Nach 130 Jahren: Das Ende eines Karmels

Chile


Die unbeschuhten Karmelitinnen verlassen Agua Santa.
Die Unbeschuhten Karmelitinnen verlassen Agua Santa.

(Sant­ia­go de Chi­le) Klo­ster­schlie­ßun­gen wegen Beru­fungs­man­gels kennt man aus Euro­pa, wo das gro­ße Klo­ster­ster­ben nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil ein­setz­te. Unge­wöhn­lich ist das Phä­no­men in Latein­ame­ri­ka, das vor 40 Jah­ren als die gro­ße „Hoff­nung“ der Kir­che galt. 

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Am Diens­tag, den 16. Juli 2019 – dem Fest Unse­rer Lie­ben Frau vom Berg Kar­mel – gab das Erz­bis­tum Val­pa­rai­so in Chi­le die Schlie­ßung des Ther­sia­ni­schen Kar­mels des Hei­lig­sten Jerz Jesu und des Unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens in Viña del Mar bekannt. Die Unbe­schuh­ten Kar­me­li­tin­nen ver­las­sen nach 130 Jah­ren die Küsten­stadt am Pazi­fik, die mit 340.000 Ein­woh­nern die viert­größ­te Stadt des Lan­des ist. 

„Mit gro­ßer Trau­er sehen wir seit eini­ger Zeit, wie sich die Zahl der Schwe­stern in unse­rer Gemein­schaft ver­rin­gert hat.“

Am ver­gan­ge­nen 14. Mai ver­starb die Prio­rin des Kar­mels, Mut­ter Cri­sti­na de Maria. Die fünf ver­blie­be­nen Schwe­stern, betagt und eini­ge gesund­heit­lich ange­schla­gen, sahen sich nicht mehr in der Lage, den Kar­mel aufrechtzuerhalten. 

„Da es so weni­ge Schwe­stern sind, hat die Gemein­schaft ihre Auto­no­mie ein­ge­büßt, da es unmög­lich gewor­den ist, das brü­der­li­che und lit­ur­gi­sche Leben zu füh­ren, das die Kir­che von uns verlangt.“

Der Tod der Mut­ter Prio­rin gab den Aus­schlag. Die ver­blie­be­nen Schwe­stern sahen kei­ne Mög­lich­keit, die Wahl einer neu­en Prio­rin vorzunehmen.

„Wir wur­den von unse­rer Aso­cia­ción de Car­me­li­tas de Chi­le [Ver­band der Kar­me­li­ten Chi­les] sehr beglei­tet und unter­stützt. Mit sei­ner Hil­fe voll­zie­hen wir einen ruhi­gen und sanf­ten Pro­zeß in Rich­tung der end­gül­ti­gen Schlie­ßung des Klosters.“

„Es war eine schmerz­haf­te, aber not­wen­di­ge Entscheidung.“

Die Kar­me­li­tin­nen von Viña del Mar wer­den in ande­re Kar­mel wech­seln. Die kano­ni­sche Schlie­ßung des im Stadt­teil Agua San­ta gele­ge­nen Klo­sters „wird der Hei­li­ge Stuhl vornehmen“.

Das Klo­ster ist Eigen­tum des Kar­me­li­ten­or­dens und wird vom Vor­stand des Ver­ban­des der Kar­me­li­ten Chi­les ver­wal­tet.

„Natür­lich sind wir sehr trau­rig, die­sen Ort und Euch alle zu ver­las­sen, aber das Leben des Kar­me­li­ten spielt sich im Her­zen Chri­sti ab, und in Ihm neh­men wir die gan­ze Geschich­te, die mit die­sem Ort ver­wo­ben ist, das Leben unse­rer gelieb­ten Diö­ze­san­kir­che und die vie­len Gesich­ter und Namen mit, die nie­mals gelöscht werden.“

Im Erz­bis­tum Val­pa­rai­so gibt es noch ein Klo­ster der Unbe­schuh­ten Kar­me­li­tin­nen, den Kar­mel der Aller­hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit in Lag­unil­las. In Viña del Mar besteht seit 1903 auch ein Kar­mel des männ­li­chen Ordenszweiges.

Die Unbe­schuh­ten Kar­me­li­ten oder Kar­me­li­ten von der stren­gen Obser­vanz sind ein Reform­zweig des 1150 gegrün­de­ten Kar­me­li­ten­or­dens, der 1568 in Spa­ni­en aus einer Erneue­rungs­be­we­gung der hei­li­gen Tere­sa von Avila und von Johan­nes vom Kreuz hervorging.

Zur Kir­che in Chi­le und Lateinamerika: 

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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