
(Wien) Wofür steht die Caritas? Caritas-Direktoren genießen in Österreich seit Prälat Leopold Ungar (Direktor 1964–1991) besondere mediale Aufmerksamkeit. Es folgten Helmut Schüller (1991–1995), heute bekannt als Vorsitzender der ungehorsamen Priester; Franz Küberl (1995–2013) als bisher einziger Laie; und seit Herbst 2013 Msgr. Michael Landau. Doch wofür steht die Caritas eigentlich, die sich selbst als „Konzern der Nächstenliebe“ bezeichnet? Dieser Frage geht der Theologe und Philosoph Wolfram Schrems mit seiner sensiblen Beobachtungsgabe für gesamtgesellschaftliche und vor allem innerirchliche Entwicklungen in seinem jüngsten Aufsatz nach. Das Ergebnis ist ernüchternd. Zuletzt wurden von Wolfram Schrems folgende Aufsätze veröffentlicht: Vorbild im Bekennermut – Notwendiger Nachruf auf Bischof Kurt Krenn und Noch einmal Rücktritt von Papst Benedikt XVI. – Von der Zweideutigkeit eines Pontifikates.
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Die Caritas und die „false-flag-operations“ des österreichischen Restkatholizismus
von Wolfram Schrems *
Seit Jahren fragen sich Katholiken und Nicht-Katholiken in Österreich, wofür die Caritas eigentlich steht und inwiefern sie noch eine Einrichtung der Katholischen Kirche ist oder ob sie mittlerweile doch eine Vorfeldorganisation der hochgelobten und rot-grün gefärbten „Zivilgesellschaft“ geworden ist.
Trotz dieser ideologischen Nähe ist es aber etwas neues, daß ein Postgewerkschaftler eine Kampagne zum Kirchenaustritt androht, weil der Caritas-Präsident umgeschulte Postbeamte grundsätzlich für unqualifiziert hält, Asylangelegenheiten zu bearbeiten. Normalerweise sind Gewerkschaft und Caritas inhaltlich nicht weit von einander entfernt. Aber in diesem Fall hat selbst ein linker Caritas-Präsident ein Tabu gebrochen. Was an der Landauschen Vorgangsweise aber am meisten irritiert, ist, daß ihm die Anliegen der Massenimmigration offenbar wichtiger sind als die der heimischen Bevölkerung.
Landau wird so zitiert: „Ich halte es für hochproblematisch, wenn in dieser sensiblen Materie, wo es um Leben und Tod geht, künftig angelernte Postbeamte entscheiden sollen, auch wenn ich Umschulungsmaßnahmen grundsätzlich für sinnvoll halte (…) Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand in Österreich seine persönliche Freiheit in die Hände eines noch so qualifizierten Postbeamten legen möchte“ (siehe).
Das hat die Postgewerkschaft auf den Plan gerufen. Dort überlegt man, zu einer Kirchenaustrittsaktion aufzurufen (siehe).
Zum Hintergrund:
Ende November 2013 übernahm Hochwürden DDr. Michael Landau, Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien, das Amt des Präsidenten der gesamtösterreichischen Caritas aus den Händen seines Vorgängers Franz Küberl. Der Öffentlichkeit war er ja kein Unbekannter gewesen, gemeinsame Auftritte mit sozialdemokratischen und grünen Politikern und Parteinahme in deren Sinn sorgten für publicity (vgl. Profil, Global2000, Kath.net und Der Standard). Angesichts dieser und anderer Aussagen und Auftritte hat man einfach nicht das Gefühl, hier einen katholischen Christen vor sich zu haben, einen Priester schon gar nicht. Eine der vielen false flag operations in der Kirche Österreichs? Wieder ein Würdenträger, der eine andere agenda betreibt und die verbliebenen Gläubigen zum Narren hält? Genauso sieht es aus.
Daher zur Illustration einige der abwegigen Optionen des Herrn Präsidenten.
Option für die Armut
Auf der Homepage der Caritas findet sich die folgende, in ihrer inhaltlichen Aberwitzigkeit und sprachlichen Verdrallung kaum zu übertreffende Aussage: „Der neue Caritas Präsident Michael Landau hat sich gegen „Wohlstands-Inseln“ ausgesprochen, ohne explizit Vermögenssteuern zu fordern“ (siehe).
Man glaubt, im falschen Film gelandet zu sein, bei der KPÖ oder der Sozialistischen Linkspartei oder sonst irgendwo in der marxistischen Wahnwelt.
