
Josef Grünwidl (links) ist auf diesem Foto zusammen mit Kardinal Christoph Schönborn zu sehen. Er wird aller Voraussicht nach der nächste Erzbischof von Wien sein.
Das Schicksal scheint besiegelt: Der Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn als Erzbischof von Wien wird voraussichtlich jener sein, der derzeit bereits als Apostolischer Administrator fungiert, seitdem der Rücktritt Schönborns angenommen wurde. Es handelt sich um Josef Grünwidl.
Laut heutigen Presseberichten in Österreich hat der Apostolische Nuntius, Msgr. Pedro Lopez Quintana, am heutigen Nachmittag den Namen des Auserwählten dem Außenministerium übermittelt.
Gemäß dem Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und Österreich hat die Bundesregierung ein Vetorecht, das noch auf die Kaiserzeit zurückgeht, das jedoch seit Inkrafttreten des Abkommens niemals ausgeübt wurde. Daher wird – wie üblich – morgen zur römischen Mittagszeit der Name des neuen Erzbischofs von Wien bekanntgegeben werden, sobald er im offiziellen Tagesbulletin des vatikanischen Presseamtes veröffentlicht wird.
Josef Grünwidl wurde 1963 im niederösterreichischen Hollabrunn geboren. 1988 wurde er von Kardinal Franz König zum Priester geweiht. Er war unter anderem Diözesanjugendseelsorger. Vor allem könnte man ihn als „Zögling“ von Kardinal Schönborn bezeichnen, dessen Sekretär er von 1995 bis 1998 war. Seit 1998 ist er Pfarrer. Zudem war er von 2016 bis 2023 Vorsitzender des Wiener Priesterrats. Wenige Monate war er auch Bischofsvikar für den Süden der Erzdiözese. 2024 ernannte ihn Kardinal Schönborn zum Ehrenkanoniker des Domkapitels von St. Stephan.
In einem Interview, das er im vergangenen April der bürgerlichen Tageszeitung Die Presse gab, erklärte er zwar unmißverständlich, nicht Erzbischof von Wien werden zu wollen, sprach sich jedoch gegen den priesterlichen Zölibat aus und zeigte sich offen gegenüber dem Frauendiakonat. Kurzum, ein echter Schönborn-Zögling und der progressiven Bischofsfronde des deutschen Sprachraums.
Solche Positionen scheinen geradezu eine Voraussetzung für höhere Weihen zu sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL