
Vom 15. bis 20. September 2025 fand der XV. Internationale Kongreß der Internationalen Vereinigung der Exorzisten (AIE) im Exerzitienhaus Fraterna Domus in Sacrofano, in der Nähe von Rom, statt. Der alle zwei Jahre stattfindende Kongreß versammelte rund 300 Priester, die als Exorzisten wirken, und ihre Helfer aus allen Kontinenten.
Die AIE veröffentlichte gestern dazu eine ausführliche Pressemitteilung, aus der hervorgeht, daß die vatikanische Überarbeitung des Exorzismusrituale De exorcismis et supplicationibus quibusdam abgeschlossen wurde. Daran wirkten auch AIE-Mitglieder mit. Das derzeit noch gültige Exorzismusrituale
– erstellt im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils – war am 22. November 1998 im Auftrag von Papst Johannes Paul II. von der Gottesdienstkongregation herausgegeben worden.
Die Neuausgabe, so hieß es auf dem Exozistenkongreß, soll eine Reihe von Korrekturen enthalten. Unklar ist, ob sie auch einen Mangel beheben wird, auf den jüngst ein spanischsprachiger Exorzist im Internet aufmerksam gemacht hatte.
Das nachkonziliare Exorzismusrituale sieht keine „Benedictio olei ad effugandos daemones“ mehr vor. Es erfolgt keine Segnung des Öls zur Austreibung von Dämonen. Eine eigene Formel zur Weihe von „exorziertem Öl“ wurde weggelassen.
Dieser Mangel wurde bisher durch Rückgriff auf die im Rituale Romanum von 1962 enthaltene Segensformel ausgeglichen. Dieses ältere Rituale wurde niemals abgeschafft, und dessen Formeln zur Segnung von Sakramentalien durften von jedem Priester – ob Exorzist oder nicht – verwendet werden.
Mit der Promulgierung des Motu proprio Traditionis custodes im Juli 2021 wurde durch Papst Franziskus der Gebrauch der alten Segensformeln jedoch stark eingeschränkt. Um es genau zu sagen: Durch Traditionis custodes ist es für Priester nicht mehr möglich, die Öle für die Dämonenaustreibung zu weihen, ohne in Ungehorsam zu verfallen.
Hier die Pressemitteilung der Internationalen Exorzistenvereinigung zum Abschluß ihres XV. Kongresses.
PRESSEMITTEILUNG
XV. Internationaler Kongreß der Internationalen Vereinigung der Exorzisten
22. September 2025
Fraterna Domus – Sacrofano (Rom), 15.–20. September 2025
Vom 15. bis 20. September 2025 fand der XV. Internationale Kongreß der Internationalen Vereinigung der Exorzisten (AIE) im Exerzitienhaus „Fraterna Domus“ in Sacrofano, in der Nähe von Rom, statt. Der alle zwei Jahre stattfindende internationale AIE-Kongress, der sich mit dem nationalen Kongress abwechselt, versammelte rund 300 Priesterexorzisten und ihre Helfer aus allen Kontinenten.
Zu Beginn des Kongresses verlas P. Francesco Bamonte, stellvertretender Vorsitzender der AIE und Moderator des Kongresses, die Glückwünsche und den apostolischen Segen, die Papst Leo XIV. den Organisatoren, den Referenten und allen Teilnehmern übermittelt hatte. Der Heilige Vater dankte den Priestern, die sich dem „so sensiblen wie notwendigen Dienst des Exorzismus“ widmen, und ermutigte sie, „diesen als Dienst der Befreiung und des Trostes zu leben, indem sie jene Gläubigen begleiten, die tatsächlich vom Bösen besessen sind – durch Gebet und Anrufung der wirksamen Gegenwart Christi, damit der Herr durch das Sakramentale des Exorzismus den Sieg über Satan gewähre“.
