vorwirft und in denen er sich gegen eine US-geführte unipolare Welt ausspricht, durchaus zu unterschreiben. Auch Maßnahmen zur Eindämmung der Abtreibung und zum Schutz der Jugend vor Homosexuellenpropaganda sind zu begrüßen.
Daraus folgt natürlich keine übertriebene Hoffnung, schon gar nicht irgendein politischer „Messianismus“ (wie man denen oft unterstellt, die in die medial verordnete Verteufelung Putins nicht einstimmen wollen). Der ohnehin blasphemisch wäre, weil jeder „Messianismus“ dem wahren Messias widerstreiten würde. Auch übertriebene spirituelle Erwartungen sollte man sich nicht machen.
Was aber angezeigt ist, ist, die Proportionen zu beachten, denn „die Wahrheit liegt in der Proportion“ (Hilaire Belloc): Wer als Medienschaffender streng über Putin richtet, müßte gleiche Maßstäbe an die Herrscher des „freien Westens“, der längst zur Makulatur verkommen ist, anlegen. Obama, Barroso, Juncker, Merkel, Schulz – wem fühlen sich diese Leute eigentlich verpflichtet? Gott? Ihren Völkern? Offensichtlich weder noch.
Ist unseren Schreiberlingen bewußt, daß der „Westen“ ein unfaßbares Desaster im Irak, in Afghanistan und in Syrien angerichtet hat und damit am Tod und der Vertreibung von Millionen Christen mitschuldig ist? Ist unseren ferngesteuerten Politikern bewußt, daß es unter anderem Putins harte Haltung war, daß die USA nicht auch noch in Syrien selbst mit verheerenden Folgen militärisch eingegriffen hat? Ist es den Kirchenführern bewußt, daß sich Rußland in Syrien ausdrücklich als Schutzmacht der Christen gegenüber den vom Westen geförderten Jihadisten verstanden hat?
Es war z. B. Russia Today, das über die Situation der Christen in Syrien berichtet hat. Die westlichen Medien haben fast durchgehend gellend geschwiegen.
Wir wissen schon, daß Nachrichtensender Propaganda machen, auch die russischen. Aber es ist aus dem Bewußtsein der gehirngewaschenen Massen im Westen verschwunden, daß die westlichen Medien nur noch eine Scheinwelt produzieren.
Daher wird man Putin einen gewissen Kredit gewähren müssen. Er ist zweifelsfrei nicht die bösartige Gestalt, als die er derzeit hingestellt wird (Übrigens: Vor etwa einem halben Jahr waren als Titelseite mehrerer deutschsprachiger Wochenzeitungen zum selben Erscheinungszeitraum [!] verfremdete Darstellungen des Gesichtes Putins zu sehen, meistens als „Joker“ oder sonst als eine Horrorgestalt. Das zeigt wieder einmal, in wie wenigen Händen die „freie“ westliche Presse ist und von welchen Kräften sie gesteuert wird. Nein, es gibt wirklich keinen Grund, sich über russische Zensurmaßnahmen zu echauffieren!).
Kommen wir zu einer Bewertung im Licht von Fatima:
Die geistigen Bewegungen in Rußland – äußerst ambivalent
Daß sich die bedingungsweise Prophezeiung in Fatima erfüllt und Rußland „bekehrt“ hätte, ist – wie schon andernorts gesagt – offensichtlich nicht der Fall. Daß sich hunderttausende Menschen in Moskau stundenlang anstellen, um einer Reliquie (nämlich dem Gürtel der Gottesmutter) vom Athos die Reverenz zu erweisen (2011), ist erfreulich aber noch nicht entscheidend
Im Gegenteil scheint sich auch die Russisch-Orthodoxe Kirche von einer wahrheitsgemäßen Aufarbeitung ihrer Vergangenheit zu entfernen, nachdem sie vor kurzem den Kommunistenführer Gennadi Sjuganow mit ihrem höchsten Orden ausgezeichnet hat (!).
An die geistlichen Führer müssen naturgemäß strengere Maßstäbe angelegt werden als an die weltlichen („Wem viel gegeben ist, von dem wird viel Rechenschaft gefordert“: Lk 12, 48). Aus diesem Grund wird man als Katholik die inakzeptable pro-kommunistische Nostalgie kirchlich-orthodoxer Kreise und deren latente anti-römische Haltung viel mißbilligender beurteilen müssen als etwa die pragmatische Interessens- bzw. Realpolitik Putins zugunsten des ihm anvertrauten Volkes. Was an sich ohnehin klar ist.
(Aber auch hier ist eine Relativierung notwendig: Man wirft der Russisch-Orthodoxen Kirche in den westlichen Medien oft vor, staatshörig zu sein. Dieser Vorwurf ist grundsätzlich sicher zutreffend. Fairerweise muß man aber auch hier die Proportionen beachten und die Obrigkeitshörigkeit von ganzen Bischofskonferenzen im Westen, Österreich und Deutschland eingeschossen, thematisieren. Es ist lächerlich, die getrennten russischen Bischöfe als unwürdige Staatsknechte darzustellen und zur selben Zeit die rückhaltlose Unterwerfung fast aller deutschsprachiger katholischer Bischöfe unter den Zeitgeist und dessen politische Verwalter außer Acht zu lassen. Immerhin treten die orthodoxen Bischöfe eindeutig gegen Genderwahn, Homosexualismus und Kirchenschändung ein.)
