Gendersprache – eine sprachpolitische Sackgasse

Reine Ideologie verlangt nach Zwang


Eseleien: Die Gendersprache führt in die Sackgasse, weshalb sie nach Zwang und Sprachpolizei schreit.
Eseleien: Die Gendersprache führt in die Sackgasse, weshalb sie nach Zwang und Sprachpolizei ruft.

Ein Kom­men­tar von Hubert Hecker

Anzei­ge

Kürz­lich leg­ten die füh­ren­den Ver­tre­ter der Demo­kra­ti­schen Par­tei im US-Kon­gress einen Vor­schlag für einen neu­en Sprach­ver­hal­tens­ko­dex vor. Danach sol­len alle männ­li­chen und weib­li­chen Per­so­nen­be­zeich­nun­gen in den amt­li­chen Publi­ka­tio­nen ver­bo­ten und ersetzt wer­den durch geschlechts­neu­tra­le Wör­ter. Statt Vater und Mut­ter soll nur noch der Begriff ‚Eltern­teil‘ erlaubt sein, statt Sohn und Toch­ter sind nur ‚Kind(er)‘ gestat­tet. Bru­der und Schwe­ster, Onkel und Tan­te dür­fen nicht mehr genannt wer­den, nur noch als ‚Geschwi­ster‘ und ‚Geschwi­ster des Eltern­teils‘ in Erschei­nung tre­ten. Nef­fen und Nich­ten sol­len nun ‚Schwie­ger­kind‘ hei­ßen etc. Außer­dem sol­len die geschlechts­be­zo­ge­nen Pro­no­men wie ‚er‘ und ‚sie‘ wegfallen.

Das Sprech- und Sprach­ver­bot zu Wor­ten mit männ­li­chem und weib­li­chem Geschlechts­be­zug wird damit begrün­det, dass anson­sten alle selbst­er­klär­ten „geschlecht­li­chen Iden­ti­tä­ten“ dis­kri­mi­niert wer­den wür­den. Des­halb soll die von Natur aus ein­zig mög­li­che Iden­ti­tät von Mann und Frau ver­bannt und geleug­net wer­den. Die Ankün­di­gung des Dekret-Ent­wurfs als „vor­bild­lich“ kann als Dro­hung ange­se­hen wer­den, dass die neue Kon­gress­mehr­heit der Demo­kra­ten und ihre Regie­rung die­se radi­ka­le Gen­der­sprach­po­li­tik dem gan­zen Land auf­drücken will.

Wie bor­niert die links-libe­ra­le Gen­der­po­li­tik in den US-ame­ri­ka­ni­schen Eli­ten ist, zeig­te sich beim Eröff­nungs­ge­bet zum neu­en US-Kon­gress am 3. Janu­ar 2020. Ein Pastor der Metho­dist Church aus Mis­sou­ri been­de­te sein Gebet um Frie­den im Par­la­ment mit den Wor­ten: „Im Namen des mono­the­isti­schen Got­tes, Brah­ma, und Gott, der unter vie­len Namen bei ver­schie­de­nen Glau­bens­rich­tun­gen bekannt ist. Amen and A‑woman“. Da das ursprüng­lich hebräi­sche Zustim­mungs­wort ‚Amen – so sei es‘ sich im Eng­li­schen wie ‚a man – ein Mann‘ anhört, glaub­te der Pastor ein „geschlech­ter­ge­rech­tes“ ‚a woman – eine Frau‘ hin­zu­fü­gen zu müssen.

Auch in Deutsch­land wird seit 40 Jah­ren die Gen­der-Sprach­po­li­tik vor­an­ge­trie­ben. Inzwi­schen haben eini­ge Uni­ver­si­tä­ten, Stadt­ver­wal­tun­gen und ande­re Insti­tu­tio­nen Anlei­tun­gen her­aus­ge­ge­ben, mit denen sie ihren „Mitarbeiter*innen“ die Gen­der­spra­che „emp­feh­len“, fak­tisch jedoch auf­nö­ti­gen. Auch in der EKD ist seit kur­zem das Gen­dern qua­si vorgeschrieben.