Es geht dem Herrn Präsidenten also nicht darum, im Sinne der katholischen Soziallehre Wohlstand durch unternehmerische Initiative im Rahmen rechtsstaatlicher Verhältnisse, niedriger Steuern und stabiler Währungspolitik zu schaffen. Es geht ihm nicht um die Zehn Gebote, von denen zwei das Privateigentum schützen. Es geht ihm offen um Umverteilung, eine der vielen kranken Ideen des Marxismus. Offensichtlich sollen die „Wohlstands-Inseln“ verschwinden – und alle sollen dann gleich arm sein. Will er jetzt Armut bekämpfen oder Armut schaffen? Ein nicht unwesentlicher Unterschied.
Option für kollektivistische Staatsallmacht
Ein wohlmeinender Zeitgenosse könnte den Herrn Caritaspräsidenten fragen, von wo dieser glaube, daß Mittel für die Werke der Nächstenliebe erwirtschaftet werden, wenn nicht von „Wohlstands-Inseln“? Alleine die Frage zu stellen, verrät jedoch Unkenntnis des Status quo. Es geht bei der Caritas nämlich schon längst nicht mehr um „Werke der Nächstenliebe“ sondern um eine Art Sozialindustrie. Die wird auch nicht von freiwilligen Spenden der Gläubigen finanziert sondern von konfisziertem Steuergeld. Analog dazu leben die gewaltig aufgeblähten kirchlichen Apparate vom mithilfe eines Gesetzes aus der NS-Zeit zwangsweise eingetriebenen Kirchensteuergeld.
Angesichts fleißiger und ehrlicher Unternehmer, die unter hohem Risiko, hoher Steuerbelastung und gleichsam institutionalisierter Kritik durch kirchliche (wenn auch pseudo-katholische) Pseudo-Moralisten vielen Menschen Arbeit geben und mit ihren Produkten Bedürfnisse anderer abdecken, ist die saloppe Rede von „Wohlstands-Inseln“ verantwortungslos und dumm. Man fühlt sich hier an das analog kampagnisierte Gerede von den „Steueroasen“ erinnert, die ja auch abgeschafft werden müssen. Es läßt einen erschaudern, wenn man sich vor Augen führt, daß „Insel“ und „Oase“ zu negativ konnotierten Ausdrücken geworden sind. Wir leben also in einer Welt, in der eine „Oase“, normalerweise etwas erfreuliches, zu einer abzuschaffenden, mithin regelrecht zu „verwüstenden“ Region geworden ist!
Wäre Herr Landau ein glaubwürdiger Caritaspräsident, müßte er „Wohlstands-Inseln“ verteidigen. Denn „Wohlstand“ ist – richtig verstanden und gut gelebt – etwas positives. Historisch gesehen waren es an erster Stelle die Klöster, die – bei persönlicher Bedürfnislosigkeit – für viele „Wohlstand“ geschaffen und unsere Länder nachhaltig geprägt haben. Wäre Herr Landau also ein glaubwürdiger Caritaspräsident, dürfte er nicht den „Wohlstand“ verurteilen, sondern müßte exorbitante Akkumulationen von Reichtum anprangern, die in den seltensten Fällen moralisch und legal zustandekommen: durch Verbrechen, durch mafiöse Umtriebe wie Schutzgelderpressung, Schlepperunwesen, Währungsmanipulationen u. dgl. Er müßte die „Wohlstands-Inseln“ wie durch steuergeldfinanzierte geschützte Bereiche im öffentlichen Dienst, in der „Kultur“ und in den „NGOs“ kritisieren, wo es sehr schnell zu parasitärem Verhalten kommt. Nicht zu vergessen, die Kirchensteuer, die vielen kirchlichen Angestellten eine bescheidene, aber erquickliche „Wohlstands-Insel“ bei eher geringem persönlichen Risiko und erträglicher Arbeitslast beschert, wobei aber eine politische und kulturelle Außenwirkung der kirchlichen Apparate und ein Nutzen für die Gläubigen nicht erkennbar ist. Nachdem es Herrn Landau ja um „Vermögenssteuern“ geht (wenn auch ausdrücklich nicht „explizit“ – wie paradox), kann er diese Art der „Wohlstands-Inseln“ nicht gemeint haben, weil diese ja keine Steuern bezahlen, sondern auf irgendeine Weise davon profitieren.
Sozialstaatliche und caritative Einrichtungen müssen Nothilfe bieten, dürfen aber keine Dauerlösung sein. „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“, sagte der Apostel Paulus (2 Thess 3, 10). Andererseits besteht kein universales Menschenrecht, in Österreich arbeiten zu dürfen. Ein staatliches Gemeinwesen hat nach naturrechtlicher und katholischer Ordnung selbstverständlich das Recht und die Pflicht, sich vor Überstrapazierung seiner Möglichkeiten zu schützen. Es wäre wichtig, in den betreffenden Herkunftsländern funktionierende Volkswirtschaften aufzubauen, genauso wie es wichtig wäre, die österreichische Wirtschaft durch niedrige Steuern und rechtsstaatliche Verhältnisse zu schützen.