Msgr. Karel Orlita, Vorsitzender der AIE und Exorzist der Diözese Brünn (Tschechien), hob in seinem einleitenden Grußwort die Schönheit der kirchlichen Gemeinschaft hervor, in die der Dienst des Exorzisten eingebettet ist – ein Dienst, der fest im Evangelium verwurzelt ist und über den sich die Mitglieder der Vereinigung während des Kongresses austauschten, in einer Atmosphäre des Teilens und der brüderlichen Gemeinschaft. Der Vorsitzende betonte die Bedeutung dieses Dienstes als konkretes Zeichen der Liebe der Kirche zu ihren leidenden Brüdern und Schwestern. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit dieses Dienstes, der vom Ortsbischof unterstützt und durch ständige Weiterbildung gefördert wird – Weiterbildung, die die AIE sowohl in Italien als auch im Ausland auf Einladung der Bischofskonferenzen organisiert. Msgr. Orlita erinnerte auch an die offizielle Genehmigung der neuen AIE-Statuten am 25. März 2025 durch das Dikasterium für den Klerus – ein Zeichen der Bestätigung und Ermutigung für die Mission der inzwischen über tausend Mitglieder zählenden Vereinigung.
S. E. Msgr. Aurelio García Macías, Untersekretär des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, sprach in seinem Vortrag über das überarbeitete Rituale der Exorzismen, an dessen Korrekturarbeiten Mitglieder der AIE direkt beteiligt waren. Dabei wurden zahlreiche Punkte behandelt, unter anderem: Arten außerordentlicher dämonischer Einwirkung, die Aufgabe des Exorzisten, die Bedeutung der liturgischen Zeichen sowie die Korrektur möglicher typografischer und inhaltlicher Fehler im Rituale. Alles wurde aus der Perspektive einer gemeinsamen Verbesserung des Rituale dem Bewußtsein der Zentralität Christi untergeordnet, denn in der Liturgie handelt Christus durch die Kirche, und der Exorzismus ist eine uralte liturgische Feier „in persona Christi“.
Das Thema der Begleitung leidender Gläubiger durch die Kirche, die durch ihr Leiden Anteil an den Leiden Christi nehmen, stand auch im Mittelpunkt der Predigt von S .E. Kardinal Arthur Roche, Präfekt des genannten Dikasteriums, während der Eucharistiefeier am ersten Kongreßtag.
Am Beginn des zweiten Arbeitstages erinnerte P. Francesco Bamonte an Don Gabriele Amorth, genau neun Jahre nach dessen Tod. Don Amorth war der Hauptinitiator und erste Vorsitzende der AIE. Er organisierte 1991 das erste Treffen und 1994 den ersten internationalen Kongreß. Nach diesem Gedenken folgte der Vortrag des US-amerikanischen Exorzisten P. John Szada, der zugleich Psychologe und Psychotherapeut ist. Er befaßte sich mit dem Zusammentreffen von Fachleuten der psychischen Gesundheit und dem Dämonischen. Er betonte die Komplexität der menschlichen Natur und die Notwendigkeit einer sorgfältigen Unterscheidung, die psychologische wie geistliche Symptome berücksichtigt – unter Einbeziehung moderner diagnostischer Kriterien. Dies erfordere einen offenen Geist, der voreilige Diagnosen vermeidet und den Glauben mit den Erkenntnissen der Wissenschaft verbindet.
Der brasilianische Exorzist Msgr. Rubens Miraglia Zani widmete sich in seinem Vortrag der vermeintlich „umherschweifenden Seelen“, die sich angeblich in Exorzismen manifestieren. Er warnte vor spirituellen Phänomenen, die der göttlichen Offenbarung und der kirchlichen Lehre widersprechen. Dämonische Täuschungen nutzen „spektrale Erscheinungen“, um eine korrekte Unterscheidung zu verhindern – etwa indem sie glauben machen, eine verstorbene Seele habe von jemandem Besitz ergriffen. Die spiritistische Vorstellung einer „Zwischenexistenz“ der Seele nach dem Tod, als ob das göttliche Gericht ausgesetzt sei, wurde 1979 von der Glaubenskongregation verurteilt.
Der italienische Exorzist und Kirchenrechtler P. Piermario Burgo (Erzdiözese Brindisi-Ostuni) stellte die Hauptschrift des deutschen Jesuiten Petrus Thyraeus (eigentlich Peter Dorckens, 1546–1601) vor: Daemoniaci, hoc est De obsessis a spiritibus daemoniorum hominibus (1598). Er erläuterte die dogmatischen Aspekte und phänomenologischen Perspektiven dieses ersten Exorzismus-Handbuchs der Neuzeit und schloß mit einer Analyse heutiger Ursachen dämonischer Besessenheit, wie Paktabschlüsse, Mediumismus und Zugehörigkeit zu Sekten.