In den Publi­ka­tio­nen der katho­li­schen Kir­che ist die Gen­der­spra­che noch weit­ge­hend unge­bräuch­lich. Aber Ein­zel­per­so­nen betä­ti­gen sich als Gen­der­ak­ti­vi­sten. Dazu zäh­len Lai­en­teil­neh­mer des Syn­oda­len Wegs oder die Gast­pro­fes­so­rin Dr. Son­ja Stru­be an der Katho­li­schen Hoch­schu­le Mainz. Sie hält Semi­na­re ab gegen „Anti-Gen­der-Akti­vis­mus“ im kon­ser­va­ti­ven Bereich der Kir­che. Dort sei­en „Frau­en die bekann­te­sten Wortführer*innen“, meint Frau Stru­be in einem Inter­view der Main­zer Kir­chen­zei­tung ‚Glau­ben und Leben‘ vom 10. Janu­ar 2021.

Eine Pasto­ral­re­fe­ren­tin aus dem Bis­tum ver­wen­det in ihren Tex­ten zum Pfarr­brief die Anre­de: „Lie­be Mitchrist*innen“. Bei einem Got­tes­dienst sprach sie die ver­sam­mel­ten Gläu­bi­gen als „Lie­be Mit­christ innen“ an, also mit einer künst­li­chen Wort­in­nen­pau­se. Auf den kri­ti­schen Ein­wand, dass mit ihrer Chri­stin­nen-Anre­de die männ­li­chen Chri­sten sprach­lich aus­ge­schlos­sen wür­den, recht­fer­tig­te sie sich mit sub­jek­ti­ven Inten­tio­nen: In ihrer Anre­de mit der Gen­der­pau­se habe sie doch die lie­ben­de Per­spek­ti­ve der Inklu­si­on aus­drücken wol­len, bei der „sich jede*r (männlich/​weiblich/​divers) hier in der Gemein­de will­kom­men gehei­ßen füh­len soll“.

Was hat es mit die­ser Gen­der­stern­spra­che eigent­lich auf sich? War­um soll die Bezeich­nung ‚die Chri­sten‘ frau­en­dis­kri­mi­nie­rend sein? Wes­halb bekämp­fen Gen­der­ak­ti­vi­sten das ‚gene­ri­sche Maskulinum‘?

Zu Beant­wor­tung die­ser Fra­gen sind die Wort­bil­dungs­ge­set­ze der deut­schen Spra­che zu beach­ten. Die gro­ße Wort­klas­se der Nomi­na mit der Endung ‑er wer­den durch Sub­stan­ti­vie­rung von Ver­ben gebil­det: Aus lesen, beten, wäh­len, mie­ten etc. wer­den Leser, Beter, Wäh­ler, Mie­ter. Die Sub­stan­ti­ve ste­hen zwar im Mas­ku­li­num. Doch eben­so wie für das jewei­li­ge Han­deln ist auch bei den Han­deln­den das Geschlecht (Sexus) irrele­vant. Die Arti­kel und Nomi­na wer­den für die gesam­te Gat­tung oder Klas­se der Agie­ren­den gebraucht und mit dem latei­ni­schen Begriff Genus bezeich­net. Man spricht in die­sem Fall von gene­ri­schem Mas­ku­li­num, das geschlechts­in­dif­fe­rent Män­ner und Frau­en ein­schließt. Der Inklu­si­ons­cha­rak­ter von Gene­ra wird beson­ders deut­lich bei der Plu­ral­bil­dung: Mit den Wor­ten ‚die Leser, die Beter, die Wäh­ler, die Mie­ter‘ wer­den unter dem gene­ri­schen Femi­nin-Arti­kel weib­li­che und männ­li­che Akteu­re zusam­men­ge­fasst – etwa in den Sät­zen: ‚Die Woh­nungs­mie­ter sind Hel­ga und Gerd Wie­se‘ oder: ‚Die mei­sten Beter in Lour­des sind Frau­en‘. Auch in den Wort­ab­lei­tun­gen und Kom­po­si­ta wie Leser­schaft‚ Wäh­ler­ver­zeich­nis, Mie­ter­ver­samm­lung, Kun­den­be­ra­tung oder Kanz­ler­amt wer­den die Mas­ku­lin­wor­te gene­risch-inklu­siv verwendet.

Glei­che Bestim­mun­gen gel­ten für die mas­ku­li­nen Sub­stan­ti­ve mit den Endun­gen ‑ist (z. B. Rea­list, Christ), ‑ant (Migrant, Lie­fe­rant), ‑eur (Redak­teur) und ‑or (Lek­tor). Sie wer­den haupt­säch­lich als Gene­ra gebraucht. Die Bezeich­nun­gen Christ oder Migrant schlie­ßen Män­ner und Frau­en ein – etwa in den Wen­dun­gen: ‚Christ in der Gegen­wart‘ oder ‚Die Migran­ten von 2015 waren zu 30 Pro­zent weib­lich‘. Gleich­wohl sind sie aber auch je nach Kon­text mit Sexus­be­zug ver­wend­bar – etwa: ‚Ein Christ betrügt nie­mals sei­ne Frau‘ oder ‚Migran­ten aus Nord­afri­ka haben viel­fach ein archai­sches Frauenbild‘.

