(Paris) Christenfeindlichkeit gibt es nicht nur dort, wo Dschihadisten auftreten. Christenfeindlichkeit will sogar auf Privatgrundstücke eindringen. In der französischen Stadt Menton wurde ein in einem Privatgarten errichtetes Denkmal für die ungeborenen Kinder zum Angriffsziel von Feministen und Abtreibungsaktivisten.
Die Skulptur steht im Garten des Hotel des Ambassadeurs, wo unter dem Motto „Ode an das Leben“ seit 1. Oktober die erste Biennale d’Art Contemporain Sacré (Biennale für sakrale Gegenwartskunst) stattfindet. An der international ausgerichteten Veranstaltung, die bis zum 31. Oktober dauern wird, beteiligen sich mit ihren Exponaten mehr als 200 Künstler aus aller Welt.
Im Garten des Grand Hotel wurde zur Eröffnung die monumentale Bronzeskulptur der bekannten, im niederländischen Arnheim geborenen Künstlerin Daphne du Barry aufgestellt. Die Skulptur zeigt eine weinende Gottesmutter Maria, die sich klagend und zu Hilfe kommend zu sieben abgetriebene Kinder hinunterbückt. Die Skulptur heißt „Notre-Dame des Innocents“ (Unsere Liebe Frau der unschuldigen Kinder).
Das Werk thematisiert den Skandal des millionenfachen Kindermordes. Kaum aufgestellt, wurde es aber bereits Gegenstand heftiger Proteste von Abtreibungsaktivisten. Auf sozialen Netzwerken liefen sie Sturm dagegen. Das „brutale“ Kunstwerk verbreite eine „schockierende“ Botschaft, so der Tenor, weshalb es „unzumutbar“ sei und sofort entfernt werden müsse.
Der Abtreibungslobbyist Le planning familial im Departement Alpes Martimes behauptete, die Kunst werde „zum Vorwand genommen, um Frauen zu beschuldigen“. Claire Moracchini, die Koordinatorin der Abtreibungsorganisation nennt die Skulptur „schlechten Geschmack“.
Die Abtreibungslobby hält dem Kunstwerk entgegen, daß „allein 2018 47.000 Frauen an den Folgen von illegaler Abtreibung“ gestorben seien, weshalb das Denkmal ein „Skandal“ sei. Eine Quelle für diese Behauptung blieb man schuldig.
Die 41,9 Millionen unschuldigen Kinder, die 2018 weltweit durch Abtreibung getötet wurden, sind den Abtreibungslobbyisten keine Erwähnung wert. Man vergißt sie einfach. Im Gegensatz zur Behauptung der Abtreibungslobbyisten ist die Quelle für die Zahl der abgetriebenen Kinder aber bekannt: Sie stammt von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die mit der Abtreibungspille (Mifegyne) chemisch getöteten Kinder sind darin noch gar nicht berücksichtigt.
Es sterben jährlich also mindestens dreimal soviel Menschen durch Abtreibung als an Krebs (8,2 Millionen), Rauchen (5 Millionen) oder AIDS (1,7 Millionen) zusammen. Zu allen drei Todesursachen gibt es jährliche vom Staat initiierte und finanzierte Informations‑, Aufklärungs‑, Abschreckungs- oder Vorbeugekampagnen sowie geldintensive wissenschaftliche und pharmazeutische Forschung. Die Abtreibung und die getöteten Kinder sind hingegen kein Thema. Sie werden totgeschwiegen.
Feministen, Abtreibungslobby und Kirchenfeinde versuchen Druck auf den Bürgermeister von Menton auszuüben, damit die Skulptur aus der Sichtbarkeit verschwindet. Bürgermeister ist seit 1989 der Republikaner Jean-Claude Guibal. Guibal vertrat seine Heimat 1997–2017 auch im Unterhaus des französischen Parlaments. Seine Ehefrau vertritt die Gegend an der französischen Riviera seit 2008 im französischen Senat, ebenfalls für die oppositionellen Les Republicains. Dem Druck beugte sich Guibal bisher nicht, schließlich ist der Garten Privatgrund.
Der Fall Menton hat noch einen weiteren Aspekt: Seit Jahren werden Christen gezwungen, sich so gut wie alles gefallen lassen zu müssen. Die Zahl blasphemischer Kunstwerke, ob mißbrauchte Kruzifixe und Marienstatuen oder gotteslästerliche Theaterstücke und Filme, ist unüberschaubar. Jeder Aufschrei von Christen beflügelt die Initiatoren eher noch. Die Freiheit der Kunst ist sofort zur Hand, um jeden Einwand abzuschmettern.
Im Fall Menton soll nicht einmal die Freiheit der Kunst Geltung haben, geschweige denn, daß eine andere Meinung als die der Abtreibungsfanatiker Sichtbarkeit erlangen soll. Die Verteidiger der „Freiheit“ werden mit einem Mal zu Zensoren.
Der Journalist Mauro Faverzani recherchierte, wer sich hinter dem Protest gegen die Skulptur Notre-Dame des Innocents verbirgt. Er fand neben der Abtreibungsorganisation Le planning familial noch die feministische Organisation Graf – Gruppe für Reflexion und feministische Aktion, aber auch die Vereinigung für die Demokratie in Nizza, eine anarchistische Gruppe, die sich für eine schrankenlose Masseneinwanderung einsetzt, sowie die Freidenker von Menton, die ein direkter politischer Arm der Freimaurerei sind. Soweit alles „alte Bekannte“.
Das Problem sind einmal mehr die Massenmedien. CNews, BFM Tv, France3 und andere berichteten über die Aufstellung der Skulptur im Tenor, gegen das Kunstwerk Stimmung zu machen.
Daphne du Barry sagt über ihr Werk:
„Ich wollte Zeugnis geben für die Schönheit des Lebens. Wie viele ungeborene Kinder hätten ein Genie sein können? Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes. Die Jungfrau weint, weil diese Kleinen nicht das Licht erblicken konnten.“
Liana Marabini, die Leiterin der Biennale für zeitgenössische Sakralkunst, deutete gegenüber FranceInfo die Skulptur:
„Sie zeigt die ungewollten Kinder. Indem die Gottesmutter sie rettet, versucht sie auch die Seelen der Eltern zu retten, die sie abgelehnt haben. Die Polemik um das Kunstwerk ist völlig haltlos. Es bleibt hier im Garten stehen. Für immer!“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana/