
Das kurz vor der Veröffentlichung stehende Dokument des Glaubensdikasteriums soll sich auch mit der Lehre der Miterlöserschaft Mariens befassen, die im nicht kanonisch anerkannten Marientitel als Miterlöserin verdichtet ist.
Es scheint einzutreten, was gerüchteweise bereits absehbar war. Anfang Juli hatte Kardinal Victor Manuel „Tucho“ Fernández bekanntgegeben, daß das von ihm geleitete Glaubensdikasterium ein Dokument zur Klärung einiger Aspekte der Marienverehrung vorbereitet.
Zugleich kamen Gerüchte auf, daß dieses Dokument eine kritische Stellungnahme zur Lehre der Miterlöserschaft Marien und eine Absage an den Wunsch enthalten könnte, diese Lehre von Maria als Miterlöserin zu dogmatisieren.
Diese Befürchtungen scheinen sich nun zu bestätigen. In einem Artikel des Portals The Pillar vom 19. September 2025, der sich mit zwei mutmaßlich noch von Papst Franziskus geplanten Dokumenten – einer Exhortation und einer Enzyklika – befaßt, wird auch das von Fernández angekündigte, bislang unveröffentlichte Schreiben erwähnt. Dazu heißt es:
„Es wurde gemunkelt, daß sich das Dokument sowohl mit Marienerscheinungen als auch – laut vatikanischen Quellen – mit anderen theologischen Themen wie der Lehre von der Miterlöserin befassen werde.“
Seit dem Sommer stellt sich die Frage, ob von Kardinal Fernández eine positive Stellungnahme zur Miterlösungslehre zu erwarten ist – was viele Beobachter angesichts seiner bisherigen theologischen Positionen bezweifeln.
Die Neuregelung der kirchlichen Verfahren zur Beurteilung übernatürlicher Erscheinungsphänomene geht maßgeblich auf Kardinal Fernández zurück. Zwar sieht das seit Mai 2024 gültige Dokument nun sechs Kategorien der Bewertung vor – was auf den ersten Blick sehr differenziert wirkt –, aber eine formale Anerkennung des übernatürlichen Charakters ausdrücklich nicht mehr vorsieht.
Kritiker sehen darin ein weiteres Zeichen für eine theologische Wende: Die Kirche, so der Vorwurf, habe sich unter Papst Franziskus einem weltimmanenten Rationalismus verschrieben, der übernatürliche Phänomene – abgesehen von Heiligsprechungsverfahren, ein weiterer Widerspruch – faktisch ausschließe.
Nach den neuen Normen wäre eine kirchliche Anerkennung der Echtheit der Marienerscheinungen von La Salette, Lourdes oder Fatima heute ausgeschlossen – nicht, weil sie als unglaubwürdig gelten, sondern schlicht, weil ein solches Urteil nicht mehr vorgesehen ist.
Ist das widersprüchlich? Gar absurd? Es ist bergoglianisch.
Unklar ist derzeit noch, ob das fragliche Dokument bereits bei seiner letzten Audienz von KardinalTucho Fernández mit dem Papst am 15. September 2025 approbiert wurde und derzeit nur mehr in andere Sprachen übersetzt wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
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