Das Fach­wort für die seman­ti­sche Geschlech­ter­va­ria­bi­li­tät heißt ‚unmar­kiert‘. Das bedeu­tet: Die Mas­ku­lin-Wor­te mit Suf­fi­xen auf ‑er, ‑ist, ‑ant etc. sind nicht auf das Merk­mal ‚männ­lich‘ fest­ge­legt. Die­ses fun­da­men­ta­le Sprach­ge­setz will der Duden neu­er­dings aus­he­beln, indem er die oben genann­ten Wort­klas­sen in Sin­gu­lar und Plu­ral als männ­lich fixiert dekre­tiert. Der gene­ri­sche Gebrauch der Wor­te Wäh­ler, Mie­ter, Christ etc., wie oben an Bei­spie­len dar­ge­stellt, soll künf­tig als regel­wid­rig ange­se­hen wer­den. Die Fol­ge wäre, dass die Begrif­fe Christ­sein, Christ­lich­keit oder Chri­sten­ver­fol­gung in ihrem Bedeu­tungs­be­zug aus­schließ­lich für Män­ner reser­viert wären. Der Ver­wirr-Duden will uns vor­schwin­deln, als wenn eine Kun­den­be­ra­te­rin nicht für weib­li­che Kun­den zustän­dig wäre, zu einer Mie­ter­ver­samm­lung Frau­en kei­ne Ein­la­dung hät­ten und im Wäh­ler­ver­zeich­nis nur Män­ner geli­stet wären. Nach der neu­en Duden-Will­kür müss­te der Plu­ral stets gegen­dert wer­den z. B. zu Leh­rer- und Leh­re­rin­nen­zim­mer oder Genos­sen- und Genos­sin­nen­schaft. Die Fol­ge die­ser Ver­um­ständ­li­chung der Spra­che führt dazu, dass es in den Reden von gen­de­r­eif­ri­gen Poli­ti­kern regel­mä­ßig zum ‚geschlech­te­run­ge­rech­ten‘ Ver­nu­scheln der weib­li­chen For­men kommt – etwa zu Genossen’n (O. Scholz) oder Soldaten’n (H. Maas).

Die­se Defi­zi­te der Gen­der­spra­che zei­gen die kom­mu­ni­ka­ti­ve Sinn­haf­tig­keit, ins­be­son­de­re im Plu­ral sowie bei Wort­zu­sam­men­set­zung und ‑modi­fi­ka­tio­nen das gene­ri­sche Mas­ku­li­num zu Aus­sa­ge und Abbil­dung von geschlech­ter­über­grei­fen­den Wirk­lich­kei­ten zu gebrau­chen. Die Kir­chen­ge­schicht­le­rin Doro­thea Wen­de­bourg plä­dier­te in der FAZ vom 18. 1. dafür, dass gera­de „wir als Frau­en das genus com­mu­ne brau­chen“, das heißt die gram­ma­ti­sche Form, in der „die Gesamt­heit der in einem Beruf, einer Funk­ti­on, einer Lebens­la­ge ver­bun­de­nen Men­schen“ ein­ge­schlos­sen sind. Sie ver­weist auf Frau­en der ehe­ma­li­gen DDR, die eman­zi­pa­to­risch-stolz auf ihre dama­li­gen Lei­stun­gen „als Inge­nieu­re, Dre­her oder Betriebs­lei­ter“ sind oder als Frau Dok­tor gear­bei­tet haben. Dage­gen sei die Rede von Inge­nieu­rin­nen- oder Ärz­tin­nen­be­ruf (mit oder ohne Gen­der­stern) sach­li­che und sprach­li­che Irre­füh­rung, als wenn jene Beru­fe geschlechts­spe­zi­fisch wären.

