Eine Anmerkung von Andreas Becker
Die Kirchensteuer ist ein deutsches Spezifikum, das es in der einen oder anderen Form in allen Staaten des deutschen Sprachraums gibt. Im allgemeinen Bewußtsein ist damit aber vor allem jene Steuer gemeint, die in der Bundesrepublik Deutschland durch den Staat eingehoben und an die historischen Landeskirchen, katholisch und protestantisch, weitergegeben wird. Der Vatikan ist gerade auf der Suche nach neuen Geldquellen. Naheliegenderweise schaut man dorthin, wo das meiste Geld liegt.
Die Kirchensteuer verschafft den deutschen Bischöfen mehr Geld als anderen Mitbrüdern weltweit. Kritiker sprechen von einem „perversen“ System, da die Kirchenzugehörigkeit kirchenrechtswidrig an die Ablieferung der Steuer gekoppelt ist. Den deutschen Bischöfen wird vorgeworfen, Simonisten zu sein, die nicht wissen, wohin mit dem vielen Geld, weshalb sie erheblichen Schaden am Körper der Kirche anrichten. Sie investieren in Verlage, die pornographische und esoterische Publikationen veröffentlichen, und kaufen sich so manche Agenda, wie die des Amazonas, durch üppige Geldtransfers etwa nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien.
Mit dem deutschen Kirchensteuergeld läßt sich auch Druck in Rom ausüben, wie es schon in der Vergangenheit geschehen ist.
Und man kann sich mit dem Geld einen „Synodalen Weg“ leisten, den Papst Franziskus als „synodalen Prozeß“ in die ganze Welt exportiert. Die verschiedenen Arbeitsgruppen des „Synodalen Wegs“ haben einen ellenlangen Wunsch- und Forderungskatalog ausgearbeitet, was alles in der Kirche, in Deutschland und in der Welt, geändert werden solle. Geht es nach den kirchlichen 68ern, sollte fast kein Stein auf dem anderen bleiben. Dabei fällt auf, daß bei all den vielen Neuerungen, die angestrebt werden, niemals die Aufhebung der Kirchensteuer gefordert wird. Die Kirche soll eine „andere“ werden, aber simonistisch bleiben. Pecunia non olet. Dieses Motto haben sich die Kirchenneuerer zu eigen gemacht. Schießlich leben sie zu einem beträchtlichen Teil davon.
Nun gibt es Anzeichen, daß auch in Rom manche mit einer so sprudelnden Geldquelle liebäugeln. Andrea Tornielli, der Haus- und Hofvatikanist von Franziskus, den der Papst zum koordinierenden Chefredakteur aller vatikanischen Medien ernannt hat, führte ein Interview mit dem Jesuiten Juan Antonio Guerrero Alves, dem Präfekten des Wirtschaftssekretariats. Das Interview und Torniellis Einleitung wurden von VaticanNews in verschiedenen Sprachen veröffentlicht. Dabei wurde auch der enorme Geldverlust durch Kauf und Verkauf der Londoner Luxusimmobilien und der Rückgang des Peterspfennigs besprochen. Die Londoner Verluste werden derzeit in einem Strafverfahren verhandelt, bei dem sich Kardinal Angelo Becciu, der ehemalige Substitut des vatikanischen Staatssekretariats, vor Gericht verantworten muß. Für den Immobilienkauf nahm er vor allem Geld aus dem Peterspfennig in die Hand. Das sind aber Spenden der Gläubigen aus aller Welt, um die Zentralverwaltung der Kirche und die wohltätigen Werke des Papstes zu finanzieren. Das Immobilienfiasko, die Verluste sollen im dreistelligen Millionenbereich liegen, scheint den Gläubigen nicht entgangen zu sein. Der massive Rückgang des Peterspfennigs ist ein Signal, mit dem Gläubigen bis zu einem bestimmten Grad ihr Mißfallen zum Ausdruck bringen – dafür und wohl auch für manch anderen Punkt der päpstlichen Agenda.
P. Guerrero sagte in seinem Interview:
„Wir brauchen auf jeden Fall einen Plan zur Erhöhung der Einnahmen.“
Woher aber soll das benötigte Geld kommen? Denkt manch einer, nach deutschem Vorbild die Schafe zu melken? Zitat:
„Wir müssen die Ortskirchen stärker für die Bedürfnisse des Heiligen Stuhls sensibilisieren; die Kurie steht in ihrem Dienst und muß weitgehend von ihnen unterhalten werden. Es gibt große Unterschiede beim Engagement der verschiedenen Ortskirchen für die Unterstützung der römischen Kurie…“.
In der deutschen Übersetzung fehlt ein Satz:
„Und [wir müssen] auch die Hilfe der Gläubigen gewinnen, die den Papst in seiner Mission der Einheit in der Liebe unterstützen wollen, was schließlich die Aufgabe der Römischen Kurie ist.“
Und weiter:
„Dies sollte uns veranlassen, über andere Methoden nachzudenken, um die Gläubigen um Hilfe und Spenden zu bitten.“
Die Geschichte zeigt, daß die Gläubigen zu allen Zeiten und auch unter schwierigen Bedingungen und Entbehrungen bereit waren, für den Unterhalt von Papst, Kurie und Klerus aufzukommen. Allerdings gibt es Grenzen. Sorgt die Kirchenführung für die notwendige Reinigung von Mißständen, zeigte das Volk größere Freigiebigkeit. Damit hohe Kurialen Homo-Drogen-Partys im Vatikan feiern können, wird kein Gläubiger, nicht in Deutschland und nicht anderswo, bereit sein, etwas zu spenden. Doch die Homo-Flanke läßt Franziskus unangetastet, und das, obwohl mindestens 80 Prozent aller Fälle von sexuellem Mißbrauch durch Kleriker an Minderjährigen homosexueller Natur sind. Eine Tatsache, die von Franziskus ebenso wie von den deutschen Bischöfen ignoriert wird. Das hat seinen Grund: Franziskus räumt der Ideologie den Vorrang ein. Er weiß, daß die Homo-Lobby stark ist und derzeit stärker wird, weil sie über die Unterstützung des globalen Establishments und des Mainstream verfügt. Mit diesen will sich das amtierende Kirchenoberhaupt nicht anlegen, sondern verbünden. In allen ihnen wichtigen Anliegen gibt sich Franziskus als einer der Ihren zu erkennen. Diesem Verhalten liegen strategische Entscheidungen zugrunde, die Franziskus bereits in sein Pontifikat mitbrachte. Ihnen ordnet er unter, was zum Hindernis oder zur Störung für das übergeordnete Ziel werden könnte.
Wenn also das nötige Geld nicht hereinkommt, wie Tornielli und P. Guerrero feststellen, sind neue Quellen zu erschließen. Es ist schwer vorstellbar, daß Geld für die Römische Kurie in afrikanischen Missionsländern gesucht wird, weil „die Kurie im Dienst der Ortskirchen steht und (daher) weitgehend von ihnen unterhalten werden muß“. Das lukrativste Modell ist das bundesdeutsche Kirchensteuersystem.
Bild: VaticanNews (Screenshot)