Option für den Neid
Zu einer katholisch orientierten Sozialpolitik gehört notwendigerweise die radikale Bejahung menschlicher Ungleichheit. Wie es im Gleichnis (Mt 25, 14–30) dargestellt wird, sind die Talente eben ungleich verteilt. Dagegen gibt es keine Beschwerdemöglichkeit. Begabungen, Lebensglück, Gesundheit – alles ist ungleich verteilt, manche Unbill ist durch Eigeninitiative und glückliche Fügung zu ändern, andere nicht. Auf keinen Fall darf die Gesinnung des Neides, eine der Sieben Hauptsünden, bedient werden. Nicht einmal „begehren“ darf man, was der andere hat. Eine freie Gesellschaft beruht auf Ungleichheit. Die katholisch geprägten Staaten des „Mittelalters“ verhinderten weitestgehend große Armut und überschießenden Reichtum (ein Thema des katholischen englisch-französischen Historikers Hilaire Belloc). Das vorreformatorische England ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Die „Reformation“ des 16. Jahrhunderts plünderte die Kirchengüter, löste die Gilden auf und konfiszierte deren Besitz. Wohlfahrtspflege der Klöster und soziale Stabilität durch die Gilden waren mit einem Schlag vernichtet. Einige wenige wurden sehr reich, eine große Masse verarmte.
Der Soziologe Helmut Schoeck hat in seinem epochalen Werk Der Neid und die Gesellschaft (1971) geschrieben: „Die im Neuen Testament gelehrte Ethik wollte die differenzierte menschliche Existenz in einer Welt sichern, die voller Neider war und sich nicht auf eine Gesellschaft der Gleichen hin entwickeln würde. (…) Selbstverständlich sollen bestimmte ostentative Gesten des Hochmutes, der Verschwendung vermieden werden, aber nie die gute menschliche Leistung, die sinnvolle Tat, das Fest, nur damit der Neider seinen Frieden hat.“
Das sollten sich alle Exponenten der kirchlichen Sozialindustrie hinter die Ohren schreiben.
Option für marxistische Gesellschaftspolitik
Schließlich hat sich Herr Landau auch für Kindergartenpflicht ausgesprochen, sowie – selbstredend – für die Gesamtschule. Im Zuge der Debatte zur Pflegefinanzierung fiel sogar das häßliche Wort von der „Erbschaftssteuer“. Das ist eine besonders abscheuliche Sache, da das vererbte Eigentum ja schon besteuert worden ist, und zwar x‑fach. Zudem stammt die Idee der Abschaffung des Erbens aus dem Kommunistischen Manifest.
Noch einmal: Man hat bei Landau einfach nicht den Eindruck, daß ein Katholik spricht, um wieviel weniger ein Priester. Man hört aus der Caritas ja auch keinerlei zum Thema Abtreibung, Schutz der Familie, Schutz der Kinder vor sexueller Indoktrination in der Schule u. dgl.
Option für innerkirchliche Subversion
Im ORF-Radio-Interview „Im Journal zu Gast“ kurz nach seiner Wahl nannte er auch den Anführer der „Pfarrerinitiative“, Pfarrer Helmut Schüller, und meinte – offensichtlich ohne Ironie – daß dieser ein guter Bischofskandidat wäre.
Ein Bild sagt auch hier mehr als tausend Worte (Bild anschauen):
Die Wölfe im – nur notdürftig verhüllenden – Schafspelz sind weit gekommen in der desorientierten Kirche Österreichs. Man wird mit Abscheu erfüllt, wenn man sich vor Augen führt, welche Verwirrung diese Leute auslösen – eine Verwirrung, die für das individuelle und soziale Leben Folgen hat. Es ist gar keine Frage, daß hier eine konspirative Strategie weitgehend zum Erfolg geführt hat. Die verkündeten Lehren bzw. Irrlehren haben mit katholischen Inhalten nichts mehr zu tun. Die Kirche ist eine Vorfeldorganisation der irdisch Mächtigen geworden. Man muß hier auch die theologische Frage stellen, inwieweit diese Leute überhaupt noch in einem relevanten Sinn zur Kirche gehören.
Wofür sich Michael Landau einsetzen müßte
Die einseitige Parteinahme für „die Armen“ ist abzulehnen. Sie stößt alle vor den Kopf, die Armut durch ehrliche unternehmerische Leistung bekämpfen bzw. durch die Schaffung von Arbeitsplätzen anderen die Erarbeitung ihres Lebensunterhaltes ermöglichen. Auch diejenigen, die nicht „arm“ sind, benötigen daher moralische Unterstützung seitens kirchlicher Strukturen.