Im Gegen­satz zu den gene­risch-inklu­si­ven Mas­ku­lin-Nomi­na ste­hen die Wor­te mit der End­sil­be ‑in. Sie sind sprach­ge­setz­lich auf das Merk­mal femi­nin fest­ge­legt, also ‚mar­kiert‘. Die Per­so­nal­no­mi­na Lese­rin, Bete­rin, Mie­te­rin, aber auch Lie­fe­ran­tin, Redak­teu­rin, Lek­to­rin wer­den gebraucht, um eine ein­zel­ne weib­li­che Akteu­rin zu bezeich­nen. Auch in der Plu­ral­form sind unter der Anre­de ‚lie­be Chri­stin­nen‘ nur Frau­en des christ­li­chen Bekennt­nis­ses zu ver­ste­hen – etwa in einer Ver­samm­lung der katho­li­schen Frau­en­ge­mein­schaft. Des­halb wider­spricht der Satz: ‚Unter den Bete­rin­nen von Lour­des sind nur weni­ge Män­ner‘ den Geset­zen der Spra­che und der Logik. Denn unter den weib­lich mar­kier­ten ‚Bete­rin­nen‘ kön­nen nicht zugleich männ­li­che ‚Beter‘ gefasst werden.

Nach der glei­chen Sprach­re­gel ist es nicht mög­lich, das gene­ri­sche Plu­ral­wort ‚die Chri­sten‘ für die Gesamt­heit der Gläu­bi­gen in der Kir­che oder einer Gemein­de durch ‚die Christ(*)innen‘ zu erset­zen. Unter den ‚frü­hen Chri­sten‘ zähl­ten glei­cher­ma­ßen männ­li­che und weib­li­che Mär­ty­rer zu den Opfern der römi­schen Chri­sten­ver­fol­gung. Dage­gen sind mit dem Gen­der­wort Christ*innenverfolgung die männ­li­chen Chri­sten aus der ver­folg­ten Chri­sten­ge­mein­schaft aus­ge­schlos­sen. Dar­an ändert auch der Gen­der­stern nichts, denn er steht nicht für das männ­li­che Geschlecht. Ana­log sind in dem Wort Juden­ver­fol­gung Män­ner, Frau­en und Kin­der inklu­diert. Durch die Gen­der­ver­wand­lung in Jüd*innenverfolgung wer­den jüdi­sche Män­ner und Jun­gen nicht mehr als Opfer der Ver­fol­gung ange­se­hen – eine hal­be Holocaustleugnung.

Die Gen­der­ak­ti­vi­sten ver­hed­dern sich in den Wider­sprü­chen, die aus den gram­ma­ti­schen Miss­ver­ständ­nis­sen ent­ste­hen. Seit Beginn der Gen­der­de­bat­te monie­ren sie, dass beim gene­ri­schen Mas­ku­li­num Frau­en nur nach­ran­gig mit­ge­meint sei­en. In radi­ka­le­ren Kri­tik­ver­sio­nen spricht man vom (ver­meint­li­chen) Aus­schluss der Frau­en bei jenen Gene­ra. Dage­gen wird in der Gen­der­stern­spra­che genau das prak­ti­ziert, was man fälsch­lich dem gene­ri­schen Mas­ku­li­num unterstellt.

Ein wei­te­re Wider­sprüch­lich­keit besteht dar­in: Gram­ma­tisch weib­li­che Sub­stan­ti­ve wie die Per­son, Arbeits­kraft, Aus­hil­fe oder Intel­li­genz­be­stie müss­ten nach dem Anspruch der viel­be­schwo­re­nen Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit eigent­lich ver­mie­den wer­den. Denn in der Les­art der Gen­de­ri­sten wer­den mit die­sen Femi­nin­wor­ten (in Ver­ken­nung des gene­ri­schen Cha­rak­ters) bevor­zugt Frau­en ange­spro­chen und erst nach­ran­gig Män­ner mit­ge­meint. Wäh­rend sie die ana­lo­ge sprach­li­che Kon­stel­la­ti­on bei den mas­ku­li­nen Gene­ra kri­ti­sie­ren, prak­ti­zie­ren sie das glei­che Muster bei den femi­ni­nen Nomi­na, die sie sogar als Ersatz für das gene­ri­sche Mas­ku­li­num propagieren.