Der französische Exorzist P. Jean-Baptiste Vian, Mitglied des AIE-Vorstands, eröffnete den dritten Tag mit einem Vortrag über den Voodoo-Kult und seine Erkennung in der exorzistischen Praxis. Nach einer Übersicht über diesen synkretistischen Kult afrikanischen Ursprungs, der besonders in Haiti von Nachfahren afrikanischer Sklaven gepflegt wird, dessen initiatorische Riten eng mit sozialen Gegebenheiten verknüpft sind und sogar politische Dimensionen legitimieren, stellte er die Gefahren des Voodoo dar, die sich aus rituellen Handlungen wie Magie, Anbetung, Unterwerfung und Hingabe an „Geister“ (also an Dämonen) ergeben, sogar bei Kindern. Der Exorzist ist angesichts der Leidenssituationen, die aus der Voodoo‑Praxis entstehen, auch zur Zuhörerschaft berufen, um die Betroffenen zur Barmherzigkeit und Gnade Gottes zurückzuführen.
S. E. Msgr. Guy de Kérimel, Erzbischof von Toulouse, präsentierte das Buch Protection, Délivrance, Guérison. Célébrations et prières und sagte, daß auch in Frankreich immer mehr Menschen sich an Kräfte des Okkulten wenden. Das Buch ist ein gemeinsames Projekt des französischen Exorzistenamtes und des nationalen liturgisch-sakramentalen Dienstes SNPLS. Es versteht sich als nützliches Instrument für Exorzisten und für alle Gläubigen, denen die christliche Gemeinschaft und ihr geistliches Wachstum am Herzen liegen, mit dem Ziel, der sich ausbreitenden magischen Denkweise entgegenzuwirken und sie zu bekämpfen, denn sie bringe im Volk Gottes Irrtümer hervor. Darüber hinaus ist es eingebettet in eine Perspektive der Exorzismuspastoral, die – über ihren spezifischen Dienstbereich hinaus – dazu beiträgt, den Horizont des Glaubens aufzuzeigen.
Don Marcello Lanza, Exorzist der Diözese Acerra und Koordinator der Exorzisten Kampaniens, stellte in seinem Vortrag die „phänomenologischen Aspekte in der Erfahrung des Exorzistendienstes“ dar. Der Beitrag beschäftigte sich einerseits mit der exorzistischen Praxis unter konkreter Bezugnahme auf die persönlichen Erfahrungen des Vortragenden; andererseits rahmte er die Phänomenologie, verstanden als „Theologie des Gelebten“, in einen dogmatischen und spirituellen Kontext. Auch mit dem Ziel, eine theologische Marginalisierung des des exorzistischen Dienstes zu verhindern.
Pater Benigno Palilla, Exorzist des Erzbistums Palermo und Koordinator der Exorzisten Siziliens, behandelte am vierten Tag das Thema Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben im Exorzismus und vertiefte Themen, die er selbst in einem seiner jüngsten Bücher entwickelt hat. Im Zentrum stand die Bedeutung im Unterscheidungsprozeß durch Beiträge von Fachleuten aus Medizin, Psychiatrie und Psychologie. In Zusammenarbeit mit dem Arzt Dr. Salvatore Devy Franzino, Gynäkologe und langjähriger Mitarbeiter von Fra Benigno, wurde die Tätigkeit des sogenannten „Zentrums des Zuhörens“ des Teams in Palermo vorgestellt, das durch Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Priestern und rigorose diagnostischen Kriterien gekennzeichnet ist. Natürlich gehört, wie in den Richtlinien des Exorzismusdienstes dargelegt, die moralische Gewißheit über das Vorliegen einer außerordentlichen dämonischen Handlung stets dem Exorzisten, also dem Priester.
Die Eucharistiefeier, die den Arbeiten des Vormittags folgte, wurde von seiner Eminen, Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär Seiner Heiligkeit, geleitet, der in seiner Predigt erinnerte, daß Dienst in der Kirche ein Geschenk sei, das behütet und in Demut erneuert werden müsse. Der Exorzistenpriester wirke mit diesem Geschenk, das Christus und der Kirche gehört.