Wertschöpfung und Produktion sind etwas gutes – solange sie nicht vergötzt und zum Lebenssinn erhoben werden. Der Lebenssinn liegt jenseits dieses Lebens – und zwar für Arme und Reiche gleichermaßen. Der Lebenssinn liegt für alle in Jesus Christus. Das würden wir gerne einmal von den Herren Kirchenführern auf eindeutige Weise hören – und zwar ohne die übliche Umlügung Christi in einen Sozialrevolutionär oder Utopisten.
Schließlich fehlen seit 1975 die quasi-legal abgetriebenen Kinder. Auch und gerade die Caritas müßte sich unzweideutig gegen den verschwiegenen Mord an den ungeborenen Kindern einsetzen. Im Gegenteil ist die Caritas über die Kooperation mit öffentlichen Stellen aber in die Abtreibungsindustrie eingebunden.
Fazit
Die Politik der österreichischen Kirche im allgemeinen und der Caritas im besonderen beschädigt die christliche Zivilisation und begünstigt den sozialistischen Zeitgeist. Insofern ermutigt sie auch mehr oder weniger direkt diejenigen Aktivisten, die ihre sozialistische Gesinnung auf verschiedene Weise auf der Straße zum Ausdruck bringen. Kirchliche Verbindungen zum weit links stehenden Milieu sind ohnehin notorisch. Als Ferment dient eine ideologisch aufgeladene und finanziell gut ausgestattete Asyl- und Migrationsindustrie. Diese ist so sensibel, daß schon der Vorschlag, Postbeamte für Asylaufgaben umzuschulen, als inakzeptabel empfunden wird und beim Caritaspräsidenten auf Ablehnung stieß. Das wurde als Verunglimpfung der Postler aufgenommen und rief wiederum den Vorsitzenden der Postgewerkschaft auf den Plan, wie oben festgestellt.
Dieses Chaos muß von Eminenz Kardinal Schönborn mitverantwortet werden. Bei einem „Talk“ (sic!) im Rahmen der Wiener Stadtmission 2003 (Was hat die eigentlich gebracht?) sagte er nämlich wortwörtlich: „Wenn die Caritas spricht, spricht damit auch die Kirche. Wenn der Caritasdirektor Landau etwas sagt, ist das genauso gewichtig, wie wenn ich selbst es sage“ (siehe). Als Dogmatikprofessor mußte der Kardinal wissen, daß das falsch ist, da die bischöfliche Vollmacht nicht delegierbar ist. Aus irgendwelchen Gründen hat er es aber doch gesagt. Das heißt aber, daß er für die Politik der Caritas in erhöhtem Ausmaß Mitverantwortung trägt. Angesichts dieser ganzen Verwirrung stellt sich die Frage, inwieweit lokalkirchliche Aussagen überhaupt noch bindend sind.
Operationen unter falscher Flagge – das ist der Eindruck, den man in der Kirche Österreichs und der Caritas seit langer Zeit hat. Das innerkirchliche Immunsystem funktioniert nicht mehr, subversive Elemente gelangen ungehindert ins Weiheamt, die Bischöfe bekämpfen allenfalls glaubenstreue Priester und Laien. Nachdem also im Episkopat weit und breit kein ernsthafter Wille zur Rückbesinnung auf die Substanz des Glaubens feststellbar ist, geht der Abbruch unvermindert weiter. Dann sind aber die innerkirchlichen „Wohlstands-Inseln“ auch bald Geschichte.
*MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, katholischer Theologe und Philosoph, kirchlich gesendeter Katechist, reiche innerkirchliche Erfahrung, umfangreiche Publikations- und Vortragstätigkeit
Bild: Wikicommons/SPÖ/Thomas Lehmann
Ein herzliches „Dankeschön“ für diesen so pointierten, gestochen scharfen Bericht, für diese Analyse, die in erschreckender Weise den Zustand unseres Landes und der Kirche in unserem Land beschreibt.
Diese Tatsachen tun jedem Menschen unendlich weh, der das Vaterland und die Heilige Katholische Kirche liebt.
Gott schütze Österreich!
Dem kann ich mich nur vollinhaltlich anschließen. Die Analysen von Wolfram Schrems sind immer großartig.
Glänzende Analyse!
Siehe auch http://www.caritas.at/mitarbeit-bildung/caritas-lehrgang-asyl-und-fremdenwesen/:
Die Caritas unterstützt voll die Agenda der transatlantischen Globalisten, die das christliche Abendand durch Umvolkung zerstören wollen.