Im prak­ti­schen Sprach­ge­brauch wer­den die gene­ri­schen Ein­zel­wor­te intui­tiv rich­tig gebraucht, indem die Bezeich­nun­gen je nach Kon­text einen Bedeu­tungs­be­zug auf Frau­en oder Män­ner haben kön­nen – etwa bei dem Wort ‚die Nie­te‘. Unter dem Buch­ti­tel ‚Nie­ten in Nadel­strei­fen‘ wer­den eher Män­ner ver­stan­den. ‚Die Dumpf­backe‘ kann eben­so ein Mann sein wie ‚der Schelm‘ oder ‚der Scherz­keks‘ eine Frau. Dage­gen wol­len Gen­der­fe­mi­ni­stin­nen die sprach­prak­ti­sche Ein­sicht vom kon­tex­tu­el­len Bezug auf eines oder bei­de Geschlech­ter bei der unmar­kier­ten Wort­grup­pe des gene­ri­schen Mas­ku­li­nums gegen alle Evi­denz nicht wahrhaben.

Wie schon erwähnt, sind die aus Ver­ben abge­lei­te­ten Sub­stan­ti­ve auf ‑er wie Jäger, Samm­ler, Bau­er, Schrei­ber genau­so wenig geschlechts­spe­zi­fisch wie die das Han­deln beschrei­ben­den Tätig­keits­wor­te. Die Gat­tungs- oder Grup­pen­be­zeich­nun­gen kön­nen aber je nach rea­len Umstän­den auch auf das Geschlecht der Han­deln­den bezo­gen sein. Letz­te­res war in frü­he­ren Zei­ten der Fall, als die Män­ner im öffent­li­chen Raum die mei­sten Tätig­kei­ten domi­nier­ten. In die­sem Kon­text wur­den die genann­ten Nomi­na rea­li­täts­be­zo­gen fast aus­schließ­lich mit männ­li­chen Per­so­nen konnotiert.

Nach­dem seit Beginn der Neu­zeit zuneh­mend Frau­en in den ehe­mals män­ner­do­mi­nier­ten Berei­chen und Beru­fen tätig sind, kommt der immer schon gene­ri­sche Cha­rak­ter jener Wort­grup­pe zum Tra­gen: Mit dem mas­ku­li­nen Genus-Wort ‚Samm­ler‘ z. B. sind Men­schen gemeint, die etwas sam­meln, in bestimm­ten Kon­tex­ten auch jeweils Män­ner oder Frau­en – etwa in dem Satz: ‚Die Samm­ler der Alt­stein­zeit waren mei­stens Frau­en‘. Oder: ‚Die um Spen­den bit­ten­den Mäd­chen an der Haus­tür zeig­ten ihren Sammlerausweis.‘

Die For­de­rung nach ste­ti­ger gen­der­sprach­li­cher Aus­dif­fe­ren­zie­rung in ‚der*die Sammler*in‘ oder ‚Sammler*innenausweis‘ ist so über­flüs­sig wie ein Kropf. Dar­über hin­aus ent­hält die­ser Gen­der-Neu­sprech auch einen fal­schen Rea­li­täts­be­zug, als wenn es einen Tätig­keits­un­ter­schied zwi­schen männ­li­chem und weib­li­chem Sam­meln und Jagen, Schrei­ben und Stu­die­ren gäbe (sie­he auch das obi­ge Bei­spiel vom ver­meint­li­chen Ingenieur*innenstudium). Wenn der Duden uns neu­er­dings vor­schrei­ben will, dass unter Zeit­zeu­gen‘ oder ‚Laden­die­ben‘ aus­schließ­lich männ­li­che Per­so­nen zu ver­ste­hen sei­en, so ist das weder gram­ma­tisch kor­rekt noch geschlech­ter- und rea­li­täts­ge­recht. Wegen die­ser welt- und sprach­frem­den Ten­denz wird das Gen­der­sprach­pro­jekt eben­so wenig Bestand haben wie wei­land die Men­gen­leh­re an der Schule.

Zum Schluss sei­en ein paar kar­ne­val­eske Aus­wüch­se der Gen­der­stern­spra­che bei Kom­po­si­ta auf­ge­führt. Sol­che Wort­kon­struk­te wie Bürger*innenmeister*in, Ladendieb/​innenstahl oder Außenarchitekt:innen sind eben­so lächer­lich wie LKW-Füh­re­rIn­nen­haus und Außenvertreter_​innen. In der Fast­nachts­aus­ga­be des Heu­te­jour­nals möch­ten Petra Ger­ster und Claus Kle­ber ankün­di­gen, dass Chef*innenredakteur*innensprecher*innen das Ruder auf dem Narr*innenschiff ZDF übernehmen.

Die Gen­de­ri­sten haben sich in eine sprach­po­li­ti­sche Sack­gas­se verrannt.

Bild: MiL

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