Absage an die „Miterlöserin“?

Neues Dokument des Vatikans zur Marienverehrung


In stiller Erhabenheit thront Michelangelos Pietà im Petersdom als ergreifendes Zeugnis von Schmerz, Liebe und göttlicher Schönheit. Erscheint sie auch als stille Miterlöserin – ihr Schmerz als teilnehmende Hingabe, ihr Schweigen als Echo des Erlösungsgeheimnisses?
In stiller Erhabenheit thront Michelangelos Pietà im Petersdom als ergreifendes Zeugnis von Schmerz, Liebe und göttlicher Schönheit. Erscheint sie auch als stille Miterlöserin – ihr Schmerz als teilnehmende Hingabe, ihr Schweigen als Echo des Erlösungsgeheimnisses?

Das kurz vor der Ver­öf­fent­li­chung ste­hen­de Doku­ment des Glau­bens­dik­aste­ri­ums soll sich auch mit der Leh­re der Mit­erlö­ser­schaft Mari­ens befas­sen, die im nicht kano­nisch aner­kann­ten Mari­en­ti­tel als Mit­erlö­se­rin ver­dich­tet ist.

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Es scheint ein­zu­tre­ten, was gerüch­te­wei­se bereits abseh­bar war. Anfang Juli hat­te Kar­di­nal Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez bekannt­ge­ge­ben, daß das von ihm gelei­te­te Glau­bens­dik­aste­ri­um ein Doku­ment zur Klä­rung eini­ger Aspek­te der Mari­en­ver­eh­rung vorbereitet.

Zugleich kamen Gerüch­te auf, daß die­ses Doku­ment eine kri­ti­sche Stel­lung­nah­me zur Leh­re der Mit­erlö­ser­schaft Mari­en und eine Absa­ge an den Wunsch ent­hal­ten könn­te, die­se Leh­re von Maria als Mit­erlö­se­rin zu dog­ma­ti­sie­ren.

Die­se Befürch­tun­gen schei­nen sich nun zu bestä­ti­gen. In einem Arti­kel des Por­tals The Pil­lar vom 19. Sep­tem­ber 2025, der sich mit zwei mut­maß­lich noch von Papst Fran­zis­kus geplan­ten Doku­men­ten – einer Exhorta­ti­on und einer Enzy­kli­ka – befaßt, wird auch das von Fernán­dez ange­kün­dig­te, bis­lang unver­öf­fent­lich­te Schrei­ben erwähnt. Dazu heißt es:

„Es wur­de gemun­kelt, daß sich das Doku­ment sowohl mit Mari­en­er­schei­nun­gen als auch – laut vati­ka­ni­schen Quel­len – mit ande­ren theo­lo­gi­schen The­men wie der Leh­re von der Mit­erlö­se­rin befas­sen werde.“

Seit dem Som­mer stellt sich die Fra­ge, ob von Kar­di­nal Fernán­dez eine posi­ti­ve Stel­lung­nah­me zur Mit­er­lö­sungs­leh­re zu erwar­ten ist – was vie­le Beob­ach­ter ange­sichts sei­ner bis­he­ri­gen theo­lo­gi­schen Posi­tio­nen bezweifeln.

Die Neu­re­ge­lung der kirch­li­chen Ver­fah­ren zur Beur­tei­lung über­na­tür­li­cher Erschei­nungs­phä­no­me­ne geht maß­geb­lich auf Kar­di­nal Fernán­dez zurück. Zwar sieht das seit Mai 2024 gül­ti­ge Doku­ment nun sechs Kate­go­rien der Bewer­tung vor – was auf den ersten Blick sehr dif­fe­ren­ziert wirkt –, aber eine for­ma­le Aner­ken­nung des über­na­tür­li­chen Cha­rak­ters aus­drück­lich nicht mehr vorsieht.

Kri­ti­ker sehen dar­in ein wei­te­res Zei­chen für eine theo­lo­gi­sche Wen­de: Die Kir­che, so der Vor­wurf, habe sich unter Papst Fran­zis­kus einem welt­im­ma­nen­ten Ratio­na­lis­mus ver­schrie­ben, der über­na­tür­li­che Phä­no­me­ne – abge­se­hen von Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren, ein wei­te­rer Wider­spruch – fak­tisch ausschließe.

Nach den neu­en Nor­men wäre eine kirch­li­che Aner­ken­nung der Echt­heit der Mari­en­er­schei­nun­gen von La Salet­te, Lour­des oder Fati­ma heu­te aus­ge­schlos­sen – nicht, weil sie als unglaub­wür­dig gel­ten, son­dern schlicht, weil ein sol­ches Urteil nicht mehr vor­ge­se­hen ist.
Ist das wider­sprüch­lich? Gar absurd? Es ist bergoglianisch.

Unklar ist der­zeit noch, ob das frag­li­che Doku­ment bereits bei sei­ner letz­ten Audi­enz von Kar­di­nal­Tu­cho Fernán­dez mit dem Papst am 15. Sep­tem­ber 2025 appro­biert wur­de und der­zeit nur mehr in ande­re Spra­chen über­setzt wird.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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