
Papst Leo XIV. empfing heute vormittags Erzbischof Guido Pozzo in Audienz, den früheren Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei. Der neue Papst kündigte in dem vergangene Woche veröffentlichten ersten Gesprächsbuch „Leo XIV.: Weltbürger, Missionar des 21. Jahrhunderts“ an, er werde sich „bald, mit Vertretern des tridentinischen Ritus zusammensetzen“. Und tatsächlich befindet sich der Papst bereits mitten in Gesprächen mit Vertretern des überlieferten Ritus.
Msgr. Pozzo war unter der Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger Mitarbeiter der Römischen Glaubenskongregation. Er lehrte an der Lateranuniversität und war beigeordneter Sekretär der Internationalen Theologenkommission. Im Jahre 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, die für den überlieferten Römischen Ritus und die ihm verpflichteten Gemeinschaften verantwortlich war. Auch an den Gesprächen mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. war er im Pontifikat Benedikts XVI. beteiligt. Im Jahre 2012 ernannte ihn der deutsche Papst zum Titularerzbischof von Bagnoregio.
Msgr. Pozzo blieb Sekretär von Ecclesia Dei, bis Papst Franziskus im Jahre 2019 diese Kommission auflöste und deren Aufgabenbereich unmittelbar der Glaubenskongregation unterstellte. Mit dem Motu proprio Traditionis custodes übertrug Franziskus die Zuständigkeiten auf das Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung sowie auf das Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens.
Was das argentinische Kirchenoberhaupt als eine Art „Normalisierung“ verstand, bedeutete in Wirklichkeit eine Einebnung, da Franziskus keinerlei wirkliche Notwendigkeit für das Fortbestehen des überlieferten Ritus, altritueller Gemeinschaften und Gemeinden erkannte und auf deren Auflösung und Verschwinden hinarbeitete.
Dem damals 67jährigen Msgr. Pozzo wurde nach der Auflösung von Ecclesia Dei im Jahre 2019 die Finanzaufsicht über den Päpstlichen Chor der Sixtinischen Kapelle übertragen. Ansonsten wurde es still um den Kirchenmann. Öffentlich äußerte er sich seither nicht mehr, auch nicht zu dem Motu proprio Traditionis custodes, mit dem Franziskus einen Generalangriff gegen den überlieferten Ritus unternahm.
Inzwischen ist Erzbischof Pozzo 74 Jahre alt und für Papst Leo XIV. zweifellos ein dem Heiligen Stuhl loyal ergebener und in Fragen der Tradition und des überlieferten Ritus kompetenter Ansprechpartner.
Nachdem Papst Leo XIV. bereits Kardinal Robert Sarah und Kardinal Raymond Burke empfangen hatte, setzte er heute mit der Audienz für Erzbischof Guido Pozzo seine Gespräche mit Kirchenmännern fort, die in engem Zusammenhang mit dem überlieferten Ritus stehen.
Die „Gelegenheiten“, von denen Leo XIV. im Interview mit Elise Ann Allen (Crux) sprach, das Grundlage des eingangs erwähnten Gesprächsbuches ist, schafft er sich selbst, indem er ausgewählte Kirchenmänner zu sich ruft. Zur chronologischen Einordnung:
- Am 10. und 30. Juli findet das Interview von Elise Ann Allen mit Leo XIV. statt.
- Am 22. August empfängt Leo XIV. Kardinal Raymond Burke in Audienz.
- Am 8. September wird bekannt, daß bei der Wallfahrt der Tradition Ad Petri Sedem am 25. Oktober im Petersdom wieder ein Pontifikalamt im überlieferten Ritus zelebriert werden darf. Zelebrant wird Kardinal Raymond Burke sein.
- Am 22. September empfängt Leo XIV. Kardinal Robert Sarah in Audienz.
- Am 18. September wird das Gesprächsbuch „Leo XIV.: Weltbürger, Missionar des 21. Jahrhunderts“ in Peru in spanischer Ausgabe veröffentlicht. Die Aussage von Leo XIV., Vertreter des überlieferten Ritus treffen zu wollen, wird publik.
- Am 26. September empfängt Leo XIV. Erzbischof Guido Pozzo in Audienz.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
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