In diesem Zusammenhang sei auch noch Professor Alexander Dugin genannt, der als Ideenlieferant bzw. als politischer Berater von Präsident Putin gilt. Ganz abgesehen davon, ob Dugin tatsächlich Einfluß auf Putin hat oder nicht (aus verschiedenen Gründen scheint das ziemlich zweifelhaft), ist die Frage nach der Qualität seiner geistigen Produktion zu stellen. Dabei wird man feststellen, daß Dugin Gutes und Wahres mit Verworrenem und Absurdem vermischt. Als Katholik wird man diese Melange als ganze unmöglich akzeptieren können.
Die Schlußfolgerung lautet also: Die Lage ist also verworren.
Das haben wir vorher auch schon gewußt.
Der Gordische Knoten könnte nur von der „Knotenlöserin“ entwirrt werden.
Das führt uns zum
Fazit
Vor etwa vier Jahren sprach ich mit einem betagten Gentleman alter Schule, einem hervorragenden Kenner Rußlands und Ostmitteleuropas, zum gegenständlichen Thema. Er äußerte dabei mit den Worten eines zeitgenössischen Autors, dessen Namen ich leider vergessen habe, sein Bedauern, daß Rußland nicht katholisch geworden sei. Solche Worte aus seinem Munde zu hören, war für mich eine große Überraschung. Damit bestätigte er wissentlich oder unwissentlich, was die Botschaft Fatimas bzw. das „Zweite Geheimnis“ ausmacht: Weihe und Bekehrung Rußland.
Hier liegt der Schlüssel zur Heilung Rußlands und zu einer Ausgießung großen Segens über die Menschheit.
Jedem denkenden Katholiken mit Geschichtsbewußtsein muß klar sein, daß das Schisma des Ostens nicht einfach schicksalshaft ist. Es beruhte auf den Entscheidungen der agierenden Personen. Es hätte nicht sein müssen. Die Geschichte hätte auch anders laufen können. Man stelle sich nur einmal auf dem Weg des Gedankenexperimentes vor, welche gewaltige spirituelle Kraft ein katholisches Rußland hätte – und wie viele Katastrophen den Völkern Rußlands und Europas erspart geblieben wären.
Mittlerweile ist die Lage aber dermaßen verworren, daß es mit politischen und diplomatischen, auch „ökumenischen“ Mitteln alleine unmöglich geworden ist, politischen Frieden, Heilung und Einheit im wahren Glauben zu erreichen.
Da Rußland wegen seines gewissen spirituell-theologischen Vakuums aufgrund seiner Trennung von der universalen Kirche zum Zielgebiet anarchistischer, marxistischer und sonstiger Subversion geworden ist, konnte es 1917 zu einer politisch und militärisch mächtigen Geißel der Menschheit werden. Es hat „seine Irrtümer“ über die ganze Welt verbreitet – bis in die Katholische Kirche hinein. Das II. Vaticanum hat sich als kolossaler Fehlgriff erwiesen, die Weigerung, den Kommunismus am Konzil ausdrücklich zu verurteilen, als schändlicher Verrat.
Diese Verwirrung war die bedingungsweise Warnung von Fatima. Sie ist eingetreten. Insofern haben die geschichtlichen Ereignisse die Prophezeiungen Fatimas eindrucksvoll bestätigt.
Die Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter wurde 1929 und danach eben nicht durchgeführt. Andererseits hat der Weiheakt von Johannes Paul II. 1984 zweifellos gewisse Segnungen hervorgebracht. Immerhin ist das Sowjetsystem mit seinem ganzen Terror verschwunden. Alte Dämonen sind aber noch immer aktiv, wie im immer noch existierenden kultischen Grabmal Lenins sinnbildlich symbolisiert.
Die jetzige spirituelle Situation Rußlands ist eben alles andere als klar, es gibt Licht und Schatten. Es ist auch denkbar, daß Rußland noch einmal eine Geißel für die apostasierten europäischen Völker wird. Ein dementsprechendes Szenario ist, daß sich die umnachteten Europäer unter amerikanischer Hegemonie zu einem Angriffskrieg auf Rußland hinreißen lassen – oder zu feindseligen Provokationen – und Rußland siegreich zurückschlägt.
Die Lage ist also nicht nur verworren sondern auch dramatisch. Ein Funke kann ungeheure Katastrophen nach sich ziehen.
Die oberste kirchliche Autorität muß daher die verlangte Weihe endlich durchführen. Das muß unsere Gebetsintention und Gegenstand unserer Petitionen sein.
Schließlich weiß der emeritierte hl. Vater Papst Benedikt über Fatima, einschließlich das „Dritte Geheimnis“, das er gelesen hat, bestens Bescheid. Er hatte dieses Wissen nur leider nicht adäquat umgesetzt. Wir hoffen, daß er dieses Wissen noch rechtzeitig einbringen kann. Es ist nicht auszudenken, was passiert, wenn dieser Akt des Glaubens noch länger hinausgeschoben wird. Andererseits kann man sich nicht vorstellen, welche Segnung der Triumph des Unbefleckten Herzens im kirchlichen und weltlichen Bereich nach sich ziehen muß, einschließlich der verheißenen Periode des Friedens.
Es würde allen wie Schuppen von den Augen fallen.
*MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, katholischer Theologe und Philosoph, kirchlich gesendeter Katechist