P. Francesco Bamonte, Exorzist der Diözese Rom, behandelte das Thema der seelsorglichen Schäden, die durch Parapsychologie entstehen. Die menschliche Natur im allgemeinen und der menschliche Geist im besonderen seien nicht in der Lage, ihre eigenen Grenzen als Kreatur zu überschreiten. Der Mensch – so der Vortragende – könne diese Grenzen nur unter der Wirkung Gottes oder des Teufels überwinden. Die Wirkung letzterer habe stets einen zerstörerischen Zweck, auch wenn dieser nicht sofort erkennbar sei. Die Parapsychologie, so wurde ausgeführt, verfüge über keine wissenschaftliche Grundlage, sondern versuche mit ihren „rationalistischen“ Interpretationen sogenannte „paranormale“ Phänomene zu erklären. Diese Phänomene sind nichts anderes als die von Exorzisten behandelten oder in der christlichen Mystik beschriebenen. Indem man den unbegründeten Behauptungen der Parapsychologie Glauben schenkte, sei es dazu gekommen, daß mehrere Priester viele schwere Situationen ungelöst ließen, Leidende, die den Einsatz eines Exorzisten nötig gehabt hätten, im Stich ließen oder sie in manchen Fällen sogar sogenannten Paragnosten übergaben, die mitunter nur Psychologen, in anderen Fällen – wie festgestellt – sogar Medien gewesen seien. Dieses Verhalten habe in verschiedenen Ländern schwerwiegenden seelsorglichen Schaden an jenen Gläubigen angerichtet, die in außergewöhnliche Phänomene dämonischen Ursprungs verwickelt waren und die Hilfe eines Exorzismus gebraucht hätten, von dem sie ungerechterweise ausgeschlossen worden seien, weil das, was sie erlebten, rein natürlichen Ursachen zugeschrieben worden war, obwohl dem nicht so war.
Am letzten Kongreßtag sprach der mexikanische Exorzist P. Andrés Esteban López Ruiz, der sich dem Phänomen des New Age und seinen gefährlichen Auswirkungen in der postmodernen Gesellschaft widmete. Als synkretistische spirituelle Bewegung nährt sich das New Age von Theosophie, Esoterik und Neo-Gnosis, und sie bietet ein offenes Glaubenssystem, in dem der Mensch und Kosmos innerhalb einer holistischen und relativistischen Sicht verstanden werden. Deutlich zeigt sich darin die Überwindung der christlichen Moral und die daraus folgenden schädlichen Konsequenzen.
Der palermitanische Exorzist sowie Psychologe und Psychotherapeut P. Mauro Billetta wandte sich aus pastoraler und wissenschaftlicher Perspektive der Nützlichkeit der differentiellen Analyse für eine korrekte Unterscheidung zwischen Pathologien und außerordentlicher dämonischer Einwirkung zu. Das treffendste Beispiel liefert die sogenannte dämonische Obsession, deren Symptome denen von Zwangsstörungen sehr ähnlich sind. Dieser diagnostische Ansatz wird täglich in dem bereits genannten Team unter der Koordination von Fra Benigno Palilla angewandt und verbindet wohltätiges Dienen an Leidenden mit einer anthropologisch korrekten und vorurteilsfreien Sichtweise.
Den Abschlußvortrag hielt die Kriminologin Beatrice Ugolini, Beraterin des GRIS, einer Sekten-Beobachtungsstelle, über den Zusammenhang zwischen Neo-Okkultismus und künstlicher Intelligenz. Sie zeigte, wie KI neue magische Praktiken und Werkzeuge ermöglicht – von Algorithmen für Wahrsagerei bis zu neuartigen Formen der Nekromantie. Sie nannte dies eine „Magie des Chaos“, die sich von traditionellen Kategorien löst und durch Technologie neue Spielräume eröffnet.
Die abschließende Eucharistiefeier wurde von Msgr. Andrés Gabriel Ferrada Moreira, Sekretär des Klerusdikasteriums, zelebriert. Er dankte der AIE für ihren täglichen Dienst am leidenden Menschen in brüderlicher Gemeinschaft.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: AIE (Screenshot)
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